Fritz Baumbach (1935-2025)
Zitat von Conrad Schormann am 30. Januar 2022, 10:54 UhrDr. rer. nat., Patentanwalt. Und denkbar erfolgreich im Schach, speziell im Fernschach. Ein 15-minütiger Beitrag über Fritz Baumbach:
https://youtu.be/_Dyvr_JaQsI
Dr. rer. nat., Patentanwalt. Und denkbar erfolgreich im Schach, speziell im Fernschach. Ein 15-minütiger Beitrag über Fritz Baumbach:
Zitat von Conrad Schormann am 5. Mai 2025, 16:55 UhrFritz Baumbach – Der letzte Medaillengewinner der DDR
„Das war schon eine kuriose Sache“, sagt Fritz Baumbach jetzt im DSB-Gespräch über die Fernschach-Olympiade, bei der die DDR fünf Jahre nach ihrem Ende 1995 Bronze gewann – ihre letzte internationale Medaille. Mit fast 90 Jahren steht Baumbach, Fernschach-Weltmeister von 1988, heute wieder im Rampenlicht: Beim DSB-Nestorenturnier in Undeloh gewann er mit sechs Punkten aus sieben Runden.
Baumbach, promovierter Patentingenieur aus Berlin, prägte das Fernschach über Jahrzehnte. Als Präsident des Deutschen Fernschachbundes organisierte er 1995 sogar eine Medaillenübergabe in Magdeburg – mit Teilnehmern aus Großbritannien, der Ex-Sowjetunion und der Ex-DDR. Sein Trabant diente als standesgemäßes Shuttle.
Mit dem Siegeszug des Computers verlor Baumbach die Freude am Fernschach: „Ich habe alles mit Geisteskraft gemacht, doch manche Spieler hielten sich nicht an den Ehrenkodex.“ Heute spielt er am Brett – regelmäßig, aber altersbedingt mit Rollstuhl. Im Kopf sei er „noch topfit“.
Baumbach war nie unumstritten: Als Präsident des Fernschachbundes erhielt er das Bundesverdienstkreuz, sorgte aber später mit einer abfälligen Aussage über hörgeschädigte Menschen für Kritik. Doch seine Rolle in der Schachgeschichte bleibt einzigartig – als Spieler, Organisator und letzter Medaillengewinner eines untergegangenen Staates.
Teil der DDR-Medaillenmannschaft war seinerzeit auch Heinrich Burger, der davon in diesem Beitrag berichtet:
Fritz Baumbach – Der letzte Medaillengewinner der DDR
„Das war schon eine kuriose Sache“, sagt Fritz Baumbach jetzt im DSB-Gespräch über die Fernschach-Olympiade, bei der die DDR fünf Jahre nach ihrem Ende 1995 Bronze gewann – ihre letzte internationale Medaille. Mit fast 90 Jahren steht Baumbach, Fernschach-Weltmeister von 1988, heute wieder im Rampenlicht: Beim DSB-Nestorenturnier in Undeloh gewann er mit sechs Punkten aus sieben Runden.
Baumbach, promovierter Patentingenieur aus Berlin, prägte das Fernschach über Jahrzehnte. Als Präsident des Deutschen Fernschachbundes organisierte er 1995 sogar eine Medaillenübergabe in Magdeburg – mit Teilnehmern aus Großbritannien, der Ex-Sowjetunion und der Ex-DDR. Sein Trabant diente als standesgemäßes Shuttle.
Mit dem Siegeszug des Computers verlor Baumbach die Freude am Fernschach: „Ich habe alles mit Geisteskraft gemacht, doch manche Spieler hielten sich nicht an den Ehrenkodex.“ Heute spielt er am Brett – regelmäßig, aber altersbedingt mit Rollstuhl. Im Kopf sei er „noch topfit“.
Baumbach war nie unumstritten: Als Präsident des Fernschachbundes erhielt er das Bundesverdienstkreuz, sorgte aber später mit einer abfälligen Aussage über hörgeschädigte Menschen für Kritik. Doch seine Rolle in der Schachgeschichte bleibt einzigartig – als Spieler, Organisator und letzter Medaillengewinner eines untergegangenen Staates.
Teil der DDR-Medaillenmannschaft war seinerzeit auch Heinrich Burger, der davon in diesem Beitrag berichtet:
Zitat von Conrad Schormann am 5. Mai 2025, 17:28 UhrFritz Baumbach ist am 24. April 2025 im Alter von 89 Jahren in einem Berliner Krankenhaus gestorben. Der ehemalige Weltmeister im Fernschach, langjährige Präsident des Deutschen Fernschachbundes und DDR-Einzelmeister von 1970 hinterlässt fünf Kinder, zahllose Freunde – und ein Leben, das auf fast jeder Ebene mit Schach verbunden war.
