Hans Niemann zieht sich vom Freestyle Chess Grand Slam in Paris zurück. Das meldet TV 2 aus Norwegen. Nach Angaben des Senders erfolgte die Absage kurz nachdem Niemann informiert worden war, dass Freestyle-Chef Jan Henric Buettner in neue Sicherheitsmaßnahmen zur Betrugserkennung investiert hat. Das soll aus einem TV 2 vorliegenden Nachrichtenaustausch zwischen Veranstalter und Spieler hervorgehen.
Niemann soll gegenüber dem Veranstalter “persönliche Gründe” für seinen spontanen Rückzug angegeben haben. Auf seinen Kanälen hat er sich bislang nicht geäußert. Aus dem Umfeld des Pariser Turniers ist zu hören, dass tatsächlich umfassende Anti-Cheating-Maßnahmen umgesetzt worden sind. Buettner bestätigte das auf Anfrage von chess.com: “Wir haben die strengsten Vorkehrungen getroffen, die es je bei einem Schachturnier gegeben hat.” Die meisten dieser Vorkehrungen seien den Spielern lange bekannt gewesen, erklärt Turnierdirektor Sebastian Siebrecht.
Über den Rückzug von Hans Niemann “sind wir natürlich sehr enttäuscht”, sagt Buettner. “Zugleich sind wir froh, mit Nodirbek Abdusattorov sehr kurzfristig einen fantastischen Ersatz gefunden zu haben.” An Spekulationen über den Grund für Niemanns kurzfristige Absage wolle er sich nicht beteiligen.
US-Großmeister Niemann, mit seiner bislang höchsten Elo von 2736 die Nummer 20 der Welt, war per Veranstalter-Wildcard ins Elitefeld geraten.”Um die Verbundenheit von Freestyle Chess mit dem langjährigen Schachsponsor grenke zu betonen, hat Jan Henric Buettner, CEO von Freestyle Chess, entschieden, den US-Großmeister stattdessen für die nächste Etappe der Freestyle Chess Grand Slam Tour einzuladen”, hieß es im Februar in einer Freestyle-Pressemitteilung. Da das grenke Classic 2025 nicht stattfindet, war die Qualifikation des Open-Siegers 2024 Hans Moke Niemann fürs Classic 2025 hinfällig.
Nach der Affäre um Magnus Carlsen und Hans Niemann, ausgelöst durch den Rückzug des damaligen Weltmeisters vom Sinquefield Cup 2022 nach einer Weißniederlage gegen Niemann, war die neuerliche Begegnung der beiden mit großer Neugierde erwartet worden – zumal bei einer Turnierserie, an der Carlsen beteiligt ist. “Magnus Carlsen hat kein Mitspracherecht, wer eingeladen wird”, hatte Buettner zur Niemann-Wildcard gegenüber Medien gesagt. Er informierte Carlsen erst, als er Niemann schon kontaktiert hatte.
In den vergangenen Tagen hat Niemann mehrfach auf Twitter seine Freude auf das Pariser Turnier betont. Er plante sogar, seine Teilnahme von einem persönlichen Videografen begleiten zu lassen. In einer früheren Erklärung schrieb Niemann, er sei „zutiefst dankbar für die Gelegenheit, in Paris teilzunehmen“ und versprach: „Egal, welche Chancen sich mir bieten – ich werde mein Schach für sich sprechen lassen. Danke an alle, die mich auf diesem Weg unterstützen.“

“Irgendetwas ist hier faul”
Der norwegische Schachreporter Sverre Krogh Sundbø erklärte gegenüber TV 2: „Hans Niemann wirkte glücklich und engagiert. Er wollte sich hier unbedingt gegen die Elite durchsetzen – doch plötzlich wurde es still.“ Niemann habe sich nicht etwa Tage vorher zurückgezogen, sondern wenige Stunden, bevor er im Hotel eintreffen sollte, “wo bereits alle auf ihn warteten”.
“Irgendetwas ist hier faul”, ergänzte Sundbø. Damit spielt er wahrscheinlich auf den Umstand an, dass bei einem vom Norweger Carlsen mitveranstalteten Wettbewerb ein norwegisches Medium einen privaten Austausch zugespielt bekommt, der Niemann kompromittiert. Damit dürfte er auch darauf anspielen, dass Niemanns Rückzug keinen Sinn ergibt. Er könnte einfach an dem Turnier, dem er seit Wochen entgegenfiebert, teilnehmen. Dass Niemann auf 2700-Level Schach spielen kann, hat er hinlänglich nachgewiesen. Die offenen Fragen rund um sein Ausscheiden werden sich erst klären, wenn sich Niemann zu Wort meldet.
Auch Firouzja ausgeschieden
Niemann ist der zweite Spieler aus dem ursprünglich geplanten Feld, der zurückzieht. Am Donnerstag war bekannt geworden, dass die französische Nummer eins Alireza Firouzja nicht mitspielt, auch hier, ohne dass der Grund bekannt geworden wäre. Durch die kurzfristigen Wechsel ist das Feld kaum schwächer geworden. Richard Rapport (Zweiter der Online-Qualifikation) und Nodirbek Abdusattorov rücken nach. Die ersten sieben der Weltrangliste werden nun in Paris komplett versammelt sein.
Der Freestyle Grand Slam in Paris beginnt am Montag mit einer zweitägigen Vorrunde in Form eines Rapid-Rundenturniers. Die ersten acht dieser Vorrunde qualifizieren sich für die K.o.-Phase, die mit klassischer Bedenkzeit gespielt wird.
(Titelfoto: Angelika Valkova/grenke chess)
Wenn wir schon boulvardesk spekulieren:
Buettner hat Carlsen (u. a.) mitgeteilt, dass Niemann spielen wird. Darauf kam der Wunsch – oder das Ultimatum – (von Carlsen und anderen Topspielern), dass alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müssen, dass möglichst kein Betrug stattfinden kann, da die Weltspitze Niemann nicht traut (und sonst einer oder mehrere Topspieler vom Turnier zurücktreten). – Buettner hat darauf die strengen Regeln erlassen, worauf Niemann das als “lex Niemann” (also als allein für ihn getroffene Regeln) aufgefasst hat und jetzt auf beleidigt tut.
Reine Spekualtion, klingt allerdings ziemlich plausibel.
Dies ist die Art Geschwätz, die ich gar nicht mag. Firouzja vom Turnier zurück getreten – kein Problem. Niemann vom Turnier zurück getreten – neue Investitionen in Sicherheitsvorkehrungen. Im Text steht dass Sicherheitsmaßnahmen den Spielern lange bekannt waren. Nirgendwo steht was an ihnen neu ist. Kurz und knapp: Der Artikel hat null Informationen in sehr viel Text verkleidet mit einem Ziel: Üble Nachrede zu verbreiten.
Schon seltsam. Wenn es wirklich so sein sollte wie es aussieht, dann fragt man sich, warum er nicht trotzdem gespielt hat. Für ein dann eventuell schlechteres Resultat hätte er eher Erklärungen oder Ausreden finden können als für diese plötzliche Absage.
Wunderbar: alle spekulieren. Da bin ich auch mal so frei: Ich glaube, dass es ab dem Moment, wo Weissenhaus verkauft ist, von Buettner keinen Cent mehr für die Schachszene geben wird.