Frank Marshall
Zitat von Conrad Schormann am 21. März 2025, 11:01 UhrFrank Marshall
„Die schwierigsten Partien sind die, die man längst verloren glaubt. Genau dann ist es Zeit, zum Gegenangriff überzugehen.“
Mit diesen Worten beschrieb Frank James Marshall seinen Schachstil, geprägt von überraschenden Zügen und spektakulären Wendungen. Marshall gilt als einer der bedeutendsten und kreativsten Schachmeister der USA.
Geboren wurde Frank Marshall am 10. August 1877 in New York. Als Kind zog er mit seiner Familie nach Montreal in Kanada, wo er mit zehn Jahren das Schachspielen erlernte. Schnell wurde klar, dass der junge Marshall über außergewöhnliches Talent verfügte. Bereits als Teenager gehörte er zu den stärksten Spielern Montreals.
Seinen internationalen Durchbruch erzielte Marshall 1904 beim stark besetzten Schachturnier von Cambridge Springs in den USA. Überraschend gewann er klar vor Größen wie Emanuel Lasker und Harry Pillsbury. Dieser Triumph verschaffte ihm internationales Ansehen und eine Chance, um die Weltmeisterschaft zu kämpfen.
Im Jahr 1907 trat Marshall zum Weltmeisterschaftskampf gegen Emanuel Lasker an, unterlag jedoch deutlich (0 Siege, 7 Niederlagen, 7 Remis). Trotzdem blieb er über Jahrzehnte hinweg einer der stärksten und beliebtesten Schachspieler weltweit.
Marshall gewann mehrfach internationale Turniere, darunter in New York (1911) und Havanna (1913). Von 1909 bis 1936 hielt er den Titel des US-amerikanischen Meisters, länger als jeder andere Spieler zuvor. In dieser Zeit engagierte er sich aktiv für den Nachwuchs und erkannte früh das Talent des jungen Kubaners José Raúl Capablanca, den er zunächst förderte und später bei einem Wettkampf in New York 1909 deutlich unterlag. Trotz der Niederlage unterstützte Marshall Capablanca und half ihm, beim Turnier von San Sebastián 1911 zu starten, welches Capablanca prompt gewann und so seine große Karriere einleitete.
1915 gründete Marshall in New York den legendären Marshall Chess Club, der bis heute als Zentrum des amerikanischen Schachs gilt. Hier spielte, unterrichtete und inspirierte er zahlreiche spätere Spitzenspieler.
Berühmt war Marshall vor allem für seinen kämpferischen Spielstil. Er war ein Meister darin, verlorene Stellungen durch waghalsige Manöver und Opfer wieder zum Leben zu erwecken. Diese Technik, scheinbar verlorene Partien durch unerwartete Kombinationen zu drehen, ging als „Marshall Swindle“ in die Schachgeschichte ein. Sein vielleicht bekanntester Zug gelang ihm 1912 in Breslau gegen Stepan Lewitzky, als er ein Damenopfer brachte, das so spektakulär war, dass das Publikum Goldmünzen auf das Brett geworfen haben soll.
https://youtu.be/lGapV9XIoGk
Eine bleibende Hinterlassenschaft ist auch der „Marshall-Angriff“ in der Spanischen Eröffnung, eine riskante und bis heute beliebte Variante, die Marshall erstmals 1918 gegen Capablanca anwandte.
1936 trat Marshall als US-Meister zurück, blieb dem Schach jedoch weiter treu. Am 9. November 1944 starb er in New York City.
Bis heute erinnert man sich an Marshall nicht nur wegen seiner Titel, sondern wegen seiner unerschütterlichen Kampfbereitschaft und seinem Talent, scheinbar hoffnungslose Situationen zu seinen Gunsten zu wenden.
Quellen:
- Wikipedia (deutsch und englisch)
- Chessgames.com
- Marshall Chess Club (offizielle Seite)
- Chessbase.com
- Chesshistory.com
Frank Marshall
„Die schwierigsten Partien sind die, die man längst verloren glaubt. Genau dann ist es Zeit, zum Gegenangriff überzugehen.“
Mit diesen Worten beschrieb Frank James Marshall seinen Schachstil, geprägt von überraschenden Zügen und spektakulären Wendungen. Marshall gilt als einer der bedeutendsten und kreativsten Schachmeister der USA.
Geboren wurde Frank Marshall am 10. August 1877 in New York. Als Kind zog er mit seiner Familie nach Montreal in Kanada, wo er mit zehn Jahren das Schachspielen erlernte. Schnell wurde klar, dass der junge Marshall über außergewöhnliches Talent verfügte. Bereits als Teenager gehörte er zu den stärksten Spielern Montreals.
Seinen internationalen Durchbruch erzielte Marshall 1904 beim stark besetzten Schachturnier von Cambridge Springs in den USA. Überraschend gewann er klar vor Größen wie Emanuel Lasker und Harry Pillsbury. Dieser Triumph verschaffte ihm internationales Ansehen und eine Chance, um die Weltmeisterschaft zu kämpfen.