Fritz Baumbach. | Foto: Frank Hoppe/DSB
Er war Weltmeister, Patentanwalt, Trainer, Funktionär, DDR-Meister, Fernschach-Legende, Simultanspieler, Anekdotenerzähler – und ein Mensch mit Format. „Schach war meine Leidenschaft, meine Liebe, mein Leben“, sagte er einmal. Bis zum Schluss hielt er daran fest.
Geboren wurde Fritz Baumbach am 8. September 1935 in Weimar. Seine Kindheit endete früh. Der Vater fiel im Krieg, das elterliche Gut wurde enteignet. Mit Mutter und Bruder zog er nach Gera-Untermhaus, wo er als Teenager Schach lernte – von einem Nachbarsjungen. Mit 13 Jahren fing es an. Es hörte nie auf.
https://twitter.com/JustChessSports/status/1700025365568053425
Sein erstes Schachbuch war der „Dufresne“. Bald kannte er es auswendig. In der Kirche wurde er konfirmiert, im Klub von Karl Gebauer trainiert. Auf dem Partieformular stand oft ein Satz in Steno: „Was droht?“ – eine Mahnung fürs Leben. Fritz Baumbach wurde besser, stärker, konstanter. 1953 wurde er DDR-Jugendmannschaftsmeister, mit einer Berliner Jugendmannschaft, zu der auch Werner Golz, Bodo Starck und Olaf Thal gehörten. Er war 17.
Der "Dufresne", vielfach überarbeitet, benannt nach seinem ursprünglichen Autor Jean Dufresne
Dann die Promotion in Chemie, der Weg zum Patentanwalt. Wissenschaft, Analyse – dem Schach verwandt. Trotzdem ließ ihn das Brett nie los. 1970, 35 Jahre alt, wurde er DDR-Einzelmeister. Eine Sensation, wie es damals hieß. „Er ist kein Himmelsstürmer“, schrieb die Schachzeitung, „doch er spielt sachlich, nüchtern und zweckmäßig.“ Seine beste Partie in Siegen 1970: ein Remis gegen Wassili Smyslow. Mit Schwarz.
Schon da liebte er das Fernschach. Der Rhythmus gefiel ihm. Die Tiefe. Die Pflicht zur Genauigkeit. 1988 wurde er Weltmeister. Später sagte er: „Staaten kommen und gehen – das Schach bleibt.“ Es war sein trockener Kommentar zu einer der seltsamsten Episoden der Schachgeschichte: Bronze für die nicht mehr existierende DDR – bei einer Fernschach-Olympiade, die Jahre nach dem Mauerfall zu Ende ging. Sein Mitspieler Heinrich Burger hat davon im Gespräch mit dieser Seite berichtet:
https://perlenvombodensee.de/2020/11/15/auferstanden-aus-ruinen-als-guenther-jauch-die-ddr-fahne-hissen-liess/
WerbungAuch nach dem größten Erfolg blieb Fritz Baumbach dem Schach treu. Er spielte Turniere, trainierte Nationalteams, leitete Verbände, schrieb Bücher. 37 Mal trat er für die DDR-Auswahl an. Drei Mal bei der Studenten-WM, einmal bei der Olympiade in Siegen, dazu viele Länderkämpfe. 20 Jahre lang betreute er als Trainer die gehörlose Nationalmannschaft. 1974 wurde sie Vizeweltmeister.
Das Fernschach ließ ihn nie los. 1973 wurde er Großmeister, 1982 Vizeweltmeister, 1988 Weltmeister. Noch 1995 saß er im DDR-Team, das sich – fünf Jahre nach der Wiedervereinigung – Bronze bei der Olympiade sicherte. Es war die letzte Medaille der DDR überhaupt. Bei der Siegerehrung in Magdeburg holte Fritz Baumbach die englischen Gäste persönlich mit dem Trabant ab.
https://youtu.be/9NSfoD7bD6s
Als Präsident des Deutschen Fernschachbundes prägte er das Spiel über viele Jahre. Er modernisierte den Verband, kümmerte sich um Turniere, Öffentlichkeitsarbeit, Nachwuchs. Von 1995 bis 1999 war er zudem Generalsekretär des Weltfernschachbundes ICCF. Fünf Olympiamedaillen gewann er insgesamt – zwei in der DDR, drei im wiedervereinigten Deutschland.
