Millennium-Normturnier in Rosenheim: Nikola Nestorovic siegt, IM-Normen für Jana Schneider und Benedikt Huber

Großmeister Nikola Nestorovic hat das Millennium-IM-Turnier in Rosenheim mit 7 Punkten aus 9 Partien gewonnen. Der Serbe, der für Augsburg in der Bundesliga spielt, beendete das Turnier ungeschlagen. Ihm auf den Fersen: Benedikt Huber (SK München Südost, 6,5 Punkte) und Jana Schneider (Bavaria Regensburg, 6 Punkte). Beide remisierten in der letzten Runde gegeneinander – und teilten nach dem Punkt die Freude über eine IM-Norm.

Turniersieger Nikola Nestorovic (2.v.l.), eingerahmt von (v.l.) Jana Schneider, Benedikt Huber und Millennium-Chef Thomas Karkosch. | Foto: Bayerischer Schachbund

Nestorovic, neben dem bayerischen Kadertrainer Michael Prusikin einer der beiden GM im Feld, setzte sich erst im Schlussdrittel des Turniers an die Spitze. Anfangs war Benedikt Huber den anderen davongezogen. Mit einer Zahl von 2191 als Eloschwächster in den Wettbewerb gegangen, lag Huber von Beginn an vorne. Erst als er zum Schluss ein wenig nachließ, überholte der Bundesligaspieler. Seine IM-Norm hatte Huber schon vor der letzten Runde sicher.

Das Turnier ist das erste aus der wachsenden Reihe von Normturnieren in den Ländern, die entstehen, seitdem der Kongress des Deutschen Schachbunds beschlossen hat, die Landesverbände beim Ausrichten solcher Wettbewerbe für ihre Talente zu unterstützen. Weitere Unterstützung bekamen die Bayern vom in München ansässigen Unternehmen Millennium, das jetzt auf seinen elektronischen Turnierbrettern für Vereins- und Verbandsteams die erste Hybrid-Liga der Welt initiiert hat.

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Thomas Karkosch beim symbolischen Eröffnungszug des Turniers am Brett von Michael Prusikin und Jana Schneider (die ihrem Coach ein Remis abrang). Das Turnier sollte demonstrieren, dass das elektronische Millennium-Turnierbrett für Liveübertragungen geeignet ist. | Alle Fotos: Bayerische Schachjugend/Bayerischer Schachbund

Das klassische „Over the board“-Turnier in Rosenheim sollte zeigen, dass das „Supreme Tournament 55“ nicht nur für Onlinespiel auf einem Turnierbrett geeignet ist, sondern obendrein für die Liveübertragung von Turnierpartien. Dieser Beweis ist jetzt erbracht. Die in Rosenheim gespielten Partien ließen sich weltweit live verfolgen – ein Baustein der mustergültigen medialen Begleitung des Wettbewerbs.

Nicht nur das Schachfernsehen begleitete das Turnier, auch das “richtige” Fernsehen kam in Form eines Sat.1-Teams vorbei. Peter Eberl (oben rechts), Präsident des Bayerischen Schachbunds, hatte den Besuch eingefädelt.

Abend für Abend bereitete FM Max Hess mit Gästen auf Schachdeutschland TV die interessantesten Partien des Tages fürs Publikum auf. Dazu kam die Berichterstattung auf den Websites des Bayerischen Schachbunds und der Schachjugend, flankiert auf den Social-Media-Kanälen der Bayerischen Schachjugend, die den Teilnehmer:innen ein Gesicht und eine Geschichte gab. Jana Schneider nahm sich sogar die Zeit, Highlights des Geschehens fürs lesende Publikum aufzubereiten.

Neben Benedikt Hubers Siegesserie schrieb Petro Lohvinov eine der Geschichten des Turniers. Eigentlich hatte der 16-Jährige gar nicht mitspielen sollen. Die Erkrankung eines Teilnehmers führte dazu, dass der Schüler kurzfristig ins Feld rutschte – und zeigen konnte, dass er in einem solchen Feld mithalten kann. Sein spektakulärer Sieg aus bedrängter Lage gegen Michael Prusikin wird nicht nur ihm in Erinnerung bleiben:

Wie Petro Lohvinov mit einer spektakulären Sequenz Michael Prusikins a-Bauern am Durchmarschieren hinderte.

Nicht ganz zufrieden wird Leonardo Costa (14) sein. Das von den Verbänden besonders geförderte Ausnahmetalent hat seine Ambition in Sachen IM-Titel längst klar formuliert, allein die sportliche Leistung reichte dieses Mal nicht ganz. Mit 4,5 Punkten und einer 2376-Performance teilte sich Costa mit seinem Coach Prusikin den vierten Platz. Am Kampfgeist und Willen hat es nicht gelegen. 132 Züge gegen Nestorovic und 111 Züge gegen den Innsbrucker Johannes Lerch belegen, wie intensiv in Rosenheim um halbe und ganze Punkte gerungen wurde.

Von allen, wohlgemerkt, nicht nur von Leonardo Costa. Bei all seinen Turnieren im In- und Ausland habe er selten erlebt, dass noch in der letzten Runde, nachdem alle Entscheidungen gefallen waren, ausgiebig weitergekämpft wird, sagte Hauptschiedsrichter Christian Krause. Auch am Schiedsrichtertisch wurde eine Norm erzielt: FIDE-Schiedsrichter Simon Pernpeintner ist seinem Ziel „Internationaler Schiedsrichter“ einen Schritt nähergekommen.

Tabelle via ChessBase

Millennium-Chef Thomas Karkosch: „Wir freuen uns, dass wir unsere Nachwuchstalente unterstützen konnten. Unseren herzlichen Glückwunsch an Jana Schneider und Benedikt Huber zur IM-Norm und natürlich an Nikola Nestorovic zum Turniersieg. Einen ganz besonderen Dank möchten wir an Simon Pernpeintner richten, der das Turnier technisch betreut und für einen reibungslosen Ablauf gesorgt hat. Danke an alle Beteiligten, und den Spielern weiterhin viel Erfolg!”

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