Bundesliga: Glück Auf bleibt unten / Zentrale Runde am 27./28. April in Hannover

Die Bundesligasaison 2023/24 ist fast beendet, aber jetzt erst steht fest, dass der SV Glückauf Rüdersdorf nicht Teil der Bundesliga wird. Der Verein aus dem Berliner Umland hat versucht, seinen Aufstieg aus der Zweitligasaison 22/23 auf dem Rechtsweg zu erzwingen. Das Landgericht Potsdam hat nach Informationen dieser Seite jetzt den Antrag des Clubs auf einstweilige Verfügung zurückgewiesen. Weder bestehe ein Verfügungsanspruch noch ein Verfügungsgrund. Der Club muss die Kosten des Verfahrens tragen.

Obwohl der SV Glück Auf Rüdersdorf 2022/23 Zweitligameister war, darf der Club nicht Bundesliga spielen. Die Zweitligasaison 2023/24 haben die Rüdersdorfer als Sechster der zweiten Liga Nord beendet und sind damt in der Relegation um den Klassenerhalt gelandet. Aufgestiegen ist der FC St. Pauli. | Foto: Stefan Spiegel/SC Viernheim

Der SV Glückauf hatte die Nordgruppe der zweiten Bundesliga 22/23 mit 13:5 Punkten gewonnen. Eigentlich wäre Rüdersdorf aufgestiegen, stattdessen stieg der Drittplatzierte HSK Lister Turm aus Hannover auf (der Zweitplatzierte Hamburger SK II durfte als zweite Mannschaft nicht aufsteigen).

Rüdersdorf habe trotz Aufforderung Abgabefristen versäumt, und das in einem Maße, dass eine Ausnahme- oder Kulanzregelung nicht mehr möglich gewesen sei, sagte Bundesliga-Präsident Markus Schäfer zu Beginn des Verfahrens auf Anfrage dieser Seite. SV-Glückauf-Geschäftsführer Jörg Zähler sah den Fall anders. Ein erstes Schreiben der Bundesliga habe er zwar nicht bekommen und insofern nicht reagieren können, aber danach alles auf den Weg gebracht. Mehrfach habe er telefonisch erklärt, das Aufstiegsrecht wahrnehmen zu wollen, sich erkundigt, was zu tun sei. Er sei jeweils vertröstet worden.

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Mit einer zentralen Doppelrunde in Hannover endet am Samstag und Sonntag, 27. und 28. April, die Bundesligasaison 2023/24. Sieben Mannschaften sind an den letzten beiden Spieltagen der Serie beim HSK Lister Turm zu Gast, darunter der designierte Deutsche Meister SC Viernheim. Den Südhessen kann ein Punkt aus den letzten beiden Matches zum Titelgewinn reichen, mit zweien wären sie sicher Meister. Auch der spannende Abstiegskampf wird in Hannover toben. Fünf Teams sind gefährdet, drei davon (Remagen, Dresden und Heimbach-Weis-Neuwies) ringen in Niedersachsen um den Klassenerhalt.

Im Toto-Lotto-Sportsaal in der Akademie des Sports (Ferdinand-Wilhelm-Fricke-Weg 10, Hannover) beginnen die Partien am Samstag um 14, am Sonntag um 10 Uhr. Tagestickets zum Preis von fünf Euro gibt es am Eingang. Zuschauer haben Zutritt zum Spielsaal, wo sie voraussichtlich um die 50 Großmeister aus nächster Nähe erleben.

Verpflegung wird im Foyer angeboten. Dort erwartet die Gäste für die Dauer der Partien an beiden Tagen zumindest ein weiterer Großmeister. Ilja Zaragatski wird für den YouTube-Kanal des SC Viernheim sowie fürs Publikum in Hannover live kommentieren, voraussichtlich assistiert von einer ganzen Reihe großmeisterlicher Gäste, die nach dem Ende ihrer Partien das Geschehen auf den Brettern erläutern.

Ilja Zaragatskis Zusammenfassung des Matches seiner Viernheimer am 13. Spieltag, als sich der Spitzenreiter gegen den Tabellenletzten HSK Lister Turm arg schwer tat.

Zu ihrem (vorläufigen?) Abschied aus der höchsten deutschen Spielklasse machen die Hannoveraner in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Schachverband ihre Landeshauptstadt für zwei Tage zur deutschen Schachhauptstadt. Ein Teil der internationalen wie der nationalen Elite des Denksports wird erwartet. Um nicht kurz vor der Zielgeraden die Meisterschaft zu verspielen, wird der SC Viernheim auch an den letzten beiden Spieltagen eine Reihe von Supergroßmeistern an die Bretter bringen. Gegen den Tabellendritten SV Werder Bremen und den Tabellenfünften SK Kirchweyhe erwarten den Spitzenreiter schwierige Matches.

