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Berliner Meisterschaft: Maxim Vavulin gewinnt, IM-Norm für Tymon Czernek

Livepartien, Ergebnisse, Tabelle

Der Berliner Schachverband über seine Meisterschaft vom 22. bis 27. April, die stärkste Meisterschaft aller Landesverbände, ausgerichtet von einem der kleinsten:

19.04.2025

Vier Großmeister, vier Internationale Meister und hungriger Nachwuchs - wer wird Berliner Meister 2025?

Nachfolger gesucht - der Berliner Meister 2024 Raphael Lagunow

Traditionell startet am Osterwochenende die Berliner Meisterschaft. 2025 wird diese in einem starken Feld mit vier Großmeistern und vier Internationalen Meistern sowie 18 Titelträgern unter insgesamt 32 Teilnehmern in der Meisterklasse ausgespielt. Mit sieben Spielern ausländischer Förderationen ist das Turnier auch das zweite Jahr in Folge normenfähig. Wir sind gespannt, ob sich dieses Jahr ein Teilnehmer eine begehrte Titelnorm sichern kann.
Parallel spielen knapp 120 Schachfreundinnen und Schachfreunde im Qualifikationsturnier um Plätze in der Meisterklasse 2026.

Die Setzliste der Meisterklasse wird angeführt von Großmeister Maxim Vavulin, der erst letzte Woche mit den Schachfreunden Berlin den Wiederaufstieg in die Schachbundesliga feiern konnte. Ihm folgen eine Reihe bekannter und etablierter Berliner Schachmeister, bevor sich auf Ranglistenplatz sieben eine Neuregelung in diesem Jahr bemerkbar macht. Der Berliner Schachverband hat sich entschlossen, passiven Mitgliedern in Berliner Vereinen mehr Möglichkeiten zur Teilnahme an Verbandsturnieren einzuräumen. Dies ermöglicht u.a. dem nach Kiel in die 2. Bundesliga gewechselten Talent Magnus Ermitsch die Teilnahme unter der Flagge seines Berliner Heimatvereins Borussia Lichtenberg. Wir sind gespannt, wie sich Magnus und unsere anderen Nachwuchsspieler in diesem starken Feld schlagen werden!

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Im Qualifikationsturnier ist Daniel Weber Elofavorit auf den Turniersieg, neben ihm werden sich aber einige Spieler über 2000 Elo Hoffnungen auf den Qualifikationsplatz zur Meisterklasse im Folgejahr machen. Zur Erinnerung: Der Turniersieger ist für die M-Klasse qualifiziert, darüber hinaus alle Spielerinnen und Spieler mit mindestens 7,5 Punkten. Ab 6,5 Punkten erlangt man die A-Klasse-Berechtigung, mit der im Laufe des Jahres die Teilnahme an einem A-Klasse-Rundenturnier mit Chance auf Qualifikation zur M-Klasse möglich ist. Ab 5,5 Punkten erlangt man die Qualifikation zur B-Klasse, ab 4 Punkten die Qualifikation zur C-Klasse.

Wir werden euch mit Berichten vom Geschehen auf dem Laufenden halten, alle Partien der M-Klasse werden live übertragen. Wir wünschen allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern viel Erfolg und spannende Meisterschaften!

Spielort wird erneut das Gemeinschaftshaus Lichtenrade unter der Schirmherrschaft des Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann sein. Zuschauerinnen und Zuschauer sind herzlich willkommen, der Eintritt ist frei. Wir danken dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg, der uns das Spiellokal erneut mietkostenfrei zur Verfügung stellt!

