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Der Beichtstuhl

Die aktuelle Faz-Schachkolumne beschäftigt sich mit der "confession booth", dem Beichtstuhl. Den haben die Norweger erfunden und jetzt zum "Norway Chess" wieder eingesetzt:

https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/schach-kolumne-was-geht-turnierspielern-eigentlich-durch-den-kopf-19786617.html

Zusammenfassung (AI):

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Die Kolumne der FAZ wirft einen Blick hinter die Kulissen von Schachturnieren und enthüllt, was den Spielern während der Partien durch den Kopf geht. Normalerweise ist es schwer zu erfahren, da die Spieler erst nach dem Spiel befragt werden können, wenn ihre Erinnerung bereits vom Ergebnis beeinflusst ist. Eine innovative Idee des Teams von Magnus Carlsen hat dieses Problem gelöst: der "Beichtstuhl".

Der „Beichtstuhl“ wurde 2015 beim „Norway Chess“-Turnier in Stavanger eingeführt. Es handelt sich um eine abgeschirmte Ecke hinter dem Turniersaal, ausgestattet mit Kamera und Mikrofon, wo die Spieler während der laufenden Partien ihre Gedanken mitteilen können. Diese Einblicke machen die Liveübertragungen unterhaltsamer und wurden von anderen Turnieren übernommen.

Ein prominenter Nutzer des „Beichtstuhls“ ist der amerikanische Großmeister Hikaru Nakamura. Als Content Creator nutzt er diese Gelegenheit, um seine Gedanken und Strategien sofort mit seinen Fans zu teilen. Während des Turniers in Stavanger verbrachte er mehr Zeit im „Beichtstuhl“ als alle anderen Spieler zusammen. Nakamura, der oft darüber nachdenkt, was er seinen Fans erzählen kann, nutzt den „Beichtstuhl“, um seine Erfahrungen unmittelbar mitzuteilen. Einmal bemerkte er, dass seine Stellung zwar gut, aber langweilig sei, und dass er lieber streamen oder mit Aktien handeln würde. Als Carlsen einmal zu spät zur Partie kam, informierte Nakamura das Publikum, dass Carlsen hinter der Bühne eine Peperonipizza verspeiste.

Der „Beichtstuhl“ bietet einzigartige Einblicke in die Gedankenwelt der Schachspieler. Während Trainer empfehlen, mit den eigenen Figuren zu sprechen, um bessere Züge zu finden, gestand der amerikanische Großmeister Alexander Shabalov, dass er oft an Frauen denkt, wenn er nicht gerade Varianten berechnet. Der ehemalige Weltmeister Michail Tal erinnerte sich an eine Partie, in der ihm ein Lied über ein versumpftes Nilpferd in den Sinn kam, was ihn zu einem riskanten, aber erfolgreichen Springeropfer inspirierte.

Interessanterweise nutzen die Frauen den „Beichtstuhl“ kaum, was wohl daran liegt, dass das Konzept für sie neu war, während die Männer es schon aus früheren Turnieren kannten.

Der „Beichtstuhl“ hat das Schachspiel menschlicher und zugänglicher gemacht, indem er Spielern die Möglichkeit gibt, ihre Strategien, Frustrationen und manchmal auch Ablenkungen direkt zu teilen. Dies bereichert nicht nur die Liveübertragungen, sondern bietet dem Publikum auch eine einzigartige Perspektive auf das Denken und Fühlen der Schachgrößen während der Partien.