Ulf Andersson
Zitat von Conrad Schormann am 27. Juni 2025, 9:25 UhrUlf Andersson: Der stille Kontrollspieler
Quelle: Europe Échecs, Beitrag von Georges Bertola, 2. Juli 2022
Ulf Andersson war nie laut. Er sprach mit Zügen. Und wer nicht hinhörte, übersah leicht, wie radikal sein Schach war. In den 1970er- und 1980er-Jahren gehörte er zur Weltspitze – nicht durch spektakuläre Opfer, sondern durch etwas Unscheinbares: Kontrolle.
Ulf Andersson 1972 in Reykjavik.Sein Stil war langsam, vorsichtig, scheinbar ereignislos. „Nach 70 Zügen ist der Gegner erschöpft oder in Zeitnot – oder beides“, sagte Bent Larsen über Andersson. Andersson gewann Endspiele, die längst als Remis galten. Aber er konnte auch anders: Seine Partie gegen Portisch bei der Olympiade 1972 zeigt einen taktisch brillanten Angriff mit positionellem Fundament. Auch gegen Karpow 1975 siegte er mit einem feinen Qualitätsopfer im Igel – dem System, das er mit prägte.
https://bsky.app/profile/dgriffinchess.bsky.social/post/3lb66byedu226
Sein Anfang war romantisch. In jungen Jahren zog es ihn in taktische Gefechte, beeinflusst von Fischer. Doch mit der Zeit wurde sein Stil prophylaktisch, sein Ziel: dem Gegner die Stellung nehmen, die er braucht. Chaos mied er. Nicht aus Angst – sondern aus Überzeugung. „Ich will keine Fehler machen, die mir die Partie kosten“, sagte er einmal. Dieses Prinzip führte ihn weit: In den 1980ern stand Andersson auf Platz vier der Weltrangliste. Er gewann Wijk aan Zee 1983, schlug Tal in einem ausgeglichenen Match, ließ Korchnoi, Mecking, Larsen hinter sich.
https://twitter.com/dgriffinchess/status/1938471433878843784
Den Sprung zum WM-Kandidaten machte er nie. Vielleicht, weil der Kampf ihn innerlich zermürbte. Verlieren konnte er nicht ertragen. Ein einziges verlorenes Spiel wog für ihn schwerer als fünf Siege. Er zog sich mehr und mehr zurück – zunächst aus dem Spitzenschach, später auch aus Open-Turnieren. Blitzpartien nannte er eine „Sucht“, die mit echtem Schach nichts zu tun habe. Stattdessen spielte er Fernschach auf Weltklasse-Niveau, trank dabei Kaffee auf der Terrasse – und genoss die Langsamkeit.
Frag Ulf. Er erklärt dir das.
Andersson war der letzte große Endspiel-Magier, nach Petrosjan der wohl erfolgreichste defensive Spieler auf Weltniveau. Sogar die Sowjets staunten. „Andersson will alle Felder kontrollieren. So einen Spieler haben wir nicht“, sagte Polugajewski nach einer Niederlage. Auch Petrosjan verwies in Endspielanalysen auf ihn: „Frag Ulf. Er erklärt dir das.“
Anderssons strategisches Weißrepertoire - Amazon-Klappentext:In his prime, in the 1970-s and 80-s, legendary Swedish chess grandmaster Ulf Andersson was a Top 10 player with a distinct, immediately recognizable style. He almost never lost a game and kept scoring wins from quiet positions.
Quiet positons? Acclaimed chess author Cyrus Lakdawala has played Andersson’s lines for decades and explains that those positions only LOOK quiet. Ulf Andersson, who understood the subtleties of strategic chess better than almost anyone else, always detected and exploited hidden opportunities.
As Andersson’s openings tend to glide into the middlegame and often into the endgame, How Ulf Beats Black is much more than just a chess opening manual. Lakdawala’s lucid explanations offer a practical guide to positional technique that will improve your endgame skills as well. On top of that it is also a games collection of a great but often misunderstood chess player.
This repertoire is not based on forcing variations but on understanding the underlying principles and techniques. As a result your opponent will not be able to surprise you because you forgot to check recent novelties. The final chapter ‘What did Ulf play?’ presents exercises to test your understanding.
Ulf Andersson: Der stille Kontrollspieler
Quelle: Europe Échecs, Beitrag von Georges Bertola, 2. Juli 2022
Ulf Andersson war nie laut. Er sprach mit Zügen. Und wer nicht hinhörte, übersah leicht, wie radikal sein Schach war. In den 1970er- und 1980er-Jahren gehörte er zur Weltspitze – nicht durch spektakuläre Opfer, sondern durch etwas Unscheinbares: Kontrolle.

