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Transgender im Schach

Kontext:

https://www.schachbund.de/news/schach-ist-bunt-und-inklusiv.html

https://www.deutsche-schachjugend.de/news/2025/dem-2025-u18w-freiplatzvergabe/

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Offener Brief an das Präsidium des Deutschen Schachbundes (DSB)

Betreff: Kritische Stellungnahme zur Trans- und Frauenpolitik des DSB und Vorschläge zur konsensorientierten Lösung

Sehr geehrtes Präsidium,

mit großer Aufmerksamkeit und zunehmender Sorge verfolgte ich Ihre öffentlichen Äußerungen und die Positionierung des DSB zur Teilnahme von Transfrauen an Frauenwettbewerben, insbesondere im Artikel "Schach ist bunt und inklusiv" vom 24. Juni 2025.

Ich möchte in aller Klarheit betonen: Es geht dabei nicht um Ausgrenzung oder Abwertung von transidenten Personen. Mir geht es um Fairness, Transparenz und Respekt für die berechtigten Anliegen und Gefühle einer großen Mehrheit im Frauenschach: der cisgeschlechtlichen Spielerinnen.

Begriffsklärung: Was verstehen wir unter "Frau"?

Wir erkennen an, dass das neue Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) es ermöglicht, den Geschlechtseintrag per Selbstauskunft zu ändern. In diesem Sinne ist jede Person mit weiblichem Eintrag rechtlich als Frau anerkannt. Diese Änderung kann ohne medizinische Maßnahmen und ohne psychologische Begutachtung erfolgen. Eine dreimonatige Bedenkzeit sowie eine Wartefrist von einem Jahr zwischen erneuten Änderungen sind vorgesehen.

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Dies bedeutet faktisch: Auch Personen, die biologisch männlich sind und sich selbst nicht dauerhaft als transident verstehen, können sich rechtlich als Frau eintragen lassen – etwa aus strategischen, sozialen oder rechtlichen Motiven. Zwar ist Missbrauch theoretisch strafbar, aber die Schwelle zur Eintragung bleibt niedrig. Gerade im Sport, wo es um geregelte Wettbewerbsbedingungen geht, stellt das eine Herausforderung dar.

In anderen gesellschaftlichen Bereichen wird der Begriff "Frau" unterschiedlich verstanden:

  • In der medizinisch-biologischen Sicht ist eine Frau durch Chromosomen, Hormone und reproduktive Merkmale definiert.
  • In der kirchlich-traditionellen Lehre (z. B. katholisch) gilt ausschließlich das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht.
  • In der soziologischen und psychologischen Perspektive wird Geschlecht als gelebte Identität verstanden.

Für den Wettbewerb im Schach, der nicht rein psychologisch, sondern leistungsorientiert organisiert ist, halten wir es für notwendig, die Kategorie "Frau" nicht ausschließlich über Selbstdefinition oder Personenstand zu bestimmen. Vielmehr müssen auch biologische und soziokulturelle Hintergründe berücksichtigt werden, insbesondere im Hinblick auf Chancengleichheit und Schutzräume für cis Frauen.

  1. Kritik am Vorgehen des Präsidiums

Das Präsidium vertritt in der genannten Veröffentlichung eine Position, die sich deutlich pro Transinklusion ausspricht. Dabei stützt es sich einseitig auf ausgewählte Argumente und Quellen, während andere relevante Stimmen und Perspektiven systematisch ausgeblendet werden:

  • Die restriktive Haltung der FIDE bleibt unkommentiert.
  • Die vielfältigen kritischen Positionen, die auf dem Frauen-Referent:innen-Treffen geäußert wurden, werden nicht angemessen berücksichtigt und sind ohne Erlaubnis und aus dem Kontext dargestellt.

Zudem vermittelt der Artikel den Eindruck, als sei die Position des Präsidiums bereits final und konsensbasiert. Eine offene demokratische Debatte innerhalb des Verbands wird dadurch faktisch unterlaufen. Gerade weil die Thematik sensibel und kontrovers ist, erwarten wir Transparenz, Beteiligung und Respekt gegenüber allen betroffenen Gruppen – nicht symbolisch-politische Kommunikation von oben.

