Baden-Baden 1925
Zitat von Conrad Schormann am 16. April 2025, 9:48 UhrBaden-Baden 1925: Wie Aljechin das Schach auf ein neues Niveau hob
Die Partie Nimzowitsch gegen Aljechin, gespielt in der siebten Runde des Turniers von Baden-Baden 1925, ist ein Dokument der Zeitenwende im Schach. Nimzowitsch, der Theoretiker und Mitbegründer des Hypermodernismus, wurde in dieser Begegnung von einem Aljechin bezwungen, dessen Spiel sich über alle Denkschulen erhob. Die Partie ist weniger für eine einzelne Kombination bekannt als für ihre Gesamtanlage: Aljechin vereinte strategische Tiefe mit kompromissloser Initiative, spielte energisch und ohne Rücksicht auf den Gegner. Er ließ Nimzowitsch kaum Luft zum Atmen.
https://youtu.be/gqANWYM7ZB0
Diese Partie war eine von mehreren, die in die Geschichte eingingen. Aljechin selbst nahm gleich fünf seiner zwanzig Partien aus Baden-Baden in seine Sammlung My Best Games of Chess auf. Gegen Tarrasch, Réti, Sämisch, Nimzowitsch und andere demonstrierte er ein Repertoire an Mitteln, das in seiner Wucht und Eleganz selten war – und in seiner Zeit beispiellos.
New York 1924, Baden-Baden 1925 und mehr: Aljechins Auswahl seiner besten Partien von 1923 bis 1927.
Ein Turnier mit Ansage
Baden-Baden 1925 war das erste große internationale Turnier in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. Organisiert wurde es von Siegbert Tarrasch, der in seiner Heimat das Schach wiederbeleben wollte. 21 Teilnehmer kamen – darunter Aljechin, Rubinstein, Bogoljubow, Marshall, Tartakower, Nimzowitsch, Gruenfeld, Sämisch, Réti, Spielmann, Torre und viele mehr. Capablanca und Lasker waren nicht dabei: Die geforderten Antrittsgelder konnten nicht aufgebracht werden.
Rückblick auf Baden-Baden 1925.
Die ersten Runden
Schon in den ersten Partien deutete sich an, dass Aljechin in Überform war. Mit Siegen gegen Colle, Tarrasch und Réti – allesamt stilistisch völlig unterschiedliche Gegner – setzte er sich an die Spitze. Rubinstein spielte sicher, risikolos, aber mit weniger Wucht. Torre, das mexikanische Wunderkind, verzeichnete in der ersten Runde gegen Aljechin ein schnelles Remis – mutmaßlich aus gegenseitigem Respekt.
Die Mitte des Turniers: Aljechin zieht davon
Nach der Halbzeit war Aljechin ungeschlagen und baute seinen Vorsprung weiter aus. Gegen Sämisch, einen Vertreter der hypermodernen Schule, gewann er mit energischer Initiative. Die Partie war typisch für Aljechins Stil: dynamisch, konkret und doch strategisch durchdacht. Auch gegen Spielmann und Gruenfeld dominierte er.
Rubinstein hielt Anschluss, leistete sich kaum Fehler, aber kam über Remisen gegen die Spitzenspieler nicht hinaus. Sämisch überraschte als Dritter der Tabelle. Sein Erfolg war auch einem ungewohnten Turnieralltag geschuldet: Die Turnierleitung hatte ihm ein entferntes Quartier zugewiesen, was ihn zwang, täglich mit der Bahn pünktlich zu erscheinen – für den sonst unzuverlässigen Berliner ein Segen.
Ein Mexikaner in Europa: Carlos Torre
Carlos Torre Repetto, der junge Mexikaner, war die Sensation des Turniers. Zwar landete er am Ende „nur“ auf Platz 10, doch sein Stil war ein Versprechen für die Zukunft. Gegen Gruenfeld gewann er mit der unscheinbaren, aber effektiven Stonewall-Aufstellung. Er führte neue Systeme ein, darunter das nach ihm benannte Torre-System. Seine Remisangebote aus überlegenen Stellungen machten ihn zur Legende – weniger aus Chivalrie, sondern vermutlich aus Nervosität.
Das Finale: Aljechin ohne Fehl und Tadel
Bis zum Ende blieb Aljechin ungeschlagen. Seine Bilanz: 11 Siege, 10 Remis, keine Niederlage. In keiner Partie stand er objektiv schlechter. Selbst Rubinstein, der als sein schärfster Rivale galt, konnte den Abstand nicht verringern. Tarrasch, der das Turnier organisiert hatte, wurde von der neuen Schachgeneration überrollt und landete weit hinten.
Die Abschlusstabelle zeigte Aljechin mit 16 Punkten deutlich vor Rubinstein (14,5) und Sämisch (13,5). Das Turnier war eine Vorankündigung dessen, was kommen sollte: Aljechin als kommender Weltmeister, eine neue Angriffsschule auf dem Höhepunkt ihrer Kraft, und das Ende der klassizistischen Vorherrschaft im Schach.
Eine neue Ära beginnt
Savielly Tartakower brachte es auf den Punkt: „Capablanca gewann London 1922, weil er Weltmeister war. Lasker gewann New York 1924, als wäre er es. Aber Aljechin gewann Baden-Baden 1925 wie ein echter Weltmeister.“
Baden-Baden 1925: Wie Aljechin das Schach auf ein neues Niveau hob
Die Partie Nimzowitsch gegen Aljechin, gespielt in der siebten Runde des Turniers von Baden-Baden 1925, ist ein Dokument der Zeitenwende im Schach. Nimzowitsch, der Theoretiker und Mitbegründer des Hypermodernismus, wurde in dieser Begegnung von einem Aljechin bezwungen, dessen Spiel sich über alle Denkschulen erhob. Die Partie ist weniger für eine einzelne Kombination bekannt als für ihre Gesamtanlage: Aljechin vereinte strategische Tiefe mit kompromissloser Initiative, spielte energisch und ohne Rücksicht auf den Gegner. Er ließ Nimzowitsch kaum Luft zum Atmen.
Diese Partie war eine von mehreren, die in die Geschichte eingingen. Aljechin selbst nahm gleich fünf seiner zwanzig Partien aus Baden-Baden in seine Sammlung My Best Games of Chess auf. Gegen Tarrasch, Réti, Sämisch, Nimzowitsch und andere demonstrierte er ein Repertoire an Mitteln, das in seiner Wucht und Eleganz selten war – und in seiner Zeit beispiellos.
New York 1924, Baden-Baden 1925 und mehr: Aljechins Auswahl seiner besten Partien von 1923 bis 1927.
Ein Turnier mit Ansage
Baden-Baden 1925 war das erste große internationale Turnier in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. Organisiert wurde es von Siegbert Tarrasch, der in seiner Heimat das Schach wiederbeleben wollte. 21 Teilnehmer kamen – darunter Aljechin, Rubinstein, Bogoljubow, Marshall, Tartakower, Nimzowitsch, Gruenfeld, Sämisch, Réti, Spielmann, Torre und viele mehr. Capablanca und Lasker waren nicht dabei: Die geforderten Antrittsgelder konnten nicht aufgebracht werden.
Rückblick auf Baden-Baden 1925.
Die ersten Runden
Schon in den ersten Partien deutete sich an, dass Aljechin in Überform war. Mit Siegen gegen Colle, Tarrasch und Réti – allesamt stilistisch völlig unterschiedliche Gegner – setzte er sich an die Spitze. Rubinstein spielte sicher, risikolos, aber mit weniger Wucht. Torre, das mexikanische Wunderkind, verzeichnete in der ersten Runde gegen Aljechin ein schnelles Remis – mutmaßlich aus gegenseitigem Respekt.
Die Mitte des Turniers: Aljechin zieht davon
Nach der Halbzeit war Aljechin ungeschlagen und baute seinen Vorsprung weiter aus. Gegen Sämisch, einen Vertreter der hypermodernen Schule, gewann er mit energischer Initiative. Die Partie war typisch für Aljechins Stil: dynamisch, konkret und doch strategisch durchdacht. Auch gegen Spielmann und Gruenfeld dominierte er.
Rubinstein hielt Anschluss, leistete sich kaum Fehler, aber kam über Remisen gegen die Spitzenspieler nicht hinaus. Sämisch überraschte als Dritter der Tabelle. Sein Erfolg war auch einem ungewohnten Turnieralltag geschuldet: Die Turnierleitung hatte ihm ein entferntes Quartier zugewiesen, was ihn zwang, täglich mit der Bahn pünktlich zu erscheinen – für den sonst unzuverlässigen Berliner ein Segen.
Ein Mexikaner in Europa: Carlos Torre
Carlos Torre Repetto, der junge Mexikaner, war die Sensation des Turniers. Zwar landete er am Ende „nur“ auf Platz 10, doch sein Stil war ein Versprechen für die Zukunft. Gegen Gruenfeld gewann er mit der unscheinbaren, aber effektiven Stonewall-Aufstellung. Er führte neue Systeme ein, darunter das nach ihm benannte Torre-System. Seine Remisangebote aus überlegenen Stellungen machten ihn zur Legende – weniger aus Chivalrie, sondern vermutlich aus Nervosität.
Das Finale: Aljechin ohne Fehl und Tadel
Bis zum Ende blieb Aljechin ungeschlagen. Seine Bilanz: 11 Siege, 10 Remis, keine Niederlage. In keiner Partie stand er objektiv schlechter. Selbst Rubinstein, der als sein schärfster Rivale galt, konnte den Abstand nicht verringern. Tarrasch, der das Turnier organisiert hatte, wurde von der neuen Schachgeneration überrollt und landete weit hinten.
Die Abschlusstabelle zeigte Aljechin mit 16 Punkten deutlich vor Rubinstein (14,5) und Sämisch (13,5). Das Turnier war eine Vorankündigung dessen, was kommen sollte: Aljechin als kommender Weltmeister, eine neue Angriffsschule auf dem Höhepunkt ihrer Kraft, und das Ende der klassizistischen Vorherrschaft im Schach.
Eine neue Ära beginnt
Savielly Tartakower brachte es auf den Punkt: „Capablanca gewann London 1922, weil er Weltmeister war. Lasker gewann New York 1924, als wäre er es. Aber Aljechin gewann Baden-Baden 1925 wie ein echter Weltmeister.“
Zitat von Conrad Schormann am 23. April 2025, 9:24 Uhrhttps://bsky.app/profile/chessolympus.bsky.social/post/3lnfphjiguc2s
https://twitter.com/dgriffinchess/status/1915631861419876843
100 years ago this month: American Chess Bulletin reports on the international tournament at Baden-Baden ("A complete triumph for Alexander Alekhine").
— Chess Olympus (@chessolympus.bsky.social) 2025-04-22T12:45:11.388Z
100 years ago today.
Réti v. Alekhine, Baden-Baden 1925.
26...Re3!!, and the final position after 40...Nd4 (41.Rf2 Nxf3+ 42.Rxf3 Bd5!).
#chess pic.twitter.com/zk8jmLEjwT— Douglas Griffin (@dgriffinchess) April 25, 2025