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Schachklub 1926 Ettlingen

SK 1926 Ettlingen richtet Badische Einzelmeisterschaft aus

Quelle: Badische Neueste Nachrichten (bnn.de) – „Nur eine Frau im Feld: Schach unter Hochspannung im Ettlinger Schloss“ (für Abonnenten)

Im Rittersaal des Ettlinger Schlosses läuft seit Donnerstag die 96. Badische Einzelmeisterschaft, ausgerichtet vom Schachklub 1926 Ettlingen. 23 Spielerinnen und Spieler – darunter nur eine Frau – kämpfen bis zum 5. Oktober um Punkte, 2.000 Euro Preisgeld und die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft 2026.

Das Feld reicht vom Jahrgang 1956 bis 2010, gespielt werden täglich zwei Runden (Beginn jeweils 11:00 Uhr und 17:00 Uhr). Durchschnittlich dauern die Partien vier Stunden, im Einzelfall auch bis zu sechs. Turnierleiter Thomas Batton betont im Gespräch mit den Badischen Neuesten Nachrichten, dass Schach derzeit einen Aufschwung erlebt – auch der SK Ettlingen verzeichnete nach der Pandemie ein Mitgliederplus von 20 Prozent.

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Parallel sorgt der Verein für eine Liveübertragung auf Lichess, möglich dank geliehener DGT-Bretter vom Schachzentrum Baden-Baden. Für die Deutsche Meisterschaft stellt Baden jeweils zwei Startplätze im Open und im Frauenturnier; da für die Frauenmeisterschaft zu wenige Meldungen eingegangen sind, nehmen die Spielerinnen im Open teil.

Wer zuschauen möchte, kann das Turnier noch bis Sonntag vor Ort im Schloss verfolgen. Infos gibt es auf schachklub-ettlingen.de.

Volodymyr Vyval: Aus der Ukraine an die Spitze Badens – Ein Schachmeister im Porträt
Quelle: Badische Neueste Nachrichten, 8.11.2025 (für Abonnenten)

Volodymyr Vyval ist kein Name, der im deutschen Schach bislang viel Aufmerksamkeit erhielt – das dürfte sich nun ändern. Der 39-jährige Ukrainer hat für den Schachklub Ettlingen überraschend die Badische Einzelmeisterschaft gewonnen. Der Sieg ist nicht nur sportlich beachtlich, sondern markiert auch den Beginn einer besonderen Geschichte zwischen einem Verein und einem Spieler, der viel mitbringt: Erfahrung, Disziplin, Ehrgeiz.

Vyval kam 2019 nach Deutschland, zuerst nach Stuttgart, mittlerweile lebt er mit seiner Familie in Ettlingen. Beruflich arbeitet er als Customer Quality Engineer bei einem internationalen Elektronikkonzern. Englisch ist seine Alltagssprache, seine Leidenschaft bleibt das Schach.

Sein Werdegang beginnt in Stryi, einer Stadt in der Westukraine, wo Schach Schulsport ist. Seine ersten Trainer waren die Eltern der Schach-Großmeisterinnen Maria und Anna Musytschuk – beide Nationalheldinnen in der Ukraine. Vyval wurde früh geprägt von der sowjetischen Schachschule, die systematisch Denkdisziplin, Mustererkennung und tiefe Analyse vermittelte. Diese Schule hat er verinnerlicht – seine Stärke liegt im strukturierten Positionsspiel und im präzisen Nachrechnen vieler Züge im Voraus.

Im Interview schildert Vyval, was Spitzenleistungen im Schach kosten: fünf bis sechs Stunden Konzentration pro Partie, hoher Energieaufwand, bis zu zwei Kilo Gewichtsverlust. „Wenn im Kopf oder privat etwas nicht stimmt, hat man keine Chance“, sagt er. Das Spiel erfordere geistige Klarheit, emotionale Stabilität und körperliche Fitness. 

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Für Vyval ist Schach keine Spielerei, sondern Lebenshaltung: „Ich verliere keine Zeit, ich investiere sie.“ Sein Ziel ist die Einbürgerung – der Antrag läuft seit einem Jahr. Die deutsche Staatsbürgerschaft ist nicht nur ein persönlicher Wunsch, sondern auch eine sportliche Notwendigkeit: Ohne sie kann er 2026 nicht bei der Deutschen Meisterschaft antreten. Der Schachklub Ettlingen hofft – mit ihm könnte man einen Meister stellen, der nicht nur für schöne Partien sorgt, sondern auch für Anerkennung über die Vereinsgrenzen hinaus.

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