Ulf Andersson 1972 in Reykjavik.
Sein Stil war langsam, vorsichtig, scheinbar ereignislos. „Nach 70 Zügen ist der Gegner erschöpft oder in Zeitnot – oder beides“, sagte Bent Larsen über Andersson. Andersson gewann Endspiele, die längst als Remis galten. Aber er konnte auch anders: Seine Partie gegen Portisch bei der Olympiade 1972 zeigt einen taktisch brillanten Angriff mit positionellem Fundament. Auch gegen Karpow 1975 siegte er mit einem feinen Qualitätsopfer im Igel – dem System, das er mit prägte.
Ulf Andersson (Sweden) faces Kick Langeweg (Netherlands) in the 5th round at Wijk aan Zee, 21st January 1981. The Swede won a trademark victory against Black's 'hedgehog' set-up.Also in the photo are Evgeny Sveshnikov (USSR) & Gyula Sax (Hungary).(📷: noord-hollandsarchief.nl.) #chess
— Douglas Griffin (@dgriffinchess.bsky.social) 2024-11-17T19:46:54.308Z
Sein Anfang war romantisch. In jungen Jahren zog es ihn in taktische Gefechte, beeinflusst von Fischer. Doch mit der Zeit wurde sein Stil prophylaktisch, sein Ziel: dem Gegner die Stellung nehmen, die er braucht. Chaos mied er. Nicht aus Angst – sondern aus Überzeugung. „Ich will keine Fehler machen, die mir die Partie kosten“, sagte er einmal. Dieses Prinzip führte ihn weit: In den 1980ern stand Andersson auf Platz vier der Weltrangliste. Er gewann Wijk aan Zee 1983, schlug Tal in einem ausgeglichenen Match, ließ Korchnoi, Mecking, Larsen hinter sich.
74 years old today - Swedish grandmaster and former World No. 4 Ulf Andersson.
Pictured here at Tilburg, 1983.
(📷: R. Bogaerts / ANEFO, via https://t.co/AtUKwRfY1R.) #chess pic.twitter.com/6RbyJRTl5K— Douglas Griffin (@dgriffinchess) June 27, 2025
Den Sprung zum WM-Kandidaten machte er nie. Vielleicht, weil der Kampf ihn innerlich zermürbte. Verlieren konnte er nicht ertragen. Ein einziges verlorenes Spiel wog für ihn schwerer als fünf Siege. Er zog sich mehr und mehr zurück – zunächst aus dem Spitzenschach, später auch aus Open-Turnieren. Blitzpartien nannte er eine „Sucht“, die mit echtem Schach nichts zu tun habe. Stattdessen spielte er Fernschach auf Weltklasse-Niveau, trank dabei Kaffee auf der Terrasse – und genoss die Langsamkeit.
Frag Ulf. Er erklärt dir das.
Andersson war der letzte große Endspiel-Magier, nach Petrosjan der wohl erfolgreichste defensive Spieler auf Weltniveau. Sogar die Sowjets staunten. „Andersson will alle Felder kontrollieren. So einen Spieler haben wir nicht“, sagte Polugajewski nach einer Niederlage. Auch Petrosjan verwies in Endspielanalysen auf ihn: „Frag Ulf. Er erklärt dir das.“

Anderssons strategisches Weißrepertoire - Amazon-Klappentext:
In his prime, in the 1970-s and 80-s, legendary Swedish chess grandmaster Ulf Andersson was a Top 10 player with a distinct, immediately recognizable style. He almost never lost a game and kept scoring wins from quiet positions.
Quiet positons? Acclaimed chess author Cyrus Lakdawala has played Andersson’s lines for decades and explains that those positions only LOOK quiet. Ulf Andersson, who understood the subtleties of strategic chess better than almost anyone else, always detected and exploited hidden opportunities.
As Andersson’s openings tend to glide into the middlegame and often into the endgame, How Ulf Beats Black is much more than just a chess opening manual. Lakdawala’s lucid explanations offer a practical guide to positional technique that will improve your endgame skills as well. On top of that it is also a games collection of a great but often misunderstood chess player.
This repertoire is not based on forcing variations but on understanding the underlying principles and techniques. As a result your opponent will not be able to surprise you because you forgot to check recent novelties. The final chapter ‘What did Ulf play?’ presents exercises to test your understanding.