Der SC Schwarz-Weiß Lichtenrade wird sich erneut mit seinem Team um das leibliche Wohl aller Spielerinnen und Spieler, Offiziellen sowie aller Gäste kümmern. Einer wird hier allerdings schmerzlich vermisst: Jan-Michael Bode, die „gute Seele“ von Schwarz-Weiß Lichtenrade, ist leider letztes Jahr von uns gegangen. Jahrzehntelang hat er mit seinem Team ehrenamtlich die Berliner Meisterschaften betreut, und auch in seinem Verein hat er eine große Lücke hinterlassen. Wir werden ihn sehr vermissen.
Danke an den SC Schwarz-Weiß Lichtenrade und seine Engagierten, dass sie ihren tollen Einsatz während der Berliner Meisterschaften auch ohne Jan fortführen.

22.04.2025

Berliner Meisterschaft 2025 - die Favoriten kämpfen mit der Beschleunigung

Was hat es mit der etwas kryptischen Überschrift auf sich? Gemeint ist das beschleunigte Schweizer System, mit dem dieses Jahr in der Berliner Meisterschaft ausgelost wird und das der ersten Hälfte der Setzliste für die ersten Runde einen virtuellen Punkt, später einen halben dazurechnet. Manch einer hatte die Ausschreibung nicht genau gelesen und war auf dem falschen Fuß erwischt worden, das Ziel unseres Landesspielleiters Kai-Uwe Melchert wurde indes mehr als erreicht. Seit Runde 1 erleben wir durchgängig umkämpfte Partien. Und die Favoriten wackeln kräftig. Nur ein Favorit kann bisher allen Angriffen trotzen.

Maxim Vavulin von den Schachfreunden Berlin hat nach vier Runden eine hundertprozentige Ausbeute. Beim GM-Turnier des Berliner Schachverbandes musste er sich vor kurzem mit 50 % der Punkte und einem Platz im Mittelfeld zufrieden geben. Nun wirkt es so, als ob der Großmeister von den Schachfreunden Berlin etwas zu beweisen hat. Seine vier Siege fuhr er bisher stark und souverän ein, lediglich in der dritten Runde gegen Ebrahim Ahmadinia hatte einmal auch das Glück etwas nachgeholfen. Im typischen 40. Zug übersah der iranische IM mit Kg1 eine kleine Taktik, nach der die ausgeglichene Stellung kippte.

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Ahmadinia - Vavulin nach 40. Kg1?

Maxim scheint aktuell unbezwingbar, in Runde fünf wird das aber Henrik Hesse vom SV Mattnetz auf die Probe stellen. Henrik liegt mit 3 aus 4 und Partien gegen einen IM, einen GM, zwei Ausländer und einer Performance von 2509 Elo aktuell auf Normenkurs. Gegen Maxim bräuchte es mindestens einen halben Punkt, damit das auch so bleibt.

Die bisherige Überraschung des Turniers und ebenfalls auf Normenkurs ist Diyap Büyükasik von Weisse Dame. Mit 3,5 Punkten und unter anderem Siegen gegen den Großmeister Marco Baldauf und den Internationalen Meister Mikhail Klenburg hat er ordentlich vorgelegt. Mit Rainer Polzin erwartet ihn in Runde fünf der nächste Großmeister und die Frage, ob er diesen Lauf wird fortsetzen können.

Insgesamt haben unsere Großmeister und Internationalen Meister teilweise noch einen schweren Stand im Turnier. Dass Michael Richter, Mikhail Klenburg Ebrahim Ahmadinia und Steve Berger nach vier Runden alle bei 50 % der möglichen Punkte stehen, zeigt wie stark das Turnier auch in der Spitze besetzt ist. Ein Großmeister hat nach einem halben Punkt aus drei Runden sogar die Notbremse gezogen. Bei der Berliner Meisterschaft muss wirklich jeder um jeden Punkt kämpfen. Und das ist auch gut so!

Ein großer Dank gilt dem Orgateam vor Ort. Von der Verpflegung der Schachfreundinnen und Schachfreunde von SV Schwarz-Weiß Lichtenrade, dem Schiriteam bis zur Liveübertragung läuft nahezu alles reibungslos. Größtes Problem waren vor der ersten Runde technische Probleme mit dem Licht auf der Bühne, weshalb dieses Jahr die Bühne nur teilweise genutzt wird und die Meisterklasse dafür vor der Bühne spielt.