Im Jahr 1907 trat Marshall zum Weltmeisterschaftskampf gegen Emanuel Lasker an, unterlag jedoch deutlich (0 Siege, 7 Niederlagen, 7 Remis). Trotzdem blieb er über Jahrzehnte hinweg einer der stärksten und beliebtesten Schachspieler weltweit.
Marshall gewann mehrfach internationale Turniere, darunter in New York (1911) und Havanna (1913). Von 1909 bis 1936 hielt er den Titel des US-amerikanischen Meisters, länger als jeder andere Spieler zuvor. In dieser Zeit engagierte er sich aktiv für den Nachwuchs und erkannte früh das Talent des jungen Kubaners José Raúl Capablanca, den er zunächst förderte und später bei einem Wettkampf in New York 1909 deutlich unterlag. Trotz der Niederlage unterstützte Marshall Capablanca und half ihm, beim Turnier von San Sebastián 1911 zu starten, welches Capablanca prompt gewann und so seine große Karriere einleitete.
1915 gründete Marshall in New York den legendären Marshall Chess Club, der bis heute als Zentrum des amerikanischen Schachs gilt. Hier spielte, unterrichtete und inspirierte er zahlreiche spätere Spitzenspieler.
Berühmt war Marshall vor allem für seinen kämpferischen Spielstil. Er war ein Meister darin, verlorene Stellungen durch waghalsige Manöver und Opfer wieder zum Leben zu erwecken. Diese Technik, scheinbar verlorene Partien durch unerwartete Kombinationen zu drehen, ging als „Marshall Swindle“ in die Schachgeschichte ein. Sein vielleicht bekanntester Zug gelang ihm 1912 in Breslau gegen Stepan Lewitzky, als er ein Damenopfer brachte, das so spektakulär war, dass das Publikum Goldmünzen auf das Brett geworfen haben soll.
Eine bleibende Hinterlassenschaft ist auch der „Marshall-Angriff“ in der Spanischen Eröffnung, eine riskante und bis heute beliebte Variante, die Marshall erstmals 1918 gegen Capablanca anwandte.
1936 trat Marshall als US-Meister zurück, blieb dem Schach jedoch weiter treu. Am 9. November 1944 starb er in New York City.
Bis heute erinnert man sich an Marshall nicht nur wegen seiner Titel, sondern wegen seiner unerschütterlichen Kampfbereitschaft und seinem Talent, scheinbar hoffnungslose Situationen zu seinen Gunsten zu wenden.
Quellen:
- Wikipedia (deutsch und englisch)
- Chessgames.com
- Marshall Chess Club (offizielle Seite)
- Chessbase.com
- Chesshistory.com
Zitat von Conrad Schormann am 21. März 2025, 11:08 UhrFrank Marshall in den 1920ern
Frank Marshall galt in den 1920er-Jahren zwar schon als Spieler einer vergangenen Ära, aber blieb gemäß einem neuen Blogeintrag auf chess.com dennoch ein Weltklassespieler. Noch immer trug er den Titel des US-Meisters, und international überraschte er weiterhin mit starken Platzierungen. Besonders bemerkenswert war sein Abschneiden beim berühmten Turnier in New York 1924, wo er den vierten Platz belegte – zur großen Freude seiner heimischen Fans. Marshall selbst bezeichnete dieses Ergebnis als „höchst befriedigend“.
Seine Fähigkeit, aus scheinbar verlorenen Stellungen noch etwas herauszuholen, wurde in dieser Phase seiner Karriere geradezu legendär. Andy Soltis schreibt dazu: „Marshalls typische Fähigkeit, seine Gegner zu überraschen, nahm magische Ausmaße an.“ Diese Magie zeigte sich in seinen Partien, in denen er regelmäßig aus hoffnungslosen Positionen heraus für harte Kämpfe sorgte und seinen Gegnern den Sieg enorm erschwerte.
Obwohl Marshall in den 1920ern nicht zu den Anhängern der neuen hypermodernen Schachideen gehörte, vertrat er einen Stil, den man als „gesunden Menschenverstand im Schach“ beschreiben könnte. Statt tiefgründiger theoretischer Debatten auf dem Brett bevorzugte er handfeste, direkte Kämpfe – oder wie es der Autor nennt, „eine Art schuljungenhafte Prügelei auf dem Schachbrett“.
