1988: Schacholympiade Thessaloniki
Zitat von Conrad Schormann am 7. September 2024, 15:59 Uhrhttps://de.wikipedia.org/wiki/Schacholympiade_1988
Stephen Fry hat eine 48-minütige Doku zur Schacholympiade gedreht, die nicht nur Jonathan Speelman tanzend zeigt. Sie berührt viele der ganz großen Schachgeschichte, von den Polgar-Schwestern zur Karpov-Kasparov-Rivalität.
https://youtu.be/Zopb7VDSuN8
Die Schacholympiade 1988 in Thessaloniki, Griechenland, war ein Turnier, das nicht nur durch das hochklassige Schachspiel, sondern auch durch die Dramen abseits des Brettes geprägt wurde. Stephen Fry führte in seiner Reportage auf humorvolle Weise durch das Turnier und bot einen einzigartigen Blick hinter die Kulissen des prestigeträchtigen Wettbewerbs, bei dem Schachlegenden wie Garry Kasparov und Anatoli Karpov sowie aufstrebende Talente wie die Polgar-Schwestern die Bühne betraten.
Die Olympiade war geprägt von einer einzigartigen Atmosphäre. Fry beschreibt den Veranstaltungsort mit einem Augenzwinkern: „Es ist eher eine Art hellenisches Birmingham“, während er die in den 1960er-Jahren errichtete Expo-Halle betrat. Trotz der etwas tristen Umgebung herrschte in der Halle eine aufgeregte und fast ehrfürchtige Stimmung, da Schachspieler aus der ganzen Welt gegeneinander antraten.
Besonders im Fokus stand die Rivalität zwischen Kasparov und Karpov, die nicht nur auf persönlicher Ebene, sondern auch auf politischer und ideologischer Ebene ausgetragen wurde. Kasparov, der amtierende Weltmeister, kämpfte nicht nur gegen Karpov, sondern auch gegen die FIDE und deren Präsidenten Florencio Campomanes, den er wegen des Abbruchs ihres epischen Weltmeisterschaftsmatches 1984/85 scharf kritisierte. Kasparov hatte damals das Rematch gewonnen, aber die Fehde mit Campomanes nie beigelegt. In Thessaloniki attackierte Campomanes Kasparov erneut und bezeichnete ihn indirekt als „Piraten“, was die Spannungen weiter verschärfte.
Doch abseits der politischen Dramen brillierte das sowjetische Team auf den Brettern. Trotz interner Differenzen zwischen Karpov und Kasparov dominierte das Team das Turnier und sicherte sich die Goldmedaille. Kasparov selbst sagte: „Die einzige Möglichkeit, die Zukunft des Schachs zu retten, ist es, das System zu verändern“, und spielte auf seine Vision einer Reform des Schachbetriebs an. Karpov hingegen hielt sich mehr im Hintergrund, kritisierte jedoch die Art und Weise, wie Kasparov den Konflikt austrug.
Neben den Giganten des Schachs zog eine weitere bemerkenswerte Gruppe viel Aufmerksamkeit auf sich: die Polgar-Schwestern aus Ungarn. Judit, Zsuzsa und Sofia Polgar, drei jugendliche Schachtalente, beeindruckten das Publikum und kämpften sich im Frauenturnier bis an die Spitze. Judit Polgar, damals erst 12 Jahre alt, galt als eines der größten Wunderkinder der Schachwelt, und Fry kommentierte ihre Leistungen mit großem Respekt: „Vielleicht sitzt die zukünftige Weltmeisterin direkt neben mir.“ Die Polgars gewannen schließlich die Goldmedaille im Frauenturnier und wurden als Sensation des Turniers gefeiert.
Doch auch das britische Team spielte eine wichtige Rolle in der Olympiade. Nigel Short, Jonathan Speelman und John Nunn führten die englische Mannschaft ins Turnier, wobei besonders Speelman durch seine unorthodoxe Spielweise auffiel. Trotz einer Niederlage gegen die Niederlande in den entscheidenden Runden schaffte es England, sich die Silbermedaille zu sichern – ein Ergebnis, das vor Beginn des Turniers viele überrascht hätte.
Der humorvolle Höhepunkt der Dokumentation kam jedoch am Ende, als Jonathan Speelman, normalerweise für seine bedachte und ernste Schachweise bekannt, nach der Siegerehrung eine Tanzperformance hinlegte, die Fry als „unvergesslich“ beschreibt. „Ihr habt vielleicht schon einen höflichen englischen Ladenangestellten gesehen oder ein Schwein Tennis spielen sehen, aber ich garantiere euch, dass ihr noch nie etwas so Einzigartiges wie Jonathan Spielman tanzen gesehen habt“, kommentierte Fry mit einem Augenzwinkern. Spielmans unerwartete Tanzeinlage setzte einen heiteren Schlusspunkt unter das ansonsten ernsthafte und dramatische Turnier. (AI)
https://de.wikipedia.org/wiki/Schacholympiade_1988
Stephen Fry hat eine 48-minütige Doku zur Schacholympiade gedreht, die nicht nur Jonathan Speelman tanzend zeigt. Sie berührt viele der ganz großen Schachgeschichte, von den Polgar-Schwestern zur Karpov-Kasparov-Rivalität.
