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WM-Vierte Lilian Schirmbeck

Schachbeobachter Henning Geibel teilt mit:

Liebe Schachfreunde und -freundinnen!
 
Bei der jetzt beendeten Jugend-WM im georgischen Batumi am Schwarzen Meer haben sich sage und schreibe 459 Spieler und Spielerinnen aus aller Welt beteiligt. Es ist schon erstaunlich, dass sich so viele Kinder und Jugendliche - offenbar in Begleitung ihrer Eltern oder als offizielle Delegation - auf den Weg in ein ziemlich entlegenes Land machen, nur um dort ein paar schnelle Partien zu spielen. Allerdings folgt auch noch die WM im Blitz-Schach.
 
Aus Deutschland war eine einzige (!!) Spielerin dabei, nämlich die 10jährige Lilian Schirmbeck vom Schachklub Halle/Westfalen. Sie ist derzeit die Jahrgangsbeste in Deutschland und weist mit einer Normal-ELO-Zahl von 1661 eine für ihr Alter bereits beträchtliche Spielstärke auf.
 
Sie war in ihrer Gruppe U10w an 2. Stelle unter 28 Teilnehmerinnen gesetzt und landete schließlich auf dem undankbaren 4. Platz:
 
 
Trotzdem ein schöner Erfolg für ein junges Mädchen, das sicher noch nicht oft bei einem solchen Großereignis dabei war!
 
Der DSB und die Deutsche Schachjugend haben wahrscheinlich weder genügend Geld noch genügend Interesse, um eine solche WM mit einer offiziellen Delegation zu beschicken.
 
Schöne Sommergrüße
 
Euer Henning
 
Lily war gerade erst bei der Deutschen Jugendmeisterschaft Christof Sielecki aufgefallen:
 
 
Unlängst war schon ihre Heimatzeitung, das Haller Kreisblatt, auf das Talent aufmerksam geworden (hinter der Bezahlschranke):
 
 
 

Platz 4 bei einer Rapid WM und Platz 7 bei den Deutschen U10w Meisterschaften ist eine starke Leistung. Aber der Begriff "Jahrgangsbeste" wird den Umständen nicht so ganz gerecht, dass zur Zeit doch ein paar deutsche U10w Mädels noch einen Ticken stärker sind.

Dann sollte man vielleicht lieber die Umstände besser erforschen und die ELO- und DWZ-Zahlen sowie Spielleistungen und Spielentwickelungen der vermeintlichen deutschen Mädchen vergleichen. Fakt ist, dass Lilian Schirmbeck seit einem halben Jahr in U10w mit einem deutlichen Abstand führt und der 7. Platz an der Deutschen Jugendeinzelmeisterschaft ändert auch nichts daran. Es gibt momentan kein einziges deutsches Mädchen in U10w, welches besser wäre als sie. Nur die Ukrainerinnnen sind vergleichbar gut. Weiter so, Lilian!

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Erstmal vorweg: Wenn ein Lokalblättchen "local Heroes" über den Klee lobt, ist das ihr gutes Recht und mir eigentlich auch egal, aber die Aussage "Jahrgangsbeste" impliziert halt ein "die anderen Mädels sind nicht so gut" und das kann man halt dann einfach auch nicht unwidersprochen stehen lassen, insbesondere wenn die Fakten eine andere Sprache sprechen.

Ich verfolge die jeweils Klassenbesten der verschiedenen Altersklassen eigentlich recht intensiv, darauf basierend hätte ich sie bei der DJEM auf Platz 4 getippt (was im Übrigen ja auch eine gute Leistung ist), wobei drei Mädels (und nein, nicht nur Ukrainerinnen) die ich stärker eingeschätzt hatte, dann auch tatsächlich weiter vorne gelandet sind. Daran ändert auch eine vorherige Führung in der DWZ Rangliste nichts, dafür ist die Turniervergangenheit der Spieler einfach nicht vergleichbar (ich sehe bei ihr übrigens sehr viele ländliche Turniere mit einem hohen Altersdurchschnitt und weniger Turniere die mehr jüngere, unterbewertetere Spieler anlockt). Die DJEM ist eigentlich sehr aussagekräftig. 11 Partien, ein Turnier und alle haben die gleichen logistischen Voraussetzungen (ja es macht bei Turnieren auch oft viel aus, ob jemand täglich anfährt, ohne Betreuer da ist, mit Eltern im Dreierzimmer logiert, etc). Klar, natürlich kann man immer sagen "war nicht in Form", "Schlachtenglück hat gefehlt", aber die drei Niederlagen war aber auch dreimal klar überspielt und bei mindestens einer Partie auch das von mir vorher erwartete Ergebnis. Ich werfe jetzt einfach mal die Aussage "Lara Tischlinger ist zur Zeit die stärkste deutsche U10 Spielerin" in den Raum (unabhängig davon ob ich es tatsächlich so sehe). 2 Punkte mehr, direkter Vergleich gewonnen und auch gegen das stärkere Gegnerfeld (nämlich alle vier von der Setzliste 1-4) gespielt. Zwar war ihr Abschneiden für mich überraschend (obgleich ich sie stärker als die Setzlistenplatzierung eingeschätzt habe), aber du wirst wenig objektive Punkte finden, die diese These schwächer aussehen lässt als deine.
Zusammengefasst: Sie ist für ihr Alter eine gute Schachspielerin, aber es gibt meines Erachtens, und ich versichere, diese Meinung habe ich nicht exklusiv, zur Zeit mindestens drei bessere.