Die Ära der Schachcafés
Zitat von Conrad Schormann am 12. März 2025, 9:12 Uhrhttps://de.chessbase.com/post/pulsierendes-schachleben-berliner-schachcafs-1920-1933
Zusammenfassung:
Zwischen 1920 und 1933 erlebte Berlin eine beispiellose Blütezeit des Schachspiels, getragen von zahlreichen Cafés, die als Treffpunkte für Schachenthusiasten und Meisterspieler dienten. Das Caféleben wurde zu einer wichtigen Plattform für informelle Schachzirkel, die neben Vereinsaktivitäten das Spiel in lockerer Atmosphäre förderten und internationale Größen wie Aljechin, Bogoljubow, Capablanca, Emanuel Lasker und Nimzowitsch anzogen.
Eines der bekanntesten Schachcafés dieser Ära war der Kerkau Palast in der Behrenstraße, der von Josef König geführt wurde und viele bedeutende Turniere beherbergte, darunter ein berühmtes Turnier 1920, das Gyula Breyer gewann. König, ein begeisterter Schachförderer, stellte das Lokal für zahlreiche bedeutende Turniere bereit und unterstützte diese Veranstaltungen großzügig finanziell.
Als der Kerkau Palast 1921 schloss, verlagerte sich die Schachgemeinde ins Café Bardinet an der Friedrichstraße, wo die „Freie Schachvereinigung“ gegründet wurde, eine informelle Gemeinschaft, die das Schachspiel als kulturelle und intellektuelle Aktivität förderte.
Ein weiteres bedeutendes Lokal war das Café Schiller, das der Schachverein 1876 nutzte und in dem Kurt Richter 1925 seinen berühmten Spitznamen „Scharfrichter“ erhielt. Das Jubiläumsturnier des Vereins fand dort 1925-26 statt.
Der Equitable Palast an der Ecke Friedrichstraße/Leipziger Straße beherbergte mehrere bedeutende Schachcafés, darunter das Café Zielka, das Café Kerkau, das Café Equitable Palast (Café E.P.) und das legendäre Moka Efti. Diese Cafés waren nicht nur Treffpunkte für Spieler, sondern auch Austragungsorte zahlreicher Turniere und Simultanveranstaltungen mit Weltklassespielern. 1925 fanden beispielsweise Capablancas berühmte Simultanveranstaltungen im Café Zielka statt.
Nach dem Ende des Café Zielka übernahm Josef König das Café Victoria und nannte es Café König, welches rasch zu einem bedeutenden Zentrum der Berliner Schachszene wurde. König, der selbst Schachliebhaber war, betrieb ein regelrechtes Kaffeehaus-Imperium in Berlin, bestehend aus mehreren Cafés und Unterhaltungslokalen. Unter seiner Leitung fanden im Café König bedeutende internationale Turniere, Meisterschaften und Blitzturniere statt, und zahlreiche Berliner Schachvereine nutzten es regelmäßig als Spiellokal.
Jedoch wurde Josef König nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 als Jude verfolgt und musste im März desselben Jahres aus Deutschland fliehen. Trotz einer Intervention der jugoslawischen Botschaft, da König jugoslawischer Staatsbürger war, konnten weder er noch sein Nachfolger Rudolf Gutmann die Cafés weiterführen. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft wurden Königs Cafés, darunter das berühmte Café König, enteignet und später unter anderen Namen weitergeführt.
Anfang der 1930er Jahre verlagerte sich das Zentrum teilweise zum Café Imperator und dem Café Mokadoro, doch mit der nationalsozialistischen Machtergreifung änderte sich die Atmosphäre grundlegend. Viele jüdische Schachmäzene wie Josef König mussten fliehen, und die einst so lebendige und kosmopolitische Schachkultur in den Cafés Berlins wurde dramatisch verändert und schließlich durch politische Restriktionen nahezu ausgelöscht.
Die Geschichte der Berliner Schachcafés zwischen 1920 und 1933 spiegelt die goldene Ära des Schachs wider, in der Cafés nicht nur Orte des Spiels, sondern Zentren kultureller Begegnung und intellektuellen Austauschs waren.
https://de.chessbase.com/post/pulsierendes-schachleben-berliner-schachcafs-1920-1933
Zusammenfassung:
Zwischen 1920 und 1933 erlebte Berlin eine beispiellose Blütezeit des Schachspiels, getragen von zahlreichen Cafés, die als Treffpunkte für Schachenthusiasten und Meisterspieler dienten. Das Caféleben wurde zu einer wichtigen Plattform für informelle Schachzirkel, die neben Vereinsaktivitäten das Spiel in lockerer Atmosphäre förderten und internationale Größen wie Aljechin, Bogoljubow, Capablanca, Emanuel Lasker und Nimzowitsch anzogen.
Eines der bekanntesten Schachcafés dieser Ära war der Kerkau Palast in der Behrenstraße, der von Josef König geführt wurde und viele bedeutende Turniere beherbergte, darunter ein berühmtes Turnier 1920, das Gyula Breyer gewann. König, ein begeisterter Schachförderer, stellte das Lokal für zahlreiche bedeutende Turniere bereit und unterstützte diese Veranstaltungen großzügig finanziell.
Als der Kerkau Palast 1921 schloss, verlagerte sich die Schachgemeinde ins Café Bardinet an der Friedrichstraße, wo die „Freie Schachvereinigung“ gegründet wurde, eine informelle Gemeinschaft, die das Schachspiel als kulturelle und intellektuelle Aktivität förderte.
Ein weiteres bedeutendes Lokal war das Café Schiller, das der Schachverein 1876 nutzte und in dem Kurt Richter 1925 seinen berühmten Spitznamen „Scharfrichter“ erhielt. Das Jubiläumsturnier des Vereins fand dort 1925-26 statt.
Der Equitable Palast an der Ecke Friedrichstraße/Leipziger Straße beherbergte mehrere bedeutende Schachcafés, darunter das Café Zielka, das Café Kerkau, das Café Equitable Palast (Café E.P.) und das legendäre Moka Efti. Diese Cafés waren nicht nur Treffpunkte für Spieler, sondern auch Austragungsorte zahlreicher Turniere und Simultanveranstaltungen mit Weltklassespielern. 1925 fanden beispielsweise Capablancas berühmte Simultanveranstaltungen im Café Zielka statt.
Nach dem Ende des Café Zielka übernahm Josef König das Café Victoria und nannte es Café König, welches rasch zu einem bedeutenden Zentrum der Berliner Schachszene wurde. König, der selbst Schachliebhaber war, betrieb ein regelrechtes Kaffeehaus-Imperium in Berlin, bestehend aus mehreren Cafés und Unterhaltungslokalen. Unter seiner Leitung fanden im Café König bedeutende internationale Turniere, Meisterschaften und Blitzturniere statt, und zahlreiche Berliner Schachvereine nutzten es regelmäßig als Spiellokal.
Jedoch wurde Josef König nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 als Jude verfolgt und musste im März desselben Jahres aus Deutschland fliehen. Trotz einer Intervention der jugoslawischen Botschaft, da König jugoslawischer Staatsbürger war, konnten weder er noch sein Nachfolger Rudolf Gutmann die Cafés weiterführen. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft wurden Königs Cafés, darunter das berühmte Café König, enteignet und später unter anderen Namen weitergeführt.
Anfang der 1930er Jahre verlagerte sich das Zentrum teilweise zum Café Imperator und dem Café Mokadoro, doch mit der nationalsozialistischen Machtergreifung änderte sich die Atmosphäre grundlegend. Viele jüdische Schachmäzene wie Josef König mussten fliehen, und die einst so lebendige und kosmopolitische Schachkultur in den Cafés Berlins wurde dramatisch verändert und schließlich durch politische Restriktionen nahezu ausgelöscht.
Die Geschichte der Berliner Schachcafés zwischen 1920 und 1933 spiegelt die goldene Ära des Schachs wider, in der Cafés nicht nur Orte des Spiels, sondern Zentren kultureller Begegnung und intellektuellen Austauschs waren.
Zitat von Conrad Schormann am 12. März 2025, 9:15 Uhrhttps://twitter.com/GanzeGeschichte/status/1899447300763578411
Berlin in den 1930ern:
https://youtu.be/cC_RqTTT2u4
Im vornehmen Café König Unter den Linden Ecke Friedrichstraße in Berlin-Mitte:
Alexander Aljechin aus Moskau und Efim Bogoljubow aus der Gegend von Kiew spielen 1929 unter den wachsamen Augen von Emanuel Lasker, dem bisher einzigen Schach-Weltmeister aus Deutschland. pic.twitter.com/aeJl8dT1Ro— Die ganze Geschichte (@GanzeGeschichte) March 11, 2025
Berlin in den 1930ern:
Zitat von Conrad Schormann am 18. März 2025, 13:02 UhrDie Ära der Schachcafés: Wie London zum Zentrum des Spiels wurde
Im 18. und 19. Jahrhundert waren Kaffeehäuser in London das Zentrum des Schachlebens. Hier trafen sich die besten Spieler, diskutierten Partien, entwickelten neue Strategien und prägten das moderne Schach. Besonders zwei Kaffeehäuser stachen hervor: Slaughter’s Coffee House in der St. Martin’s Lane und Simpson’s Divan in der Strand Street. Sie wurden zu legendären Treffpunkten der Schachelite und waren über Jahrzehnte hinweg der Ort, an dem sich internationale Meister und aufstrebende Talente versammelten.
Slaughter’s Coffee House: Das Schachzentrum des 18. Jahrhunderts
Slaughter’s Coffee House, eröffnet 1692, zog nicht nur Schachspieler, sondern auch Intellektuelle, Künstler und Schriftsteller an. Samuel Johnson, Thomas Gainsborough und Henry Fielding waren dort Stammgäste. Besonders bekannt war Slaughter’s dafür, dass es ein eigenes Zimmer für Schachspieler bereithielt, in dem von 1700 bis 1770 viele der führenden englischen Spieler zusammenkamen. Unter ihnen war auch der syrische Meister Philip Stamma, der 1747 in einem berühmten Match gegen den französischen Großmeister André Philidor unterlag – eine Begegnung, die als erste ernsthafte Schachweltmeisterschaft ihrer Zeit galt.
Slaughter’s war nicht nur ein Ort für Wettkämpfe, sondern auch für die Schachliteratur von Bedeutung. Hier wurden Bücher wie Noble Games of Chess von Capt. Bertin (1735) und Essai sur le Jeu des Échecs von Stamma (1737) veröffentlicht und ausschließlich im Café verkauft. Diese Werke beeinflussten die Schachtheorie nachhaltig.
Doch mit der Zeit verlor Slaughter’s seine Bedeutung. Der Abriss des Gebäudes 1843 markierte das Ende einer Ära – aber nicht das Ende der Londoner Schachcafés.
Simpson’s Divan: Der Treffpunkt der Schachelite im 19. Jahrhundert
Während Slaughter’s im 18. Jahrhundert dominierte, wurde im 19. Jahrhundert Simpson’s Divan zur neuen Heimat des Londoner Schachs. Hier trafen sich Weltklassespieler wie Paul Morphy, Howard Staunton, Wilhelm Steinitz und Henry Bird. Der Name "Divan" rührte von der orientalisch inspirierten Einrichtung her, die an die Kaffeehäuser des Osmanischen Reichs erinnerte.
Simpson’s war mehr als ein Treffpunkt für Spieler – es war ein Arbeitsplatz für Profis. Wetten auf Partien waren üblich, und manche Schachmeister verdienten dort ihren Lebensunterhalt. Der Raum war für seine exzellente Beleuchtung und die angenehme Atmosphäre bekannt, was ihn zu einem idealen Ort für ernsthafte Schachstudien machte.
Steinitz, der erste offizielle Schachweltmeister, schrieb seine berühmten Analysen für The Field von hier aus. Simpson’s war auch eng mit dem ersten Schachturnier auf britischem Boden verbunden: 1849 gewann der Historiker und Philosoph Henry Thomas Buckle ein Turnier, das als eines der ersten dokumentierten Schachturniere gilt.
Doch auch Simpson’s blieb nicht für immer das Zentrum des Schachs. Als das Café seine Schachspieler auf eine kleinere Etage verdrängte, wanderten viele in neue Clubs ab, etwa zum Westminster Chess Club. Steinitz selbst geriet in einen Streit mit einem anderen Spieler und wurde vorübergehend des Hauses verwiesen. Dies trug dazu bei, dass er schließlich London verließ.
Das Erbe der Schachcafés
Slaughter’s und Simpson’s spielten eine zentrale Rolle in der Entwicklung des modernen Schachs. Hier wurden Eröffnungen getestet, Partien studiert und Theorien entwickelt. Viele der großen Namen des 18. und 19. Jahrhunderts verbrachten Stunden an den Brettern dieser Kaffeehäuser.
Heute existieren diese legendären Orte nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form. Simpson’s ist ein gehobenes Restaurant geworden, in dessen Eingangshalle noch ein Schachbrett ausgestellt ist, das angeblich von Morphy, Staunton und Steinitz genutzt wurde.
Die ganze Geschichte:
https://en.chessbase.com/post/slaughter-s-and-simpson-s
Die Ära der Schachcafés: Wie London zum Zentrum des Spiels wurde
Im 18. und 19. Jahrhundert waren Kaffeehäuser in London das Zentrum des Schachlebens. Hier trafen sich die besten Spieler, diskutierten Partien, entwickelten neue Strategien und prägten das moderne Schach. Besonders zwei Kaffeehäuser stachen hervor: Slaughter’s Coffee House in der St. Martin’s Lane und Simpson’s Divan in der Strand Street. Sie wurden zu legendären Treffpunkten der Schachelite und waren über Jahrzehnte hinweg der Ort, an dem sich internationale Meister und aufstrebende Talente versammelten.
Slaughter’s Coffee House: Das Schachzentrum des 18. Jahrhunderts
Slaughter’s Coffee House, eröffnet 1692, zog nicht nur Schachspieler, sondern auch Intellektuelle, Künstler und Schriftsteller an. Samuel Johnson, Thomas Gainsborough und Henry Fielding waren dort Stammgäste. Besonders bekannt war Slaughter’s dafür, dass es ein eigenes Zimmer für Schachspieler bereithielt, in dem von 1700 bis 1770 viele der führenden englischen Spieler zusammenkamen. Unter ihnen war auch der syrische Meister Philip Stamma, der 1747 in einem berühmten Match gegen den französischen Großmeister André Philidor unterlag – eine Begegnung, die als erste ernsthafte Schachweltmeisterschaft ihrer Zeit galt.
Slaughter’s war nicht nur ein Ort für Wettkämpfe, sondern auch für die Schachliteratur von Bedeutung. Hier wurden Bücher wie Noble Games of Chess von Capt. Bertin (1735) und Essai sur le Jeu des Échecs von Stamma (1737) veröffentlicht und ausschließlich im Café verkauft. Diese Werke beeinflussten die Schachtheorie nachhaltig.
Doch mit der Zeit verlor Slaughter’s seine Bedeutung. Der Abriss des Gebäudes 1843 markierte das Ende einer Ära – aber nicht das Ende der Londoner Schachcafés.
Simpson’s Divan: Der Treffpunkt der Schachelite im 19. Jahrhundert
Während Slaughter’s im 18. Jahrhundert dominierte, wurde im 19. Jahrhundert Simpson’s Divan zur neuen Heimat des Londoner Schachs. Hier trafen sich Weltklassespieler wie Paul Morphy, Howard Staunton, Wilhelm Steinitz und Henry Bird. Der Name "Divan" rührte von der orientalisch inspirierten Einrichtung her, die an die Kaffeehäuser des Osmanischen Reichs erinnerte.
Simpson’s war mehr als ein Treffpunkt für Spieler – es war ein Arbeitsplatz für Profis. Wetten auf Partien waren üblich, und manche Schachmeister verdienten dort ihren Lebensunterhalt. Der Raum war für seine exzellente Beleuchtung und die angenehme Atmosphäre bekannt, was ihn zu einem idealen Ort für ernsthafte Schachstudien machte.
Steinitz, der erste offizielle Schachweltmeister, schrieb seine berühmten Analysen für The Field von hier aus. Simpson’s war auch eng mit dem ersten Schachturnier auf britischem Boden verbunden: 1849 gewann der Historiker und Philosoph Henry Thomas Buckle ein Turnier, das als eines der ersten dokumentierten Schachturniere gilt.
Doch auch Simpson’s blieb nicht für immer das Zentrum des Schachs. Als das Café seine Schachspieler auf eine kleinere Etage verdrängte, wanderten viele in neue Clubs ab, etwa zum Westminster Chess Club. Steinitz selbst geriet in einen Streit mit einem anderen Spieler und wurde vorübergehend des Hauses verwiesen. Dies trug dazu bei, dass er schließlich London verließ.
Das Erbe der Schachcafés
Slaughter’s und Simpson’s spielten eine zentrale Rolle in der Entwicklung des modernen Schachs. Hier wurden Eröffnungen getestet, Partien studiert und Theorien entwickelt. Viele der großen Namen des 18. und 19. Jahrhunderts verbrachten Stunden an den Brettern dieser Kaffeehäuser.
Heute existieren diese legendären Orte nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form. Simpson’s ist ein gehobenes Restaurant geworden, in dessen Eingangshalle noch ein Schachbrett ausgestellt ist, das angeblich von Morphy, Staunton und Steinitz genutzt wurde.
Die ganze Geschichte: