Gata Kamsky
Zitat von Conrad Schormann am 9. März 2025, 17:52 Uhrhttps://perlenvombodensee.de/2019/10/30/ob-sich-mein-leben-wiederholt-gata-kamsky-im-interview/
Zitat von Conrad Schormann am 9. März 2025, 17:56 Uhrhttps://youtu.be/OL3H_peNe3w
Zusammenfassung (AI):
Gata Kamsky: Ein Leben zwischen Schach und Trauma
Der ehemalige FIDE-WM-Finalist Gata Kamsky sprach in einem Interview auf Ilya Levitovs YouTube-Kanal offen über seine schwere Kindheit und die traumatischen Erfahrungen mit seinem Vater Rustam Kamsky.
Rustam, ein ehemaliger Boxer und späterer Fotograf, zwang seinen Sohn zum Schach, nachdem er in einer Zeitung über das Karpov-Kasparov-WM-Match gelesen hatte. Gata wollte jedoch ein normales Leben führen, doch sein Vater zwang ihn mit Drohungen und Gewalt zum Training. Er hatte niemanden, an den er sich wenden konnte, da seine Eltern ihn und seine Schwester getrennt hatten. Schach wurde für ihn kein Hobby, sondern ein Mittel zum Überleben.
Sein Vater misshandelte ihn körperlich, verbrannte seine Hand zur Strafe und griff ihn in der Öffentlichkeit an – etwa als er nach einer Niederlage einen Stuhl nach ihm warf. Gata lief oft von zu Hause weg, doch Schach bot ihm eine Zuflucht. „Ich spielte verlorene Stellungen weiter, weil ich nicht nach Hause wollte.“
1989 floh er mit seinem Vater in die USA, wurde dort Juniorenmeister und arbeitete hart, um Weltmeister zu werden – nicht aus Leidenschaft, sondern um seinem Vater zu entkommen. „Je schneller ich Weltmeister werde, desto eher lässt er mich in Ruhe.“ 1996 unterlag er Anatoli Karpov im FIDE-WM-Finale.
Ein skandalöser Vorfall ereignete sich 1994 im PCA-Halbfinale gegen Nigel Short. Kamsky hatte eine Erkältung und hustete während der Partie. Als Short ihn bat, damit aufzuhören, war Gata abgelenkt und verlor. Rustam drohte Short daraufhin mit dem Tod, woraufhin er aus dem Spielbereich verbannt wurde.
Kamsky zog sich später fast zehn Jahre aus dem Schach zurück, um Jura zu studieren, kehrte aber zurück und blieb auch mit 50 Jahren ein starker Spieler. Erst mit 30 erlebte er zum ersten Mal ein unabhängiges Leben, als er heiratete. Sein Fazit: „Es war mir nie wichtig, Weltmeister zu werden. Wichtiger war es, ein normales, glückliches Leben zu führen.“
Zusammenfassung (AI):
Gata Kamsky: Ein Leben zwischen Schach und Trauma
Der ehemalige FIDE-WM-Finalist Gata Kamsky sprach in einem Interview auf Ilya Levitovs YouTube-Kanal offen über seine schwere Kindheit und die traumatischen Erfahrungen mit seinem Vater Rustam Kamsky.
Rustam, ein ehemaliger Boxer und späterer Fotograf, zwang seinen Sohn zum Schach, nachdem er in einer Zeitung über das Karpov-Kasparov-WM-Match gelesen hatte. Gata wollte jedoch ein normales Leben führen, doch sein Vater zwang ihn mit Drohungen und Gewalt zum Training. Er hatte niemanden, an den er sich wenden konnte, da seine Eltern ihn und seine Schwester getrennt hatten. Schach wurde für ihn kein Hobby, sondern ein Mittel zum Überleben.
Sein Vater misshandelte ihn körperlich, verbrannte seine Hand zur Strafe und griff ihn in der Öffentlichkeit an – etwa als er nach einer Niederlage einen Stuhl nach ihm warf. Gata lief oft von zu Hause weg, doch Schach bot ihm eine Zuflucht. „Ich spielte verlorene Stellungen weiter, weil ich nicht nach Hause wollte.“
1989 floh er mit seinem Vater in die USA, wurde dort Juniorenmeister und arbeitete hart, um Weltmeister zu werden – nicht aus Leidenschaft, sondern um seinem Vater zu entkommen. „Je schneller ich Weltmeister werde, desto eher lässt er mich in Ruhe.“ 1996 unterlag er Anatoli Karpov im FIDE-WM-Finale.