Möglich ist sogar, dass der kommende WM-Herausforderer in Hannover spielt. Die Voraussetzung dafür ist, dass a) Hikaru Nakamura das Kandidatenturnier in Toronto gewinnt und b) kurz danach in den Flieger nach Hannover steigt, um auf der anderen Seite des Atlantiks die Viernheimer zu unterstützen. Im Februar zur dreitägigen zentralen Runde in Viernheim hatte die Anwesenheit des US-Großmeisters ein nie dagewesenes Publikums- wie Medieninteresse ausgelöst.

Möglich, dass Hikaru Nakamura am kommenden Wochenende in Hannover spielt, auch möglich, dass er als frisch gekürter WM-Herausforderer 2024 nach Deutschland kommt. Zwei Runden vor Schluss teilt sich Nakamura beim Kandidatenturnier die Führung mit Ian Nepomniachtchi und Gukesh. Einen halben Punkt dahinter lauert Fabiano Caruana.

Nakamura ist bei weitem nicht der einzige Bundesligaspieler in Toronto, der vor dem 14. und 15. Spieltag den Atlantik überqueren müsste. Während sein Sekundant Niclas Huschenbeth für den in Kiel spielenden FC Bayern antreten könnte, stehen Nepomniachtchi-Sekundant Jan Gustafsson (Deizisau) und Abasov-Sekundant Shakhriyar Mamedyarov vor der Frage, ob sie es nach Hannover schaffen. Mamedyarov hat bislang alle 13 Matches der Saison für Viernheim bestritten. Nijat Abasov wiederum könnte sich in Mülheim-Nord einfinden, wo Aufsteiger SC Ötigheim den Klassenerhalt feiern wird.

Nicht nur in Reihen des SCV finden sich zahlreiche Extrakönner, die in Hannover spielen werden. Vier der Top-Fünf-Teams der stärksten Liga der Welt treten in Hannover an, neben Bremen und Kirchweyhe auch die viertplatzierten SF Deizisau mit den Nationalspielern Matthias Blübaum und Dmitrij Kollars. Letzterer hat dank seines starken Abschneidens beim Grenke-Open in der Eloliste (live) jetzt Matthias Blübaum überholt. Für Kollars, neue deutsche Nummer zwei, und alle anderen (potenziellen) Nationalspieler, Dennis Wagner aus Viernheim etwa, gilt es, kurz vor der Nominierung der Nationalmannschaft für die Schacholympiade im September weiter Elo zu sammeln.

Dmitrij Kollars (rechts). neue deutsche Nummer zwei, gegen Dennes Abel, der am kommenden Wochenende seine womöglich letzten Bundesligapartien für den HSK Lister Turm bestreiten wird. Als Leistungsträger beim Tabellenletzten war Abel zwischenzeitlich auf Kurs, die Saison 2023/24 mit einer GM-Norm zu krönen, aber dafür wird es doch nicht ganz reichen. | Foto: Ina Gottschall/USV TU Dresden

Spannender als der fast entschiedene Kampf um die Meisterschaft ist der gegen den Abstieg. Lister Turm und die Münchner Akademie stehen als die ersten beiden von vier Absteigern fest. Der SC Remagen-Sinzig, Tabellenplatz 14 mit 6 Punkten, hat noch eine theoretische Chance auf den Klassenerhalt.

Um die praktische Chance, nicht auf Abstiegsplatz 13 zu landen, kämpfen vier Teams, darunter der SC Heimbach-Weis-Neuwies und USV TU Dresden mit der ehemaligen deutschen Nummer eins Liviu Dieter Nisipeanu. Beide sind in Hannover mit von der Partie. Gut möglich, dass die Abstiegsfrage im direkten Duell Heimbach vs. Dresden am letzten Spieltag geklärt wird.

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Uwe Böhm
Uwe Böhm
13 Tage zuvor

Warum soll im Fall Rüdersdorf etwas feststehen? Laut Satzung der Schachbundesliga ist im Fall von Streitigkeiten zunächst einmal ein Schiedsgericht zuständig und keine ordentlichen Gerichte. Deshalb ist es ja zunächst mal kein Wunder, dass sich das Landgericht Potsdam das ganz einfach macht. Im Fall Kirchweyhe war es ja im letzten Jahr nicht anders. Da hatte das Landgericht Berlin auch eine einstweilige Verfügung zurückgewiesen. Am Ende hat aber das Schiedsgericht Kirchweyhe Recht gegeben. Es dürften ja so einige Vereine Unterlagen bez. der Kommunikation zwischen Rüdersdorf und der Schachbundesliga zur Meldung zur Schachbundesliga gesehen haben. Danach sieht es nämlich so aus, dass… Weiterlesen »

Brigitte Große-Honebrink
Brigitte Große-Honebrink
11 Tage zuvor

Rüdersdorf hat knapp die Klasse gehalten (siehe Bildunterschrift)? Soweit wir informiert sind, müssen sie in die Relegation.

Ekpah
Ekpah
10 Tage zuvor

Wann weíß man denn, welche Großmeister in Hannover dabei sind? Welche Meldefristen gibt es da?