Alexander Tolush (1910-1969)
Zitat von Conrad Schormann am 1. Mai 2025, 8:31 UhrAlexander Tolush – Ein Spieler der Eingebung
Alexander Tolush war ein Mann des Angriffs. Geboren am 1. Mai 1910 in Sankt Petersburg, spielte er sein ganzes Leben lang leidenschaftlich Schach – und zwar am liebsten mit offenem Visier. Tolush gehörte zu den originellsten Meistern seiner Zeit: ein brillanter Taktiker, der Schönheit über Sicherheit stellte. Sein berühmtester Schüler, Boris Spassky, nannte ihn einmal einen „Spieler der Eingebung“.
https://twitter.com/JustChessSports/status/1917798438630220225
Kämpfer aus Leningrad
Tolush verbrachte fast sein ganzes Leben in Leningrad – mit Ausnahme seiner Militärzeit im Zweiten Weltkrieg, als er Offizier der Roten Armee war. Schon in den 1930ern gewann er mehrfach die Leningrader Stadtmeisterschaft. Sein Durchbruch auf nationaler Bühne gelang 1950 mit einem geteilten zweiten Platz bei der UdSSR-Meisterschaft, nur einen halben Punkt hinter Paul Keres. Die Folge: der Titel eines Internationalen Meisters. Drei Jahre später krönte ihn die FIDE zum Großmeister – nach einem spektakulären Turniersieg in Bukarest, wo er mit +10 =8 −1 vor Größen wie Smyslow, Petrosjan und Spassky triumphierte.
https://twitter.com/dgriffinchess/status/1917813736494227577
Schach auf Angriff
Tolush war kein Positionsstratege, sondern ein Künstler des Angriffs. Oft wurde ihm nachgesagt, er vernachlässige das Lavieren und verliere deshalb entscheidende Partien. Doch wenn es funkte, dann hell. Legendär ist seine Partie gegen Botwinnik bei der UdSSR-Meisterschaft 1944: Nach einem wilden Gefecht setzte Tolush den späteren Weltmeister einzügig Matt – und rief für alle hörbar: „Es ist Matt, Michail Moissejewitsch!“ Ein Affront, aber auch ein Moment für die Geschichte.
Der Mentor Spasskys
Zwischen 1951 und 1961 prägte Tolush das Spiel von Boris Spassky – nicht mit System, sondern mit Inspiration. Spasskys Stil wurde unter Tolush schärfer, mutiger. Die berühmte Partie gegen Bronstein 1960, verewigt im James-Bond-Film Liebesgrüße aus Moskau, trägt die Handschrift seines Trainers: ein Königsgambit, ein nicht gedeckter Turm, ein zusätzlicher Springer – pure Angriffslust.
Mehr als ein Spieler
Neben seiner aktiven Karriere war Tolush auch Schachjournalist und Korrespondenzspieler. 1965 wurde er zum Internationalen Fernschachmeister ernannt. Er entwickelte das nach ihm benannte Tolush–Geller-Gambit im Slawischen Damengambit und nahm an mehreren Europameisterschaften mit der sowjetischen Nationalmannschaft teil – mit Gold 1957 und 1961.
Vermächtnis
Alexander Tolush starb am 3. März 1969 in seiner Heimatstadt, nur drei Monate bevor sein Schüler Spassky Weltmeister wurde. Der Titel blieb ihm selbst verwehrt. Doch in der Geschichte lebt er weiter – als brillanter Angriffsspieler, charismatischer Lehrer und lebendiger Beweis dafür, dass Schach nicht nur Strategie ist, sondern auch Kunst.
Alexander Tolush – Ein Spieler der Eingebung
Alexander Tolush war ein Mann des Angriffs. Geboren am 1. Mai 1910 in Sankt Petersburg, spielte er sein ganzes Leben lang leidenschaftlich Schach – und zwar am liebsten mit offenem Visier. Tolush gehörte zu den originellsten Meistern seiner Zeit: ein brillanter Taktiker, der Schönheit über Sicherheit stellte. Sein berühmtester Schüler, Boris Spassky, nannte ihn einmal einen „Spieler der Eingebung“.
Alexander Tolush (1 May 1910 – 3 March 1969) was a Soviet chess grandmaster. He was Leningrand champion, tied for 2nd-4th at Moscow 1950 (18th Soviet Championship), and won at Bucharest 1953. He beat Capablanca (simul), Botvinnik, Smyslov, Petrosian, Bronstein, Korchnoi, Keres. pic.twitter.com/uphhhIi7U5
— JustChessAndSports (@JustChessSports) May 1, 2025
Kämpfer aus Leningrad
Tolush verbrachte fast sein ganzes Leben in Leningrad – mit Ausnahme seiner Militärzeit im Zweiten Weltkrieg, als er Offizier der Roten Armee war. Schon in den 1930ern gewann er mehrfach die Leningrader Stadtmeisterschaft. Sein Durchbruch auf nationaler Bühne gelang 1950 mit einem geteilten zweiten Platz bei der UdSSR-Meisterschaft, nur einen halben Punkt hinter Paul Keres. Die Folge: der Titel eines Internationalen Meisters. Drei Jahre später krönte ihn die FIDE zum Großmeister – nach einem spektakulären Turniersieg in Bukarest, wo er mit +10 =8 −1 vor Größen wie Smyslow, Petrosjan und Spassky triumphierte.
Born 115 years ago today - Aleksandr Tolush (1910-1969). A 4-time champion of his native city of Leningrad, he was an early coach & mentor of Boris Spassky. He gained the GM title in 1953.
Pictured here at Hastings 1953/54, along with David Bronstein.
(📷: Hulton Archive.) #chess pic.twitter.com/HJcPrB4uf7— Douglas Griffin (@dgriffinchess) May 1, 2025
Schach auf Angriff
Tolush war kein Positionsstratege, sondern ein Künstler des Angriffs. Oft wurde ihm nachgesagt, er vernachlässige das Lavieren und verliere deshalb entscheidende Partien. Doch wenn es funkte, dann hell. Legendär ist seine Partie gegen Botwinnik bei der UdSSR-Meisterschaft 1944: Nach einem wilden Gefecht setzte Tolush den späteren Weltmeister einzügig Matt – und rief für alle hörbar: „Es ist Matt, Michail Moissejewitsch!“ Ein Affront, aber auch ein Moment für die Geschichte.
Der Mentor Spasskys
Zwischen 1951 und 1961 prägte Tolush das Spiel von Boris Spassky – nicht mit System, sondern mit Inspiration. Spasskys Stil wurde unter Tolush schärfer, mutiger. Die berühmte Partie gegen Bronstein 1960, verewigt im James-Bond-Film Liebesgrüße aus Moskau, trägt die Handschrift seines Trainers: ein Königsgambit, ein nicht gedeckter Turm, ein zusätzlicher Springer – pure Angriffslust.
Mehr als ein Spieler
Neben seiner aktiven Karriere war Tolush auch Schachjournalist und Korrespondenzspieler. 1965 wurde er zum Internationalen Fernschachmeister ernannt. Er entwickelte das nach ihm benannte Tolush–Geller-Gambit im Slawischen Damengambit und nahm an mehreren Europameisterschaften mit der sowjetischen Nationalmannschaft teil – mit Gold 1957 und 1961.
Vermächtnis
Alexander Tolush starb am 3. März 1969 in seiner Heimatstadt, nur drei Monate bevor sein Schüler Spassky Weltmeister wurde. Der Titel blieb ihm selbst verwehrt. Doch in der Geschichte lebt er weiter – als brillanter Angriffsspieler, charismatischer Lehrer und lebendiger Beweis dafür, dass Schach nicht nur Strategie ist, sondern auch Kunst.