Lichess beendet Boykott gegen den Saint Louis Chess Club / US-Verband nicht gesprächsbereit

Lichess hat die Zusammenarbeit mit dem Saint Louis Chess Club (STLCC) wieder aufgenommen, nachdem dieser umfassende Reformen zum Schutz vor sexueller Gewalt und zur Verbesserung seiner internen Strukturen umgesetzt hat. Den Boykott des US-Schachverbands hält Lichess bis auf Weiteres aufrecht. Das hat die Schachplattform jetzt mitgeteilt.

229 Tage schwiegen die Verantwortlichen des Schachclubs Saint Louis, bevor sie sich zum Sumpf in den eigenen Reihen bekannten. So weit ist der US-Verband bis heute nicht.

Der ursprüngliche Boykott von Lichess – gemeinsam mit dem von Chess.com – bezog sich auf Versäumnisse im Umgang mit Missbrauchsvorwürfen gegen Alejandro Ramirez, der sowohl für den STLCC als auch für den US-Verband (US Chess) tätig war. In der Folge hatten zahlreiche Frauen schwerwiegende Übergriffe öffentlich gemacht. Ramirez und auch Timur Gareyev wurden dauerhaft gesperrt.

Im August 2023 setzte erst Lichess, dann chess.com die Zusammenarbeit mit dem STLCC aus.

Der Saint Louis Chess Club habe nach eigenen Angaben eine Reihe von Maßnahmen eingeführt, darunter jährliche Schulungen für alle Mitarbeiter, verschärfte Regeln zum Umgang mit Minderjährigen, Whistleblower-Schutz, ein unabhängiges Beschwerdesystem und eine neue Sicherheitskommission. Lichess habe diese Änderungen überprüft, Gespräche mit Führungskräften und unabhängigen Sicherheitsexperten geführt und erklärt sich nun überzeugt, dass die Organisation glaubhaft und wirksam reagiert habe.

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Im Gegensatz dazu bleibt der Boykott gegen den US-Verband bestehen. Trotz wiederholter Versuche, in einen Dialog zu treten, habe US Chess nicht auf Anfragen von Lichess reagiert. Zusätzlich steht der Verband wegen einer Klage von Jennifer Shahade unter Druck, die ihm unter anderem Diskriminierung und Rufschädigung vorwirft. Der Verband sieht sich zudem einer Gegenklage seiner Versicherung ausgesetzt, die ihm vorwirft, relevante Vorwürfe nicht rechtzeitig gemeldet zu haben.

Lange bevor der Fall Ramirez öffentlich wurde, war er intern bekannt. Folgen hatte das nicht.

Lichess betont, dass Organisationen wie US Chess eine moralische und rechtliche Pflicht zum Schutz ihrer Mitglieder haben. Solange keine Transparenz und Aufarbeitung erkennbar sei, werde die Plattform keine Zusammenarbeit mit dem Verband aufnehmen. Turniere unter direkter US-Chess-Schirmherrschaft bleiben von der Boykottmaßnahme betroffen.

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