  1. Kritik an der Argumentation des Sportdirektors Kevin Högy

Herr Högy argumentiert, dass Schach keine körperliche Komponente habe und daher Transfrauen keinerlei Vorteile gegenüber cis Frauen hätten. Diese Aussage ist aus mehreren Gründen problematisch:

  • Auch im Schach spielen mentale Ausdauer, Belastbarkeit, Frustrationstoleranz und psychische Energie eine Rolle, die mit körperlicher Konstitution und hormoneller Prägung verbunden sein können.
  • Wenn Leistungsunterschiede zwischen Frauen und Männern rein soziokulturell erklärt werden, heißt das im Umkehrschluss: Frauen wurden systematisch benachteiligt. Dies rechtfertigt Schutzräume wie Frauenwettbewerbe und spricht gerade nicht für ihre Aufweichung.
  • Die Argumentation von Herrn Högy ignoriert die reale Erfahrung vieler Spielerinnen, die sich durch plötzliche Teilnahmen von Transfrauen verunsichert oder ungerecht behandelt fühlen.
  1. Die berechtigten Interessen von cis Frauen

Die große Mehrheit der aktiven Schachspielerinnen in Deutschland sind cis Frauen. Ihre Interessen dürfen nicht geopfert werden. Ohne ihre Zustimmung wird jede Öffnung zur Spaltung führen.

Natürlich, dass auch echte Transfrauen Schutz und Teilhabe verdienen. Aber eine Öffnung der Frauenklasse ohne Rücksicht auf Fairness und Akzeptanz wird langfristig nicht Inklusion, sondern Polarisierung schaffen. Schon jetzt zeigen sich erste Signale der Frustration und Resignation bei aktiven cis Spielerinnen.

  1. Vorschläge zur Lösung

Ich schlage vor:

  • Mindestens eine 1-jährige Sperrfrist für Transfrauen nach offizieller Geschlechtsänderung, bevor sie an Frauenwettbewerben teilnehmen dürfen.
  • Eine verpflichtende Konsultation der Frauenkommission bei allen Entscheidungen, die Frauenkategorien betreffen.
  • Eine Datenerhebung und statistische Auswertung über Leistungsergebnisse von Transfrauen im Vergleich zu cis Frauen, um faktenbasiert entscheiden zu können.
  1. Schlussbemerkung

Ich appelliere an das Präsidium, seine Haltung zu überdenken und nicht durch überhastete Symbolpolitik genau das Gegenteil dessen zu bewirken, was beabsichtigt ist: Die Integration und Inklusion von Transpersonen kann nur gelingen, wenn sie auf einem stabilen Fundament von Fairness, Transparenz und gegenseitiger Anerkennung basiert.

Mit sportlichem Gruß,

Nadja Jussupow,

DSB Referentin für Frauenschach

Hochgeladene Dateien:

André Schulz (ChessBase):
In seinem Überblicksartikel beschreibt André Schulz die aktuelle Debatte im Deutschen Schachbund (DSB) über die Teilnahme von Transgenderpersonen an Mädchen- und Frauenturnieren. Anlass ist der Titelgewinn einer Transfrau bei der Deutschen Jugendmeisterschaft. Schulz betont, dass es im Schach ohnehin offene Wettbewerbe für alle Geschlechter gebe, Frauenwettbewerbe hingegen als „Schutzräume“ für Spielerinnen geschaffen worden seien. Der bekannte Spielstärkeunterschied zwischen Männern und Frauen – unabhängig von dessen Ursachen – sei der Grund für die Existenz eigener Frauenklassen. Mit der neuen Gesetzeslage zur Geschlechtsänderung durch Selbsterklärung stelle sich nun verschärft die Frage nach der Wettbewerbsfairness, sollte eine größere Zahl vormals männlicher Spielerinnen in den Frauenbereich wechseln. Schulz schildert rechtliche Grauzonen, mögliche Reaktionen von Sponsoren und das Regelwerk der FIDE, das Transfrauen aktuell von FIDE-Frauenturnieren ausschließt. Der DSB hingegen hat öffentlich erklärt, diesen Regeln nicht folgen zu wollen. In der Summe zeichnet Schulz das Bild einer komplexen, emotional aufgeladenen Gemengelage, die rechtliche, sportliche und gesellschaftliche Dimensionen umfasst – und in der unterschiedliche Interessen kollidieren.

