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Frauen, Männer, Leistungsunterschiede

Studie bestätigt frühere Befunde: Leistungsunterschiede im Schach beruhen auf Teilnahme, nicht auf Begabung

Quelle: chess.com – „New Study on Sex Differences in Chess Published in Journal, Supported by Chessable“, Chessable (17. Oktober 2025)

Eine neue, im Fachjournal Chance erschienene Untersuchung bestätigt und erweitert eine frühere Studie aus dem Jahr 2006: Der Leistungsunterschied zwischen Mädchen und Jungen im Schach lässt sich vor allem durch Unterschiede in Teilnahme und Verbleib erklären – nicht durch angeborene Fähigkeiten.

Die aktuelle Analyse von Angela Li, Mark Glickman (Harvard University, Vorsitzender des US-Chess-Ratingkomitees) und Christopher F. Chabris wertete fast 30 Jahre Daten von über 680.000 Spielerinnen und Spielern der US Chess Federation aus. Sie knüpft direkt an die 2006 in Psychological Science veröffentlichte Arbeit von Chabris und Glickman an, die erstmals eine „Gender Gap“ in Schachratings festgestellt, aber auch gezeigt hatte, dass diese verschwindet, wenn Mädchen und Jungen in gleicher Zahl aktiv sind.

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Die neue Studie bestätigt diesen Zusammenhang mit einem deutlich größeren Datensatz: Jungen und Mädchen verbessern sich im gleichen Tempo, doch Jungen starten im Durchschnitt mit einem höheren Anfangsrating und bleiben länger aktiv. Mädchen steigen häufiger aus dem Turnierschach aus, was die beobachteten Unterschiede langfristig verstärkt. Wenn beide Gruppen jedoch nach Alter, Startjahr und Anfangsrating abgeglichen werden, zeigen sich nahezu identische Entwicklungsverläufe.

In Regionen, in denen viele Mädchen schon früh am organisierten Schach teilnehmen, verschwindet der Startvorteil der Jungen weitgehend. Damit untermauert die Studie die sogenannte „Participation Rate Hypothesis“: Der Abstand in den Ratings ist ein statistischer Effekt der Beteiligung, kein Ausdruck unterschiedlicher Begabung.

Veröffentlicht wurde die Untersuchung unter dem Titel Across the Board: Sex, Ratings, and Retention in Competitive Chess in Chance (38/3, 2025).

Leider ist die Studie hinter einer Bezahlschranke. Hier gibt es sie direkt:

https://glicko.net/research/ps-final.pdf

Wenn  die Unterschiede nicht biologisch begründet sind, wie die Studie ausführt, dann stellt sich die Frage, ob unterschiedliche Maßstäbe an Titel angelegt werden sollten.

Entschuldigung, der Link geht zur Studie von 2006.

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Ich hatte nicht in aller Konsequenz, aber schon ein wenig geschaut, ob es die Studie frei zugänglich gibt. Bin leider nicht fündig geworden. Oben ein Hinweis "kostenpflichtig" wäre sinnvoll gewesen.
 
Zitat von Jens Bechu am 19. Oktober 2025, 21:31 Uhr

Wenn  die Unterschiede nicht biologisch begründet sind, wie die Studie ausführt, dann stellt sich die Frage, ob unterschiedliche Maßstäbe an Titel angelegt werden sollten.

Da sind wir dann bei Judit Polgar, die das Abschaffen geschlechterspezifischer Titel fordert. Ich hab' dazu keine entschiedene Meinung, aber finde das unbedingt diskussionswürdig. Wozu wir zB eine "WCM" brauchen, leuchtet mir nicht ein. 

Ich fände auf jeden Fall gut, wenn wir mit den Titeln die Rating-Liste deutlich weiter runtergehen, zB nach amerikanischem Vorbild:

Expert2000–2199
Class A1800–1999
Class B1600–1799
Class C1400–1599
Class D1200–1399
Class E

1000–1199

"Class A" könnte auch "Tournament Player" sein, "Class B" "Club Player oder so. So hast du mit Einstieg ins organisierte Schach sofort Anreize, das System hochzuklettern. 2000 und mehr bleibt ja für >80 Prozent der Leute unerreichbar, die können so, wie es jetzt ist, nie irgendeinen Status/Titel erreichen.