Alle Partien werden live übertragen, einschalten lohnt sich, denn die Partien sind umkämpft, jeder Tag geht lange. Morgen feiert die Berliner Meisterschaft Halbzeit und wir werden wissen, ob Maxim Vavulin der Konkurrenz enteilt oder die Verfolger und potenziellen Normenjäger an ihm dranbleiben!

27.04.2025

Maxim Vavulin ist Berliner Meister 2025

Deniz Aras

Maxim Vavulin Berliner Meister 2025

Tymon Czernek holt die erste IM-Norm in der Geschichte der Berliner Meisterschaft

Die Berliner Meisterschaft war dieses Jahr an der Spitze eine klare Angelegenheit. Maxim Vavulin erzielte einen klassischen Start-Ziel-Sieg und ist Berliner Meister. Auf dem Spitzenplatz der Setzliste als Elofavorit gestartet, begann er mit sechs Siegen. Den Titel konnte er schon vor der letzten Runde sicher machen. Das Ticket für die Kandidatenklasse der Deutschen Meisterschaft und 2.500 € Preisgeld sind der verdiente Lohn. Die Meisterklasse hatte dieses Jahr aber noch sehr viel mehr zu bieten als die souveräne Vorstellung des Großmeisters von den Schachfreunden Berlin.

Wer der Liveübertragung der Partien folgte, sah nicht nur reihenweise umkämpfte Partien, sondern auch überraschend starke Leistungen von manchem Außenseiter. Tymon Czernek spielte ein starkes Turnier, in einer umkämpften Partie gegen Mikhail Klenburg war heute auch das Kampfesglück auf seiner Seite. Chancen hatte in dieser Partie nämlich lange Zeit auch sein Gegner. Wie so häufig, wenn es gut läuft im Schach, verteidigte er sich nicht nur zäh, es gelang ihm sogar, die Partie komplett zu kippen. Am Ende stand Tymon mit 6,5 Punkten als Berliner Vizemeister fest und sicherte sich mit einer IM-Norm die erste Titelnorm, die bei einer Berliner Meisterschaft erzielt wurde. Ein tolles Ergebnis!

Tatsächlich war sogar noch eine weitere Norm möglich. Diyap Büyükasik hätte heute nicht gegen Johannes Florstedt verlieren dürfen. Aber wer sich mit der Berliner Meisterschaft auskennt, weiß, dass Johannes hier regelmäßig zur Höchstform aufläuft und nur schwer zu bezwingen ist. Mehrfach konnte er sich schon den Titel als Berliner Meister sichern. Heute wählte er eine Vorgehensweise mit offenem Visier gegen Diyaps Sizilianische Verteidigung, die beiden das Spiel auf Sieg ermöglichte. Johannes, der noch aufs Podium wollte, und Diyap, der die IM-Norm klarmachen wollte — das Match war nichts für schwache Nerven.

Florstedt - Büyükasik nach 23. Sf7

Weiß ist in der Diagramstellung gerade mit dem Springer nach f7 rein. Hier hätte Diyap, um den Ausgleich zu halten, „kühlen Kopf“ bewahren und den Läufer auf f8 nach e7 entwickeln müssen. Aber das dürfte den meisten in dieser Stellung schwerfallen. Stattdessen nahm der schwarze Springer auf e5 den weißen Springer auf f7, und nachdem der schwarze König erfolgreich bis nach b7 gehetzt wurde, setzte Johannes im 30. Zug die sehenswerte Schlusspointe, nach der Diyap sofort seine Partie sowie die Normenhoffnungen aufgeben musste.

Johannes sicherte sich mit diesem Sieg Rang drei und nebenbei den Schachfreunden Berlin alle Medaillenränge dieser Berliner Meisterschaft.

