Klaus Wockenfuß (1951-2022)
Zitat von Conrad Schormann am 10. Juli 2024, 7:52 UhrIM KLAUS WOCKENFUSS GESTORBEN
9. Juli 2024
Wie erst jetzt durch Nachforschungen von Professor Ingo Althöfer bekannt wurde, verstarb der ehemalige Deutsche Meister Klaus Wockenfuß bereits am 11. Mai 2022 im Alter von 71 Jahren in seiner Wahlheimat München. Zuletzt lebte er allein und sehr zurückgezogen. Geboren in Schleswig-Holstein war der studierte Volkswirt beruflich in der Informatik tätig.
Wockenfuß gehörte in den 1970er und 1980er Jahren zu den besten Spielern der Bundesrepublik. 1976 gewann er überraschend in Bad Pyrmont die Deutsche Einzelmeisterschaft. In der letzten Runde dieses Turniers spielte er gegen Otto Borik die wohl wichtigste Partie seines Lebens: Borik, der bis dahin allein geführt hatte und dem ein Remis zum Titel gereicht hätte, wollte offenbar mehr und unterlag schließlich Wockenfuß, der als schwer zu besiegender Spieler ein ausgeprägtes Positionsverständnis besaß.
Otto Borik2330-Klaus Wockenfuss23500-1B46?1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. Sc3 a6 4. d4 cxd4 5. Sxd4 Sc6 6. Le2 Sf6 7. O-O Dc7 8. Le3 Lb4 9. Sxc6 bxc6 10. Sa4 Tb8 11. Ld3 d5 12. exd5 cxd5 13. Ld4 Ld6 14. Lxf6 gxf6 15. Dh5 Ld7 16. b3 Ke7 17. c4 dxc4 18. Tac1 Lxh2+ 19. Kh1 De5 20. Dxe5 Lxe5 21. Lxc4 Lxa4 22. bxa4 a5 23. Lb5 Thc8 24. g3 f5 25. Kg2 Txc1 26. Txc1 Td8 27. Tc2 Td4 28. f4 Ld6 29. Kf3 Kf6 30. Tc6 h5 31. Ke3 Te4+ 32. Kf3 Ke7 33. Ta6 h4 34. Ta7+ Kf8 35. Td7 Td4 36. Ke3 hxg3 37. Lc6 Td1 38. Ke2 g2 39. Lxg2 Tg1 40. Lf3 Lxf4 41. Ta7 Ta1 42. Lh5 Txa2+ 43. Kf3 Txa4 44. Txf7+ Kg8 45. Tf6 Te4 46. Tf7 Ld6 47. Ta7 a4 48. Le8 a3 49. Lg6 Te1 50. Ta6 Le7 51. Ta7 Kg7 52. Kf2 Te4 53. Txe7+ Kxg6 54. Ta7 Tb4 55. Txa3 e5 56. Tg3+ Kf6 57. Ta3 Kg5 58. Tg3+ Tg4 59. Ta3 e4 60. Ta8 Kf4 61. Ta3 Tg6 62. Ta2 Tb6 63. Kg2 Td6 64. Tf2+ Kg4 65. Te2 Td3 66. Ta2 f4 67. Kf1 e3 68. Tg2+ Kf3 69. Tf2+ Ke4 70. Ta2 Td1+ 71. Ke2 Td2+ 72. Txd2 exd2 73. Kxd2 Kf3 0-1In seinem besten Schachjahr 1976 gewann Wockenfuß als Nationalspieler den Mitropa-Cup und vertrat die Bundesrepublik Deutschland bei der Schacholympiade in Haifa, bei der er als Ersatzspieler mit 4,5 aus 6 ungeschlagen blieb und das Team einen 5. Platz erreichen konnte.
Video mit seltenen Aufnahmen der Haifa-Schacholympiade:
Von 1973 bis 1980 spielte Wockenfuß für die Kieler SG in der damals noch viergliedrigen Bundesliga.
