Gaprindashvili vs. Netflix 1:0

Die Fünf-Millionen-Dollar-Klage von Exweltmeisterin Nona Gaprindashvili gegen Netfllix muss vor Gericht verhandelt werden. Das hat jetzt ein kalifornisches Bezirksgericht in den USA entschieden. Netflix‘ Antrag, die Klage der Schachmeisterin abzuweisen, ist damit vom Tisch. Gaprindashvili fühlt sich in der Netflix-Serie „The Queen’s Gambit“ diffamiert.

Im September hatte Gaprindashvilis rechtliches Vorgehen gegen Netflix Schlagzeilen gemacht. Speziell mit einer Zeile in der Serie ist sie nicht einverstanden, dort heißt es, sie habe nie gegen Männer gespielt. Anlässlich ihrer Klage stellt Gaprindashvili das Gegenteil fest. Unter ihren prominenten männlichen Opfern waren unter anderem die Weltklassespieler Wolfgang Uhlmann, Alexander Beliavsky oder Ulf Andersson. Und die hat sie als georgische Bürgerin der Sowjetunion besiegt, während sie bei Netflix als Russin bezeichnet wird.

Netflix hat argumentiert, die Show sei Fiktion. Der Medienriese zog den ersten Zusatzartikel der US-Verfassung heran (u.a. Redefreiheit): der gebe den Schöpfern der Serie breite künstlerische Freiheit.

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Bezirksrichterin Virginia A. Phillips ließ das nicht durchgehen. Gaprindashvili habe ein plausibles Argument dafür vorgebracht, dass sie diffamiert worden ist, sagte die Richterin. Romane seien nicht vor Verleumdungsklagen geschützt, wenn sie echte Menschen verunglimpfen, führte Phillips aus: „Netflix zitiert keine Fälle, und dem Gericht sind keine Fälle bekannt, die Verleumdungsansprüche für die Darstellung realer Personen in ansonsten fiktiven Werken ausschließen.“ Dass die Serie ein fiktives Werk ist, befreie Netflix nicht von der Haftung für Verleumdung.

Nona Gaprindashvili als Ehrengast des WM-Matches 2021. | Foto: Eric Rosen/FIDE

Der Fall kreist um eine Sequenz in der letzten Folge der Serie. Beth Harmon gewinnt, eine Sprecherin erklärt, ihr Gegner habe sie unterschätzt: „Elizabeth Harmon ist keine besondere Spielerin, das einzig Ungewöhnliche an ihr ist wirklich ihr Geschlecht. Und selbst als Schachspielerin ist sie nicht besonders in Russland. Es gibt Nona Gaprindashvili, aber die ist Weltmeisterin bei den Frauen und hat noch nie gegen Männer gespielt.“

Netflix argumentierte, man habe sich bei den Details auf Schachexperten verlassen. Keinesfalls hätten die Macher der Serie beabsichtigt, Gaprindashvili zu beleidigen. „Den Verweis der Serie auf die Klägerin sollte sie anerkennen, nicht verunglimpfen“, argumentierten jetzt die Netflix-Anwälte. Auch damit drangen sie bei Richterin Philips nicht durch.

Auf Anfrage US-amerikanischer Medien wollte sich Netflix zu dem Urteil nicht äußern. Wann das Verfahren weitergeht, ist noch nicht bekannt.

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Markus Schirmbeck
Markus Schirmbeck
2 Jahre zuvor

Es erscheint mir plausibel, dass die Filmemacher hier einen Irrtum begangen haben. Auch wenn dies nicht in böser Absicht falsch geschehen sein mag, sehe ich hier durchaus einen entstandenen Schaden. In dem Fall sollten sie einfach die Stelle, welche ja nun dramaturgisch nicht die ganze Geschichte über den Haufen wirft, überarbeiten, sich entschuldigen, und eine kleine Entschädigung (keine 5m$) zahlen.

Schachfreund
Schachfreund
2 Jahre zuvor

Merkwürdig finde ich die folgende Textpassage auf S. 4 der Gerichtsentscheidung:

In fact, by 1968, the year in which the episode is set, she had competed against at least 59 male chess players, at least ten of which were Grandmasters of that time, including Dragoljub Velimirovich, Svetozar Gligoric, Paul Keres, Bojan Kurajica, Boris Spassky and Mikhail Tal. The last three were also world champions during their careers.

Bojan Kurajica war natürlich nie Weltmeister, aber er war 1968 noch nicht einmal Großmeister. Auch Dragoljub Velimirović war 1968 noch kein Großmeister.