Die Schacholympiade 1988 in Thessaloniki, Griechenland, war ein Turnier, das nicht nur durch das hochklassige Schachspiel, sondern auch durch die Dramen abseits des Brettes geprägt wurde. Stephen Fry führte in seiner Reportage auf humorvolle Weise durch das Turnier und bot einen einzigartigen Blick hinter die Kulissen des prestigeträchtigen Wettbewerbs, bei dem Schachlegenden wie Garry Kasparov und Anatoli Karpov sowie aufstrebende Talente wie die Polgar-Schwestern die Bühne betraten.
Die Olympiade war geprägt von einer einzigartigen Atmosphäre. Fry beschreibt den Veranstaltungsort mit einem Augenzwinkern: „Es ist eher eine Art hellenisches Birmingham“, während er die in den 1960er-Jahren errichtete Expo-Halle betrat. Trotz der etwas tristen Umgebung herrschte in der Halle eine aufgeregte und fast ehrfürchtige Stimmung, da Schachspieler aus der ganzen Welt gegeneinander antraten.
Besonders im Fokus stand die Rivalität zwischen Kasparov und Karpov, die nicht nur auf persönlicher Ebene, sondern auch auf politischer und ideologischer Ebene ausgetragen wurde. Kasparov, der amtierende Weltmeister, kämpfte nicht nur gegen Karpov, sondern auch gegen die FIDE und deren Präsidenten Florencio Campomanes, den er wegen des Abbruchs ihres epischen Weltmeisterschaftsmatches 1984/85 scharf kritisierte. Kasparov hatte damals das Rematch gewonnen, aber die Fehde mit Campomanes nie beigelegt. In Thessaloniki attackierte Campomanes Kasparov erneut und bezeichnete ihn indirekt als „Piraten“, was die Spannungen weiter verschärfte.
Doch abseits der politischen Dramen brillierte das sowjetische Team auf den Brettern. Trotz interner Differenzen zwischen Karpov und Kasparov dominierte das Team das Turnier und sicherte sich die Goldmedaille. Kasparov selbst sagte: „Die einzige Möglichkeit, die Zukunft des Schachs zu retten, ist es, das System zu verändern“, und spielte auf seine Vision einer Reform des Schachbetriebs an. Karpov hingegen hielt sich mehr im Hintergrund, kritisierte jedoch die Art und Weise, wie Kasparov den Konflikt austrug.
Neben den Giganten des Schachs zog eine weitere bemerkenswerte Gruppe viel Aufmerksamkeit auf sich: die Polgar-Schwestern aus Ungarn. Judit, Zsuzsa und Sofia Polgar, drei jugendliche Schachtalente, beeindruckten das Publikum und kämpften sich im Frauenturnier bis an die Spitze. Judit Polgar, damals erst 12 Jahre alt, galt als eines der größten Wunderkinder der Schachwelt, und Fry kommentierte ihre Leistungen mit großem Respekt: „Vielleicht sitzt die zukünftige Weltmeisterin direkt neben mir.“ Die Polgars gewannen schließlich die Goldmedaille im Frauenturnier und wurden als Sensation des Turniers gefeiert.
Doch auch das britische Team spielte eine wichtige Rolle in der Olympiade. Nigel Short, Jonathan Speelman und John Nunn führten die englische Mannschaft ins Turnier, wobei besonders Speelman durch seine unorthodoxe Spielweise auffiel. Trotz einer Niederlage gegen die Niederlande in den entscheidenden Runden schaffte es England, sich die Silbermedaille zu sichern – ein Ergebnis, das vor Beginn des Turniers viele überrascht hätte.
Der humorvolle Höhepunkt der Dokumentation kam jedoch am Ende, als Jonathan Speelman, normalerweise für seine bedachte und ernste Schachweise bekannt, nach der Siegerehrung eine Tanzperformance hinlegte, die Fry als „unvergesslich“ beschreibt. „Ihr habt vielleicht schon einen höflichen englischen Ladenangestellten gesehen oder ein Schwein Tennis spielen sehen, aber ich garantiere euch, dass ihr noch nie etwas so Einzigartiges wie Jonathan Spielman tanzen gesehen habt“, kommentierte Fry mit einem Augenzwinkern. Spielmans unerwartete Tanzeinlage setzte einen heiteren Schlusspunkt unter das ansonsten ernsthafte und dramatische Turnier. (AI)