Sein Erfolg in New York motivierte Marshall zu einer Europareise, die für ihn überraschend erfolgreich verlief. Zwar empfand er Europa nach dem Ersten Weltkrieg als „anders und trauriger“, aber seine schachlichen Ergebnisse waren überzeugend. Er belegte Platz fünf beim Turnier in Baden-Baden 1925, wurde Dritter in Marienbad und erreichte in Moskau den vierten Rang. Dort avancierte er sogar zu einer Art Volksheld der sowjetischen Schachspieler. Boris Verlinsky erinnerte sich später: „Ich habe für keinen Gegner jemals so viel Bewunderung empfunden wie für Marshall.“ Auch Pyotr Romanovsky schrieb anerkennend über ihn: „Ich hätte nie gedacht, dass er, der Schrecken aller Champions, ein so freundlicher, einfacher und feiner Mensch war.“
Marshalls große Stärke in dieser Phase bestand darin, dass er sich nicht wie viele andere Meister abgehoben und distanziert gab. Er war stets bodenständig, freundlich, und bescheiden – ein ganz normaler Mensch, der dennoch jahrzehntelang zur absoluten Weltelite gehörte. In dieser Zeit wurde Marshall zum Symbol dafür, dass man mit einer unkomplizierten Einstellung, gesundem Menschenverstand und echter Leidenschaft für das Spiel große Erfolge erzielen konnte.
Frank Marshall United States Chess Champion
Klappentext:
Frank Marshall (1877-1944) reigned as America's chess champion from 1907 through 1936--the longest stint of anyone in history. A colorful character almost always decked out in an ascot and chewing a cigar, his career coincided with many evolutionary changes in competitive chess.
Marshall was a master gamesman. He took up the game of salta, akin to Chinese checkers, and was soon world champion. But more than anything, he loved chess, claiming that after he learned the game at 10 he played every day for the next 57 years. Marshall's life and playing style are fully examined here, including 220 of his games (some never before published) with 190 positional diagrams.
Frank Marshall in den 1920ern
Frank Marshall galt in den 1920er-Jahren zwar schon als Spieler einer vergangenen Ära, aber blieb gemäß einem neuen Blogeintrag auf chess.com dennoch ein Weltklassespieler. Noch immer trug er den Titel des US-Meisters, und international überraschte er weiterhin mit starken Platzierungen. Besonders bemerkenswert war sein Abschneiden beim berühmten Turnier in New York 1924, wo er den vierten Platz belegte – zur großen Freude seiner heimischen Fans. Marshall selbst bezeichnete dieses Ergebnis als „höchst befriedigend“.
Seine Fähigkeit, aus scheinbar verlorenen Stellungen noch etwas herauszuholen, wurde in dieser Phase seiner Karriere geradezu legendär. Andy Soltis schreibt dazu: „Marshalls typische Fähigkeit, seine Gegner zu überraschen, nahm magische Ausmaße an.“ Diese Magie zeigte sich in seinen Partien, in denen er regelmäßig aus hoffnungslosen Positionen heraus für harte Kämpfe sorgte und seinen Gegnern den Sieg enorm erschwerte.
Obwohl Marshall in den 1920ern nicht zu den Anhängern der neuen hypermodernen Schachideen gehörte, vertrat er einen Stil, den man als „gesunden Menschenverstand im Schach“ beschreiben könnte. Statt tiefgründiger theoretischer Debatten auf dem Brett bevorzugte er handfeste, direkte Kämpfe – oder wie es der Autor nennt, „eine Art schuljungenhafte Prügelei auf dem Schachbrett“.
Sein Erfolg in New York motivierte Marshall zu einer Europareise, die für ihn überraschend erfolgreich verlief. Zwar empfand er Europa nach dem Ersten Weltkrieg als „anders und trauriger“, aber seine schachlichen Ergebnisse waren überzeugend. Er belegte Platz fünf beim Turnier in Baden-Baden 1925, wurde Dritter in Marienbad und erreichte in Moskau den vierten Rang. Dort avancierte er sogar zu einer Art Volksheld der sowjetischen Schachspieler. Boris Verlinsky erinnerte sich später: „Ich habe für keinen Gegner jemals so viel Bewunderung empfunden wie für Marshall.“ Auch Pyotr Romanovsky schrieb anerkennend über ihn: „Ich hätte nie gedacht, dass er, der Schrecken aller Champions, ein so freundlicher, einfacher und feiner Mensch war.“
Marshalls große Stärke in dieser Phase bestand darin, dass er sich nicht wie viele andere Meister abgehoben und distanziert gab. Er war stets bodenständig, freundlich, und bescheiden – ein ganz normaler Mensch, der dennoch jahrzehntelang zur absoluten Weltelite gehörte. In dieser Zeit wurde Marshall zum Symbol dafür, dass man mit einer unkomplizierten Einstellung, gesundem Menschenverstand und echter Leidenschaft für das Spiel große Erfolge erzielen konnte.
Frank Marshall United States Chess Champion
Klappentext:
Frank Marshall (1877-1944) reigned as America's chess champion from 1907 through 1936--the longest stint of anyone in history. A colorful character almost always decked out in an ascot and chewing a cigar, his career coincided with many evolutionary changes in competitive chess.
Marshall was a master gamesman. He took up the game of salta, akin to Chinese checkers, and was soon world champion. But more than anything, he loved chess, claiming that after he learned the game at 10 he played every day for the next 57 years. Marshall's life and playing style are fully examined here, including 220 of his games (some never before published) with 190 positional diagrams.