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Volodar Murzin

Missbrauch und Konflikt: Die Geschichte von Schnellschachweltmeister Volodar Murzin
Quelle: chess.com, Beitrag von TarjeiJS, 12. Januar 2025

Der 18-jährige Großmeister Volodar Murzin, amtierender Weltmeister im Schnellschach, hat erstmals öffentlich über seine traumatische Kindheit gesprochen. In einem Interview mit dem russischen Portal Championat schildert Murzin, wie er gemeinsam mit seiner Mutter und vier Schwestern vor dem gewalttätigen Vater floh. Die Familie verließ ihre Heimatstadt Nischni Tagil und legte 1.800 Kilometer bis nach Moskau zurück – ein Neuanfang, der mit vielen Entbehrungen verbunden war: „Es war sehr schwierig; manchmal hatten wir nicht einmal etwas zu essen“, erinnert sich Murzin.

„Prügel war die Norm“
Bereits mit sieben Jahren begann der Vater, Volodar regelmäßig zu schlagen. Auch seine älteren Schwestern wurden Opfer der Gewalt: „Er schlug meine ältere Schwester mit einer Schaufel, als sie ihn besuchte.“ Für den jungen Schachtalent war körperlicher und seelischer Missbrauch Alltag: „Übergriffe auf jeden im Haushalt waren die Norm.“ Nach dem Gewinn der U12-Europameisterschaft nutzte die Mutter das Angebot eines Moskauer Schachklubs, um die Flucht zu wagen. Die erste Zeit in Moskau verbrachte die Familie ohne Betten auf Matratzen in einer leeren Wohnung.

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Doch auch nach dem Neuanfang riss der Einfluss des Vaters nicht ab. Um seinen Sohn weiter zu kontrollieren, erwirkte er eine Ausreisesperre – ein massives Hindernis auf dem Weg zum Großmeistertitel. Erst ein Gericht hob das Verbot auf; 2022 wurde Murzin Großmeister.

Schach als Druckmittel und Tortur
Der Vater hatte ein widersprüchliches Verhältnis zum Schach. Einerseits beschimpfte er das Spiel als „Teufelswerk“, andererseits zwang er den Sohn zu endlosen Trainingsnächten: „Er ließ mich bis vier Uhr morgens spielen. Meine Augen fielen zu, ich konnte nicht mehr klar denken, musste aber drei Stunden später in die Schule.“ Hinzu kamen bizarre Erziehungsmaßnahmen wie das Haarewaschen mit rohen Eiern, bei Widerstand schlug der Vater den Jungen mit dem Kopf gegen die Wand.

Heute hat Volodar Murzin jeglichen Kontakt zum Vater abgebrochen: „Er ist für mich definitiv Vergangenheit. Es ist schwer, all das zu verzeihen und zu vergessen.“

Konflikt mit dem russischen Verband
Auch im Schachbetrieb ist Murzin Außenseiter. Anders als viele russische Talente hat er sich geweigert, einen Langzeitvertrag mit dem russischen Schachverband zu unterzeichnen. Er spielt aktuell unter neutraler FIDE-Flagge und wird von einer Bank gesponsert. Murzin ist neben Andrey Esipenko einer der wenigen Hoffnungsträger im russischen Schach, das seit dem Angriff auf die Ukraine und der Abwanderung zahlreicher Spitzenspieler schwer angeschlagen ist.

Murzin wird Düsseldorfer:

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