Magnus Ermitsch trat das erste Mal als frischgekürter neuer Internationaler Meister an und konnte auf Rang vier zeigen, warum er diesen Titel zu Recht führt. In der letzten Runde rang er dem Turniersieger einen von zwei halben Punkten ab, die dieser überhaupt nur im ganzen Turnier abgab.

Die größte Überraschung des Turniers ist aber sicher die Leistung von Martin Yatskar auf Rang fünf. In der unteren Setzhälfte gestartet, bezwang er im Laufe des Turniers zwei Großmeister und einen Internationalen Meister und heimste 56 Elopunkte ein. Eine stolze Leistung!

Spannend bis zum Schluss war es auch im Tabellenkeller. Am Ende brauchte es vier Punkte, um den Abstieg zu entgehen, entsprechend hart ging es bis zum Schluss zur Sache. Für die Absteiger heißt es, nächstes Jahr über QT und/oder A-Klassenturniere zu versuchen, den Weg zurück in die Meisterklasse zu finden.

Den Weg zurück in die Meisterklasse gefunden hat allerdings definitiv schon der Sieger des diesjährigen Qualifikationsturnieres. Max Teschke hat das begehrte Ticket in die M-Klasse 2026 gezogen. In der letzten Runde bezwang er den Setzlistenersten Daniel Weber und krönte sich damit überraschend zum Sieger des QT. Überraschend deshalb, weil er nicht nur als 13. der Setzliste nicht unbedingt der erste Kandidat für den Turniersieg war, sondern vor allem, weil er für den Turniersieg eigentlich schon nach der ersten Runde abgeschrieben war. Gegen den jungen Arthur Hoppe setzte es nämlich eine Auftaktniederlage, bevor er zu einem famosen Lauf von 7,5 Punkten aus acht Runden ansetzte.

Die Top 3 des QT: Pattrick Bötcher, Max Teschke und Tim Beyte

Im QT haben sich alle mit mindestens 6,5 Punkten für die A-Klasse, mit 5,5 Punkten für die B-Klasse und mit 4 Punkten für die C-Klasse qualifiziert. Das heißt, dass ihr zwischen dieser BEM und der BEM 2026 einmal an einem entsprechenden Rundenturnier in der jeweiligen Klasse teilnehmen und um den Aufstieg in die nächsthöhere spielen könnt. Insbesondere also in A-Klassenturnieren um den Aufstieg in die Meisterklasse 2026. Die Vereine können Klassenturniere ausrichten, bei Interesse meldet euch gerne jederzeit bei unserem Landesspielleiter Kai-Uwe Melchert, der euch alle Fragen hierzu beantwortet. Die Klassenturniere leben von der Beteiligung der Vereine!

Im Fokus der Berliner Meisterschaft stehen die Spielerinnen und Spieler. Möglich wird all dies aber erst durch die Helferinnen und Helfer sowie unsere Offiziellen. Mein Dank geht an unsere Schiedsrichter Stefan WeigelLothar OettelBernhard Riess und Aram Azarvash sowie unseren Turnierleiter Kai-Uwe Melchert für eine reibungslose Durchführung des Turniers sowie Bernhard und Kai für die erfolgreiche Live-Übertragung der M-Klasse. Für die Sicherstellung des leiblichen Wohles aller ein herzlicher Dank an das gesamte Team von Schwarz-Weiß Lichtenrade, die wieder einen hervorragenden Job gemacht haben. Danke auch an den Bezirk Tempelhof-Schönberg für die mietfreie Bereitstellung des Gemeinschaftshauses Lichtenrade.

Und last but not least vielen Dank an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die Teilnahme und ein schönes, erfolgreiches Turnier. Im vorläufigen Turnierkalender für die Saison 2025/26 ist die Berliner Meisterschaft vom 4. bis 12. April 2026 geplant, und wir hoffen, möglichst viele von euch erneut an den Brettern zu sehen!

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