WFM, WIM, WGM? Judit Polgars Vorschlag: Frauentitel abschaffen

Titel: Selbstverstärkender Sexismus: Das Männerproblem im Schach
Quelle: der Freitag – „Selbstverstärkender Sexismus: Das Männerproblem im Schach“, Frédéric Valin, 2. November 2025 (für Abonnenten)

Der Artikel untersucht, warum im Schach fast ausschließlich Männer die Weltspitze dominieren, obwohl körperliche Unterschiede hier kaum eine Rolle spielen. Ausgangspunkt ist der Generationenwechsel von Magnus Carlsen zu jüngeren Stars wie D. Gukesh und Vincent Keymer – allesamt Männer. Als Einzige hielt Judit Polgár, einst Nummer 8 der Welt, dauerhaft mit; derzeit ist Hou Yifan die einzige Frau in den Top 200.

Als Erklärungen werden mehrere Ebenen beleuchtet:

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  • Statistik: Laut Psychologe Merim Bilalic treten Frauen seltener bei Turnieren an – entsprechend sind sie statistisch unterrepräsentiert. Der Effekt kehrt sich jedoch paradoxerweise um, wenn der Frauenanteil steigt: In Ländern mit mehr Spielerinnen wird der Leistungsabstand größer.

  • Förderlogik: Judit Polgár kritisiert, dass Frauenturniere Talente eher bremsen, weil sie keinen Kontakt zur absoluten Weltspitze bieten. Zudem verhinderten niedrige Erwartungen, dass Frauen ihr volles Potenzial ausschöpfen.

  • Soziologie: Samantha Punch sieht einen Kreislauf aus Sexismus, Selbstzweifel und strukturellen Hürden – ein „Paradox der Frauenturniere“. Der geschützte Rahmen ermächtige einerseits, zementiere aber zugleich Unterschiede.

Zentrales Thema ist der grassierende Sexismus in der Schachwelt. Zahlreiche Fälle sexueller Belästigung und Übergriffe werden genannt:

  • Der lettische IM Andrejs Strebkovs belästigte über Jahre Spielerinnen, verlor schließlich seinen Titel.

  • Der US-Spieler Christopher Yoo wurde 2025 für ein halbes Jahr gesperrt, nachdem er eine Teilnehmerin bedrängt hatte.

  • Alejandro Ramírez, Funktionär und Kommentator, nutzte laut mehreren Frauen seine Machtposition zum Missbrauch; der US-Verband reagierte erst nach öffentlicher Kritik durch Jennifer Shahade, die 2002 über systematische Übergriffe berichtete.

Mehr als 150 Spielerinnen unterzeichneten daraufhin einen offenen Brief, in dem sie erklärten, sie hätten „sexistische oder sexuelle Gewalt durch Schachspieler, Trainer, Schiedsrichter oder Manager erlebt“. Viele Mädchen würden deshalb spätestens im Teenageralter mit dem Schach aufhören.

Interessanterweise stammen die besten Spielerinnen der Gegenwart aus Ländern mit niedriger Gleichstellungsbilanz: China, Indien und Russland dominieren die Ranglisten. China brachte neun der letzten 14 Weltmeisterinnen hervor – dank eines staatlichen Systems mit Internaten und gezielter Nachwuchsförderung.

In westlichen Ländern, so der Artikel, fehlt eine solche Infrastruktur. Josefine Safarli beschreibt, wie viele junge Talente nach dem Abitur ein Studium beginnen und das Schach aufgeben – nicht zuletzt, weil sich davon kaum leben lässt. In Deutschland versucht der Deutsche Schachbund seit Anfang 2025, Programme zur Förderung von Mädchen und Frauen aufzubauen.

Zum Schluss steht die Geschichte von Hou Yifan, die sich mit Mitte 20 vom Profischach zurückzog. Ihre Begründung: „Ich will die Beste sein, aber ich will auch ein Leben haben.“ Heute leitet sie an der Universität Shenzhen das Schachprogramm der Sportfakultät.

