Ein Ring am Finger, ein Turniersieg am Brett – läuft bei Josefine Heinemann. Die 27-jährige Nationalspielerin hat gemäß einer Meldung des Deutschen Schachbunds in New York geheiratet – vor drei Monaten schon. Ein Geheimnis hat sie daraus nicht gemacht, aber es auch “nicht an die große Glocke gehängt”. Großmeister Eltaj Safarli aus Aserbaidschan ist der glückliche Ehemann. Mit ihm ist Heinemann seit vier Jahren liiert. Trauzeugin: ihre Freundin und Kollegin Elisabeth Pähtz.

Ab heute, 14 Uhr, sitzt Heinemann (sic) als Ehefrau am Brett bei der Europameisterschaft – zunächst noch unter dem bekannten Namen. Die Umschreibung von Heinemann zu Safarli ist nicht ganz einfach. Da sie bei ihrem Mann in Baku lebt, wird die Namensänderung zu einem bürokratischen Akt. „Aktuell schicken die mich vom Standesamt zur Botschaft – und wieder zurück“, erklärte Heinemann im Gespräch mit DSB-Öffentlichkeitsarbeiter Matthias Wolf.
Und so lautet heute ab 14 Uhr die Paarung an Brett 37 der EM Heinemann vs. Eva Mihajlevic. In der ersten von elf Runden wird Heinemann gegen die titellose Kroatin (Elo 2039) hohe Favoritin sein. Um ihr Wunschresultat zu erreichen, wird Heinemann als Nummer 37 der Setzliste deutlich überperformen müssen. Zehn Plätze für den World Cup der Frauen sind zu vergeben, einen davon hätte sie gerne. Auf einen weiteren dieser zehn Plätze spekuliert die deutsche Nummer eins Dinara Wagner, die mit 2440 Elo an fünf gesetzt ist.
Dass Heinemann mehr kann, als ihre derzeitige Elo von 2297 aussagt, hat gerade erst ihr Triumph beim Großmeisterinnenturnier in Belgrad gezeigt. Vielleicht hat die Hochzeit zum sportlichen Aufwind beigetragen, der die Nationalspielerin in Serbien zum Turniersieg trug? Nun ist die EM auf Rhodos der nächste Prüfstein.
Neben Wagner und Heinemann sind aus den deutschen Kadern Jana Schneider und Fiona Sieber Start. Während Wagner auf eine Medaille spekuliert, baut Jana Schneider auf ihre gute Form beim Bundesligisten Bad Königshofen, der auch dank Schneiders 5/8 auf die deutsche Meisterschaft zusteuert.
Die einstige Studentenweltmeisterin Fiona Sieber bildet mit Heinemann und Schneider die deutsche EM-Wohngemeinschaft: Eine gemeinsame Wohnung spart Kosten. Aktuell sei so eine sportliche Dienstreise schlichtweg ein Balanceakt.
Gegenüber dem DSB erklärte Heinemann: „Das Turnier kostet in etwa 2000 Euro. Um bei Plus-Minus-Null zu landen, müsste man unter die ersten acht kommen.“ Und das werde mit Blick auf das hochkarätige Teilnehmerfeld „schwer genug“. Heinemann hofft, dass die verbesserte Finanzlage des Schachbunds sich demnächst auch auf die Unterstützung derjenigen auswirkt, für die es den Spitzenverband des Sports gibt.
Ich amüsiere mich immer über die Hochzeitsanzeigen deutscher Schachspielerinnen (nie Schachspieler). Pähtz bekam sogar einen Artikel in der Zeitschrift Schach. – Die Scheidung wurde nirgends thematisiert und war dann plötzlich so privat, dass man sie aus Wikipedia tilgen musste …
Wünsche den beiden Glück. Möge es nichts zu tilgendes geben!
Ich frage mich, wo die ganzen Hasskommentare gegenüber J. Heinemann bleiben. Schließlich erdreistet sie sich als Frau, der es aufgrund biologischer Makel nicht möglich scheint, ihre Arbeitzeit in die Herren zufriedenstellende ELO-Zahlen umzusetzen, etwas Geld für ihr Hobby als Nationalspielerin zu bekommen.