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Wolfgang Pajeken (Leserbrief bei ChessBase):
Wolfgang Pajeken, A-Trainer und FM, schildert in einem persönlichen Leserbrief seine Eindrücke nach Gesprächen mit Spielerinnen bei der DJEM. Viele dieser Mädchen hätten ein „ungutes Gefühl“ bei der Teilnahme von Transfrauen an Frauenwettbewerben geäußert, aus Sorge um sportliche Benachteiligung. Pajeken betont ausdrücklich, dass diese Bedenken nicht aus Transphobie, sondern aus Leistungsgedanken resultieren. Zugleich kritisiert er ein gesellschaftliches Klima, in dem Spielerinnen ihre Meinung aus Angst vor Ausgrenzung nicht äußern würden. Er ruft zu einer sachlichen, angstfreien Diskussion auf und fordert, sportwissenschaftliche Expertise einzubeziehen. Als mögliche Konsequenzen nennt er entweder die Abschaffung der Frauenklassen oder den Ausschluss von Transfrauen. Auch er verweist auf beobachtete Unterschiede in der Entwicklung männlicher und weiblicher Talente, nennt dabei aber ausdrücklich seine Aussagen als subjektiv geprägt. Pajeken stellt einige biologische Hypothesen in den Raum – etwa zu Ausdauer, Raumvorstellung oder Risikobereitschaft – und schließt mit einem Appell an gegenseitigen Respekt und lösungsorientierten Diskurs.

Unterschiede zwischen FIDE- und ECU-Regelung zu Transgender-Spielern im Schach

Die FIDE und die Europäische Schachunion (ECU) verfolgen unterschiedliche Ansätze im Umgang mit Transgender-Spielern. Die Differenzen betreffen vor allem den Zugang zu Frauenwettbewerben, die Rechtsgrundlage und den Umgang mit Daten und Kommunikation.


1. Rechtsgrundlage und Grundprinzipien

FIDE:

  • Die FIDE erkennt Geschlechtsänderungen nur dann offiziell an, wenn ein rechtlich formalisierter Nachweis nach den Gesetzen des jeweiligen Landes vorliegt.

  • Sie unterscheidet klar zwischen Transgender und anderen nichtbinären oder intergeschlechtlichen Identitäten – letztere werden nicht berücksichtigt.

  • Es gibt explizite Einschränkungen nach Geschlechtswechsel (z. B. temporärer Ausschluss von Frauen-WM-Zyklen bei Wechsel von Mann zu Frau).

ECU:

  • Die ECU beruft sich auf das IOC-Rahmenwerk mit den Prinzipien Fairness, Inklusion und Nichtdiskriminierung.

  • Sie akzeptiert die FIDE-Datenbank als Grundlage, lehnt aber pauschale Einschränkungen ab.

  • Trans-Spieler dürfen laut ECU grundsätzlich an offenen, Frauen-, Jugend- oder Seniorenwettbewerben teilnehmen.


2. Teilnahmerechte nach Geschlechtswechsel

FIDE:

  • Bei Wechsel von männlich zu weiblich: Automatischer temporärer Ausschluss von FIDE-Frauen-WM-Zyklus und Qualifikationsturnieren – auf unbestimmte Zeit (bis maximal zwei Jahre), bis eine erneute Entscheidung des FIDE-Rats vorliegt.

  • Teilnahme an offenen Turnieren ist stets erlaubt.

  • Frauen-Titel verfallen bei Wechsel zu männlich, werden ggf. in allgemeine Titel übertragen.

ECU:

  • ECU akzeptiert die Eintragungen in der FIDE-Datenbank, sieht aber keine automatisch wirksamen Sperren.

  • Bislang wurde keine Sperre durch FIDE in der ECU-Datenbank vermerkt.

  • Im Fall einer zukünftigen Sperre fordert die ECU klare und faire Kriterien von der FIDE und behält sich Konsultationen vor.


3. Umgang mit Daten, Transparenz und Dialog

FIDE:

  • Nimmt sich das Recht, Markierungen in der Datenbank vorzunehmen, um Veranstalter über Transgender-Spieler zu informieren.

  • Behält sich vor, Veranstalter aktiv zu warnen, um „unrechtmäßige Anmeldungen“ zu verhindern.

