Ludwig Engels (1905-1967)
Zitat von Conrad Schormann am 6. Oktober 2025, 17:37 UhrLudwig Engels – der Beinahe-Meister zwischen Düsseldorf, Dresden und São Paulo
Quelle: chess.com – „Ludwig Engels. A Tribute to a Forgotten Chessmaster“, simaginfan, 10. Februar 2018
Ludwig Engels (11. 12. 1905–10. 01. 1967) wächst in Düsseldorf auf, verliert früh die Mutter und findet mit 16 im Düsseldorfer Schachverein seine Bühne. 1923 gewinnt er erstmals die Vereinsmeisterschaft. 1926 trainiert er zeitweise mit Richard Réti – der Startschuss einer steilen Entwicklung.
Früh prägt ihn ein Motiv, das ihn durchs Leben begleitet: „Beinahe“. Beim DSB-Kongress 1929 (Hauptturnier B) erreicht er den Stichkampf um den Meistertitel; sein Freund van Nuss macht den Weg frei, doch Ludwig Rödl setzt sich klar durch. 1935 in Bad Nauheim verpasst Engels nach starkem Turnier und Siegen gegen Efim Bogoljubow, Erich Eliskases und Kurt Richter im letzten Rundenspiel den geteilten Turniersieg – Nervenflattern gegen einen Außenseiter.
1936 folgt Dresden, ein Weltklassefeld mit Alexander Aljechin und Paul Keres. Engels spielt blendend (u. a. Siege gegen Géza Maróczy und Karl Helling), doch wieder entscheidet die Schlussrunde: Vorteil gegen Henrik Grob, aber kein Gewinn; Aljechin zieht vorbei. Zeitzeugen schildern Engels als außergewöhnlich nervös am Brett – seine größte Stärke (Druckschach, Initiative) kollidiert immer wieder mit der entscheidenden Pointe.
Trotzdem steigt sein Renommee. Bei der Münchner Olympiade 1936 spielt er an Brett 3 für Deutschland. 1939, bei der Olympiade in Buenos Aires, geht der Plan der Teamleitung auf: Engels an Brett 3 soll „auf Sieg“ spielen – er liefert, mit 87,5 % die beste Ausbeute des gesamten Turniers.
Der Krieg kappt Karrieren. Wie viele bleibt Engels in Südamerika. Nach Stationen in Argentina landet er in Brasilien, wird Trainer im Clube de Xadrez São Paulo, schreibt eine Schachkolumne für „O Estado de São Paulo“ und spielt für Corinthians Paulista. Internationale Spitzenereignisse bleiben aus; trotzdem gelingen schöne Partien und ein Glanzpreis in Rio 1954. Bemerkenswert: Er nimmt nie die brasilianische Staatsbürgerschaft an.
Statistisch erreicht er laut Chessmetrics um März 1941 seinen Peak (Top-20-Niveau ~2600) – ein Sprungbrett, das ungenutzt bleibt. Einen FIDE-Großmeistertitel erhält er nie; eher Übersehen als Intrige, meint der Autor. Exil, Einsamkeit, viel Tabak und Alkohol hinterlassen Spuren. Ludwig Engels stirbt 1967 nach einem Schlaganfall in São Paulo.
Seine Geschichte ist die eines Könners, der mit den Größten mithalten kann – und im Schlüsselmoment die Hand nicht ganz fest genug hat. „Beinahe zählt nicht“: Gegen Aljechin & Co. spielte er sich ins Rampenlicht, die letzte Stufe blieb versperrt. In den Clubsälen São Paulos lebte das Feuer weiter – als Lehrer, Kolumnist, Mannschaftsspieler. Vergessen zu werden, das hätte er nicht verdient.
Ludwig Engels – der Beinahe-Meister zwischen Düsseldorf, Dresden und São Paulo
Quelle: chess.com – „Ludwig Engels. A Tribute to a Forgotten Chessmaster“, simaginfan, 10. Februar 2018
Ludwig Engels (11. 12. 1905–10. 01. 1967) wächst in Düsseldorf auf, verliert früh die Mutter und findet mit 16 im Düsseldorfer Schachverein seine Bühne. 1923 gewinnt er erstmals die Vereinsmeisterschaft. 1926 trainiert er zeitweise mit Richard Réti – der Startschuss einer steilen Entwicklung.
Früh prägt ihn ein Motiv, das ihn durchs Leben begleitet: „Beinahe“. Beim DSB-Kongress 1929 (Hauptturnier B) erreicht er den Stichkampf um den Meistertitel; sein Freund van Nuss macht den Weg frei, doch Ludwig Rödl setzt sich klar durch. 1935 in Bad Nauheim verpasst Engels nach starkem Turnier und Siegen gegen Efim Bogoljubow, Erich Eliskases und Kurt Richter im letzten Rundenspiel den geteilten Turniersieg – Nervenflattern gegen einen Außenseiter.
1936 folgt Dresden, ein Weltklassefeld mit Alexander Aljechin und Paul Keres. Engels spielt blendend (u. a. Siege gegen Géza Maróczy und Karl Helling), doch wieder entscheidet die Schlussrunde: Vorteil gegen Henrik Grob, aber kein Gewinn; Aljechin zieht vorbei. Zeitzeugen schildern Engels als außergewöhnlich nervös am Brett – seine größte Stärke (Druckschach, Initiative) kollidiert immer wieder mit der entscheidenden Pointe.
Trotzdem steigt sein Renommee. Bei der Münchner Olympiade 1936 spielt er an Brett 3 für Deutschland. 1939, bei der Olympiade in Buenos Aires, geht der Plan der Teamleitung auf: Engels an Brett 3 soll „auf Sieg“ spielen – er liefert, mit 87,5 % die beste Ausbeute des gesamten Turniers.
Der Krieg kappt Karrieren. Wie viele bleibt Engels in Südamerika. Nach Stationen in Argentina landet er in Brasilien, wird Trainer im Clube de Xadrez São Paulo, schreibt eine Schachkolumne für „O Estado de São Paulo“ und spielt für Corinthians Paulista. Internationale Spitzenereignisse bleiben aus; trotzdem gelingen schöne Partien und ein Glanzpreis in Rio 1954. Bemerkenswert: Er nimmt nie die brasilianische Staatsbürgerschaft an.
Statistisch erreicht er laut Chessmetrics um März 1941 seinen Peak (Top-20-Niveau ~2600) – ein Sprungbrett, das ungenutzt bleibt. Einen FIDE-Großmeistertitel erhält er nie; eher Übersehen als Intrige, meint der Autor. Exil, Einsamkeit, viel Tabak und Alkohol hinterlassen Spuren. Ludwig Engels stirbt 1967 nach einem Schlaganfall in São Paulo.
Seine Geschichte ist die eines Könners, der mit den Größten mithalten kann – und im Schlüsselmoment die Hand nicht ganz fest genug hat. „Beinahe zählt nicht“: Gegen Aljechin & Co. spielte er sich ins Rampenlicht, die letzte Stufe blieb versperrt. In den Clubsälen São Paulos lebte das Feuer weiter – als Lehrer, Kolumnist, Mannschaftsspieler. Vergessen zu werden, das hätte er nicht verdient.