Baumbachs kleines, feines Taktik-Buch, verfasst mit seinem Freund und Wegbegleiter Wolfgang Thormann
Die Computerzeit konnte er nie ganz akzeptieren. „Ich habe immer alles mit Geisteskraft gemacht“, sagte er, „aber mancher Spieler hatte diesen Ehrenkodex nicht.“ Als die Maschinen die Kreativität ersetzten, verlor er das Interesse. Doch er blieb dem Schach verbunden. Spielte weiter. Im Klub. Auf Turnieren. Bis fast 90. Sein letzter großer Sieg: 6 aus 7 beim Nestorenturnier 2025.
Neben dem Brett war er ein stiller Mentor. Ein kluger Beobachter. Ein Freund mit trockenem Humor. „Mein Geist ist noch topfit“, sagte er kurz vor seinem Tod. Nur die Beine, die machten nicht mehr so recht mit.
Am 24. April 2025 starb Fritz Baumbach in Berlin. Ein paar Tage vorher hatte er noch im Kino gesessen, mit seiner Tochter, und den letzten Applaus seines Lebens bekommen. Dazu Paul Werner Wagner in seinem Nachruf auf Chessbase:
"Drei Tage nach seinem Sieg beim 3. Nestorenturnier in Undeloh in der Lüneburger Heide besuchte Fritz mit seiner Tochter, der Schauspielerin Friederike Pöschel, den Filmclubabend im Kino Toni in Berlin-Weißensee. Es wurde der DEFA-Spielfilm „Kindheit“ aus dem Jahr 1987 gezeigt, bei dem seine Tochter als Kind mitgewirkt hatte. Ich begrüßte Fritz herzlich und er flüsterte mir seinen gerade errungenen Sieg ins Ohr. Bei meiner Publikumsbegrüßung gratulierte ich Fritz im Namen aller Anwesenden. Was im Schach nicht oft passiert, er bekam einen Riesenapplaus. Es war sein letzter."
Quellen:
https://de.chessbase.com/post/fritz-baumbach-verstorben
https://www.schachbund.de/news/fritz-baumbach-2.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_BaumbachNachruf von Carsten Schmidt beim Berliner Schachverband:
https://www.berlinerschachverband.de/entry/fritz-baumbach-ein-nachruf-von-carsten-schmidt.html
Fritz Baumbach ist am 24. April 2025 im Alter von 89 Jahren in einem Berliner Krankenhaus gestorben. Der ehemalige Weltmeister im Fernschach, langjährige Präsident des Deutschen Fernschachbundes und DDR-Einzelmeister von 1970 hinterlässt fünf Kinder, zahllose Freunde – und ein Leben, das auf fast jeder Ebene mit Schach verbunden war.
Fritz Baumbach. | Foto: Frank Hoppe/DSB
Er war Weltmeister, Patentanwalt, Trainer, Funktionär, DDR-Meister, Fernschach-Legende, Simultanspieler, Anekdotenerzähler – und ein Mensch mit Format. „Schach war meine Leidenschaft, meine Liebe, mein Leben“, sagte er einmal. Bis zum Schluss hielt er daran fest.
Geboren wurde Fritz Baumbach am 8. September 1935 in Weimar. Seine Kindheit endete früh. Der Vater fiel im Krieg, das elterliche Gut wurde enteignet. Mit Mutter und Bruder zog er nach Gera-Untermhaus, wo er als Teenager Schach lernte – von einem Nachbarsjungen. Mit 13 Jahren fing es an. Es hörte nie auf.
Friedrich Baumbach (08 September 1935) is a German International Correspondence Chess Grandmaster and the eleventh ICCF World Champion (1983–1989). He was also East German Champion in 1970. He beat Kavalek, Estrin, Webb, Sloth, Fuchs and drew with Smyslov, Uhlmann, Karaklajic. pic.twitter.com/sHOlwC6Xxj
— JustChessAndSports (@JustChessSports) September 8, 2023
Sein erstes Schachbuch war der „Dufresne“. Bald kannte er es auswendig. In der Kirche wurde er konfirmiert, im Klub von Karl Gebauer trainiert. Auf dem Partieformular stand oft ein Satz in Steno: „Was droht?“ – eine Mahnung fürs Leben. Fritz Baumbach wurde besser, stärker, konstanter. 1953 wurde er DDR-Jugendmannschaftsmeister, mit einer Berliner Jugendmannschaft, zu der auch Werner Golz, Bodo Starck und Olaf Thal gehörten. Er war 17.
Der "Dufresne", vielfach überarbeitet, benannt nach seinem ursprünglichen Autor Jean Dufresne
Dann die Promotion in Chemie, der Weg zum Patentanwalt. Wissenschaft, Analyse – dem Schach verwandt. Trotzdem ließ ihn das Brett nie los. 1970, 35 Jahre alt, wurde er DDR-Einzelmeister. Eine Sensation, wie es damals hieß. „Er ist kein Himmelsstürmer“, schrieb die Schachzeitung, „doch er spielt sachlich, nüchtern und zweckmäßig.“ Seine beste Partie in Siegen 1970: ein Remis gegen Wassili Smyslow. Mit Schwarz.