  • Der Vorgang wird nicht öffentlich gemacht, aber relevante Stellen können informiert werden.

ECU:

  • Betont die Bedeutung von Nichtdiskriminierung und Transparenz.

  • Kritisiert, dass die FIDE bisher keine Informationen über Sperren öffentlich oder intern weitergegeben hat.

  • Startet einen strukturierten Dialog mit Mitgliedsverbänden, Spielern, Schiedsrichtern und Organisatoren, um eine gemeinsame Position zu entwickeln.


Zusammenfassend:

  • Die FIDE verfolgt einen formalrechtlichen, restriktiveren und stärker regulierten Ansatz, insbesondere im Hinblick auf Frauenwettbewerbe und Titel.

  • Die ECU orientiert sich stärker am Inklusionsgedanken des IOC, setzt auf Dialog und verweigert bislang die automatische Umsetzung FIDE-interner Sperren, solange diese nicht transparent kommuniziert sind.

FIDE-Regeln zur Registrierung von Transgender-Schachspielern im FIDE-Verzeichnis

Transgender im deutschen Schachsport: Gens una sumus?

Debatte um Transgender im deutschen Schach

Quelle: The Times, 30. Juni 2025 (für Abonnenten)

Die deutsche Schachszene ist in Aufruhr, nachdem Nora Heidemann, eine transgeschlechtliche Jugendliche, das nationale U18-Mädchen-Turnier gewonnen hat. Dies hat zu einer hitzigen Debatte geführt, insbesondere durch die Kritik von Nadja Jussupow, der Leiterin der deutschen "Kommission für Frauenschach", sowie einiger Spielerinnen.

Jussupow und andere argumentieren, dass die wachsende Teilnahme von Transfrauen seit der Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes 2024 zu Wettbewerbsverzerrungen führen könnte. Sie fordern, dass neu deklarierten Transfrauen für ein Jahr die Teilnahme an Frauenschachturnieren untersagt wird, um Fairness zu gewährleisten. Diese Forderung wurde bei einem Treffen mit Schiedsrichterinnen unterstützt.

Die Deutsche Schachföderation, vertreten durch Präsidentin Ingrid Lauterbach, hat jedoch klargestellt, dass ein Bann von Transfrauen aus rechtlichen Gründen nicht umsetzbar ist und betont die inklusive Natur des Sports. Lauterbach unterstreicht, dass Schach für alle zugänglich sein sollte, unabhängig von Geschlecht oder Geschlechtsidentität. Diskriminierende Kommentare gegen Heidemann in sozialen Medien wurden als inakzeptabel verurteilt.

Die kontroverse Debatte um Heidemanns Sieg spiegelt breitere Diskussionen über Fairness und Inklusion im Sport wider. Schach steht dabei ähnlich wie körperlich anspruchsvollere Sportarten vor der Herausforderung, angemessene Regeln für die Teilnahme von Transathleten zu entwickeln und umzusetzen. Diese Diskussionen finden vor dem Hintergrund statt, dass internationale Sportverbände und -organisationen weltweit versuchen, gerechte Standards für die Teilnahme von Transgender-Athleten in Sportwettbewerben zu etablieren.

FIDE’s Regulation on Transgender Chess Players is a Complete Mess

FIDE’s Regulation on Transgender Chess Players is a Complete Mess

Pepijn van Erp, 26/04/2025

Pepijn van Erp kritisiert in seinem Blogbeitrag "FIDE’s Regulation on Transgender Chess Players is a Complete Mess" die verworrene und kontroverse Politik der FIDE in Bezug auf transgeschlechtliche Schachspieler. Die Regelung, die im August 2023 eingeführt wurde, stieß sofort auf weitreichende Kontroversen. Sie sieht vor, dass Transfrauen bis zu zwei Jahre lang von Frauenschachturnieren ausgeschlossen werden könnten, was international für Schlagzeilen sorgte. Medienberichte, darunter von CNN und der BBC, fokussierten stark auf diese mögliche Sperre, was zu einer öffentlichen Empörungswelle führte.

