Ein Endspieltrick gegen Nihal Sarin war sein vierter Streich in Folge. Wassyl Iwantschuk verwandelte ein scheinbar totes Turmendspiel in einen vollen Punkt. Und als ihm in der letzten Runde ein Remis zum Turniersieg gereicht hätte, goss er trotzdem Öl ins Feuer – und wurde belohnt. Der 56-jährige Ukrainer dominierte das 4. Menorca Open mit 8 aus 9.

Drei Turniere, 27 klassische Partien ohne Ruhetag, darunter Doppelrunden: April war der Monat von Iwantschuk. Nach starken Auftritten in Reykjavik und Alicante folgte in Menorca der krönende Abschluss. Unbesiegt, mit einer Performance von 2833, kehrt der einstige Weltklassespieler in die Top 100 zurück. Es ist sein erster großer Turniersieg seit 2019.

Iwantschuk, einst die Nummer zwei der Welt, wurde berühmt für seine Kreativität, seinen Instinkt und seine unorthodoxen Ideen. In Menorca ließ er all das wieder aufblitzen. Nach Siegen gegen starke Gegner wie Nihal Sarin, Momchil Petkov und Pranesh M. stand er am Ende allein an der Spitze. Die Schlussrunde gegen Pranesh war eine Nervenschlacht, aber Iwantschuk spielte auf Sieg – und gewann.
45 Großmeister traten an, darunter Favoriten wie Sam Shankland, Murali Karthikeyan und Lu Shanglei. Sie alle mussten sich hinter dem Veteranen einordnen. Shankland verlor früh gegen einen IM, Sarin wurde von Iwantschuk ausgetrickst, Lu erreichte immerhin ein Remis gegen den Altemeister. Mit 8 Punkten landete Iwantschuk vor Karthikeyan und Lu (beide 7,5).
Seine Wertungszahl steigt nun auf 2644, so hoch wie seit November 2023 nicht mehr. Einer der größten Künstler des Schachs ist noch lange nicht fertig.
(Titelfoto: Dariusz Gorzinski)
*Tagesschau-Stimme*: Es sind auch Deutsche unter den Opfern