Schon da liebte er das Fernschach. Der Rhythmus gefiel ihm. Die Tiefe. Die Pflicht zur Genauigkeit. 1988 wurde er Weltmeister. Später sagte er: „Staaten kommen und gehen – das Schach bleibt.“ Es war sein trockener Kommentar zu einer der seltsamsten Episoden der Schachgeschichte: Bronze für die nicht mehr existierende DDR – bei einer Fernschach-Olympiade, die Jahre nach dem Mauerfall zu Ende ging. Sein Mitspieler Heinrich Burger hat davon im Gespräch mit dieser Seite berichtet:
Auferstanden aus Ruinen: Als Günther Jauch die DDR-Flagge hissen ließ
Auch nach dem größten Erfolg blieb Fritz Baumbach dem Schach treu. Er spielte Turniere, trainierte Nationalteams, leitete Verbände, schrieb Bücher. 37 Mal trat er für die DDR-Auswahl an. Drei Mal bei der Studenten-WM, einmal bei der Olympiade in Siegen, dazu viele Länderkämpfe. 20 Jahre lang betreute er als Trainer die gehörlose Nationalmannschaft. 1974 wurde sie Vizeweltmeister.
Das Fernschach ließ ihn nie los. 1973 wurde er Großmeister, 1982 Vizeweltmeister, 1988 Weltmeister. Noch 1995 saß er im DDR-Team, das sich – fünf Jahre nach der Wiedervereinigung – Bronze bei der Olympiade sicherte. Es war die letzte Medaille der DDR überhaupt. Bei der Siegerehrung in Magdeburg holte Fritz Baumbach die englischen Gäste persönlich mit dem Trabant ab.
Als Präsident des Deutschen Fernschachbundes prägte er das Spiel über viele Jahre. Er modernisierte den Verband, kümmerte sich um Turniere, Öffentlichkeitsarbeit, Nachwuchs. Von 1995 bis 1999 war er zudem Generalsekretär des Weltfernschachbundes ICCF. Fünf Olympiamedaillen gewann er insgesamt – zwei in der DDR, drei im wiedervereinigten Deutschland.
Baumbachs kleines, feines Taktik-Buch, verfasst mit seinem Freund und Wegbegleiter Wolfgang Thormann
Die Computerzeit konnte er nie ganz akzeptieren. „Ich habe immer alles mit Geisteskraft gemacht“, sagte er, „aber mancher Spieler hatte diesen Ehrenkodex nicht.“ Als die Maschinen die Kreativität ersetzten, verlor er das Interesse. Doch er blieb dem Schach verbunden. Spielte weiter. Im Klub. Auf Turnieren. Bis fast 90. Sein letzter großer Sieg: 6 aus 7 beim Nestorenturnier 2025.
Neben dem Brett war er ein stiller Mentor. Ein kluger Beobachter. Ein Freund mit trockenem Humor. „Mein Geist ist noch topfit“, sagte er kurz vor seinem Tod. Nur die Beine, die machten nicht mehr so recht mit.
Am 24. April 2025 starb Fritz Baumbach in Berlin. Ein paar Tage vorher hatte er noch im Kino gesessen, mit seiner Tochter, und den letzten Applaus seines Lebens bekommen. Dazu Paul Werner Wagner in seinem Nachruf auf Chessbase:
"Drei Tage nach seinem Sieg beim 3. Nestorenturnier in Undeloh in der Lüneburger Heide besuchte Fritz mit seiner Tochter, der Schauspielerin Friederike Pöschel, den Filmclubabend im Kino Toni in Berlin-Weißensee. Es wurde der DEFA-Spielfilm „Kindheit“ aus dem Jahr 1987 gezeigt, bei dem seine Tochter als Kind mitgewirkt hatte. Ich begrüßte Fritz herzlich und er flüsterte mir seinen gerade errungenen Sieg ins Ohr. Bei meiner Publikumsbegrüßung gratulierte ich Fritz im Namen aller Anwesenden. Was im Schach nicht oft passiert, er bekam einen Riesenapplaus. Es war sein letzter."
Quellen:
https://de.chessbase.com/post/fritz-baumbach-verstorben
https://www.schachbund.de/news/fritz-baumbach-2.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Baumbach
Nachruf von Carsten Schmidt beim Berliner Schachverband:
https://www.berlinerschachverband.de/entry/fritz-baumbach-ein-nachruf-von-carsten-schmidt.html