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David Bronstein

Helmut Pfleger über Bronstein:

https://www.zeit.de/zeit-magazin/2024/26/schach

Zusammenfassung (AI):

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David Bronstein, eine der mysteriösesten Figuren im Schach laut Garri Kasparow, wurde vor 100 Jahren in eine ukrainisch-jüdische Familie geboren. Sein Vater war während der Stalinschen Säuberungen von 1937 bis 1944 inhaftiert, und Bronstein selbst floh 1941 vor den Deutschen aus Kiew. Trotz seiner Sehbehinderung gehörte Bronstein zu den Großen des Schachs.

Bronstein, ähnlich wie sein Seelenverwandter Michail Tal, war bekannt für seine kreativen und oft genialen Ideen. Dennoch scheiterte er, wie Tal, an Michail Botwinnik, einem technisch-systematischen und linientreuen Spieler, im WM-Duell 1951. Bronstein hatte sich für dieses Match qualifiziert, indem er 1950 im Kandidatenturnier in Budapest seinen Freund Issaak Boleslawski im Stichkampf besiegte. Das WM-Match endete 12:12, wodurch Botwinnik seinen Titel behielt. Viele, darunter Kasparow, glaubten, dass Bronstein den Sieg verdient hätte aufgrund seines einfallsreichen Spiels.

Bronstein war nicht nur auf dem Schachbrett ein Gegner der Orthodoxie, sondern auch abseits davon. Er widersetzte sich oft der Parteidisziplin und deren Günstlingen. Beim Turnier in Tallinn 1971 kritisierte er zusammen mit Boris Spasski das Regime in einem vermutlich verwanzten Hotelzimmer. Wegen seiner Unterstützung für den Dissidenten Viktor Kortschnoi durfte er ab 1976 14 Jahre lang nicht mehr ins westliche Ausland reisen.

Privat war Bronstein ein unpraktischer Mensch. Zu Turnieren nahm er Langspielplatten mit, um sich zu entspannen, und brachte unnütze, schwere und massige Gegenstände zurück in die Sowjetunion, wie seine Frau Tatjana, die Tochter von Boleslawski, bemerkte. Eine seiner brillanten Kombinationen gelang ihm 1962 bei einem Städtekampf Moskau – Leningrad gegen Kortschnoi.