Premieren, Premieren: Hybrid-Liga, dritter Spieltag

Rustam Kasimdzhanov hatte sich sein Debüt im „Millennium Hybrid Masters“ wahrscheinlich einfacher vorgestellt. Aber es hatte sich ja schon angedeutet, dass die Schachfreunde Berlin in der Spitzenbegegnung des dritten Spieltags großmeisterliche Geschütze auffahren würden, um gegen den einstigen FIDE-Weltmeister Zählbares zu holen. Und das gelang.

Marco Baldauf. | Foto: Schachbundesliga

Marco Baldauf mit seinen gut 2500 Elo war in Berlin angetreten, um dem in Hannover für die Niedersachsenauswahl spielenden „Kasim“ das Leben und vor allem die Partie schwer zu machen. Ausgangs einer geschlossenen katalanischen Eröffnung war es tatsächlich Baldauf, der die Kontrolle übernahm. Anfangs operierte er auf mehr Raum, dann kam in Form eines Bauern Zählbares dazu.

Vielleicht kam Kasimdzhanov mit dem ungewohnten Setting ohne Gegner gegenüber nicht zurecht? Vielleicht war er doch nicht bis in die Spitzen seiner verbliebenen Haare motiviert, handelte es sich doch um einen freundschaftlichen Vergleich? Vielleicht spielte aber auch einfach nur Marco Baldauf eine sehr starke Partie? Vielleicht von all dem ein bisschen?

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Dritter Spieltag in Hannover, Bremen und Berlin (im Uhrzeigersinn).

Allemal war Kasimdzhanov nicht gewillt, eine „Null“ zum Mannschaftsergebnis beizutragen. Der rheinländische Usbeke biss sich rein, bastelte an einer Festung und sollte schließlich mit einem halben Punkt davonkommen – den die Niedersachsen bitter nötig hatten, um ihrerseits mit Zählbarem davonzukommen.

https://youtu.be/k96rOtd5TqQ
Wie Rustam Kasimdzhanov sich gegen Marco Baldauf eine Festung baute.

2:2 hieß es im Duell der Landesauswahl gegen den Bundesligisten, der neben Baldauf mit Rainer Polzin einen zweiten Großmeister an die Bretter geschickt hatte. Für die Liga ein Top-Ergebnis: Während ein Sieg hüben wie drüben schon eine Vorentscheidung um die Meisterschaft bedeutet hätte, bleibt es jetzt spannend. Berlin und Niedersachsen bleiben gemeinsam in Front.

Kastellaun und Pattonville haben ihren Mannschaftskampf um eine Woche verlegt.

Das Duell unter Großmeistern am ersten Brett des Spitzenkampfs markierte eine Premiere in der jungen Geschichte der Liga. Und es sollte weitere Premieren geben. Erstmals ging es pünktlich los … naja, fast. Um 18.36 Uhr begannen die Partien – sechs Minuten Verspätung, das ist schon deutlich besser als bei den Auftaktrunden. Nach und nach spielen sich die Dinge ein. Noch eine Premiere: Erstmals übertrug das Schachfernsehen live von der Hybrid-Liga. Dank dafür nach Niedersachsen!

Aline Rath und Schachbox-Erfinder Iepe Rubingh (Foto: Alex Fichte)

Und wer nun glaubt, hier ende die Geschichte der Liga-Premieren, der liegt falsch. Nicht nur war mit Rustam Kasimdzhanov diesmal ein ehemaliger Weltmeister mit von der Partie, obendrein spielte eine ehemalige Weltmeisterin mit. Allerdings Weltmeisterin in einer Nebendisziplin, dem Schachboxen, wo Alina Rath vor zwei Jahren den Titel holte.

Nun saß die schlagkräftige Schachmeisterin in der Hybridliga für den TSV Mariendorf am elektronischen Turnierbrett – und hatte nicht vor, FM Olaf Steffens (Werder Bremen) als Sandsack zu dienen. Im Gegenteil, Rath teilte in einem verwickelten Mittelspiel manchen Punch aus, und während des für die Berlinerin günstigen Endspiels schien, als könne sich der angeschlagen in den Seilen hängende Steffens nicht mehr lange halten können.

Aber wie das halt so ist beim Schach und beim Boxen: Egal, was vorher war, ein K.o. entscheidet. Und den setzte der Bremer, der geschickt darauf gelauert hatte, den weißen König doch noch auf die Bretter zu schicken.

Am Ende trennten sich auch Bremen/Bremerhaven und Berlin friedlich 2:2. Während die Bremer die oberen beiden Bretter für sich entschieden, punkteten unten die Berliner, bei denen Hybrid-Schiedsrichter Bernhard Riess erstmals als Spieler in Erscheinung trat – noch eine erfolgreiche Premiere.

Alle Infos/Tabelle/Ergebnisse auf der Liga-Seite.

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