Emanuel Lasker (1868-1941)
Zitat von Conrad Schormann am 25. Juni 2025, 17:04 UhrDer unhöfliche Weltmeister
Quelle: Bernd Reinert, „Der unhöfliche Schachweltmeister“, veröffentlicht am 23. Juni 2025, mit Originalzitaten aus der Bergedorfer Zeitung von 1925
Im Frühjahr 1925 kündigte der Bergedorfer Schachverein begeistert einen Besuch des amtierenden Schachweltmeisters Emanuel Lasker an. Die Vorfreude war groß, denn Lasker hatte für Mai sein Kommen zugesagt. Doch der Weltmeister erschien nicht – und ließ auch jede Rückmeldung vermissen. Selbst auf wiederholte Terminanfragen des Vereinsvorsitzenden A. Niemann reagierte er nicht. Die Bergedorfer Zeitung kommentierte den Vorgang am 20. Juni 1925 mit deutlicher Kritik: „Auch Weltmeister dürfen höflich sein.“
Das Vereinsleben ging ohne den erhofften Stargast weiter, dokumentiert in den regelmäßigen Schachkolumnen der BZ. Eine spätere Einladung durch die Altengammer Schachgesellschaft konnte den Ärger kaum mildern – Laskers fehlender Anstand hatte einen spürbaren Schatten hinterlassen.
Der unhöfliche Weltmeister
Quelle: Bernd Reinert, „Der unhöfliche Schachweltmeister“, veröffentlicht am 23. Juni 2025, mit Originalzitaten aus der Bergedorfer Zeitung von 1925
Im Frühjahr 1925 kündigte der Bergedorfer Schachverein begeistert einen Besuch des amtierenden Schachweltmeisters Emanuel Lasker an. Die Vorfreude war groß, denn Lasker hatte für Mai sein Kommen zugesagt. Doch der Weltmeister erschien nicht – und ließ auch jede Rückmeldung vermissen. Selbst auf wiederholte Terminanfragen des Vereinsvorsitzenden A. Niemann reagierte er nicht. Die Bergedorfer Zeitung kommentierte den Vorgang am 20. Juni 1925 mit deutlicher Kritik: „Auch Weltmeister dürfen höflich sein.“

Das Vereinsleben ging ohne den erhofften Stargast weiter, dokumentiert in den regelmäßigen Schachkolumnen der BZ. Eine spätere Einladung durch die Altengammer Schachgesellschaft konnte den Ärger kaum mildern – Laskers fehlender Anstand hatte einen spürbaren Schatten hinterlassen.
Zitat von Conrad Schormann am 5. Juli 2025, 9:13 UhrEmanuel Lasker in den 1920er-Jahren: Der alte Löwe schlägt zurück
QuelleNach dem Verlust der Weltmeisterschaft 1921 gegen José Raúl Capablanca hätte Emanuel Lasker leise abtreten können. Er war 52, gesundheitlich angeschlagen, der Titel war weg – und Capablanca, auf dem Zenit seiner Kraft, hatte ihn in Havanna nicht nur geschlagen, sondern dominiert. Doch Lasker zog sich nicht zurück. Stattdessen begann ein letztes, unerwartet triumphales Kapitel. Mit wirrem Haar, Zigarre, bohemienhafter Würde und unverändertem Siegeswillen stieg er zurück in den Ring.
1923 gewann er Maehrisch-Ostrau vor Tarrasch, Tartakower, Euwe und anderen – mit einer Leistung, die Kritiker verstummen ließ. 1924 triumphierte er beim legendären New Yorker Turnier, eineinhalb Punkte vor Capablanca, obwohl er die direkte Partie gegen ihn verlor. 1925 wurde er in Moskau Zweiter hinter Bogoljubow – mit einem Gesamtscore von +31=19−2 über diese drei Turniere. Zahlen, die für einen Spieler über 50 geradezu absurd stark sind.
Laskers Spiel war inzwischen kaum mehr nachvollziehbar. Max Euwe sagte einmal: „Von Lasker kann man nichts lernen, man kann nur staunen.“ Was ihn auszeichnete, war seine Fähigkeit, Partien nach eigenem Rhythmus zu führen: Er ignorierte Hypermoderne Eröffnungsmoden, strebte mittellange, königlose Mittelspiele an, wo Erfahrung mehr zählte als Theorie – und stellte seine Gegner in undurchschaubaren Endspielen vor Aufgaben, die keine Bücher kannten. Auch psychologisch blieb er überlegen: In entscheidenden Momenten war es oft sein Gegner, der zuerst die Nerven verlor.
Die 1920er-Jahre zeigen Lasker nicht als Verlierer des Weltmeistertitels, sondern als unverwüstlichen Wettkämpfer – einen der Größten überhaupt. Ein alter Löwe, der seinen Biss nie verlor.
Emanuel Lasker in den 1920er-Jahren: Der alte Löwe schlägt zurück
Quelle
Nach dem Verlust der Weltmeisterschaft 1921 gegen José Raúl Capablanca hätte Emanuel Lasker leise abtreten können. Er war 52, gesundheitlich angeschlagen, der Titel war weg – und Capablanca, auf dem Zenit seiner Kraft, hatte ihn in Havanna nicht nur geschlagen, sondern dominiert. Doch Lasker zog sich nicht zurück. Stattdessen begann ein letztes, unerwartet triumphales Kapitel. Mit wirrem Haar, Zigarre, bohemienhafter Würde und unverändertem Siegeswillen stieg er zurück in den Ring.
1923 gewann er Maehrisch-Ostrau vor Tarrasch, Tartakower, Euwe und anderen – mit einer Leistung, die Kritiker verstummen ließ. 1924 triumphierte er beim legendären New Yorker Turnier, eineinhalb Punkte vor Capablanca, obwohl er die direkte Partie gegen ihn verlor. 1925 wurde er in Moskau Zweiter hinter Bogoljubow – mit einem Gesamtscore von +31=19−2 über diese drei Turniere. Zahlen, die für einen Spieler über 50 geradezu absurd stark sind.
Laskers Spiel war inzwischen kaum mehr nachvollziehbar. Max Euwe sagte einmal: „Von Lasker kann man nichts lernen, man kann nur staunen.“ Was ihn auszeichnete, war seine Fähigkeit, Partien nach eigenem Rhythmus zu führen: Er ignorierte Hypermoderne Eröffnungsmoden, strebte mittellange, königlose Mittelspiele an, wo Erfahrung mehr zählte als Theorie – und stellte seine Gegner in undurchschaubaren Endspielen vor Aufgaben, die keine Bücher kannten. Auch psychologisch blieb er überlegen: In entscheidenden Momenten war es oft sein Gegner, der zuerst die Nerven verlor.
Die 1920er-Jahre zeigen Lasker nicht als Verlierer des Weltmeistertitels, sondern als unverwüstlichen Wettkämpfer – einen der Größten überhaupt. Ein alter Löwe, der seinen Biss nie verlor.
Zitat von Conrad Schormann am 20. Juli 2025, 14:03 UhrQuelle: Adolivio Capece: „Einstein und Hannak mit Emanuel Lasker“, unascacchista.com, 21. Juni 2022.
Albert Einstein lernte Emanuel Lasker 1927 in Berlin kennen. Drei Jahre später wohnten die beiden eine Zeit lang gemeinsam in Berlin, tauschten sich bei langen Spaziergängen über Philosophie, Wissenschaft und Menschliches aus. Einstein war zwar Schachspieler, spielte aber nur gelegentlich mit Freunden – der „harte Wettbewerbsgeist“, den Schach verlangte, lag ihm nicht, wie er bemerkte. In einem Interview mit der New York Times 1936 sagte Einstein, er habe Schach als Kind gelernt, bevorzuge zur Entspannung aber weniger fordernde Tätigkeiten. Im Vorwort zur 1952 erschienenen Biografie „Emanuel Lasker – Leben eines Schachmeisters“ von Jacques Hannak schrieb er offen: „Mir war der Machtkampf und der Wettbewerbsgeist, der in der Form dieses genialen Spiels zum Ausdruck kommt, immer zuwider.“
https://bsky.app/profile/ledchess.bsky.social/post/3lbnpj2hdts2o
Trotzdem schätzte Einstein Lasker zutiefst – nicht primär als Schachweltmeister (1894–1921), sondern als Denker. In seinem Vorwort nennt er ihn „einen der interessantesten Männer, die ich in meinen späteren Jahren kennengelernt habe“, bewundert seine Unabhängigkeit und sein leidenschaftliches Interesse an den großen Menschheitsfragen. Schach sei für Lasker eher Beruf als Lebensziel gewesen, während sein eigentliches Streben wissenschaftlichem Verstehen und der Schönheit logischer Schöpfungen galt. Einstein vergleicht Lasker gar mit Spinoza, der seine materielle Existenz durch das Schleifen von Linsen sicherte – Laskers „Broterwerb“ sei das Schach, das jedoch den Geist mehr binde, als es Spinozas Handwerk tat. Besonders Laskers Werk „Die Philosophie des Unvollkommenen“ habe Einsteins Blick auf ihn geprägt.
Zu ihrem Verhältnis gehörte auch ein Disput über die Relativitätstheorie. Lasker, scharfsinnig und analytisch, störte sich an der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit als Axiom und fragte, ob im „wirklich leeren Raum“ die Geschwindigkeit nicht gegen unendlich tendieren könnte. Einstein hielt das für spekulativ. Er konterte, dass man nicht ewig auf ein Experiment warten könne und Laskers Schachmentalität – immer auf das nächste Problem fokussiert, ohne endgültige Lösungen – hier deutlich spürbar sei.
Der Mann, der die Beziehung dieser beiden dokumentierte, war Jacques Hannak (1892–1973), ein österreichischer Schriftsteller und Journalist. Hannak, Sozialdemokrat und Jude, wurde in Dachau und Buchenwald inhaftiert, konnte 1939 fliehen, kehrte 1946 nach Wien zurück und setzte seine Arbeit fort. Neben journalistischen Tätigkeiten beschäftigte er sich intensiv mit Schach und verfasste 1952 die Biografie über Lasker, die Einsteins Vorwort enthält. Hannak hatte schon zuvor Vorworte und Texte für Schachbücher geschrieben, etwa zu Rubinstein und Steinitz, und Turnierberichte wie „Semmering–Baden 1937“ herausgegeben.
Quelle: Adolivio Capece: „Einstein und Hannak mit Emanuel Lasker“, unascacchista.com, 21. Juni 2022.
Albert Einstein lernte Emanuel Lasker 1927 in Berlin kennen. Drei Jahre später wohnten die beiden eine Zeit lang gemeinsam in Berlin, tauschten sich bei langen Spaziergängen über Philosophie, Wissenschaft und Menschliches aus. Einstein war zwar Schachspieler, spielte aber nur gelegentlich mit Freunden – der „harte Wettbewerbsgeist“, den Schach verlangte, lag ihm nicht, wie er bemerkte. In einem Interview mit der New York Times 1936 sagte Einstein, er habe Schach als Kind gelernt, bevorzuge zur Entspannung aber weniger fordernde Tätigkeiten. Im Vorwort zur 1952 erschienenen Biografie „Emanuel Lasker – Leben eines Schachmeisters“ von Jacques Hannak schrieb er offen: „Mir war der Machtkampf und der Wettbewerbsgeist, der in der Form dieses genialen Spiels zum Ausdruck kommt, immer zuwider.“
Emanuel Lasker, 2nd World Chess Champion, was friends with Albert Einstein.In the posthumous biography: "Emanuel Lasker, The Life of a Chess Master", Einstein wrote a preface that said, "Emanuel Lasker was undoubtedly one of the most interesting people I came to know in my later years..."
Trotzdem schätzte Einstein Lasker zutiefst – nicht primär als Schachweltmeister (1894–1921), sondern als Denker. In seinem Vorwort nennt er ihn „einen der interessantesten Männer, die ich in meinen späteren Jahren kennengelernt habe“, bewundert seine Unabhängigkeit und sein leidenschaftliches Interesse an den großen Menschheitsfragen. Schach sei für Lasker eher Beruf als Lebensziel gewesen, während sein eigentliches Streben wissenschaftlichem Verstehen und der Schönheit logischer Schöpfungen galt. Einstein vergleicht Lasker gar mit Spinoza, der seine materielle Existenz durch das Schleifen von Linsen sicherte – Laskers „Broterwerb“ sei das Schach, das jedoch den Geist mehr binde, als es Spinozas Handwerk tat. Besonders Laskers Werk „Die Philosophie des Unvollkommenen“ habe Einsteins Blick auf ihn geprägt.
Zu ihrem Verhältnis gehörte auch ein Disput über die Relativitätstheorie. Lasker, scharfsinnig und analytisch, störte sich an der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit als Axiom und fragte, ob im „wirklich leeren Raum“ die Geschwindigkeit nicht gegen unendlich tendieren könnte. Einstein hielt das für spekulativ. Er konterte, dass man nicht ewig auf ein Experiment warten könne und Laskers Schachmentalität – immer auf das nächste Problem fokussiert, ohne endgültige Lösungen – hier deutlich spürbar sei.
Der Mann, der die Beziehung dieser beiden dokumentierte, war Jacques Hannak (1892–1973), ein österreichischer Schriftsteller und Journalist. Hannak, Sozialdemokrat und Jude, wurde in Dachau und Buchenwald inhaftiert, konnte 1939 fliehen, kehrte 1946 nach Wien zurück und setzte seine Arbeit fort. Neben journalistischen Tätigkeiten beschäftigte er sich intensiv mit Schach und verfasste 1952 die Biografie über Lasker, die Einsteins Vorwort enthält. Hannak hatte schon zuvor Vorworte und Texte für Schachbücher geschrieben, etwa zu Rubinstein und Steinitz, und Turnierberichte wie „Semmering–Baden 1937“ herausgegeben.
