SF Augsburg oder Bayern München? Zweitligist gesucht

Nachtrag, 21. Juli: Das Bundesturniergericht hat entschieden. Der FC Bayern II bleibt Zweit-, die SF Augsburg Drittligist.

Vor zwei Monaten sollte in Stichkämpfen zwischen Ober- und Zweitligisten die Entscheidung darüber fallen, wer in den zwei Staffeln der zweiten Bundesliga 2024/25 spielt. Für die zweite Liga Nord hat das funktioniert, für die zweite Liga Süd nicht. FC Bayern München II oder SF Augsburg? Knapp acht Wochen und zwei Proteste später ist die Antwort auf diese Frage offen. Kurz bevor die Vereine ihre Kader melden müssen, wird jetzt das Bundesturniergericht entscheiden.

Die nach langen Debatten 2022 vom DSB-Kongress beschlossene Reform der zweiten Ligen machte die Stichkämpfe nötig, um zu bestimmen, wer in den ab der kommenden Saison zwei statt vier Staffeln mitspielen darf. Statt wie bisher 40 gibt es künftig 24 Zweitligisten. Einer der zwölf Plätze in der zweiten Liga Süd sollte im Match zwischen den SF Augsburg, Sieger der Oberliga Bayern, und dem FCB II, Sechster der zweiten Liga Ost, vergeben werden.

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Der Vergleich endete 4:4. Die Brettwertung sprach für Augsburg, Jürgen Kohlstädt nicht. Der zentrale Leiter der Schachbundesligen wertete den Kampf 8:0 für die Bayern. Begründung: „Einsatz eines nicht spielberechtigten Spielers“.

Damit war der Festschmaus für Freunde von Schachverwaltungsdelikatessen angerichtet. „Nicht spielberechtigt“ bezieht sich auf FM Thomas Brückner, der in der vergangenen Saison für zwei Vereine Oberliga gespielt hat: die Stuttgarter SF (Oberliga Württemberg) und die SF Augsburg (Oberliga Bayern). Möglich war das aufgrund einer bayerischen Sonderregel, die passiven Vereinsmitgliedern das Mitwirken in bayerischen Mannschaftskämpfen erlaubt.

Als Württemberger bayerischer Meister werden – das geht.

Aber können wirklich bayerische Besonderheiten für Zweitliga-Stichkämpfe unter DSB-Obhut gelten? Andererseits gab es für die Stichkämpfe eine Ausschreibung, in der steht: „Bei den Relegationskämpfen können alle Spieler, die die Vereine zu Beginn der Saison 2023- 2024 gemeldet haben, eingesetzt werden.“ Was ist davon zu halten, dass diese Ausschreibung in ihrer letzten Form erst nach Beginn der Stichkämpfe veröffentlicht wurde?

An Fachleuten für die Bestimmungen in den mehr als 20 Ordnungswerken des DSB und deren ungezählte Pendants in den Ländern fehlt es dem organisierten Schach nicht. Dem Vernehmen nach war in den vergangenen Wochen eine ganze Reihe speziell süddeutscher Turnierordnungs- und -ausschreibungsexperten mit diesem vertrackten Fall befasst. Derweil überboten sich die Schachfreunde im Forum und in der Kommentarspalte dieser Seite mit Einschätzungen der Sachlage.

Sicher ist nur dies: Die Schachfreunde Augsburg haben gegen die 0:8-Wertung Protest eingelegt. Diesem Protest hat Bundesturnierdirektor Michael Rütten stattgegeben. Damit stand es wieder 4:4, Wertungssieg für Augsburg. Gegen diese Entscheidung wiederum habe der FC Bayern München Widerspruch beim Bundesturniergericht eingelegt, teilt Rütten auf Anfrage mit. Nach Informationen dieser Seite haben Augsburg und der FC Bayern bis zum 10. Juli Zeit, dem Bundesturniergericht ihre Sicht der Dinge darzustellen. Danach soll eine Entscheidung fallen.

Der Saisonauftakt in der zweiten Liga ist für den 6. Oktober angesetzt.

