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Elisabeth Pähtz

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Schacholympiade - Unsere Teams für Budapest: Elisabeth Pähtz

16. August 2024

DSB/Frank Hoppe

Wenn das Brett brennt – spricht Elisabeth Pähtz von Wohlfühlklima

GM Elisabeth Pähtz sagte mal, sie möge es, „wenn das Brett brennt“. Man müsse sich das dann so vorstellen: „Man begibt sich auf eine siebenspurige Straße, wo aus allen Richtungen ein Auto kommt. Ich fühle mich in solchen Situationen auf dem Schachbrett sehr wohl und habe dann immer noch – obwohl es total chaotisch ist – einen guten Überblick." Wer die Katastrophe so bändigt, wenn andere verzweifelt zum Feuerlöscher greifen, der gibt auch auf der Autobahn des Erfolges seit Jahrzehnten so richtig Gas. Wahrlich keine Neuigkeit, aber doch immer mal wieder eine Erwähnung wert: Elisabeth Pähtz, Elo 2455, ist die erfolgreichste und populärste deutsche Schachspielerin.

Und so ist für die vom Erfolg verwöhnte auch kein großes Thema, was derzeit einige Medien umtreibt. Dass sie bei den Dortmunder Schachtagen auf IM Dinara Wagner trifft – und viele dieses auch aktuell wieder sehr enge Duell zum Kampf um die deutsche Nummer eins hochjazzen. Elisabeth Pähtz lächelt die Berichte weg – und findet die Diskussion, wer jetzt gerade ein paar Elo-Punkte mehr oder weniger hat, schlichtweg: eher albern. Wen wundert`s? Der Platz an der Sonne ist für sie bereits Gewohnheit. Dass sie ihn im Juli mal für einen Monat an Dinara Wagner verloren hatte – für die gebürtige Erfurterin und heutige Wahl-Brandenburgerin, mit Wohnsitz am Pätzer See (irgendwie passend) nicht mehr als eine Randnotiz.

Elisabeth Pähtz ist nicht nur weltweit das Gesicht für das deutsche Frauenschach – sie ist Profi durch und durch, meinungsstark und ehrlich. „Wer den vorletzten Fehler macht, gewinnt", so heißt ihre Biografie. In unserem Video-Porträtgespräch wird sie zwar nicht nach Geld oder Liebe gefragt – aber nach Geld oder Freizeit. Und auch da bleibt sie authentisch. Dem sportlichen – und somit beruflichen - Erfolg wird eben alles untergeordnet. Und das galt für den Spross einer Schachfamilie bereits früh.

GM Thomas und Elisabeth Pähtz

Ingrid Schulz
GM Thomas und Elisabeth Pähtz

Ohne ihren Vater GM Thomas Pähtz, sagt sie, wäre sie heute keine Schachspielerin. „Mein Vater, der mich seit dem fünften Lebensjahr kontinuierlich trainiert hat, ist maßgeblich an meinen heutigen Erfolgen beteiligt. Er hat in den frühen 1990er Jahren seine eigene Schachkarriere für meinen Bruder Thomas und mich aufgegeben und war von da an unser ständiger Begleiter bei Turnieren und internationalen Wettkämpfen“, schreibt sie auf ihrer wirklich sehenswerten Homepage. Gesang, Klavier und Fremdsprachen (sie hat eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin absolviert) seien „stets nur ein Hobby“ geblieben – und Schach ihr Leben.

Im Alter von neun Jahren gewann sie in der Altersklasse U11 weiblich 1994 ihre erste Deutsche Meisterschaft. Ein Jahr später wurde sie Vize-Europameisterin der Altersklasse U10 weiblich und U10-Vize-Weltmeisterin. Bereits 2002 wurde sie Jugend-Weltmeisterin, 2005 Junioren-Weltmeisterin. In den Jahren 2001, 2013 und 2016] wurde Elisabeth Pähtz Deutsche Frauen-Blitzmeisterin. 2018 wurde sie Europameisterin im Schnellschach und Vize-Europameisterin im Blitzschach, 2019 Dritte bei den Europameisterschaften der Frauen.

Die Großmeisterin der Frauen (WGM) erhielt 2022 auch den GM-Titel. Als erste und bisher einzige deutsche Frau. Und doch ist ihr Erfolgshunger noch nicht gestillt. In die weltweite Top Ten der Frauen wolle sie kommen. „Das ist mein Traum.“ Derzeit ist es Rang 24.