Van Erp argumentiert, dass die anfängliche Aufregung größtenteils auf Missverständnissen der Regelung beruhte. Nach einer subtilen Überarbeitung bleibt jedoch Unklarheit über die tatsächlichen Absichten der FIDE bestehen. Insbesondere der Artikel 3.2 der Regelung, der eine Entscheidungsfrist von bis zu zwei Jahren für Geschlechtsänderungen festlegt, wurde als unverhältnismäßig lang kritisiert. Diese Frist gilt für individuelle Entscheidungen über Spieler und erfordert die Genehmigung durch einen FIDE-Vertreter.

Die Regelung scheint darauf abzuzielen, Entscheidungen über Geschlechtsänderungen individuell zu behandeln, was auf eine prozessbezogene, nicht grundsätzliche Sperre hindeutet. Van Erp argumentiert, dass die FIDE ihre Kommunikation verbessern und klare Richtlinien für die Teilnahme von Transgender-Sportlern festlegen sollte, um Missverständnisse und Kontroversen zu vermeiden.

In einem Gespräch mit Vertretern der FIDE wurde auch die Revision der Regelung diskutiert, die eine klare politische Linie festlegen sollte. Dieses Vorgehen scheint notwendig, um Fairness und Inklusion im Schachsport zu gewährleisten. Van Erp fordert eine genauere Definition der Regeln, insbesondere in Bezug auf die Teilnahme von Transgender-Sportlern an internationalen Schachwettbewerben wie den Olympischen Spielen und der Schacholympiade.

In der "Times":

https://www.thetimes.com/article/08f74c34-0c3b-4e8b-bc56-6f7edca93e4b

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Im Schachfeld haben die Moderatoren den mittlerweile zehnseitigen Thread zu "Transgender im Schach" jetzt lieber in eine hintere, schwer auffindbare Ecke verschoben:

https://www.schachfeld.de/threads/41665-transfrauen-dsb-und-dsj-positionieren-sich/page10

Nora Heidemann, mit Anfeindungen konfrontiert

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung, Alexandra Böhm, 05.07.2025

Nora Heidemann, eine 17-jährige Schachspielerin aus Spenge und erste trans Frau, die bei der Deutschen U18-Meisterschaft der Mädchen gewonnen hat, ist nach ihrem überraschenden Titelgewinn massiven Anfeindungen ausgesetzt. Bereits während des Turniers erlebte sie beleidigende Kommentare im Netz.

Nora selbst betont, dass sie sich bei den Mädchen deutlich wohler fühle als früher bei Turnieren mit Jungen, was sich positiv auf ihre Spielstärke auswirke. Ihre Mutter Sylvia Heidemann unterstützt Noras Weg umfassend. Sie betont, dass Nora während des Turniers große mentale Stärke bewiesen und trotz großem Druck gewonnen habe. Sylvia kritisiert, dass der Sieg nun von einer kontroversen Debatte überschattet wird, die es bei einer schlechteren Platzierung vermutlich nicht gegeben hätte.

Die Vorsitzende der deutschen Frauenschachkommission, Nadja Jussupow, hatte die Zulassung Heidemanns kritisiert und gefordert, trans Frauen sollten erst nach erfolgter Geschlechtsangleichung teilnehmen dürfen. Nora nennt diese Haltung „lächerlich“. Ihre Mutter ergänzt, dass mit einem Coming-out sehr viel mehr verbunden sei als ein bloßer Namenswechsel.

Auch Schachgroßmeisterin Elisabeth Pähtz beteiligt sich an der Debatte. Nicht nur die langjährige deutsche Nummer eins fordert eine wissenschaftliche Untersuchung zu möglichen geschlechtsspezifischen Leistungsunterschieden im Schach.

Unterstützung erhält Nora hingegen von ihrem Heimatverein: Hermann Dieckmann, Vorsitzender der Schachgemeinschaft Hücker-Aschen, verteidigt Noras Leistung entschieden und bezeichnet die Diskussion als unfair und interessengeleitet. Er betont zudem, dass der Deutsche Schachbund hinter Nora stehe und die aktuelle Debatte für überflüssig halte.

Nora selbst bleibt trotz der Kritik entschlossen: Sie möchte im Oktober an den Europameisterschaften in Montenegro teilnehmen, ihren Titel im kommenden Jahr verteidigen und fordert, dass die Verantwortlichen die Regeln im Schach an das 21. Jahrhundert anpassen.

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