RTU-Open Riga: Pajeken mit GM-Norm, Heinemann mit IM-Norm

Jakob Leon Pajeken und Josefine Heinemann haben das traditionelle RTU-Open in Riga jeweils mit einer Norm abgeschlossen. Pajeken schaffte seine erste Großmeisternorm, Heinemann ihre erste IM-Norm. Als nominelle Nummer 36 gestartet, beendete Pajeken den Wettbewerb mit 7 Punkten aus 9 Partien nach Wertung auf dem zweiten Platz des 280-köpfigen Feldes, das um einen Preisfonds von 20.000 Euro kämpfte

Beide Deutschen standen in der letzten Runde unter Druck. Pajeken, mit 6/7 gestartet, hatte in der achten Runde gegen den litauischen GM Tomas Laurusas (Elo 2571) verloren. Nun brauchte er zum Abschluss einen Weißsieg über den indischen GM Iniyan (Elo 2547), um die Norm zu schaffen. Der wiederum musste gewinnen, um im Abschlussklassement in den oberen Preisrängen zu stehen.

Pajekens Schlussrundensieg auf Bestellung gegen einen 2550-GM.

Beide zettelten ein scharfes sizilianisches Gefecht an, in dem es lange aussah, als habe Pajeken gute Chancen, als Erster zum gegnerischen König durchzubrechen. Dem Inder gelang es zwar, den Königsflügel geschlossen halten, aber nach einer Reihe beiderseitiger Ungenauigkeien bewies Pajeken perfektes Timing, um umzudisponieren. Kaum war sein Angriff abgewehrt, überführte er die Partie in ein günstiges Endspiel, in dem Iniyans Läuferpaar wenig gegen die dominanten weißen Springer zu bestellen hatte. Dank dieses Endspielsiegs schraubte der 20-Jährige seine Turnierperformance auf 2622. Mit einem Eloplus von gut 24 Punkten kehrt er heim nach Kiel.

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Dass Pajeken, Elo 2416, IM seit 2019, großmeisterliche Leistungen abrufen kann, ist keine Sensation. Schon im Mai 2023 schloss er die GM-Gruppe des Kronborg Chess Opens in Dänemark mit einer 2600+-Performance ab. Aber unter seinen Gegnern waren nur zwei GM statt der für eine Norm erforderlichen drei. Diesmal müsste die Norm regulär sein.

Josefine Heinemann durfte in der letzten Runde nicht verlieren, um sich die IM-Norm zu sichern – und das mit Schwarz und einer Elodifferenz von mehr als 200 Punkten. Aber was nominell wie eine schwierige Aufgabe aussah, ließ Heinemann auf dem Brett leicht aussehen. Schon ausgangs der katalanischen Eröffnung war der französische GM Paul Velten gezwungen, im Trüben nach Kompensation für seinen geopferten Bauern zu fischen.

Der beiderseitige Bedenkzeitverbrauch bestätigte die komfortable schwarze Lage. Über die Partie hinweg verwaltete Heinemann ein substanzielles Bedenkzeitplus. Und sie ließ nichts anbrennen. Die Partie, die sie unter anderen Umständen auf Gewinn weitergespielt hätte, endete in einer Zugwiederholung.

Josefine Heinemann berichtet von ihrer ersten IM-Norm.

Heinemann ging ungeschlagen durch ein Turnier, das eine ihrer Stärken spiegelt: die Reichweite nach oben. Gegen Eloriesen nicht zu verlieren, fällt Heinemann leichter, als gegen Elozwerge konsequent Chancen zu nutzen. Auch für Heinemann ist es nicht neu, IM-Leistungen zu spielen, auch wenn es bislang knapp nie zur Norm gereicht hatte.

Nach dem Elosinkflug der jüngsten Vergangenheit ist der Erfolg in Lettland ein Ausrufezeichen, das der gefühlten deutschen Nummer drei für die bevorstehende Schacholympiade Mut machen wird. Und der sich in der kommenden Eloliste niederschlagen wird. Heinemann hat in Riga fast 50 Elo gewonnen. In der Abschlusstabelle belegt sie mit 6 Punkten Rang 32, als zweitbeste Frau einen halben Zähler hinter Eline Roebers. In ihrem Blog berichtet Josefina Heinemann aus Riga.

GM Nikolas Theodorou (Griechenland, 2619) wurde mit 7,5 Punkten ungeschlagen als alleiniger Sieger. Er sicherte sich den ersten Preis von 3.000 Euro.

(Titelfoto: Claudia Matisone/RTU-Open)

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Kommentator
Kommentator
23 Tage zuvor

“Dass Pajeken, Elo 2416, IM seit 2019, großmeisterliche Leistungen abrufen kann, ist keine Sensation. Schon im Mai 2023 schloss er die GM-Gruppe des Kronborg Chess Opens in Dänemark mit einer 2600+-Performance ab. Aber unter seinen Gegnern waren nur zwei GM statt der für eine Norm erforderlichen drei.”
Und ich dachte immer, dass der DSB sich ohne Ansehen der Person grundsätzlich dafür einsetzt, auch solche Ergebnisse als GM-Norm werten zu lassen…
(Kleine Anmerkung am Rande: Wenn Jakob Pajeken in Riga die 8. Runde nicht verloren hätte, wäre sein letzter Gegner IM Ilamparthi gewesen, so dass erneut ein GM gefehlt hätte.)

Michael
Michael
25 Tage zuvor

Einmal mehr:
Vielen, vielen Dank für einen schönen Bericht!
(Und falls es Frau Heinemann oder Herr Pajeken lesen: herzlichen Glückwunsch!!)

Peter Ax
Peter Ax
20 Tage zuvor

danke für den schönen Bericht !

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[…] sorgte Lokalmatador und Teamchef-Sohn Jakob Leon Pajeken mit einer GM-Norm für Aufsehen. Marius Fromm; Marius Deuer und einige weitere Hochbegabte sind Teil des Kieler Kaders. Sie werden […]