Als der frisch gekrönte Weltmeister Gukesh Dommaraju zu Bollywood-Hits tanzte, war klar: Diese Hochzeit würde in Erinnerung bleiben. Neben ihm: Indiens Schachlegende Viswanathan Anand, der später gemeinsam mit dem Bräutigam Vidit Gujarathi zu Main Hoon Don die Bühne eroberte – ein Bollywood-Klassiker, der längst zur Hymne feiernder Inder geworden ist. Diese Szene war ein Höhepunkt einer mehrtägigen Feier, bei der sich Tanz, Tradition und Schachprominenz vermischten.
Am Mittwoch gaben sich Großmeister Vidit Gujarathi und Nidhi Kataria, eine homöopathische Ärztin, das Ja-Wort – begleitet von einer Schar indischer Schachstars und prominenter Gäste aus aller Welt. Ort des Geschehens: das Oxford Golf Resort in Pune, ein luxuriöser Rahmen für eine märchenhafte Feier, die sich über mehrere Tage erstreckte.
„Wenn Magnus und Fabi nicht tanzen wollen, lohnt sich das Ganze doch gar nicht!“, hatte Anish Giri im Vorfeld gescherzt. Carlsen und Caruana blieben fern – doch der Rest der Elite legte los. Giri selbst reiste mit seiner Frau, IM Sopiko Guramishvili, aus den Niederlanden an. Gemeinsam gingen sie shoppen für festliche, traditionelle Kleidung – in Indien heißt das „Sherwani“ für Männer und „Lehenga“ oder „Sari“ für Frauen – und waren mittendrin in der feiernden Menge.
Die Gästeliste las sich wie das indische Schacholympia-Aufgebot: Arjun Erigaisi, Praggnanandhaa, Krihnan Sasikiran, Adhiban, Sethuraman, Tania Sachdev. Mittendrin natürlich: die Dauervideografen Sagar Shah und Amruta Mokal von ChessBase India, die zwar die Welt mit Hochzeitsclips versorgten, aber wie alle anderen Gäste in erster Linie gekommen waren, um das Hochzeitspaaar zu feiern. Die kombinierte Elo der Feiernden dürfte einen Rekord aufgestellt haben.
Selbst für indische Verhältnisse war die „Baraat“, die traditionelle Hochzeitsprozession des Bräutigams mit Musik, Tanz und einem Reiterzug oder Autokonvoi, ein außergewöhnliches Spektakel. Die mehrtägigen Feierlichkeiten hatten schon vor der eigentlichen Hochzeit begonnen – etwa mit dem „Pongal“-Fest, einem tamilischen Erntedankfest, das Vidit bei sich zuhause ausrichtete.
Vom Parkett nach Paris
Lange ausruhen kann sich Vidit nicht: Schon am Montag, 7. April, beginnt der Freestyle Chess Grand Slam in Paris, für den er sich mit einem starken Auftritt im Qualifikationsturnier und einem Finalsieg durchgesetzt hatte. „Ich bin voller positiver Energie, das ist meine Vorbereitung“, hatte Vidit schon vor der Hochzeit verkündet. In Paris wird er einigen Hochzeitsgästen am Brett wiederbegegnen: Pragg. Erigaisi und Gukesh.
Auch auf seinen Qualifikationsfinalgegner Richard Rapport wird Vidit treffen. Der Ungar ist kurzfristig ins Feld gerutscht, nachdem Alireza Firouzja seine Teilnahme abgesagt hatte. Aus deutscher Sicht wird spannend zu sehen sein, wie sich Vincent Keymer nach seinem Triumph beim Grand-Slam-Tour-Auftakt in Weissenhaus schlagen wird. Die erste Herausforderung für den 20-Jährigen wird sein, das zweitägige Rapid-Rundenturnier zum Auftakt zu überstehen, um in die mit klassischer Bedenkzeit gespielte K.o.-Runde einzuziehen. Vier der zwölf Teilnehmer scheiden schon nach zwei der acht Turniertage aus.
Für Vidit ist unabhängig vom Resultat klar, wie es nach dem Grand Slam in Paris weitergeht: mit Flitterwochen in der Stadt der Liebe. Obwohl er in Europa ist und es nach Karlsruhe nicht weit hätte, verzichtet der Inder auf eine Teilnahme am drei Tage nach Paris beginnenden Grenke Freestyle Open in Karlsruhe.
Hochzeitsbericht mit weiteren Clips, Bildern und ausführlicher Gästeliste:
