Emanuel Lasker würde heute wahrscheinlich amüsiert zur Kenntnis nehmen, dass er Teil einer Sportler-Ausstellung und seit 2008 sogar Mitglied der Ruhmeshalle des deutschen Sports ist. Ein Multitalent war Lasker zweifellos, aber von Leibesübungen hielt er sich zeitlebens fern.
Wie viele Juden hatte Lasker während des Ersten Weltkriegs einen erheblichen Teil seines Vermögens in Kriegsanleigen investiert - und verloren. Finazielle Erleichterung verschaffte ihm der WM-Kampf gegen José Raúl Capablanca 1921, der ihn nach 27 Jahren als Weltmeister, ein Rekord für die Ewigkeit, seinen Titel kostete.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Anfang 1933 flüchteten Emanuel und Martha Lasker in die Niederlande, der Auftakt einer entbehrungsreichen Odyssee, die Laskers letztes Lebensjahrzehnt kennzeichnete. 1934 reiste das Paar weiter nach London. In Ermangelung anderer Verdienstmöglichkeiten wurde der Exweltmeister wieder Schachprofi. Er gab zahlreiche Simultanvorstellungen, 1934 nahm er an einem stark besetzten internationalen Turnier in Zürich teil.
Nach 7 von 15 Runden führte Lasker mit 5,5 Punkten, gleichauf mit dem als kommenden WM-Herausforderer geltenden Salo Flohr. Aber als 65-Jähriger ohne Praxis hielt Lasker diese Schlagzahl nicht durch. Gleichwohl wurde er respektabler Fünfter mit 10/15. Im Lauf des Turniers sollte Lasker gegen Alexander Aljechin, Aaron Nimzowitsch und Efim Bogoljubow verlieren, die einzigen Siege über Emanuel Lasker, die diesen dreien jemals gelangen. Den angehenden Weltmeister Max Euwe besiegte Lasker.
1935 der Umzug nach Moskau: Die Akademie der Wissenschaften der UdSSR hatte Lasker eine ständige Mitgliedschaft angeboten. Offiziell arbeitete er an einem mathematischen Institut, aber tatsächlich war Lasker als einer der Väter der sowjetischen Schachexplosion angestellt. Er gab Simultanvorstellungen, hielt Vorträge und trainierte mit den besten Talenten des stalinistischen Riesenreichs, unter anderem mit dem kommenden Weltmeister Michail Botwinik.
Emanuel Lasker 1933. | via Wikipedia
Nachdem Laskers dem Nazi-Terror entkommen waren, stellten sie in der Sowjetunion unter Stalin fest, dass auch deren diktatorisches System auf staatlichem Terror basierte. 1936 begann die "Große Säuberung", Laskers flohen abermals. Einen Besuch bei Emanuels Stieftochter in New York 1937 nutzte das Ehepaar, um in den USA zu bleiben. Im Jahr darauf wurde Emanuel und Martha Lasker daheim die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.
Emanuel Lasker starb am 11. Januar 1941 in New York. Am 6. Mai 2008 wurde er in die "Hall of Fame des deutschen Sports" aufgenommen, sieben Jahre später als einer von 17 deutschen Sportlern in die Dauerausstellung "Zwischen Erfolg und Verfolgung", die anlässlich der Makkabiade in Berlin 2015 entstand.
In Münster ist Lasker nun unter anderem mit dem deutschen Fußballpionier Walther Bensemann zu sehen, Mitbegründer des Deutschen Fußball-Bundes, der vor den Nazis aus Deutschland floh. Oder mit dem Fußballnationalspieler Julius Hirsch, der deportiert und ermordet wurde.
Oder mit der Schwimmerin Sarah Poewe. Die hat als erste jüdische Athletin nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 2004 in Athen eine olympische Medaille für Deutschland gewonnen.
Emanuel Lasker würde heute wahrscheinlich amüsiert zur Kenntnis nehmen, dass er Teil einer Sportler-Ausstellung und seit 2008 sogar Mitglied der Ruhmeshalle des deutschen Sports ist. Ein Multitalent war Lasker zweifellos, aber von Leibesübungen hielt er sich zeitlebens fern.