So sehen Zweitligisten aus: Die Mannschaft des SC Kreuzberg weiß seit ihren überraschenden Stichkampfsiegen über Rüdersdorf und Kirchweyhe II vor acht Wochen, dass sie aufgestiegen ist. | Foto: Christian Syré
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Kommentierender
Kommentierender
23 Tage zuvor

Die Relegation ist in Absatz H-2.15 der DSB-TO geregelt, das ist Teil des Abschnittes H-2, der mit “2. Schach-Bundesliga” überschrieben ist. Die Relegation gehört somit zur 2. Bundesliga, und die durch Einsätze in der 1. Mannschaft festgespielten Stammspieler von Solingen II waren in der Relegation nicht spielberechtigt. Allerdings hat keiner der Solinger Gegner in der Relegation protestiert. Ein Geschmäckle bekommt die Sache dadurch, dass unter den festgespielten Solingern auch der amtierende Präsident des Schachbundesliga e.V. ist, zu dessen vierköpfigem Vorstand auch Herr Kohlstädt gehört. Es sieht so aus, als habe dieser durch seine nachträglich “modifizierte” Ausschreibung (die erst nach Beginn… Weiterlesen »

Kommentierender
Kommentierender
11 Tage zuvor

Nach Lektüre des Urteils stellt sich aus meiner Sicht die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass der Herr Bundesturnierdirektor – offensichtlich gegen das eindeutige Votum des Herrn Bundesrechtsberaters – zunächst pro Augsburg entschieden hatte. War er der Meinung, die Rechtslage besser beurteilen zu können als der Rechtsanwalt und Volljurist? So ist – für beide Vereine – bei der Planung für die neue Saison viel wertvolle Zeit verstrichen.

Uwe Böhm
Uwe Böhm
24 Tage zuvor

Informationen des Leiters der Bundesligen zur Durchführung von Stichkämpfen müssen verlässlich sein. Es ist zudem völlig klar, dass die Ausschreibung in der Form gilt, die vor der Veranstaltung bekannt gegeben wurde. Das ist die endgültige Fassung. Das kann überhaupt keine spätere sein. Einwände hat offenbar kein beteiligter Verein erhoben. Die Schreiben von Jürgen Kohlstädt haben einen Makel. Die enthalten so gut wie nie ein Datum. Das kann man sich auf der Homepage der zweiten Bundesliga bei den dort eingestellten Schreiben anschauen. Exemplarisch ist z.B. die Ausschreibung für die nächste Saison, die am 6.6.2024 auf der Homepage der zweiten Bundesliga eingestellt… Weiterlesen »

Uwe Böhm
Uwe Böhm
10 Tage zuvor

Die Argumentation in der Entscheidung ist völlig unstimmig. Einerseits soll im Zweifelsfall die Turnierordnung, aber ein paar Sätze später wird das dann ausgehebelt. Da steht dann: “Der zitierte Absatz der Ausschreibung ordnet lediglich an, dass bei Vorliegen der Voraussetzungen von Tz. H-2.11 Satz 2 („Festspielen“) die für die 2. Schach-Bundesliga eintretenden Rechtsfolgen nicht auch zugleich für die anschließende Relegation gelten.” Die Festspielregelung aus der Turnierordnung sollte dann also per Anordnung außer Kraft gesetzt werden können. Wenn die Regelung nicht für die Stichkämpfe hätte gelten sollen, dann wäre das ja in der Turnierordnung auszuführen gewesen.. Natürlich hätte man das auch in… Weiterlesen »

Schachbazi
Schachbazi
23 Tage zuvor

Nachdem der DSB in Kooperation mit dem Bundesliga e.V. sich mal wieder mit Ruhm und Glory übertrumpft haben ist, die Problemlösung einfach. Beide steigen in die 2. Buli auf bzw. bleiben in der 2.Buli. Diese wird auf 13 Teams aufgebohrt eventuell auch auf 14 vielleicht möchte ja noch wer 2. Buli spielen. Die Mehrkosten übernehmen die Verantwortlichen des DSB, welche für das Drama verantwortlich sind aus deren privaten Portokassen und alle sind glücklich.

Ingo Althöfer
Ingo Althöfer
24 Tage zuvor

In der Tat eine verworrene Situation.

Ein pragmatischer Bidding-Vorschlag: Jede der Mannschaften Bayern-2 und Augsberg schreibt geheim auf, wieviel ihnen das Startrecht in der 2. BuLi wert ist. Dann bekommt die Mannschaft mit dem höheren Gebot das Startrecht. Der von ihr gesetzte Betrag geht an die andere Mannschaft. Bei gleicher Gebotshöhe wird eine Mümze geworfen. Der Gewinner zahlt den Betrag an das andere Team.

Ingo Althöfer.