Einst 1994 die jüngste Spielerin, die jemals in der Bundesliga der Frauen aktiv war, wagte sie auch mehrfach den Schritt in europäische Ligen, natürlich auch nahezu überall mit beachtlicher Titel-Ausbeute: Großbritannien, Luxemburg, Belgien, Österreich, Frankreich…

Elisabeth Pähtz gehörte erstmals bei der Schacholympiade 1998 zur Frauen-Nationalmannschaft und hat seitdem an allen zwölf Olympiaden teilgenommen. War sie einst die jüngste Spielerin im Team, ist sie heute mit 39 Jahren die älteste. Das sei bisweilen gewöhnungsbedürftig, räumt sie jetzt ein – aber habe auch seinen Reiz und sporne sie auch an. Sie ist unbestritten der Kopf der Mannschaft – und auch vor der Olympiade sehr ehrgeizig. Mehr als Platz zehn beim letzten Mal darf es gerne sein. Kurzum: Möge das Brett in Budapest wieder brennen…

Steckbrief

Elisabeth Pähtz

chess.com/Maria Jemeljanowa
Elisabeth Pähtz

Elisabeth Pähtz gab bereits mit 13 Jahren ihr Debüt in der Frauen-Nationalmannschaft. Im Juli 1998 spielte sie in Dresden in einem Länderkampf gegen England. Dabei besiegte sie auch zweimal Ingrid Lauterbach, die seit Mai 2023 Präsidentin des Deutschen Schachbundes ist. Zwei Monate später gehörte Elisabeth bereits zum Aufgebot bei der Schacholympiade in Elista, wo sie allerdings viel Lehrgeld zahlte. Doch sie ließ sich davon nicht umwerfen. 1999 war sie 14-jährig mit Elo 2276 bei der Frauen-Europameisterschaft in Batumi dabei und schon deutlich erfolgreicher. Von da an war sie ein fester Bestandteil im Kader der deutschen Frauenauswahl.

Mit insgesamt 267 Auswahleinsätzen liegt sie in der Rangliste der deutschen Schachspieler mit den meisten Partien auf Platz drei und wird den zweitplatzierten Lothar Schmid (1928-2013; 271 Partien) bald überholen. Wolfgang Unzicker (1925-2006) ist mit 384 Einsätzen allerdings wohl unerreichbar.

Alter:39
Verein:SK Johanneum Eppendorf
Titel:Großmeister
Elo:2455
DWZ:2473
A-Länderspiele:261 (+104 =111 -46), seit 1998
Jugend-Länderspiele:6 (+4 =2 -0), 2001
Wikipedia:Elisabeth Pähtz
Homepage:elisabeth-paehtz.de
Soziale Netzwerke:   

Deutsche Meisterschaft nur, wenn das Preisgeld dem der Männer angeglichen wird:

Zusammenfassung (AI):

Elisabeth Pähtz steht kurz vor ihrer Teilnahme an der Schacholympiade 2024 in Budapest und blickt auf eine beeindruckende Karriere zurück, die bereits 1998 begann. In einem Interview reflektiert sie über ihre bisherigen Erfolge, darunter ihre Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft 2016, die sie als einen ihrer größten Erfolge ansieht. Pähtz betont dabei ihre Vorliebe für Schnellschach und Blitzschach, da diese Disziplinen ihrer Meinung nach „die angenehmeren Kategorien“ sind und weniger Eröffnungsvorbereitung erfordern.

Mit zwölf Teilnahmen an der Schacholympiade ist sie eine der erfahrensten Spielerinnen im deutschen Team, wobei sie inzwischen die älteste im Kader ist. Sie zeigt sich erfreut über den Generationenwechsel im deutschen Schach und ist zuversichtlich, dass die jüngeren Spielerinnen in Zukunft in ihre Fußstapfen treten werden.

Eine besondere Herausforderung stellt das bevorstehende Duell gegen Dinara dar, das nur wenige Tage vor der Olympiade stattfindet. Pähtz gibt zu, dass sie die Teilnahme an diesem Match mittlerweile bereut, da sie befürchtet, dass es sich negativ auf ihre Leistung bei der Olympiade auswirken könnte.

Ein zentrales Thema für Pähtz ist auch die Gleichberechtigung im Schach, insbesondere die ungleiche Preisgeldverteilung zwischen Männern und Frauen bei Turnieren wie dem German Masters. Sie hat sich entschieden, unter diesen Bedingungen nicht mehr anzutreten, bis eine Angleichung der Preisgelder erfolgt.

Auf die Frage, was sie ohne Schach gemacht hätte, erwähnt Pähtz ihre Leidenschaft für Sport und Vorträge im Bereich Motivationscoaching. Eine Karriere als Fremdsprachenkorrespondentin oder Sängerin hätte sie sich ebenfalls vorstellen können.

In Bezug auf zukünftige Ziele gibt Pähtz an, dass sie immer noch davon träumt, einen Weltmeisterschaftstitel im Schnellschach zu gewinnen, inspiriert durch den Erfolg von Anastasia Bodnaruk. Sie räumt sich selbst eine „10 bis 20 %“-Chance ein, dieses Ziel zu erreichen, und hat diesen Traum noch nicht aufgegeben.

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