Ein skandalöser Vorfall ereignete sich 1994 im PCA-Halbfinale gegen Nigel Short. Kamsky hatte eine Erkältung und hustete während der Partie. Als Short ihn bat, damit aufzuhören, war Gata abgelenkt und verlor. Rustam drohte Short daraufhin mit dem Tod, woraufhin er aus dem Spielbereich verbannt wurde.
Kamsky zog sich später fast zehn Jahre aus dem Schach zurück, um Jura zu studieren, kehrte aber zurück und blieb auch mit 50 Jahren ein starker Spieler. Erst mit 30 erlebte er zum ersten Mal ein unabhängiges Leben, als er heiratete. Sein Fazit: „Es war mir nie wichtig, Weltmeister zu werden. Wichtiger war es, ein normales, glückliches Leben zu führen.“
Zitat von Conrad Schormann am 2. Juni 2025, 8:50 UhrEin Leben für die Schachkultur: Gata Kamsky und Vera Nebolsina im Gespräch
Beim Schachfestival in Chartres trifft die Redaktion von Europe Échecs auf den früheren Vizeweltmeister Gata Kamsky und seine Frau, die einstige Juniorenweltmeisterin Vera Nebolsina. Im langen, sehr persönlichen Interview sprechen beide offen, reflektiert und oft mit trockenem Humor über das Schach von heute – und darüber, was ihnen im Leben wirklich wichtig ist.
Kamskys Rückkehr und die neue Freiheit
Kamsky blickt auf seinen Wiedereinstieg ins Turnierschach 2004 zurück. Neu für ihn war damals das Schachspielen im Internet – gegen junge Spieler wie Nakamura oder Radjabov. Die Möglichkeit, Tausende von Partien online zu spielen, nutzte er intensiv, um seine Form zu halten. Als er zurückkam, fühlte er sich auf Augenhöhe: „Dank Online-Schach war ich nicht zu weit hinten dran.“
https://bsky.app/profile/dgriffinchess.bsky.social/post/3lcdtybbhhk2l
Sein Comeback hatte einen weiteren Grund: „Ich wollte mir beweisen, dass ich auch ohne meinen Vater etwas erreichen kann.“ Im Rückblick vergleicht er das mit den großen russischen Romanen von Turgenev und Tolstoi, in denen Konflikte zwischen den Generationen verhandelt werden. Sein Vater hatte ihm einst gesagt, ohne ihn sei er nichts – diesen Beweis wollte Kamsky antreten.
Turgenjews bekanntestes Werk "Väter und Söhne".2005 begegnete er im World Cup erstmals dem jungen Magnus Carlsen – und besiegte ihn. Auch im World Cup 2007 gewann er gegen den heranreifenden Carlsen, was ihm laut Kamsky „bis heute nicht ganz verziehen“ wurde. „Das war wohl mein größter Triumph.“
Schach im Wandel: Von der Kunst zum Hochleistungssport
Im Vergleich zu früher sieht Kamsky das Schach als einen zunehmend sportlichen Wettkampf. Früher seien Schachpartien oft Kunst gewesen, langsam, geduldig, voller Respekt für den Gegner. Heute sei Schach Hochleistungssport, vergleichbar mit modernem Tennis: Wer „aufschlägt“, setzt sich durch – und Jugend ist entscheidend. Das „großväterliche“ Phänomen von Spielern wie Smyslow oder Korchnoi, die noch mit über 60 auf höchstem Niveau agierten, sei heute kaum mehr denkbar. Die Zeitnotphase und das schnellere Spiel lassen den Älteren keine Chance mehr.
https://youtu.be/KViJUxGEn-U
"Famous Fucking Legend": Als Gata Kamsky zum Meme wurde
Föderationen, Macht und die Rolle der FIDE
Die Frage nach Unterschieden zwischen der russischen, chinesischen und amerikanischen Schachföderation beantwortet Kamsky klar: Russland und China seien zentralistisch, geradezu diktatorisch geprägt, einzelne Personen bestimmten die Aufstellung. Die US-Föderation sei eher „unreif“, kümmere sich um breite Angebote und weniger um Profis. Entscheidende Macht aber habe heute die FIDE – mit allen politischen Spannungen, etwa um den russischen Präsidenten Arkady Dvorkovich. Kamsky bringt die Idee ins Spiel, ein Afrikaner als FIDE-Präsident könne dem Weltschach neue Impulse geben.
Der reale und der Schach-Welt – und die Macht der Ereignisse
Kamsky sieht die Schachwelt als eine „Blase“, die sich bis zuletzt gerne vom Weltgeschehen abschottete. Spätestens durch den Ukraine-Krieg sei aber allen klar geworden, dass die Realität auch das Schach einholt. Kamsky hofft, dass das Weltschach künftig „einiger und respektvoller“ wird – auch im Umgang mit Frauen, die weiterhin Benachteiligungen erleben. Nebolsina unterstreicht die Bedeutung, beim Schach nicht nur Ergebnisse, sondern auch Anstrengung und Lernprozess wertzuschätzen. Das könne Betrug entgegenwirken, weil das Wachstum wichtiger wird als bloßer Erfolg.
Cheating – das große Problem des modernen Schachs
Beide sprechen offen das Cheating-Problem an. Online-Schach, so Kamsky, habe viele Partien für jedermann geöffnet – aber auch zu einer Zunahme an Betrugsfällen geführt, teils sogar unter Großmeistern. Wenn Titelträger schummeln, „führt das zum völligen Chaos“, so Kamsky. Er plädiert für mehr Fairplay und einen Wertewandel im Sport.
Schmerzliche Niederlagen und der Preis des Erfolgs
Kamsky berichtet, dass es Niederlagen gibt, die einen Spieler noch Jahre später verfolgen – etwa die verpasste Chance im Kandidatenfinale gegen Topalov 2009. Eine Partie, in der er erst gewann, dann in Zeitnot Remis zuließ und schließlich verlor. „Das sind Gelegenheiten, die man vielleicht nie wieder bekommt.“ Der Druck, am Höhepunkt der Karriere zu stehen, sei enorm. Vera Nebolsina ergänzt, dass es wichtig sei, nach großen Erfolgen auch andere Lebensziele zuzulassen und nicht im Leistungskampf gefangen zu bleiben.
Vom Musizieren und von anderen Welten
Kamsky erzählt, sein Vater habe sich einst einen Musiker als Sohn gewünscht. Er selbst spiele kein Instrument, aber Vera ist leidenschaftliche Schlagzeugerin. Gemeinsam teilen sie ein Faible für Kultur, Musik, Film und asiatische Themen. So beginnt auch ihre eigene Liebesgeschichte: Kennengelernt haben sie sich online, weil Kamsky Fragen zur chinesischen Kultur hatte. Erst Jahre später trafen sie sich bei einem Schachturnier in Moskau zum ersten Mal – eine Begegnung, bei der „das Resultat auf dem Brett keine Rolle spielte“, wie beide augenzwinkernd einräumen.
Blick zurück: Schach als Lebensschule
Kamsky betont, dass die Schachwelt früher vielseitiger war – Schach war Kunst, Kultur, Bildung. Viele berühmte Spieler wie Taimanov (Pianist), Smyslow (Sänger), Lasker (Mathematiker) verkörperten diese Vielfalt. Heute vermisst er das: Kinder würden zu früh auf Schach spezialisiert und sozial isoliert, was sich später im Leben rächt. Nebolsina pflichtet bei: Wer nach einer Schachpause zurückkehrt, bringt einen weiteren Horizont mit.
Gata Kamsky erzählt im ersten Band des Zweiteilers über seine Karriere, wie er zu einem Spieler der Weltelite und Anwärter auf den Titel des Schachweltmeisters wurde. Warum und wie er verschiedene Spielstile verwendete und wie dieser Lernprozess ihm half, ein Schachprofi zu werden.
Ein Leben für die Schachkultur: Gata Kamsky und Vera Nebolsina im Gespräch
Beim Schachfestival in Chartres trifft die Redaktion von Europe Échecs auf den früheren Vizeweltmeister Gata Kamsky und seine Frau, die einstige Juniorenweltmeisterin Vera Nebolsina. Im langen, sehr persönlichen Interview sprechen beide offen, reflektiert und oft mit trockenem Humor über das Schach von heute – und darüber, was ihnen im Leben wirklich wichtig ist.
Kamskys Rückkehr und die neue Freiheit
Kamsky blickt auf seinen Wiedereinstieg ins Turnierschach 2004 zurück. Neu für ihn war damals das Schachspielen im Internet – gegen junge Spieler wie Nakamura oder Radjabov. Die Möglichkeit, Tausende von Partien online zu spielen, nutzte er intensiv, um seine Form zu halten. Als er zurückkam, fühlte er sich auf Augenhöhe: „Dank Online-Schach war ich nicht zu weit hinten dran.“
https://bsky.app/profile/dgriffinchess.bsky.social/post/3lcdtybbhhk2l
Sein Comeback hatte einen weiteren Grund: „Ich wollte mir beweisen, dass ich auch ohne meinen Vater etwas erreichen kann.“ Im Rückblick vergleicht er das mit den großen russischen Romanen von Turgenev und Tolstoi, in denen Konflikte zwischen den Generationen verhandelt werden. Sein Vater hatte ihm einst gesagt, ohne ihn sei er nichts – diesen Beweis wollte Kamsky antreten.
Turgenjews bekanntestes Werk "Väter und Söhne".
2005 begegnete er im World Cup erstmals dem jungen Magnus Carlsen – und besiegte ihn. Auch im World Cup 2007 gewann er gegen den heranreifenden Carlsen, was ihm laut Kamsky „bis heute nicht ganz verziehen“ wurde. „Das war wohl mein größter Triumph.“
Schach im Wandel: Von der Kunst zum Hochleistungssport
Im Vergleich zu früher sieht Kamsky das Schach als einen zunehmend sportlichen Wettkampf. Früher seien Schachpartien oft Kunst gewesen, langsam, geduldig, voller Respekt für den Gegner. Heute sei Schach Hochleistungssport, vergleichbar mit modernem Tennis: Wer „aufschlägt“, setzt sich durch – und Jugend ist entscheidend. Das „großväterliche“ Phänomen von Spielern wie Smyslow oder Korchnoi, die noch mit über 60 auf höchstem Niveau agierten, sei heute kaum mehr denkbar. Die Zeitnotphase und das schnellere Spiel lassen den Älteren keine Chance mehr.
"Famous Fucking Legend": Als Gata Kamsky zum Meme wurde
Föderationen, Macht und die Rolle der FIDE
Die Frage nach Unterschieden zwischen der russischen, chinesischen und amerikanischen Schachföderation beantwortet Kamsky klar: Russland und China seien zentralistisch, geradezu diktatorisch geprägt, einzelne Personen bestimmten die Aufstellung. Die US-Föderation sei eher „unreif“, kümmere sich um breite Angebote und weniger um Profis. Entscheidende Macht aber habe heute die FIDE – mit allen politischen Spannungen, etwa um den russischen Präsidenten Arkady Dvorkovich. Kamsky bringt die Idee ins Spiel, ein Afrikaner als FIDE-Präsident könne dem Weltschach neue Impulse geben.
Der reale und der Schach-Welt – und die Macht der Ereignisse
Kamsky sieht die Schachwelt als eine „Blase“, die sich bis zuletzt gerne vom Weltgeschehen abschottete. Spätestens durch den Ukraine-Krieg sei aber allen klar geworden, dass die Realität auch das Schach einholt. Kamsky hofft, dass das Weltschach künftig „einiger und respektvoller“ wird – auch im Umgang mit Frauen, die weiterhin Benachteiligungen erleben. Nebolsina unterstreicht die Bedeutung, beim Schach nicht nur Ergebnisse, sondern auch Anstrengung und Lernprozess wertzuschätzen. Das könne Betrug entgegenwirken, weil das Wachstum wichtiger wird als bloßer Erfolg.
Cheating – das große Problem des modernen Schachs
Beide sprechen offen das Cheating-Problem an. Online-Schach, so Kamsky, habe viele Partien für jedermann geöffnet – aber auch zu einer Zunahme an Betrugsfällen geführt, teils sogar unter Großmeistern. Wenn Titelträger schummeln, „führt das zum völligen Chaos“, so Kamsky. Er plädiert für mehr Fairplay und einen Wertewandel im Sport.
Schmerzliche Niederlagen und der Preis des Erfolgs
Kamsky berichtet, dass es Niederlagen gibt, die einen Spieler noch Jahre später verfolgen – etwa die verpasste Chance im Kandidatenfinale gegen Topalov 2009. Eine Partie, in der er erst gewann, dann in Zeitnot Remis zuließ und schließlich verlor. „Das sind Gelegenheiten, die man vielleicht nie wieder bekommt.“ Der Druck, am Höhepunkt der Karriere zu stehen, sei enorm. Vera Nebolsina ergänzt, dass es wichtig sei, nach großen Erfolgen auch andere Lebensziele zuzulassen und nicht im Leistungskampf gefangen zu bleiben.
Vom Musizieren und von anderen Welten
Kamsky erzählt, sein Vater habe sich einst einen Musiker als Sohn gewünscht. Er selbst spiele kein Instrument, aber Vera ist leidenschaftliche Schlagzeugerin. Gemeinsam teilen sie ein Faible für Kultur, Musik, Film und asiatische Themen. So beginnt auch ihre eigene Liebesgeschichte: Kennengelernt haben sie sich online, weil Kamsky Fragen zur chinesischen Kultur hatte. Erst Jahre später trafen sie sich bei einem Schachturnier in Moskau zum ersten Mal – eine Begegnung, bei der „das Resultat auf dem Brett keine Rolle spielte“, wie beide augenzwinkernd einräumen.
Blick zurück: Schach als Lebensschule
Kamsky betont, dass die Schachwelt früher vielseitiger war – Schach war Kunst, Kultur, Bildung. Viele berühmte Spieler wie Taimanov (Pianist), Smyslow (Sänger), Lasker (Mathematiker) verkörperten diese Vielfalt. Heute vermisst er das: Kinder würden zu früh auf Schach spezialisiert und sozial isoliert, was sich später im Leben rächt. Nebolsina pflichtet bei: Wer nach einer Schachpause zurückkehrt, bringt einen weiteren Horizont mit.
Gata Kamsky erzählt im ersten Band des Zweiteilers über seine Karriere, wie er zu einem Spieler der Weltelite und Anwärter auf den Titel des Schachweltmeisters wurde. Warum und wie er verschiedene Spielstile verwendete und wie dieser Lernprozess ihm half, ein Schachprofi zu werden.
Zitat von Conrad Schormann am 16. Juni 2025, 16:13 UhrGata Kamsky wechselt zum französischen Schachverband
Quelle: chess.com, Tarjei Svensen, 16. Juni
Der frühere WM-Finalist und fünfmalige US-Meister Gata Kamsky spielt künftig für Frankreich. Die FIDE bestätigte den Verbandswechsel des 51-jährigen Großmeisters am Montag – nach 36 Jahren unter US-Flagge.
Kamsky, der seit über fünf Jahren in Chartres lebt und mit der russischstämmigen WGM Vera Nebolsina verheiratet ist, wird künftig unter französischer Flagge starten. Da er seit mehr als zwei Jahren nicht für die USA bei offiziellen FIDE-Turnieren angetreten ist, entfällt sowohl die Wartezeit als auch eine Ablösezahlung. Er ist damit sofort spielberechtigt – etwa für die Schacholympiade 2026 in Usbekistan.
Mit einer Elo-Zahl von 2607 zählt Kamsky zu den zehn stärksten Spielern Frankreichs. In der aktuellen Rangliste teilt er sich Platz fünf mit dem Juniorenweltmeister von 2023, Marc’Andria Maurizzi.
Kamsky wurde 1974 in der Sowjetunion geboren und floh 1989 gemeinsam mit seinem Vater in die USA. Dort wurde er schnell zu einer Schlüsselfigur des amerikanischen Schachs: fünf nationale Titel, sechs Olympiaden, Bronze mit dem US-Team 2006 und 2008. Seinen Höhepunkt erlebte er 1996, als er das WM-Finale gegen Anatoli Karpow erreichte.
In den Nullerjahren feierte Kamsky nach einer längeren Auszeit ein bemerkenswertes Comeback. Noch 2013 gehörte er mit einer Elo von 2763 zu den Top 15 der Welt. Auch jenseits der 50 ist der frühere Wunderknabe noch ein starker Turnierspieler – online wie am Brett.
Gata Kamsky wechselt zum französischen Schachverband
Quelle: chess.com, Tarjei Svensen, 16. Juni
Der frühere WM-Finalist und fünfmalige US-Meister Gata Kamsky spielt künftig für Frankreich. Die FIDE bestätigte den Verbandswechsel des 51-jährigen Großmeisters am Montag – nach 36 Jahren unter US-Flagge.
Kamsky, der seit über fünf Jahren in Chartres lebt und mit der russischstämmigen WGM Vera Nebolsina verheiratet ist, wird künftig unter französischer Flagge starten. Da er seit mehr als zwei Jahren nicht für die USA bei offiziellen FIDE-Turnieren angetreten ist, entfällt sowohl die Wartezeit als auch eine Ablösezahlung. Er ist damit sofort spielberechtigt – etwa für die Schacholympiade 2026 in Usbekistan.
Mit einer Elo-Zahl von 2607 zählt Kamsky zu den zehn stärksten Spielern Frankreichs. In der aktuellen Rangliste teilt er sich Platz fünf mit dem Juniorenweltmeister von 2023, Marc’Andria Maurizzi.
Kamsky wurde 1974 in der Sowjetunion geboren und floh 1989 gemeinsam mit seinem Vater in die USA. Dort wurde er schnell zu einer Schlüsselfigur des amerikanischen Schachs: fünf nationale Titel, sechs Olympiaden, Bronze mit dem US-Team 2006 und 2008. Seinen Höhepunkt erlebte er 1996, als er das WM-Finale gegen Anatoli Karpow erreichte.
In den Nullerjahren feierte Kamsky nach einer längeren Auszeit ein bemerkenswertes Comeback. Noch 2013 gehörte er mit einer Elo von 2763 zu den Top 15 der Welt. Auch jenseits der 50 ist der frühere Wunderknabe noch ein starker Turnierspieler – online wie am Brett.
Zitat von Conrad Schormann am 18. Juni 2025, 10:00 UhrVom Schach-Wunderkind zum Mentor – Gata Kamskys zweite Heimat heißt Frankreich
Gata Kamsky ist angekommen. Nicht nur geografisch, in Chartres, wo er mit seiner Frau Vera Nebolsina lebt. Nicht nur formell, seit seinem Wechsel zum französischen Schachverband. Sondern auch menschlich. Der 51-jährige frühere Vizeweltmeister, der in jungen Jahren von einem autoritären Vater durch die Welt geschleift wurde, ist heute ein gereifter, gelassener Mensch, der im französischen Schach nicht nur als Spieler, sondern vor allem als Mentor, Lehrer und Vorbild geschätzt wird.
„Mon transfert vers la Fédération française des Échecs est achevé ! Vive la France!“ verkündete Kamsky Mitte Juni. Mit dieser Entscheidung schloss sich ein Kreis, der Jahrzehnte umspannte – von den sowjetischen Jugendmeisterschaften, die er als Teenager gewann, über die Finalniederlage gegen Anatoli Karpow 1996, den Rückzug vom Profischach, das Comeback 2004 bis zu seinem heutigen Wirken in Chartres, wo er nicht nur spielt, sondern auch trainiert, erklärt, motiviert.
In einem großen Interview mit Europe Échecs (Printausgabe Juli/August 2025) blickt er offen auf sein bewegtes Leben zurück – und erklärt, warum er sich nun vollständig Frankreich zuwendet. „Mit meiner Frau leben wir seit vier Jahren in Chartres. Wir sehen, wie die Stadt wächst, wie international sie geworden ist, wie viele Menschen aus aller Welt sie besuchen. Es gibt ein starkes Schachprogramm, der Club unterstützt die Jugend, Schach wird in den Schulen unterrichtet – das alles ist großartig.“
Als Spieler ist Kamsky immer noch eine feste Größe. Im Elo-Ranking ist er nun die französische Nummer fünf. Doch wichtiger ist sein Einfluss abseits des Brettes. „Ich habe früher gerne Turniere als Einzelspieler gewonnen, klar“, sagt er. „Aber wenn du in einer Mannschaft spielst, passiert etwas Größeres. Du bist nicht allein. Das Ergebnis des Teams zählt mehr als dein eigenes.“
Im Club von Chartres ist er eine zentrale Figur. „Er ist stabil, nimmt kaum unnötige Risiken, spielt oft mit Schwarz – das hilft uns enorm“, sagt Mannschaftskollege Namig Guliyev. Und Präsident François Gilles beschreibt ihn so: „Dass Gata Kamsky bei uns ist, ist außergewöhnlich. Er ist eine Kraft, deren Wert viele unterschätzen.“
Dabei war Kamskys Weg kein geradliniger. Früh als Wunderkind gefeiert – mit 17 US-Meister, mit 22 WM-Finalist gegen Karpow – führte ihn sein Vater rücksichtslos durch die Karriere. „Alle Entscheidungen in den 1990ern traf nur mein Vater. Er interessierte sich nicht für meine Meinung. Ich war nur das Mittel zum Zweck“, erinnert sich Kamsky. Nach der Niederlage gegen Karpow sei es vorbei gewesen. „Mein Vater sagte: Es ist vorbei. Und ich war froh. Ich hatte genug.“
Kamsky studierte, wurde Jurist – und kehrte erst 2004 ans Brett zurück. Diesmal auf eigenen Wunsch. „Ich wollte mir beweisen, dass ich es auch ohne ihn schaffe.“ Er trainierte online, spielte tausende Partien gegen Gegner wie Nakamura und Radjabov. Der Erfolg kam schnell zurück: World-Cup-Sieger 2007, vier weitere US-Titel bis 2014. „Aber diesmal ging es nicht darum, der Beste zu sein. Ich wollte glücklich sein. Das ist es, was zählt.“
Heute spielt Kamsky noch immer – aber mit neuer Leichtigkeit. Er experimentiert mit Chess960 (Fischer Random) und schwärmt von der Vielfalt, die diese Variante mit sich bringt: „Die Komplexität der Startstellung ist viel größer. Es gibt kaum Remis. Das ist gut.“
Er engagiert sich für Kinder, besucht Schulschachprojekte, gibt Autogramme, lacht mit den Kleinsten. „Ich will ihnen auf gesunde, freundliche Weise Schach näherbringen“, sagt er. In Chartres oder bei Festen wie im Blanc-Mesnil ist er der ruhige, freundliche Champion, der seine Geschichte nicht in den Vordergrund stellt, aber bereit ist, sie zu teilen – auch die dunklen Seiten.
Mit seiner Biografie stellt er sich gegen Leistungsdruck und Missbrauch im Jugendschach. „Heute erleben wir Skandale rund um Frauen und Belästigung. Schach ist immer noch männlich dominiert. Aber es gibt Fortschritte. Männer und Frauen sind gleich. Und wir brauchen mehr Frauen im Schach.“
Dass nun auch seine Frau Vera Nebolsina, einst Juniorenweltmeisterin, für Frankreich spielt, ist mehr als nur eine Randnotiz. Es zeigt: Kamsky ist nicht einfach in Frankreich. Er ist Teil davon geworden.
Ob er künftig in der Nationalmannschaft aufläuft? Offen. Aber wie Europe Échecs schreibt: Diese Frage ist fast nebensächlich. Denn was Gata Kamsky heute gibt, lässt sich kaum in Elozahlen oder Teamergebnissen messen. Frankreich gewinnt mit ihm nicht nur einen starken Spieler – sondern einen Menschen, der mit Haltung, Geschichte und Offenheit das Schachspiel bereichert.
Quelle: Online-Beitrag von Europe Échecs, Printausgabe Juli/August 2025 mit exklusivem Interview mit Gata Kamsky.
Vom Schach-Wunderkind zum Mentor – Gata Kamskys zweite Heimat heißt Frankreich
Gata Kamsky ist angekommen. Nicht nur geografisch, in Chartres, wo er mit seiner Frau Vera Nebolsina lebt. Nicht nur formell, seit seinem Wechsel zum französischen Schachverband. Sondern auch menschlich. Der 51-jährige frühere Vizeweltmeister, der in jungen Jahren von einem autoritären Vater durch die Welt geschleift wurde, ist heute ein gereifter, gelassener Mensch, der im französischen Schach nicht nur als Spieler, sondern vor allem als Mentor, Lehrer und Vorbild geschätzt wird.
„Mon transfert vers la Fédération française des Échecs est achevé ! Vive la France!“ verkündete Kamsky Mitte Juni. Mit dieser Entscheidung schloss sich ein Kreis, der Jahrzehnte umspannte – von den sowjetischen Jugendmeisterschaften, die er als Teenager gewann, über die Finalniederlage gegen Anatoli Karpow 1996, den Rückzug vom Profischach, das Comeback 2004 bis zu seinem heutigen Wirken in Chartres, wo er nicht nur spielt, sondern auch trainiert, erklärt, motiviert.
In einem großen Interview mit Europe Échecs (Printausgabe Juli/August 2025) blickt er offen auf sein bewegtes Leben zurück – und erklärt, warum er sich nun vollständig Frankreich zuwendet. „Mit meiner Frau leben wir seit vier Jahren in Chartres. Wir sehen, wie die Stadt wächst, wie international sie geworden ist, wie viele Menschen aus aller Welt sie besuchen. Es gibt ein starkes Schachprogramm, der Club unterstützt die Jugend, Schach wird in den Schulen unterrichtet – das alles ist großartig.“
Als Spieler ist Kamsky immer noch eine feste Größe. Im Elo-Ranking ist er nun die französische Nummer fünf. Doch wichtiger ist sein Einfluss abseits des Brettes. „Ich habe früher gerne Turniere als Einzelspieler gewonnen, klar“, sagt er. „Aber wenn du in einer Mannschaft spielst, passiert etwas Größeres. Du bist nicht allein. Das Ergebnis des Teams zählt mehr als dein eigenes.“
Im Club von Chartres ist er eine zentrale Figur. „Er ist stabil, nimmt kaum unnötige Risiken, spielt oft mit Schwarz – das hilft uns enorm“, sagt Mannschaftskollege Namig Guliyev. Und Präsident François Gilles beschreibt ihn so: „Dass Gata Kamsky bei uns ist, ist außergewöhnlich. Er ist eine Kraft, deren Wert viele unterschätzen.“
Dabei war Kamskys Weg kein geradliniger. Früh als Wunderkind gefeiert – mit 17 US-Meister, mit 22 WM-Finalist gegen Karpow – führte ihn sein Vater rücksichtslos durch die Karriere. „Alle Entscheidungen in den 1990ern traf nur mein Vater. Er interessierte sich nicht für meine Meinung. Ich war nur das Mittel zum Zweck“, erinnert sich Kamsky. Nach der Niederlage gegen Karpow sei es vorbei gewesen. „Mein Vater sagte: Es ist vorbei. Und ich war froh. Ich hatte genug.“
Kamsky studierte, wurde Jurist – und kehrte erst 2004 ans Brett zurück. Diesmal auf eigenen Wunsch. „Ich wollte mir beweisen, dass ich es auch ohne ihn schaffe.“ Er trainierte online, spielte tausende Partien gegen Gegner wie Nakamura und Radjabov. Der Erfolg kam schnell zurück: World-Cup-Sieger 2007, vier weitere US-Titel bis 2014. „Aber diesmal ging es nicht darum, der Beste zu sein. Ich wollte glücklich sein. Das ist es, was zählt.“
Heute spielt Kamsky noch immer – aber mit neuer Leichtigkeit. Er experimentiert mit Chess960 (Fischer Random) und schwärmt von der Vielfalt, die diese Variante mit sich bringt: „Die Komplexität der Startstellung ist viel größer. Es gibt kaum Remis. Das ist gut.“
Er engagiert sich für Kinder, besucht Schulschachprojekte, gibt Autogramme, lacht mit den Kleinsten. „Ich will ihnen auf gesunde, freundliche Weise Schach näherbringen“, sagt er. In Chartres oder bei Festen wie im Blanc-Mesnil ist er der ruhige, freundliche Champion, der seine Geschichte nicht in den Vordergrund stellt, aber bereit ist, sie zu teilen – auch die dunklen Seiten.
Mit seiner Biografie stellt er sich gegen Leistungsdruck und Missbrauch im Jugendschach. „Heute erleben wir Skandale rund um Frauen und Belästigung. Schach ist immer noch männlich dominiert. Aber es gibt Fortschritte. Männer und Frauen sind gleich. Und wir brauchen mehr Frauen im Schach.“
Dass nun auch seine Frau Vera Nebolsina, einst Juniorenweltmeisterin, für Frankreich spielt, ist mehr als nur eine Randnotiz. Es zeigt: Kamsky ist nicht einfach in Frankreich. Er ist Teil davon geworden.
Ob er künftig in der Nationalmannschaft aufläuft? Offen. Aber wie Europe Échecs schreibt: Diese Frage ist fast nebensächlich. Denn was Gata Kamsky heute gibt, lässt sich kaum in Elozahlen oder Teamergebnissen messen. Frankreich gewinnt mit ihm nicht nur einen starken Spieler – sondern einen Menschen, der mit Haltung, Geschichte und Offenheit das Schachspiel bereichert.
Quelle: Online-Beitrag von Europe Échecs, Printausgabe Juli/August 2025 mit exklusivem Interview mit Gata Kamsky.