Eine herausragende Rolle spielte Klaus Wockenfuß in der Geschichte der neu eingeführten eingleisigen Schachbundesliga, die 1980/81 ihre erste Saison absolvierte: Er ist der einzige Spieler, der die ersten 100 Wettkämpfe der Bundesliga komplett bestritt! In der Bundesliga spielte er von 1980 bis 1982 für Favorite Hammonia Hamburg, danach ab 1982 bis 1987 für Lasker-Steglitz Berlin, dabei bis zur Saison 1985/86 am ersten Brett von Lasker. Zwei Spielzeiten absolvierte er ab 1987 für den SK Zehlendorf Berlin. In der Saison 1989/90 war Wockenfuß bei Zehlendorf sogar Mannschaftskamerad des legendären Ex-Weltmeisters Michail Tal, der auf Vermittlung des sowjetischen Nationaltrainers Alexander Koblenz für die Berliner in der Bundesliga antrat. Wockenfuß war zuvor 1989 Teil eines Zehlendorfer Reiseteams, das ein Freundschaftsmatch mit dem Rigaer Schachklub in der lettischen Hauptstadt austrug, bei dieser Gelegenheit wurde auch der Einsatz von Tal beim Berliner Erstbundesligisten vereinbart.
1987 erhielt Wockenfuß für seine Siege in den internationalen Turnieren von Wilhelmsfeld (1983) und Krakau (1986) von der FIDE den Titel eines Internationalen Meisters.
1988 siedelte Wockenfuß nach München über. Dort schloss er sich zunächst dem Milbertshofener Schachklub an, bei welchem er die Herausgabe einer eigenen Schachpublikation, der „Milbertshofener Schachbriefe“, in Angriff nahm. Leider blieb es bei nur einer Ausgabe der Schachbriefe, in welcher Wockenfuß 55 seiner besten Partien und eine kurze Autobiographie präsentierte. Dieses schmale Bändchen wird für immer sein schachliches Vermächtnis bleiben.
Nach seiner Mitgliedschaft in Milbertshofen war er noch passives Mitglied beim kleinen Münchner Klub „Trudering“ und spielte aktiv für Bayern München in der zweiten Bundesliga.
Wockenfuß galt in Schachkreisen als eigensinniger, zurückgezogener Charakter, der in Gesprächen sehr auf das Thema Schach fixiert war und sich gelegentlich auch recht kritisch zu den Leistungen anderer Schachmeister äußerte. In den Augen anderer Meister galt er als sehr solider, aber nicht allzu kreativer Spieler.
Wie solide Wockenfuß' Spielstil war, musste unter anderem der englische Großmeister Tony Miles am Brett erfahren:
Frustriert darüber, dass der Elo-schwächere „Underdog“ so zähen und erfolgreichen Widerstand leistete, spielte Miles die Partie gegen Klaus so lange weiter, bis jeder nur noch den blanken König auf dem Brett hatte und auch dann noch ein paar Züge weiter.
erinnert sich das Zehlendorfer Urgestein Dr. Freerk Bulthaupt an Klaus Wockenfuß.
Quellen
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Seine letzten Partien spielte Klaus Wockenfuß in der Saison 2019/20 für die vierte Mannschaft des FC Bayern in der Bezirksliga München:
https://www.schachbezirk-muenchen.de/component/clm/?view=spieler&saison=9&zps=22001&mglnr=351&PKZ=&Itemid=3202
https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Wockenfu%C3%9F
IM KLAUS WOCKENFUSS GESTORBEN
9. Juli 2024
Wie erst jetzt durch Nachforschungen von Professor Ingo Althöfer bekannt wurde, verstarb der ehemalige Deutsche Meister Klaus Wockenfuß bereits am 11. Mai 2022 im Alter von 71 Jahren in seiner Wahlheimat München. Zuletzt lebte er allein und sehr zurückgezogen. Geboren in Schleswig-Holstein war der studierte Volkswirt beruflich in der Informatik tätig.
Wockenfuß gehörte in den 1970er und 1980er Jahren zu den besten Spielern der Bundesrepublik. 1976 gewann er überraschend in Bad Pyrmont die Deutsche Einzelmeisterschaft. In der letzten Runde dieses Turniers spielte er gegen Otto Borik die wohl wichtigste Partie seines Lebens: Borik, der bis dahin allein geführt hatte und dem ein Remis zum Titel gereicht hätte, wollte offenbar mehr und unterlag schließlich Wockenfuß, der als schwer zu besiegender Spieler ein ausgeprägtes Positionsverständnis besaß.
In seinem besten Schachjahr 1976 gewann Wockenfuß als Nationalspieler den Mitropa-Cup und vertrat die Bundesrepublik Deutschland bei der Schacholympiade in Haifa, bei der er als Ersatzspieler mit 4,5 aus 6 ungeschlagen blieb und das Team einen 5. Platz erreichen konnte.
Video mit seltenen Aufnahmen der Haifa-Schacholympiade:
Von 1973 bis 1980 spielte Wockenfuß für die Kieler SG in der damals noch viergliedrigen Bundesliga.
Eine herausragende Rolle spielte Klaus Wockenfuß in der Geschichte der neu eingeführten eingleisigen Schachbundesliga, die 1980/81 ihre erste Saison absolvierte: Er ist der einzige Spieler, der die ersten 100 Wettkämpfe der Bundesliga komplett bestritt! In der Bundesliga spielte er von 1980 bis 1982 für Favorite Hammonia Hamburg, danach ab 1982 bis 1987 für Lasker-Steglitz Berlin, dabei bis zur Saison 1985/86 am ersten Brett von Lasker. Zwei Spielzeiten absolvierte er ab 1987 für den SK Zehlendorf Berlin. In der Saison 1989/90 war Wockenfuß bei Zehlendorf sogar Mannschaftskamerad des legendären Ex-Weltmeisters Michail Tal, der auf Vermittlung des sowjetischen Nationaltrainers Alexander Koblenz für die Berliner in der Bundesliga antrat. Wockenfuß war zuvor 1989 Teil eines Zehlendorfer Reiseteams, das ein Freundschaftsmatch mit dem Rigaer Schachklub in der lettischen Hauptstadt austrug, bei dieser Gelegenheit wurde auch der Einsatz von Tal beim Berliner Erstbundesligisten vereinbart.
1987 erhielt Wockenfuß für seine Siege in den internationalen Turnieren von Wilhelmsfeld (1983) und Krakau (1986) von der FIDE den Titel eines Internationalen Meisters.
1988 siedelte Wockenfuß nach München über. Dort schloss er sich zunächst dem Milbertshofener Schachklub an, bei welchem er die Herausgabe einer eigenen Schachpublikation, der „Milbertshofener Schachbriefe“, in Angriff nahm. Leider blieb es bei nur einer Ausgabe der Schachbriefe, in welcher Wockenfuß 55 seiner besten Partien und eine kurze Autobiographie präsentierte. Dieses schmale Bändchen wird für immer sein schachliches Vermächtnis bleiben.
Nach seiner Mitgliedschaft in Milbertshofen war er noch passives Mitglied beim kleinen Münchner Klub „Trudering“ und spielte aktiv für Bayern München in der zweiten Bundesliga.
Wockenfuß galt in Schachkreisen als eigensinniger, zurückgezogener Charakter, der in Gesprächen sehr auf das Thema Schach fixiert war und sich gelegentlich auch recht kritisch zu den Leistungen anderer Schachmeister äußerte. In den Augen anderer Meister galt er als sehr solider, aber nicht allzu kreativer Spieler.
Wie solide Wockenfuß' Spielstil war, musste unter anderem der englische Großmeister Tony Miles am Brett erfahren:
Frustriert darüber, dass der Elo-schwächere „Underdog“ so zähen und erfolgreichen Widerstand leistete, spielte Miles die Partie gegen Klaus so lange weiter, bis jeder nur noch den blanken König auf dem Brett hatte und auch dann noch ein paar Züge weiter.
erinnert sich das Zehlendorfer Urgestein Dr. Freerk Bulthaupt an Klaus Wockenfuß.
Quellen
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Seine letzten Partien spielte Klaus Wockenfuß in der Saison 2019/20 für die vierte Mannschaft des FC Bayern in der Bezirksliga München: