Rustam Kasimdzhanov hatte sich sein Debüt im „Millennium Hybrid Masters“ wahrscheinlich einfacher vorgestellt. Aber es hatte sich ja schon angedeutet, dass die Schachfreunde Berlin in der Spitzenbegegnung des dritten Spieltags großmeisterliche Geschütze auffahren würden, um gegen den einstigen FIDE-Weltmeister Zählbares zu holen. Und das gelang.
Vielleicht kam Kasimdzhanov mit dem ungewohnten Setting ohne Gegner gegenüber nicht zurecht? Vielleicht war er doch nicht bis in die Spitzen seiner verbliebenen Haare motiviert, handelte es sich doch um einen freundschaftlichen Vergleich? Vielleicht spielte aber auch einfach nur Marco Baldauf eine sehr starke Partie? Vielleicht von all dem ein bisschen?
Allemal war Kasimdzhanov nicht gewillt, eine „Null“ zum Mannschaftsergebnis beizutragen. Der rheinländische Usbeke biss sich rein, bastelte an einer Festung und sollte schließlich mit einem halben Punkt davonkommen – den die Niedersachsen bitter nötig hatten, um ihrerseits mit Zählbarem davonzukommen.
2:2 hieß es im Duell der Landesauswahl gegen den Bundesligisten, der neben Baldauf mit Rainer Polzin einen zweiten Großmeister an die Bretter geschickt hatte. Für die Liga ein Top-Ergebnis: Während ein Sieg hüben wie drüben schon eine Vorentscheidung um die Meisterschaft bedeutet hätte, bleibt es jetzt spannend. Berlin und Niedersachsen bleiben gemeinsam in Front.
Das Duell unter Großmeistern am ersten Brett des Spitzenkampfs markierte eine Premiere in der jungen Geschichte der Liga. Und es sollte weitere Premieren geben. Erstmals ging es pünktlich los … naja, fast. Um 18.36 Uhr begannen die Partien – sechs Minuten Verspätung, das ist schon deutlich besser als bei den Auftaktrunden. Nach und nach spielen sich die Dinge ein. Noch eine Premiere: Erstmals übertrug das Schachfernsehen live von der Hybrid-Liga. Dank dafür nach Niedersachsen!
Nun saß die schlagkräftige Schachmeisterin in der Hybridliga für den TSV Mariendorf am elektronischen Turnierbrett – und hatte nicht vor, FM Olaf Steffens (Werder Bremen) als Sandsack zu dienen. Im Gegenteil, Rath teilte in einem verwickelten Mittelspiel manchen Punch aus, und während des für die Berlinerin günstigen Endspiels schien, als könne sich der angeschlagen in den Seilen hängende Steffens nicht mehr lange halten können.
Aber wie das halt so ist beim Schach und beim Boxen: Egal, was vorher war, ein K.o. entscheidet. Und den setzte der Bremer, der geschickt darauf gelauert hatte, den weißen König doch noch auf die Bretter zu schicken.
Am Ende trennten sich auch Bremen/Bremerhaven und Berlin friedlich 2:2. Während die Bremer die oberen beiden Bretter für sich entschieden, punkteten unten die Berliner, bei denen Hybrid-Schiedsrichter Bernhard Riess erstmals als Spieler in Erscheinung trat – noch eine erfolgreiche Premiere.
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