Sizilianisch im Strafraum: Wenn Fußball Schachzüge übernimmt
Zitat von Conrad Schormann am 1. April 2025, 13:28 Uhrhttps://marclamberts.medium.com/chess-strategies-in-football-designing-tactical-passing-styles-based-on-chess-%EF%B8%8F-%EF%B8%8F-fc8715978403
Sizilianisch im Strafraum: Wenn Fußball Schachzüge übernimmt
Schach ist ein Spiel aus klaren Zügen. Fußball ist ein Spiel aus Bewegungen. Und doch lassen sich Strategien des einen aufs andere übertragen – das zeigt Marc Lamberts in seinem Text zur Verbindung zwischen Schach und Fußball.
Als Datenanalyst eines Fußballklubs entwickelt er Spielstile auf Basis klassischer Schacheröffnungen. Dabei steht jede Schacheröffnung für einen taktischen Archetyp im Passspiel: die Caro-Kann-Verteidigung etwa symbolisiert einen ballbesitzorientierten, strukturierten Spielaufbau mit Fokus auf Sicherheit und spätem Konter. Derlei Spielzüge sind etwa bei Liverpool häufig zu sehen.
Aggressivere Fußballansätze lassen sich mit der Schottischen Partie vergleichen – schnelles Vorstoßen, Raumgewinn durch vertikale Pässe, direkte Angriffe auf die gegnerische Formation. Auch das Positionsspiel der Nimzo-Indischen Verteidigung findet seine Entsprechung: kompakte Raumaufteilung und Kontrolle durch Überladungen statt durch Ballbesitz.
Sogar klassische Kontertaktiken bekommen Schachmotive: Die Sizilianische Verteidigung, die Alekhine- oder Königsindische Verteidigung stehen sinnbildlich für tief stehende Teams, die Druck zulassen, um dann blitzartig umzuschalten. Andere Systeme wie die Pirc-Verteidigung stehen für Flexibilität – ein situativ angepasstes Umschalten zwischen Ballbesitzfußball und vertikalem Spiel, je nach Gegner und Spielsituation.
Um diese Ideen zu quantifizieren, entwickelte Lamberts ein Punktesystem. Sieben Metriken bilden die Grundlage: progressive Pässe, riskante Zuspiele, Seitenverlagerungen, Pässe ins letzte Drittel, Pässe unter Druck, besonders wertvolle Schlüsselpässe und Flanken. Jeder Strategie werden Gewichtungen zugewiesen – je nach Spielweise lassen sich so Mannschaften taktisch einordnen. Besonders stark schnitt Liverpool bei Spielstilen ab, die der Caro-Kann- oder der Französischen Verteidigung entsprechen.
Was in der Theorie überzeugend klingt, ist in der Praxis komplex. Fußball reagiert dynamisch, Gegner passen sich an, Entscheidungen entstehen im Moment. Doch gerade deshalb, so Lamberts, kann Fußball vom Schach lernen – nicht in der Planbarkeit, aber im Streben nach Struktur. Fußball als Entscheidungs-Spiel – genau wie Schach.
Sizilianisch im Strafraum: Wenn Fußball Schachzüge übernimmt
Schach ist ein Spiel aus klaren Zügen. Fußball ist ein Spiel aus Bewegungen. Und doch lassen sich Strategien des einen aufs andere übertragen – das zeigt Marc Lamberts in seinem Text zur Verbindung zwischen Schach und Fußball.
Als Datenanalyst eines Fußballklubs entwickelt er Spielstile auf Basis klassischer Schacheröffnungen. Dabei steht jede Schacheröffnung für einen taktischen Archetyp im Passspiel: die Caro-Kann-Verteidigung etwa symbolisiert einen ballbesitzorientierten, strukturierten Spielaufbau mit Fokus auf Sicherheit und spätem Konter. Derlei Spielzüge sind etwa bei Liverpool häufig zu sehen.
Aggressivere Fußballansätze lassen sich mit der Schottischen Partie vergleichen – schnelles Vorstoßen, Raumgewinn durch vertikale Pässe, direkte Angriffe auf die gegnerische Formation. Auch das Positionsspiel der Nimzo-Indischen Verteidigung findet seine Entsprechung: kompakte Raumaufteilung und Kontrolle durch Überladungen statt durch Ballbesitz.
Sogar klassische Kontertaktiken bekommen Schachmotive: Die Sizilianische Verteidigung, die Alekhine- oder Königsindische Verteidigung stehen sinnbildlich für tief stehende Teams, die Druck zulassen, um dann blitzartig umzuschalten. Andere Systeme wie die Pirc-Verteidigung stehen für Flexibilität – ein situativ angepasstes Umschalten zwischen Ballbesitzfußball und vertikalem Spiel, je nach Gegner und Spielsituation.
Um diese Ideen zu quantifizieren, entwickelte Lamberts ein Punktesystem. Sieben Metriken bilden die Grundlage: progressive Pässe, riskante Zuspiele, Seitenverlagerungen, Pässe ins letzte Drittel, Pässe unter Druck, besonders wertvolle Schlüsselpässe und Flanken. Jeder Strategie werden Gewichtungen zugewiesen – je nach Spielweise lassen sich so Mannschaften taktisch einordnen. Besonders stark schnitt Liverpool bei Spielstilen ab, die der Caro-Kann- oder der Französischen Verteidigung entsprechen.
Was in der Theorie überzeugend klingt, ist in der Praxis komplex. Fußball reagiert dynamisch, Gegner passen sich an, Entscheidungen entstehen im Moment. Doch gerade deshalb, so Lamberts, kann Fußball vom Schach lernen – nicht in der Planbarkeit, aber im Streben nach Struktur. Fußball als Entscheidungs-Spiel – genau wie Schach.