Wie viele Juden hatte Lasker während des Ersten Weltkriegs einen erheblichen Teil seines Vermögens in Kriegsanleigen investiert - und verloren. Finazielle Erleichterung verschaffte ihm der WM-Kampf gegen José Raúl Capablanca 1921, der ihn nach 27 Jahren als Weltmeister, ein Rekord für die Ewigkeit, seinen Titel kostete.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Anfang 1933 flüchteten Emanuel und Martha Lasker in die Niederlande, der Auftakt einer entbehrungsreichen Odyssee, die Laskers letztes Lebensjahrzehnt kennzeichnete. 1934 reiste das Paar weiter nach London. In Ermangelung anderer Verdienstmöglichkeiten wurde der Exweltmeister wieder Schachprofi. Er gab zahlreiche Simultanvorstellungen, 1934 nahm er an einem stark besetzten internationalen Turnier in Zürich teil.
Werbung
Nach 7 von 15 Runden führte Lasker mit 5,5 Punkten, gleichauf mit dem als kommenden WM-Herausforderer geltenden Salo Flohr. Aber als 65-Jähriger ohne Praxis hielt Lasker diese Schlagzahl nicht durch. Gleichwohl wurde er respektabler Fünfter mit 10/15. Im Lauf des Turniers sollte Lasker gegen Alexander Aljechin, Aaron Nimzowitsch und Efim Bogoljubow verlieren, die einzigen Siege über Emanuel Lasker, die diesen dreien jemals gelangen. Den angehenden Weltmeister Max Euwe besiegte Lasker.
1935 der Umzug nach Moskau: Die Akademie der Wissenschaften der UdSSR hatte Lasker eine ständige Mitgliedschaft angeboten. Offiziell arbeitete er an einem mathematischen Institut, aber tatsächlich war Lasker als einer der Väter der sowjetischen Schachexplosion angestellt. Er gab Simultanvorstellungen, hielt Vorträge und trainierte mit den besten Talenten des stalinistischen Riesenreichs, unter anderem mit dem kommenden Weltmeister Michail Botwinik.
Emanuel Lasker 1933. | via Wikipedia
Nachdem Laskers dem Nazi-Terror entkommen waren, stellten sie in der Sowjetunion unter Stalin fest, dass auch deren diktatorisches System auf staatlichem Terror basierte. 1936 begann die "Große Säuberung", Laskers flohen abermals. Einen Besuch bei Emanuels Stieftochter in New York 1937 nutzte das Ehepaar, um in den USA zu bleiben. Im Jahr darauf wurde Emanuel und Martha Lasker daheim die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.
Emanuel Lasker starb am 11. Januar 1941 in New York. Am 6. Mai 2008 wurde er in die "Hall of Fame des deutschen Sports" aufgenommen, sieben Jahre später als einer von 17 deutschen Sportlern in die Dauerausstellung "Zwischen Erfolg und Verfolgung", die anlässlich der Makkabiade in Berlin 2015 entstand.
In Münster ist Lasker nun unter anderem mit dem deutschen Fußballpionier Walther Bensemann zu sehen, Mitbegründer des Deutschen Fußball-Bundes, der vor den Nazis aus Deutschland floh. Oder mit dem Fußballnationalspieler Julius Hirsch, der deportiert und ermordet wurde.
Oder mit der Schwimmerin Sarah Poewe. Die hat als erste jüdische Athletin nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 2004 in Athen eine olympische Medaille für Deutschland gewonnen.
...Ich habe Emanuel Lasker auf gemeinsamen Spaziergängen gut kennen gelernt, auf denen wir unsere Meinungen über die verschiedensten Fragen austauschten. Es war ein etwas einseitiger Austausch, bei dem ich mehr der Empfangende als der Gebende war; denn es war diesem eminent produktiven Menschen meist natürlicher, seine eigenen Gedanken zu gestalten, als sich auf die eines anderen einzustellen...
So steht es im von Einstein verfassten Vorwort der 1952 erschienenen Biografie über Lasker von Dr. J. Hannak.
...Ich habe Emanuel Lasker auf gemeinsamen Spaziergängen gut kennen gelernt, auf denen wir unsere Meinungen über die verschiedensten Fragen austauschten. Es war ein etwas einseitiger Austausch, bei dem ich mehr der Empfangende als der Gebende war; denn es war diesem eminent produktiven Menschen meist natürlicher, seine eigenen Gedanken zu gestalten, als sich auf die eines anderen einzustellen...
So steht es im von Einstein verfassten Vorwort der 1952 erschienenen Biografie über Lasker von Dr. J. Hannak.
"Ein unvergleichliches Projekt der intellektuellen Biographik und Schachgeschichte ist abgeschlossen", schreibt FAZ-Herausgeber und Feuilleton-Chef Jürgen Kaube. Richard Forster, Michael Negele und Raj Tischbierek legen den in englischer Sprache verfassten dritten Band ihrer Lasker-Biografie vor.
"Ein unvergleichliches Projekt der intellektuellen Biographik und Schachgeschichte ist abgeschlossen", schreibt FAZ-Herausgeber und Feuilleton-Chef Jürgen Kaube. Richard Forster, Michael Negele und Raj Tischbierek legen den in englischer Sprache verfassten dritten Band ihrer Lasker-Biografie vor.
Emanuel Lasker war derjenige, der zuerst vorgeschlagen hat, die Aufstellung der Figuren auf der Grundreihe zu losen. Das geht aus einem Interview mit Max Euwe von 1936 hervor, wie chess.com-Blogger Spektrowski feststellt. Lesenswert auch die Kommentare, die ein Licht auf die Entstehungsgeschichte von Schach960 bzw. Fischer-Schach werfen:
Emanuel Lasker war derjenige, der zuerst vorgeschlagen hat, die Aufstellung der Figuren auf der Grundreihe zu losen. Das geht aus einem Interview mit Max Euwe von 1936 hervor, wie chess.com-Blogger Spektrowski feststellt. Lesenswert auch die Kommentare, die ein Licht auf die Entstehungsgeschichte von Schach960 bzw. Fischer-Schach werfen:
Emanuel Laskers Doppelsieg: London 1899 und Paris 1900
Emanuel Laskers Triumphe in London 1899 und Paris 1900 gehören zu den herausragenden Turniersiegen seiner Karriere. Sie festigten seinen Ruf als unumstrittener Weltmeister und stärkster Spieler seiner Zeit. Die beiden Turniere waren nicht nur Meilensteine für Lasker, sondern markierten auch den Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert im internationalen Schach.
Hintergrund: Laskers Aufstieg zum Weltmeister
Laskers kometenhafter Aufstieg war für viele Zeitgenossen kaum greifbar. Innerhalb weniger Jahre nach seinem ersten internationalen Turnier in Amsterdam 1892 hatte er sich an die Weltspitze gespielt. 1894 forderte er Wilhelm Steinitz heraus und besiegte ihn mit 10:5. Doch die Schachwelt zweifelte an seiner Legitimität als Weltmeister.
Werbung
Hastings 1895, eines der stärksten Turniere des Jahrhunderts, brachte neue Herausforderungen. Lasker landete nur auf Platz drei hinter dem Überraschungssieger Harry Nelson Pillsbury und dem erfahrenen Michail Tschigorin. In St. Petersburg 1896/97 folgte die Revanche: In einem Marathonturnier setzte sich Lasker gegen Pillsbury, Steinitz und Tschigorin durch. Der Weltmeistertitel war nun unangefochten, doch Lasker wollte seinen Status durch herausragende Turniersiege weiter festigen.
London 1899: Ein Turnier für die Geschichtsbücher
Das Londoner Turnier von 1899 gilt als eines der stärksten, die je in Großbritannien ausgetragen wurden. 15 Spieler nahmen teil, darunter fast alle Größen der damaligen Zeit. Neben Lasker traten auch Pillsbury, Tschigorin, Siegbert Tarrasch, Carl Schlechter, Joseph Blackburne und David Janowski an. Das Turnier wurde im doppelrundigen Modus ausgetragen – eine enorme Herausforderung für alle Teilnehmer.
Lasker begann das Turnier mit einer durchwachsenen Leistung: Nach einer Niederlage gegen Blackburne hatte er nur zwei von vier möglichen Punkten. Doch dann startete er eine atemberaubende Siegesserie und gewann fast alle verbleibenden Partien. Am Ende stand er mit 22,5 Punkten aus 27 Partien an der Spitze – 4,5 Punkte vor den zweitplatzierten Pillsbury und Janowski.
Lasker bezwang dabei jeden einzelnen seiner Konkurrenten mindestens einmal, mit Ausnahme von Blackburne, gegen den er sich mit einer Punkteteilung begnügen musste. Besonders beeindruckend war seine Partie gegen Steinitz, die mit dem Brillanzpreis ausgezeichnet wurde: Mit einem spektakulären Opfer zerstörte er Steinitz' Stellung und demonstrierte seine taktische Meisterschaft.
Mit seinem überlegenen Sieg in London hatte Lasker bewiesen, dass er nicht nur Weltmeister war, sondern auch Turniere dominieren konnte – eine Fähigkeit, die viele seiner Vorgänger vermissen ließen.
Paris 1900: Perfektion auf französischem Boden
Nach seinem Erfolg in London reiste Lasker im folgenden Jahr nach Paris, um sich einer neuen Herausforderung zu stellen. Das Turnier von Paris 1900 war ein 17-Spieler-Rundenturnier mit einer einzigartigen Regel: Remispartien mussten mit vertauschten Farben wiederholt werden, und nur das Ergebnis der Wiederholung wurde gewertet.
Auch in Paris musste sich Lasker gegen eine hochkarätige Konkurrenz behaupten. Neben Pillsbury waren mit Geza Maroczy, Carl Schlechter, Frank Marshall und Michail Tschigorin einige der besten Spieler der Welt vertreten.
Lasker spielte in Paris noch überzeugender als in London. Er gewann fast alle seine Partien und gab nur einen halben Punkt gegen Tschigorin sowie eine Partie gegen den jungen Frank Marshall ab, der mit diesem Turnier seinen internationalen Durchbruch feierte. Am Ende stand Lasker mit 14,5 Punkten aus 16 Partien ganz oben – zwei Punkte vor Pillsbury, dem Zweitplatzierten.
Paris 1900 erwies sich als richtungsweisendes Turnier: Es führte Frank Marshall als neuen Stern am Schachhimmel ein, der später US-Meister und WM-Herausforderer werden sollte. Gleichzeitig bestätigte es Laskers absolute Dominanz.
Die Bedeutung der beiden Turniersiege
London 1899 und Paris 1900 waren nicht nur für Lasker entscheidend, sondern für das Schach insgesamt. London war das letzte große Turnier mit Wilhelm Steinitz, der bald darauf verstarb, und gab Spielern wie Janowski einen Anstoß für ihre weitere Karriere. Paris 1900 hingegen kündigte mit Marshall einen der bedeutendsten Schachspieler der kommenden Jahrzehnte an.
Für Lasker bedeuteten die beiden Siege, dass er endgültig in eine Reihe mit Anderssen und Steinitz gestellt wurde. Während er in London durch seinen großen Vorsprung brillierte, zeigte er in Paris nahezu fehlerfreies Schach. Mit diesen Erfolgen hatte er seine Kritiker endgültig verstummen lassen und sich als unangefochtener Weltmeister etabliert. Sein Erbe war gesichert – und seine Regentschaft sollte noch über zwei Jahrzehnte andauern.
Über Emanuel Laskers Doppelsieg in London 1899/Paris 1900 und dessen Bedeutung:
Emanuel Laskers Doppelsieg: London 1899 und Paris 1900
Emanuel Laskers Triumphe in London 1899 und Paris 1900 gehören zu den herausragenden Turniersiegen seiner Karriere. Sie festigten seinen Ruf als unumstrittener Weltmeister und stärkster Spieler seiner Zeit. Die beiden Turniere waren nicht nur Meilensteine für Lasker, sondern markierten auch den Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert im internationalen Schach.
Werbung
Hintergrund: Laskers Aufstieg zum Weltmeister
Laskers kometenhafter Aufstieg war für viele Zeitgenossen kaum greifbar. Innerhalb weniger Jahre nach seinem ersten internationalen Turnier in Amsterdam 1892 hatte er sich an die Weltspitze gespielt. 1894 forderte er Wilhelm Steinitz heraus und besiegte ihn mit 10:5. Doch die Schachwelt zweifelte an seiner Legitimität als Weltmeister.
Hastings 1895, eines der stärksten Turniere des Jahrhunderts, brachte neue Herausforderungen. Lasker landete nur auf Platz drei hinter dem Überraschungssieger Harry Nelson Pillsbury und dem erfahrenen Michail Tschigorin. In St. Petersburg 1896/97 folgte die Revanche: In einem Marathonturnier setzte sich Lasker gegen Pillsbury, Steinitz und Tschigorin durch. Der Weltmeistertitel war nun unangefochten, doch Lasker wollte seinen Status durch herausragende Turniersiege weiter festigen.
London 1899: Ein Turnier für die Geschichtsbücher
Das Londoner Turnier von 1899 gilt als eines der stärksten, die je in Großbritannien ausgetragen wurden. 15 Spieler nahmen teil, darunter fast alle Größen der damaligen Zeit. Neben Lasker traten auch Pillsbury, Tschigorin, Siegbert Tarrasch, Carl Schlechter, Joseph Blackburne und David Janowski an. Das Turnier wurde im doppelrundigen Modus ausgetragen – eine enorme Herausforderung für alle Teilnehmer.
Lasker begann das Turnier mit einer durchwachsenen Leistung: Nach einer Niederlage gegen Blackburne hatte er nur zwei von vier möglichen Punkten. Doch dann startete er eine atemberaubende Siegesserie und gewann fast alle verbleibenden Partien. Am Ende stand er mit 22,5 Punkten aus 27 Partien an der Spitze – 4,5 Punkte vor den zweitplatzierten Pillsbury und Janowski.
Lasker bezwang dabei jeden einzelnen seiner Konkurrenten mindestens einmal, mit Ausnahme von Blackburne, gegen den er sich mit einer Punkteteilung begnügen musste. Besonders beeindruckend war seine Partie gegen Steinitz, die mit dem Brillanzpreis ausgezeichnet wurde: Mit einem spektakulären Opfer zerstörte er Steinitz' Stellung und demonstrierte seine taktische Meisterschaft.
Mit seinem überlegenen Sieg in London hatte Lasker bewiesen, dass er nicht nur Weltmeister war, sondern auch Turniere dominieren konnte – eine Fähigkeit, die viele seiner Vorgänger vermissen ließen.
Paris 1900: Perfektion auf französischem Boden
Nach seinem Erfolg in London reiste Lasker im folgenden Jahr nach Paris, um sich einer neuen Herausforderung zu stellen. Das Turnier von Paris 1900 war ein 17-Spieler-Rundenturnier mit einer einzigartigen Regel: Remispartien mussten mit vertauschten Farben wiederholt werden, und nur das Ergebnis der Wiederholung wurde gewertet.
Auch in Paris musste sich Lasker gegen eine hochkarätige Konkurrenz behaupten. Neben Pillsbury waren mit Geza Maroczy, Carl Schlechter, Frank Marshall und Michail Tschigorin einige der besten Spieler der Welt vertreten.
Lasker spielte in Paris noch überzeugender als in London. Er gewann fast alle seine Partien und gab nur einen halben Punkt gegen Tschigorin sowie eine Partie gegen den jungen Frank Marshall ab, der mit diesem Turnier seinen internationalen Durchbruch feierte. Am Ende stand Lasker mit 14,5 Punkten aus 16 Partien ganz oben – zwei Punkte vor Pillsbury, dem Zweitplatzierten.
Paris 1900 erwies sich als richtungsweisendes Turnier: Es führte Frank Marshall als neuen Stern am Schachhimmel ein, der später US-Meister und WM-Herausforderer werden sollte. Gleichzeitig bestätigte es Laskers absolute Dominanz.
Die Bedeutung der beiden Turniersiege
London 1899 und Paris 1900 waren nicht nur für Lasker entscheidend, sondern für das Schach insgesamt. London war das letzte große Turnier mit Wilhelm Steinitz, der bald darauf verstarb, und gab Spielern wie Janowski einen Anstoß für ihre weitere Karriere. Paris 1900 hingegen kündigte mit Marshall einen der bedeutendsten Schachspieler der kommenden Jahrzehnte an.
Für Lasker bedeuteten die beiden Siege, dass er endgültig in eine Reihe mit Anderssen und Steinitz gestellt wurde. Während er in London durch seinen großen Vorsprung brillierte, zeigte er in Paris nahezu fehlerfreies Schach. Mit diesen Erfolgen hatte er seine Kritiker endgültig verstummen lassen und sich als unangefochtener Weltmeister etabliert. Sein Erbe war gesichert – und seine Regentschaft sollte noch über zwei Jahrzehnte andauern.