Das Schach-Gefälle entsteht beim Einstieg, nicht beim Talent
Quelle: Chess.com – „Study Reveals New Insights Into Gender Gap In Chess“, Peter Doggers (28. Oktober 2025)

Eine groß angelegte US-Studie räumt mit einem alten Vorurteil im Schach auf: Mädchen verbessern sich genauso schnell und bleiben ebenso lange aktiv wie Jungen – sofern sie unter denselben Bedingungen anfangen. Die Analyse von 680.000 US-Schachmitgliedern zwischen 1992 und 2019, erschienen in der Statistikzeitschrift Chance und kofinanziert von Chessable, zeigt: Der Leistungsabstand zwischen Männern und Frauen entsteht nicht durch unterschiedliche Lernfähigkeit, sondern bereits beim Einstieg ins Turnierschach.

Die Forscher Angela Li, Mark Glickman und Christopher Chabris fanden heraus, dass Jungen im Durchschnitt mit leicht höheren Einstiegswertungen beginnen und länger aktiv bleiben. Doch sobald beide Geschlechter mit identischem Alter und Start-Rating ins Turnierschach eintreten, verlaufen ihre Leistungs- und Teilnahmekurven nahezu identisch. In dieser „Matched Analysis“ verschwindet der Unterschied fast vollständig – Mädchen steigern sich im selben Tempo und bleiben ebenso engagiert.

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Entscheidend ist laut Studie das Umfeld. In Regionen, in denen der Anteil weiblicher Spielerinnen höher ist, schrumpft die Startlücke deutlich. Das spricht dafür, dass soziale Faktoren, nicht Begabung, den Unterschied machen: Wenn Mädchen von Beginn an häufiger und selbstverständlicher am Brett sitzen, starten sie gleich stark wie ihre männlichen Altersgenossen. Frühere Arbeiten, etwa von WGM Jennifer Shahade, weisen zudem darauf hin, dass Eltern und Trainer oft unbewusst geringere Erwartungen an Mädchen stellen – besonders dort, wo Erfolg als „Geniefrage“ gilt.

Peter Doggers schließt: Wer im Schach Chancengleichheit will, muss am Anfang ansetzen – mit mehr Mädchen im Training, ausgeglicheneren Vereinen und sichtbaren Vorbildern. Wo der Einstieg gleich ist, gleichen sich Fortschritt und Leistung ganz von selbst an.

"Das spricht dafür, dass soziale Faktoren, nicht Begabung, den Unterschied machen" 
Ich nehme an dies ist hinzu fantasiert, denn der Rest der Beschreibung der Studie macht darüber keine Aussage.  Ich sehe auch nicht anhand welcher Tests diese Aussage zu begründen wäre. Mit der Chancengleichheit hat sie nichts zu tun. Übrigens wenn die Aussage der Studie zutrifft, dann ist eine Meisterschaft für weibliche Teilnehmer genauso sinnvoll wie eine für Rothaarige.

Die Ergebnisse legen nahe, dass der Leistungsunterschied im Schach weniger mit Begabung zu tun hat als mit den Bedingungen, unter denen Kinder in den Sport einsteigen. Also mit sozialen Faktoren. 

Der Vergleich mit den Rothaarigen ist Blödsinn, das weißt du hoffentlich selbst, aber da du dir die Mühe gemacht hast, dich für obigen Beitrag hier zu registrieren: Niemand redet Menschen das Schachspielen aus, weil sie rote Haare haben. Menschen, die Mädchen sind, passiert das ständig - plus Angaffen, -machen und -grapschen. 

Gaffer, Grapscher, Vergewaltiger

 

Eine Studie, die Jungs und Mädels vergleicht hat nichts mit Unterschieden zwischen mehr oder weniger Begabten zu tun. Da hilft auch kein Geschwätz. Wenn dich letztes Thema interessiert solltest Du bei Gobet,  Bilalic etc nachschauen. Die ruderten gerade zurück, als ich das letzte Mal geschaut hatte. Keine Überraschung für jemanden, der eine halbe Ewigkeit Kids trainiert hat und hinreichend Beispiele kennt, wo das Talent nicht da war.
Wenn weniger Topspieler unter den Mädels nur daran liegt dass es weniger Mädels gibt, so trifft dies auf Rothaarige genauso zu.

 

Und wenn Du Grapscher kennst, nehme ich an Du hast sie angezeigt, oder war auch das nur Geschwätz?

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