Dass Peter Svidler aus St. Petersburg besser „Scheveningen“ aussprechen kann als mancher niederländische Muttersprachler, war bekannt. Seit der zweiten Runde der Schacholympiade 2022 wissen wir, dass er „Schachbund“ ausspricht wie ein Deutscher.
Im chess24-Stream hatte Svidler mit Peter Leko erörtert, warum Georg Meier, der im uruguayischen Dress dem Weltmeister das Leben schwer machte, nicht mehr für Deutschland spielen mag. Und das hat in erheblichem Maße mit eben diesem deutschen Schachverband zu tun, dessen Namen der Russe Svidler derart makellos und akzentfrei intoniert, dass er im Kreise der deutschen Schachverwaltungsbeamten beim Bundeskongress nicht auffallen würde.
Bei Leko und Svidler stand das deutsche Schach auch am dritten Spieltag im Fokus der Aufmerksamkeit. Das hängt zusammen mit jemandem, dessen Namen auszusprechen beiden leicht fällt, weil sie seit Jahren mit ihm zusammenarbeiten und mit ihm befreundet sind. Für die Dauer der Schacholympiade hat der Schachbund den angestammten chess24-Gastgeber Jan Gustafsson als Kapitän der Herrenmannschaft ausgeliehen.
Ausgerechnet am Tag der Cordoba-Schmach im Schach sollte nun Gustafsson bei seinem Haussender reinschauen. Dort musste er live mitansehen (und kommentieren), wie der Vergleich seiner Jungs mit Österreich die Donau runterging.
Trainer zu sein, sei hart, sagt Gustafsson. Wer selbst spiele, könne sich selbst für Fehler verantwortlich machen. „Jetzt bleibt mir nichts anderes, als hier zu sitzen und zu leiden.“ Eine Aufgabe habe er nicht, sobald die Partien laufen: „Früher durftest du wenigstens eingreifen, wenn einem deiner Spieler Remis angeboten worden war.“ Diese letzte Möglichkeit, auf den laufenden Wettkampf Einfluss zu nehmen, sei abgeschafft. Wer Remis angeboten bekommt, darf nicht mit dem Kapitän reden.
Was bleibt also für den Kapitän zu tun? „Den Spielern Wasser bringen und die Karte mit den Ergebnissen unterzeichnen. Aber sogar das dürfen auch die Spieler machen.“ Nicht einmal Konversation ist erlaubt: “Wenn du dir einen Kaffee holst und mit einem anderen Kapitän ein paar Worte wechselt, ist der nächste Fair-Play-Officer nicht weit. Und der wird dich höflich bitten, die Unterhaltung zu beenden.“
Und so widerstrebt es Gustafsson, ohne Aufgabe im Spielsaal herumzusitzen. „Meist bleibe ich zwei Stunden, dann sage ich dem Schiedsrichter, die Spieler unterzeichnen die Ergebnisse, und ich ziehe mich zurück“ – ein Abschied ohne Wiederkehr: Wer den Spielsaal verlässt, der darf nicht wieder rein. Und so begibt sich Gustafsson zurück in den Kaldan Samudhra Palace. Von dort aus schaut er weiter zu – oder begibt sich zu Peter&Peter in den laufenden chess24-Stream.
Das Hotel („exzellent, auch das Essen“) darf er nämlich auch nicht verlassen. „Der Abenteurer in mir will natürlich raus, ich habe es versucht, aber man hat mich höflich zurückgehalten: Ich solle nicht allein in die Stadt gehen.“ Gustafsson versteht das: „Die wollen nicht riskieren, dass jemanden etwas passiert.“ Aber für die Delegationen bedeutet diese Vorsicht, dass sie von Chennai nicht viel mehr sehen werden als Hotel und einen der beiden Spielsäle.
(Titelfoto: Paul Meyer-Dunker/Schachbund)
Für Österreich ist die Olympiade 2022 gerettet und für Deutschland eine Schmach?!
Oder ist es nur eines der vielen Beispiele, dass die nominell schwächere Mannschaft auch gewinnen kann und Runde 3 also noch früh im Turnier.
Aber Schachemotions beleben die Sinne 😉
Re Busfahrten: Wir haben ca 45 Minuten bis eine Stunde An- und Abfahrt jeden Tag und die Busfahrer haben gewisse Regeln, an die sie sich zu halten haben, wie man aus den Foto ersehen kann. Ich habe allerdings selten eine so ruppige Fahrweise erlebt, konstanter Spurwechsel, Dauerhupen, Lichthupe etc. Um Ampelsignale kuemmert sich in der Innenstadt kaum einer, wenn es eine Luecke gibt dann durch, insbesondere die Motorraeder und Roller. Unsere Busse haben zum Glueck Airconditioning, bei den Linienbussen fehlt einfach eine Reihe Seitenfenster. Trotz allem habe ich – im Gegensatz zu z.B. Shenyang, Beijing oder Tianjing wo es aehnlich… Weiterlesen »
Re Sicherheit.
Am Anfang des Turniers bekamen wir eine 12-seitige hochglanz “Security Brochure” unter der Zimmertuer durchgeschoben, in der jede Menge generlle und spezielle Regeln aufgefuehrt sind. Per Post kann ich leider nur ein Bild anhaengen, also gibt’s nur die Umschlagsseite. So sollen wir das Hotel auch nicht verlassen, oder nur zusammen mit einem der vielen Polizisten oder Freiwilligen Helfern als Begleitung. Das hat sich jetzt aber aufgeweicht, wir duerfen auch so raus (und wir sind mitten in der Innenstadt).
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