Schach im Dritten Reich
Zitat von Conrad Schormann am 7. März 2025, 9:06 Uhrhttps://perlenvombodensee.de/2022/01/03/klaus-junge-1924-1945/
Zitat von Conrad Schormann am 7. März 2025, 9:09 UhrBesprechung "Chess in the Third Reich: How the Game was Played, Glorified, and Abused in Nazi Germany":
https://www.nickplayschess.com/p/book-review-chess-in-the-third-reich
Zusammenfassung:
Das Buch Chess in the Third Reich: How the Game was Played, Glorified, and Abused in Nazi Germany, 1933-45 untersucht, wie das Schachspiel unter der Herrschaft des NS-Regimes vereinnahmt wurde. Jahr für Jahr zeichnet Kingston nach, wie die Nazis das Schachgeschehen kontrollierten und für ihre ideologischen Zwecke missbrauchten. Das Buch basiert auf umfassender Recherche, einschließlich historischer Turnierergebnisse, zeitgenössischer Schachmagazine und Computerauswertungen alter Partien.
Die Politisierung des Schachs
Kingston zeigt, dass totalitäre Regime Schach oft als Propagandainstrument nutzten – mit einem Vergleich zur Sowjetunion, die das Spiel für ihre kulturelle Überlegenheit beanspruchte. Doch während die UdSSR eine erfolgreiche Schachtradition aufbaute, war das NS-Regime weniger erfolgreich. Besonders perfide war der Versuch, jüdische Schachgrößen wie Steinitz und Lasker aus der deutschen Schachgeschichte zu tilgen.Schach unter der NS-Herrschaft
Das Buch beleuchtet zahlreiche Turniere und Spieler der Zeit, darunter bekannte Namen wie Paul Keres, Efim Bogoljubow, Kurt Richter und Erich Eliskases. Besonders kontrovers ist das Kapitel über Alexander Aljechin, der antisemitische Artikel in deutschen Schachmagazinen veröffentlichte und mit dem Nazi-Funktionär Hans Frank kooperierte. Kingston liefert eine differenzierte Analyse von Aljechins Opportunismus, der zwischen Überlebensstrategie und ideologischer Nähe oszillierte.Schach und Krieg
Trotz des Zweiten Weltkriegs wurde in Nazi-Deutschland bis 1944 aktiv Schach gespielt. Der Krieg prägte jedoch die Karrieren vieler Schachspieler: Miguel (ehemals Mendel) Najdorf konnte nach der Schacholympiade in Argentinien nicht mehr in seine polnische Heimat zurückkehren, da seine Familie dem Holocaust zum Opfer fiel. Auch Paul Keres geriet zwischen die Fronten von sowjetischer und deutscher Besatzung.Parallelen zur Gegenwart
Kingston zieht Parallelen zur heutigen Schachwelt, insbesondere zur Rolle Russlands im Ukraine-Krieg. Er verweist auf russische Turniere in besetzten Gebieten und auf Spieler wie Sergei Karjakin, der sich in den Dienst russischer Propaganda stellt. Der ehemalige FIDE-Vizepräsident Herbert Bastian greift dieses Thema im Vorwort auf.Fazit
Chess in the Third Reich ist ein sorgfältig recherchiertes Geschichtsbuch, das Schach nicht isoliert betrachtet, sondern in seinen politischen Kontext einbettet. Es enthält zahlreiche gescannte Artikel, historische Partien und faszinierende Anekdoten, etwa über das NS-Schachspiel Wehrschach oder über Euwe, der angeblich absichtlich Fehler machte, um sich mit den Nazis nicht anzulegen. Kingston zeigt eindrücklich, dass Schach nicht losgelöst von der Geschichte existiert – ein Buch, das für Schach- und Geschichtsinteressierte gleichermaßen lesenswert ist.Amazon-Klappentext:
The USSR is famous as the first totalitarian state to promote chess. Less well known is that Nazi Germany was the second. The Third Reich gave chess a tremendous financial and propaganda boost in hopes of making Germany a dominant chess power. Yet this aspect of the Nazi era has received scant attention in later German literature, and even less in English. This book fills that gap.
Using a multitude of German sources, the author has crafted a narrative showing how the Nazis completely remade German chess into a monolithic structure to showcase the supposed cultural and intellectual superiority of the "master race." Many games by German masters are presented--Bogoljubow, Richter, Samisch, Rellstab, Kieninger, Junge, and more--and by others who came under Nazi rule: Alekhine, Keres, Eliskases, et al. Important political figures are featured: Otto Zander, Erhardt Post, Hans Schemm, Josef Goebbels, and especially Hans Frank. Politics affecting chess are detailed, both external (e.g., the annexations of Austria and Czechoslovakia) and internal (rivalry between the Grossdeutscher Schachbund and Kraft durch Freude), as of course are the effects of the war and persecution of Jews.
