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Sebastian Bogner

Sebastian Bogner: Zwischen Frust, Disziplin und Leidenschaft für Schach
Quelle: Neue Zürcher Zeitung – „Der Frust über sich selbst raubt ihm den Schlaf“, Niels Bossert, 30. Oktober 2025 (für Abonnenten)

Sebastian Bogner, 34, ist der beste Schachspieler der Schweiz – und doch jemand, der sich selbst nie genug ist. Im Interview mit der NZZ spricht der Grossmeister über Selbstzweifel, Motivation und seine Vorbereitung auf den World Cup in Goa, wo er die Schweiz vertritt.

Schon als Kind entdeckte er seine Faszination für das Spiel. Sein Vater, Vorsitzender des örtlichen Vereins in Neuhausen im Enzkreis, brachte ihm Schach bei. Mit sieben gewann Bogner sein erstes Turnier, mit zehn wurde er deutscher Meister, mit 18 Grossmeister. Heute sieht er den Titel nüchterner: „Carlsen ist Grossmeister, ich auch – aber wir spielen in völlig unterschiedlichen Ligen.“

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Zur Vorbereitung auf den World Cup in Goa hat Bogner zwei Eröffnungsexperten engagiert. Sein Ziel: die erste Runde überstehen – 2021 scheiterte er daran. Er sieht seine Chancen auf 50:50, weiß aber um die Stärke des Feldes. „Ich habe schon gegen Spieler aus den Top 30 gewonnen“, sagt er. Entscheidend sei das Selbstvertrauen.

Frust über verpasste Chancen begleitet ihn seit Jahren. Nach langen Partien kann ihn ein einziger Fehler tagelang um den Schlaf bringen. „Wie kann man so blöd sein?“, fragt er sich dann. Bei gravierenden Patzern habe er schon mehrmals ans Aufhören gedacht, zuletzt bei der Team-EM in Georgien. Doch der Rat seines Vaters hilft: „Kopf hoch, weitermachen.“ Die beste Therapie nach einer Niederlage: am nächsten Tag wieder spielen – und gewinnen.

Neben dem Schach arbeitet Bogner als Berufsschullehrer für Wirtschaft und als Trainer. In Zürich unterrichtet er rund 15 Schülerinnen und Schüler – vom achtjährigen Nachwuchsspieler bis zum 83-jährigen Hobbyspieler. „In der Schweiz sind viele an Schach interessiert“, sagt er.

Finanziell lebt Bogner bis heute bescheiden, aber seine Leidenschaft für das Spiel ist ungebrochen. Er weiss, dass Erfolg im Schach vor allem eine Frage des Selbstvertrauens ist – und genau das will er in Goa beweisen.

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