Louis Paulsen (1833-1891)
Zitat von Conrad Schormann am 18. Oktober 2025, 9:32 UhrLouis Paulsen (1833–1891): Der stille Revolutionär des Schachs
Quelle: chess.com – „Loser’s POV: Louis Paulsen (1880–1889)“, Steakanator (15. Oktober 2025)
Der Beitrag zeichnet ein eindrucksvolles Porträt von Louis Paulsen, einem der großen, aber oft unterschätzten Pioniere des 19. Jahrhunderts. Sein Tod im Jahr 1891, so erinnert der Autor mit einem Zitat aus der Deutschen Schachzeitung, markierte das Ende einer Ära – Paulsen war die letzte lebende Verbindung zwischen Paul Morphy und der modernen Schachschule, zwischen romantischer Angriffslust und wissenschaftlicher Positionskunst.
Paulsen, 1833 im lippischen Nassengrund geboren, kam über seinen Vater früh zum Schach und wanderte 1854 gemeinsam mit seinem Bruder Ernst Paulsen nach Iowa aus. Dort führte er ein Tabakgeschäft, spielte regelmäßig mit örtlichen Gegnern und nahm 1857 am ersten American Chess Congress teil, wo er mit einer legendären Blindpartien-Vorstellung auf sich aufmerksam machte. Seine Fähigkeit, gleichzeitig bis zu zehn Partien blind zu spielen, machte ihn in den 1860er-Jahren berühmt und begründete seinen Ruf als außergewöhnlichen Denker.
Seine eigentliche Bedeutung aber lag in der systematischen Eröffnungstheorie. Aus der Erkenntnis heraus, dass mangelnde theoretische Vorbereitung ihn gegen Morphy benachteiligt hatte, widmete Paulsen den Rest seines Lebens dem Studium der Eröffnungen. Er legte Grundlagen für zahlreiche Systeme, etwa in der Sizilianischen Verteidigung, im Franzosen, in Pirc-ähnlichen Aufbauten und in der Wiener Partie. Viele Ideen, die später Steinitz oder Tarrasch zugeschrieben wurden, finden sich bereits in Paulsens Partien.
https://youtu.be/avP1dz8ERY8
Im Mittelspiel galt Paulsen als geduldig und strategisch – Eigenschaften, die Zeitgenossen als langweilig empfanden, die aber den Übergang vom romantischen Kombinationsspiel zur modernen Positionsführung einleiteten. Seine ruhige, abwartende Spielweise erinnerte an Steinitz, der ihn zugleich bewunderte und kritisierte. Paulsens Stärke lag in seiner Verteidigungskunst: Aus schwierigen Stellungen heraus fand er immer wieder überraschende Ressourcen und hielt Stellungen, die längst verloren schienen.
In seinen späten Jahren war Paulsen weniger aktiv, doch selbst in den 1880er-Jahren erzielte er noch respektable Ergebnisse, etwa in Frankfurt 1887 und Breslau 1889. Der Autor verweist auf Hans Renettes Biografie „Louis Paulsen“, die Paulsens Leben und Werk umfassend dokumentiert und als unverzichtbare Quelle empfiehlt.
Steakanator beschreibt Paulsen als einen der ersten echten Theoretiker und Denker des Spiels, dessen Einfluss weit über seine eigene Zeit hinausreicht. Sein Leben, von stiller Beharrlichkeit und innerer Disziplin geprägt, steht für den Übergang des Schachs von Kunst zur Wissenschaft – ein Weg, den spätere Generationen vollenden sollten.
Amazon-Klappentext:
Louis Paulsen (1833-1891) was one of the 19th century's strongest chess players and a world record holder in blindfold chess. He maintained an unbeaten record in matches, created several opening systems and was an originator of the positional approach to the game. This extensive biography--the first in English--explores Paulsen's life and career and includes 719 of his games, presented here with both contemporary and modern comments.
Louis Paulsen (1833–1891): Der stille Revolutionär des Schachs
Quelle: chess.com – „Loser’s POV: Louis Paulsen (1880–1889)“, Steakanator (15. Oktober 2025)
Der Beitrag zeichnet ein eindrucksvolles Porträt von Louis Paulsen, einem der großen, aber oft unterschätzten Pioniere des 19. Jahrhunderts. Sein Tod im Jahr 1891, so erinnert der Autor mit einem Zitat aus der Deutschen Schachzeitung, markierte das Ende einer Ära – Paulsen war die letzte lebende Verbindung zwischen Paul Morphy und der modernen Schachschule, zwischen romantischer Angriffslust und wissenschaftlicher Positionskunst.
Paulsen, 1833 im lippischen Nassengrund geboren, kam über seinen Vater früh zum Schach und wanderte 1854 gemeinsam mit seinem Bruder Ernst Paulsen nach Iowa aus. Dort führte er ein Tabakgeschäft, spielte regelmäßig mit örtlichen Gegnern und nahm 1857 am ersten American Chess Congress teil, wo er mit einer legendären Blindpartien-Vorstellung auf sich aufmerksam machte. Seine Fähigkeit, gleichzeitig bis zu zehn Partien blind zu spielen, machte ihn in den 1860er-Jahren berühmt und begründete seinen Ruf als außergewöhnlichen Denker.
Seine eigentliche Bedeutung aber lag in der systematischen Eröffnungstheorie. Aus der Erkenntnis heraus, dass mangelnde theoretische Vorbereitung ihn gegen Morphy benachteiligt hatte, widmete Paulsen den Rest seines Lebens dem Studium der Eröffnungen. Er legte Grundlagen für zahlreiche Systeme, etwa in der Sizilianischen Verteidigung, im Franzosen, in Pirc-ähnlichen Aufbauten und in der Wiener Partie. Viele Ideen, die später Steinitz oder Tarrasch zugeschrieben wurden, finden sich bereits in Paulsens Partien.
Im Mittelspiel galt Paulsen als geduldig und strategisch – Eigenschaften, die Zeitgenossen als langweilig empfanden, die aber den Übergang vom romantischen Kombinationsspiel zur modernen Positionsführung einleiteten. Seine ruhige, abwartende Spielweise erinnerte an Steinitz, der ihn zugleich bewunderte und kritisierte. Paulsens Stärke lag in seiner Verteidigungskunst: Aus schwierigen Stellungen heraus fand er immer wieder überraschende Ressourcen und hielt Stellungen, die längst verloren schienen.
In seinen späten Jahren war Paulsen weniger aktiv, doch selbst in den 1880er-Jahren erzielte er noch respektable Ergebnisse, etwa in Frankfurt 1887 und Breslau 1889. Der Autor verweist auf Hans Renettes Biografie „Louis Paulsen“, die Paulsens Leben und Werk umfassend dokumentiert und als unverzichtbare Quelle empfiehlt.
Steakanator beschreibt Paulsen als einen der ersten echten Theoretiker und Denker des Spiels, dessen Einfluss weit über seine eigene Zeit hinausreicht. Sein Leben, von stiller Beharrlichkeit und innerer Disziplin geprägt, steht für den Übergang des Schachs von Kunst zur Wissenschaft – ein Weg, den spätere Generationen vollenden sollten.
Amazon-Klappentext:
Louis Paulsen (1833-1891) was one of the 19th century's strongest chess players and a world record holder in blindfold chess. He maintained an unbeaten record in matches, created several opening systems and was an originator of the positional approach to the game. This extensive biography--the first in English--explores Paulsen's life and career and includes 719 of his games, presented here with both contemporary and modern comments.