Besprechung "Chess in the Third Reich: How the Game was Played, Glorified, and Abused in Nazi Germany":
https://www.nickplayschess.com/p/book-review-chess-in-the-third-reich
Zusammenfassung:
Das Buch Chess in the Third Reich: How the Game was Played, Glorified, and Abused in Nazi Germany, 1933-45 untersucht, wie das Schachspiel unter der Herrschaft des NS-Regimes vereinnahmt wurde. Jahr für Jahr zeichnet Kingston nach, wie die Nazis das Schachgeschehen kontrollierten und für ihre ideologischen Zwecke missbrauchten. Das Buch basiert auf umfassender Recherche, einschließlich historischer Turnierergebnisse, zeitgenössischer Schachmagazine und Computerauswertungen alter Partien.
Die Politisierung des Schachs
Kingston zeigt, dass totalitäre Regime Schach oft als Propagandainstrument nutzten – mit einem Vergleich zur Sowjetunion, die das Spiel für ihre kulturelle Überlegenheit beanspruchte. Doch während die UdSSR eine erfolgreiche Schachtradition aufbaute, war das NS-Regime weniger erfolgreich. Besonders perfide war der Versuch, jüdische Schachgrößen wie Steinitz und Lasker aus der deutschen Schachgeschichte zu tilgen.
Schach unter der NS-Herrschaft
Das Buch beleuchtet zahlreiche Turniere und Spieler der Zeit, darunter bekannte Namen wie Paul Keres, Efim Bogoljubow, Kurt Richter und Erich Eliskases. Besonders kontrovers ist das Kapitel über Alexander Aljechin, der antisemitische Artikel in deutschen Schachmagazinen veröffentlichte und mit dem Nazi-Funktionär Hans Frank kooperierte. Kingston liefert eine differenzierte Analyse von Aljechins Opportunismus, der zwischen Überlebensstrategie und ideologischer Nähe oszillierte.
Schach und Krieg
Trotz des Zweiten Weltkriegs wurde in Nazi-Deutschland bis 1944 aktiv Schach gespielt. Der Krieg prägte jedoch die Karrieren vieler Schachspieler: Miguel (ehemals Mendel) Najdorf konnte nach der Schacholympiade in Argentinien nicht mehr in seine polnische Heimat zurückkehren, da seine Familie dem Holocaust zum Opfer fiel. Auch Paul Keres geriet zwischen die Fronten von sowjetischer und deutscher Besatzung.
Parallelen zur Gegenwart
Kingston zieht Parallelen zur heutigen Schachwelt, insbesondere zur Rolle Russlands im Ukraine-Krieg. Er verweist auf russische Turniere in besetzten Gebieten und auf Spieler wie Sergei Karjakin, der sich in den Dienst russischer Propaganda stellt. Der ehemalige FIDE-Vizepräsident Herbert Bastian greift dieses Thema im Vorwort auf.
Fazit
Chess in the Third Reich ist ein sorgfältig recherchiertes Geschichtsbuch, das Schach nicht isoliert betrachtet, sondern in seinen politischen Kontext einbettet. Es enthält zahlreiche gescannte Artikel, historische Partien und faszinierende Anekdoten, etwa über das NS-Schachspiel Wehrschach oder über Euwe, der angeblich absichtlich Fehler machte, um sich mit den Nazis nicht anzulegen. Kingston zeigt eindrücklich, dass Schach nicht losgelöst von der Geschichte existiert – ein Buch, das für Schach- und Geschichtsinteressierte gleichermaßen lesenswert ist.
Amazon-Klappentext:
The USSR is famous as the first totalitarian state to promote chess. Less well known is that Nazi Germany was the second. The Third Reich gave chess a tremendous financial and propaganda boost in hopes of making Germany a dominant chess power. Yet this aspect of the Nazi era has received scant attention in later German literature, and even less in English. This book fills that gap.
Using a multitude of German sources, the author has crafted a narrative showing how the Nazis completely remade German chess into a monolithic structure to showcase the supposed cultural and intellectual superiority of the "master race." Many games by German masters are presented--Bogoljubow, Richter, Samisch, Rellstab, Kieninger, Junge, and more--and by others who came under Nazi rule: Alekhine, Keres, Eliskases, et al. Important political figures are featured: Otto Zander, Erhardt Post, Hans Schemm, Josef Goebbels, and especially Hans Frank. Politics affecting chess are detailed, both external (e.g., the annexations of Austria and Czechoslovakia) and internal (rivalry between the Grossdeutscher Schachbund and Kraft durch Freude), as of course are the effects of the war and persecution of Jews.
Zitat von Conrad Schormann am 11. März 2025, 8:35 UhrSchach auf U567 (etwa ab Minute 2):
https://youtu.be/DDxud4IUFNk
Schach auf U567 (etwa ab Minute 2):