Wolgang Unzicker (1925-2006)
Zitat von Conrad Schormann am 23. Mai 2025, 10:12 Uhr„Ein Vorbild auch im Leben“ – Helmut Pfleger würdigt Wolfgang Unzicker zum 100. Geburtstag
Quelle: Helmut Pfleger, DIE ZEIT, anlässlich des Gedenkens am 21. Mai 2025 bei der Deutschen Meisterschaft in München
Zum 100. Geburtstag von Wolfgang Unzicker (1925–2006) hat der Schachgroßmeister und Arzt Helmut Pfleger in der ZEIT eine sehr persönliche Würdigung veröffentlicht. Sie zeigt einen Menschen, der das Schachspiel auf höchstem Niveau beherrschte – und dennoch stets bewusst Amateur blieb.
Die Gedenkveranstaltung bei der Deutschen Meisterschaft in München erinnerte auch an den Tag seiner Beisetzung auf dem Münchner Westfriedhof, als der Pfarrer mit Thomas Manns berühmten Worten anstimmte: „München leuchtet!“ Schon damals war klar, dass es sich um mehr als einen herausragenden Schachspieler handelte. Der Ort der Trauerfeier – die Allerheiligen-Hofkirche der Residenz – unterstrich die hohe gesellschaftliche Anerkennung, die Unzicker zeitlebens zuteil wurde.
Lothar Schmid, Freund, Verleger und ebenfalls Großmeister, blickte auf 60 Jahre gemeinsamen Weges zurück. Der frühere Präsident des Bayerischen Verwaltungsgerichts, Johann Wittmann, hob Unzicker als untadeligen Richter hervor – fair, geradlinig, bescheiden, ein „Paterfamilias, kein Patriarch“. In seinem Wesen und seinem Schachstil sei er eine Einheit gewesen, ganz im Sinne des Schriftstellers Julien Green.
Pfleger selbst beschreibt Unzicker als das Rückgrat des bundesdeutschen Schachs über fast drei Jahrzehnte. Trotz seiner zahlreichen internationalen Erfolge – darunter Siege über gleich vier Weltmeister: Botwinnik, Tal, Smyslow und Fischer – blieb Unzicker beruflich Richter. Vollprofi zu werden, kam für ihn nie in Frage, obwohl sein Talent es hergegeben hätte. Dass er dennoch die internationale Elite regelmäßig herausforderte und besiegte, sei heute kaum mehr vorstellbar.
Pfleger erinnert sich auch an die eigenen Erlebnisse mit Unzicker: 1963 und 1965 teilten sie sich den Titel des Deutschen Meisters – einmal mit, einmal gegen einander im Stichkampf. Besonders hervor hebt Pfleger Unzickers phänomenales Gedächtnis, das sich nicht nur auf Schacheröffnungen, sondern auch auf Gesetzestexte und historische Zusammenhänge (etwa Bismarck) erstreckte.
Zum Schluss stellt Pfleger eine fast melancholische Frage: „Wie weit hätte er es wohl gebracht, wenn er die Paragrafen zugunsten der Nimzo-Indischen Verteidigung etwas vernachlässigt hätte?“ Die Antwort gibt Unzicker selbst – indem er nie auch nur darüber nachdachte.
„Ein Vorbild auch im Leben“ – Helmut Pfleger würdigt Wolfgang Unzicker zum 100. Geburtstag
Quelle: Helmut Pfleger, DIE ZEIT, anlässlich des Gedenkens am 21. Mai 2025 bei der Deutschen Meisterschaft in München
Zum 100. Geburtstag von Wolfgang Unzicker (1925–2006) hat der Schachgroßmeister und Arzt Helmut Pfleger in der ZEIT eine sehr persönliche Würdigung veröffentlicht. Sie zeigt einen Menschen, der das Schachspiel auf höchstem Niveau beherrschte – und dennoch stets bewusst Amateur blieb.
Die Gedenkveranstaltung bei der Deutschen Meisterschaft in München erinnerte auch an den Tag seiner Beisetzung auf dem Münchner Westfriedhof, als der Pfarrer mit Thomas Manns berühmten Worten anstimmte: „München leuchtet!“ Schon damals war klar, dass es sich um mehr als einen herausragenden Schachspieler handelte. Der Ort der Trauerfeier – die Allerheiligen-Hofkirche der Residenz – unterstrich die hohe gesellschaftliche Anerkennung, die Unzicker zeitlebens zuteil wurde.
Lothar Schmid, Freund, Verleger und ebenfalls Großmeister, blickte auf 60 Jahre gemeinsamen Weges zurück. Der frühere Präsident des Bayerischen Verwaltungsgerichts, Johann Wittmann, hob Unzicker als untadeligen Richter hervor – fair, geradlinig, bescheiden, ein „Paterfamilias, kein Patriarch“. In seinem Wesen und seinem Schachstil sei er eine Einheit gewesen, ganz im Sinne des Schriftstellers Julien Green.
Pfleger selbst beschreibt Unzicker als das Rückgrat des bundesdeutschen Schachs über fast drei Jahrzehnte. Trotz seiner zahlreichen internationalen Erfolge – darunter Siege über gleich vier Weltmeister: Botwinnik, Tal, Smyslow und Fischer – blieb Unzicker beruflich Richter. Vollprofi zu werden, kam für ihn nie in Frage, obwohl sein Talent es hergegeben hätte. Dass er dennoch die internationale Elite regelmäßig herausforderte und besiegte, sei heute kaum mehr vorstellbar.
Pfleger erinnert sich auch an die eigenen Erlebnisse mit Unzicker: 1963 und 1965 teilten sie sich den Titel des Deutschen Meisters – einmal mit, einmal gegen einander im Stichkampf. Besonders hervor hebt Pfleger Unzickers phänomenales Gedächtnis, das sich nicht nur auf Schacheröffnungen, sondern auch auf Gesetzestexte und historische Zusammenhänge (etwa Bismarck) erstreckte.
Zum Schluss stellt Pfleger eine fast melancholische Frage: „Wie weit hätte er es wohl gebracht, wenn er die Paragrafen zugunsten der Nimzo-Indischen Verteidigung etwas vernachlässigt hätte?“ Die Antwort gibt Unzicker selbst – indem er nie auch nur darüber nachdachte.
Zitat von Conrad Schormann am 23. Mai 2025, 10:14 Uhrhttps://bsky.app/profile/bodenseeperlen.bsky.social/post/3lkvt2dm4b22d
https://twitter.com/dgriffinchess/status/1227288306813165569
https://youtu.be/kH4eU_2BPhw
Unzickers wohl berühmteste (und hochinstruktive) Niederlage
11/14 am ersten Brett für die Bundesrepublik, bester Spieler des Turniers. Der Stern von Wolfgang Unzicker (hier gegen Exweltmeister Max Euwe) strahlte bei der Schacholympiade 1950 in Dubrovnik heller denn je. 👉 perlenvombodensee.de/forum/topic/...
— Perlen vom Bodensee (@bodenseeperlen.bsky.social) 2025-03-21T18:16:24.907Z
Wijk aan Zee, 16th January 1981. In the opening round of the Hoogovens tournament, Jan Timman is pictured in play v. András Adorján, as the veteran grandmaster Wolfgang Unzicker looks on.
(Photo credit: R. Bogaerts / ANEFO, https://t.co/KIwt4EO4GM.) #chess pic.twitter.com/FjiCE9XtkF— Douglas Griffin (@dgriffinchess) February 11, 2020
Unzickers wohl berühmteste (und hochinstruktive) Niederlage