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Erklärung des DSJ e.V. zu Kosten, Kalkulation und Preisgestaltung bei den Deutschen Schulschachmeisterschaften

Anfrage der Perlen vom Bodensee:
 
Teilnehmende der WK IV der Schulschachmeisterschaft haben mich auf eure Preisgestaltung aufmerksam gemacht. 2x Übernachtung/Verpflegung für Spielende zB 170 Euro, deutlich höher (ca. das Doppelte) als der reguläre Preis, den die Jugendherberge aufruft. Ich habe exemplarisch mit dem Vorjahr verglichen, da kostete 4x Übernachtung 175 Euro, ein Anstieg binnen eines Jahres um ca. 100 Prozent.
 
Wenn ich nun alle Einnahmen allein der WK IV 2023 addiere, davon die regulären Herbergspreise abziehe, dann bleibt ein schöner fünfstelliger Betrag, nicht allzu weit entfernt von 20k Euro. Bestimmt habt Ihr Ausgaben, aber so hohe? Mir fehlt die Fantasie, mir vorzustellen, was beim Kinderschach derart teuer sein könnte. Wenn ich mir jetzt noch die angespannte Kassenlage der DSJ vergegenwärtige, dann ist es nicht weit bis zur Vermutung, dass die Deutschen Schulschachmeisterschaften 2023 für die DSJ in erheblichem Maße ein Geschäft sind.
 
Stimmt das? Wenn nein, bitte ich euch, mir das anhand von Zahlen zu zeigen.
 
Dazu teilt DSJ-Vorsitzender Niklas Rickmann mit:
 

Ablauf:
Wir haben auf unserem monatlichen Austauschforum vom 06.10.2022 frühzeitig über unsere Planungen der Deutschen Schulschachmeisterschaften (DSMs) berichtet und zusammen mit den Landesverbänden und vielen Schulschachreferenten offen diskutiert. Schon im Oktober 2022 war klar, dass die Preise für 2023 sich gegenüber 2022 erheblich steigern werden. Die Eigenausrichtung der einzelnen DSM Turniere haben wir immer als Notlösung gesehen. Der optimalere Weg ist der, dass regionale Ausrichter die Turniere planen und durchführen. Wir haben auf dem Austauschforum im Oktober 2022 unsere Kalkulationen der einzelnen Turniere in groben Zügen dargestellt. Dabei wurde auch unterstrichen, dass wir die DSMs als Gesamtveranstaltung sehen und am Ende definitiv die schwarze Null stehen muss. Eigenmittel der Schachjugend werden diesmal nicht möglich sein. In 2022 haben wir erhebliche Kosten (Stornokosten von kurzfristig nicht genutzten Zimmern, erhöhte Turnierhelferkosten etc.) aus unserem Etat ausgleichen müssen. Das wurde zu Recht angemahnt.

2. Kostensituationen:
Für die Wunschtermine und zentralen Orte waren nicht immer die besten Preise dabei. Wir haben uns bewusst für zentrale Orte in Deutschland entschieden. Es war im Vorfeld gewünscht, dass Objekte in Randlagen zu vermeiden sind. Auch beinhalten einige Verträge kurzfristige mögliche Preisanpassungen aufgrund der gegenwärtigen Inflation. Die Verträge haben wir im Herbst 2022 schon schließen müssen, da die Auslastungen der Jugendherbergen durch Klassenfahrten etc. wieder steigen. Wir haben alle Turniere als eine Veranstaltung kalkuliert. Auch mussten wir die einzelnen Stornofristen von nicht genutzten Zimmern einplanen. Aufgrund der sehr kurzen Meldefristen und Terminketten der regionalen Qualifikationsturniere plus Freiplatzanträge, haben wir mögliche Stornokosten kaufmännisch eingeplant. Die Stornofristen der Jugendherbergen sind teilweise sehr unterschiedlich. Allerdings gibt es keine Stornofrist der entsprechenden Objekte unter 8 Wochen. Wir haben als Grundlage unserer Kalkulation die durchschnittlichen Teilnehmerzahlen der letzten Jahre als Basis genommen. Noch vor vier Jahren haben viele Objekte großzügig auf Stornokosten verzichtet. Da haben sich Deutschlandweit die Zeiten geändert. Das ist auch einer der Gründe, warum Vereine mehr und mehr Abstand von Ausrichtungen der Veranstaltungen genommen haben. Gerade die Stornokosten können einem Ausrichter das Genick brechen.

3. Rothenburg WK IV:
Vor allem die Raummieten fallen zusätzlich deutlich mehr ins Gewicht. Auch zu berücksichtigen sind die Kosten der Schiedsrichter und Turnierhelfer (Fahrtkosten, Unterkunft, Verpflegung). Unklar war bei der Kalkulation auch, wieviel Mitreisende kommen werden. Es können Ersatzspieler und weitere Begleitpersonen anreisen. Gerade die Ersatzspieler müssen zwingend eingeplant werden und wurden bei der Buchung mitberücksichtigt. Jedes Zimmer bzw. Gast, der geplant aber nicht anreist, muss mit Stornokosten versehen werden. Wir haben kaufmännisch eine Stornoquote in die Kalkulation mit einfließen lassen. Gerade auch aus den Erfahrungen vom Vorjahr! Unklar ist in der Tat das letztendliche Teilnehmerfeld gewesen. Wir müssen natürlich genügend Zimmer im Vorfeld bestellen, so dass wir allen möglichen Qualifikanten auch eine Unterkunft anbieten können. In Kassel, wo zwei andere WKs gespielt werden, haben wir ein deutlich höheres Teilnehmerfeld, als in den letzten Jahren. Dort haben wir gerade das große Problem, dass die gebuchten Zimmer nicht ausreichen. Wir arbeiten gerade daran mindestens vier Teams in benachbarten Ferienwohnungen unterzubringen.
Das Argument der nachvollziehbaren Anpassung der Rotenburg-Kosten im Vergleich zu den anderen Turnieren, kann ich verstehen und haben wir auch schon auf unseren Auswertungsbogen erfasst.

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4. Zusammenfassung
Die Kalkulation ist also sehr viel komplexer. Eine andere Lösung des Stornokostenproblems (ausgelöst durch die Terminketten) sehen wir aktuell nicht.
Wir weisen auch ausdrücklich jeden Verdacht von uns, dass wir uns an den Turnieren bereichern wollen oder andere Kostenpositionen der DSJ damit querfinanzieren. Wie schon geschrieben, muss am Ende eine schwarze Null stehen. 

Nach den DSMs werden wir eine detaillierte Abrechnung selbstverständlich vornehmen. Diese werden wir auch zusammen mit der gewählten Kalkulation abgleichen. Das Zahlenwerk wird wie bereits schon auf einem weiteren Austauschforum im März 2023 angekündigt, offen gelegt. Diese Zusage und auch, dass überschüssiges Geld an die Teams nach einem noch festzulegenden Verteilungsschlüssel zurückfließt, sind Festlegungen der DSJ Verantwortlichen und im Etat 2023. Dort sind keine Gewinne der DSMs vorgesehen. Damit ist die Beschlusslage klar. Wir haben das auf dem letzten Austauschforum vor Ostern auch so kommuniziert, wie wir handeln werden.