Europameisterschaft (8): Gold, Silber oder Bronze? Frauen haben die Medaille fast sicher, Klek die dritte IM-Norm im Visier

Die deutschen Frauen haben nach einem 3:1 über Griechenland bei der Schach-Team-EM in Batumi eine Medaille fast sicher. Ob es Gold, Silber oder Bronze wird, hängt vom Ergebnis des letzten Matches gegen Bulgarien und den anderen Spitzenpaarungen ab. Als Tabellenzweite, einen Punkt hinter Polen, gehen die Frauen ins Finale.

Spitzenstand nach der achten Runde via chess-results
Spitzenpaarungen der Schlussrunde via chess-results

Die Männer trennten sich in der achten Runde 2:2 von Europameister Serbien, ein Ergebnis, das für den Kampf um die Medaillen zu wenig gewesen sein dürfte.

Spitzenstand nach der achten Runde via chess-results
Spitzenpaarungen der Schlussrunde via chess-results

Frauen: Sieg über Griechenland

Mit einem souveränen 3:1 gegen Griechenland verteidigte das deutsche Team seine starke Position in der Spitzengruppe. Dinara Wagner unterlag zwar an Brett 1 Stavroula Tsolakidou, doch Hanna Marie Klek, Josefine Safarli und Lara Schulze holten drei volle Punkte. Damit steht Deutschland bei 13 Punkten. In der Schlussrunde wartet Bulgarien – ein solides Team um Ex-Schnellschach-Weltmeisterin Antoaneta Stefanova.

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Hanna Marie Klek, stärkste Spielerin eines starken deutschen Teams. | Foto: Finn Engesser/DSB

Für Hanna Marie Klek geht es wahrscheinlich um mehr als die Mannschaftsmedaille. Mit bisher 5 Punkten aus 7 Partien und einer Performance von 2485 Elo spielt sie (ohne Gewähr) um ihre dritte IM-Norm. Die FIDE-Regularien erlauben eine Norm aus acht Partien, wenn der Gegner-Mix (genug Titelträgerinnen) passt. Da ihre bisherigen beiden IM-Normen (2. Bundesliga 2016/17, Frauenbundesliga 2021/22) in neun bzw. zehn Partien erzielt worden sind, sollte eine Acht-Partien-Norm möglich sein.

Kaum war dieser Beitrag veröffentlicht, kam ein Norm-Experte daher. Hat sie womöglich schon die IM-Norm geschafft? In dem Fall gilt ausschließlich: Gratulation, Hanna Marie!
Mannschaftseuropameisterschaft 2021: Als Hanna Marie Klek spielte wie eine Tablebase, aber am Ende nicht mattsetzen durfte.

Bedingung ist, dass Klek in der neunten Runde nicht verliert. Ein Remis würde reichen, um die Performance über den erforderlichen 2450 zu halten. Wenn sie das schafft (und die obigen Ausführungen stimmen), bedeutet es allerdings noch nicht den Titel. Klek fehlt der erforderliche Sprung über 2400 Elo. Ihr bisheriger Bestwert war 2376. Aktuell, inklusive EM, wo sie bislang knapp 30 Elo gewonnen hat, steht sie bei 2358.

Keine Frage zur Norm: Die DSB-Equipe nach der 8. Runde.

Klek liegt außerdem auf Rang 2 der Einzelwertung an Brett 2 – eine weitere Medaillenchance. Kateryna Dolzhykova führt an Brett 5 die Rangliste sogar an. Mit einem Sieg, vielleicht auch mit einem Remis gegen Bulgarien könnte sie individuelles Gold gewinnen.

Männer: 2:2 gegen Serbien – Keymer Nummer 6 der Welt

Die Männer mussten sich gegen Serbien mit einem 2:2 begnügen. Nach zwei Punkteteilungen an Brett 3 und 4 gewann zwar Vincent Keymer an Brett 1 gegen Alexandr Predke, aber Rasmus Svane geriet gegen Alexey Sarana nach und nach ins Hintertreffen und verlor.

Überragend: Vincent Keymer, 6,5 Punkte aus 8 Partien, Performance 2851. | Foto: ECU

Mit einem Sieg wäre Deutschland in Reichweite der Medaillen geblieben. Nach dem Unentschieden ist die Medaillenchance allenfalls theoretischer Natur. Knackpunkt für diese Ausgangslage des nominell besten Teams des Turniers ist weniger das Unentschieden gegen den Titelverteidiger als 1:3 Punkte aus den Vergleichen gegen Dänemark und Bulgarien früher im Wettbewerb.

In der Schlussrunde trifft Deutschland auf die Niederlande mit WM-Kandidat Anish Giri am Spitzenbrett, der bislang stärkste Gegner. Keymer wird zum Abschluss eines herausragenden Turniers wahrscheinlich einen Vergleich mit seinem neuen Weltranglistennachbarn beschert bekommen. Seine 6,5/8 mit 2851-Performance haben ihn jetzt mit 2763,6 Elo auf Rang sechs der Weltrangliste gehievt, ein Rang vor Anish Giri auf sieben mit 2762,2.

Weltrangliste vom 13. Oktober nach der 8. EM-Runde.

In der EM-Brettwertung rangiert Keymer unter allen ersten Brettern klar auf den ersten Rang. Auch hier winkt individuelles Gold. Frederik Svane, Performance 2657, hat eine gute Chance, eine individuelle Medaille am fünften Brett zu gewinnen.

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Thomas Richter
Thomas Richter
1 Monat zuvor

Der Sieg von Hanna Marie Klek gegen Griechenland war dabei jedenfalls weniger souverän als tags zuvor gegen Rumänien. Nun wurde es in der Zeitnotphase kurios: erst schwächte Klek unnötig ihre Königsstellung (34.-g6?), dann womöglich ein „mouse slip am Brett“ der Griechin Avramidou (37.Dg4?, 37.Dh4 gewann), und dann hat Weiß im 40. Zug ein einzügiges gegnerisches Matt übersehen. Das war insgesamt der Unterschied zwischen 3-1, 2,5-1,5 oder auch nur 2-2 gegen Griechenland. Es war wohl auch der Unterschied zwischen IM-Norm oder nicht. Etwas Glück haben die deutschen Damen zum Turnierende durchaus, und wie bereits erwähnt ist jeder halbe Brettpunkt tiebreak-relevant –… Weiterlesen »