Die kulinarischen Erfahrungen eines Schachprofis können ungewöhnlich sein. Maxime Vachier-Lagrave erinnert sich an eine Reise nach China, wo ihm und seinem Team Exotisches serviert wurde: „Ich bin ziemlich sicher, dass wir Hund auf der Speisekarte hatten. Ganz sicher hatten wir Taubenköpfe. Meine Teamkollegin, die starke französische Spielerin Natacha Benmesbah, hat sie gegessen. Ich habe sie nicht probiert.“ Diese Episode erzählt der französische Supergroßmeister in seinem neuesten Podcast.
Neben Berichten von exotischen Mahlzeiten gibt MVL Einblicke in seine Arbeit hinter den Kulissen großer Schachwettkämpfe. Besonders prägend waren seine Erfahrungen als Sekundant von Vladimir Kramnik und Magnus Carlsen. Für Kramnik analysierte er monatelang detailliert Varianten der Grünfeld-Indischen Verteidigung – damals oft noch mit dem Schachbrett statt mit Computern. Diese Zusammenarbeit vermittelte ihm „die Grundlagen einer methodischen Arbeitsweise“.

Noch intensiver war die Erfahrung, Teil von Carlsens Team beim Weltmeisterschaftskampf 2016 gegen Sergey Karjakin zu sein. „Ich wollte hinter die Kulissen schauen, um zu sehen, wie sich ein großes Team organisiert“, erzählt Vachier-Lagrave.
Die Analysten arbeiteten in Kragerø, Norwegen, sechs Stunden vor New Yorker Zeit, um rechtzeitig ihre Ergebnisse an Carlsen zu senden. „Es war echte Teamarbeit“, bei der jeder „mit frischen Augen“ auf unterschiedliche Eröffnungsvarianten geschaut habe. Besonders angespannt wurde es nach einer unnötigen Niederlage Carlsens: „Zum Glück gelang ihm die Wende.“

Privat ist das Verhältnis unter den Weltklassespielern laut Maxime von „gegenseitigem Respekt“ geprägt. Echte Freundschaften seien selten, aber er versteht sich gut mit Spielern wie Fabiano Caruana, Levon Aronian, Shakhriyar Mamedyarov oder Alexander Grischuk. „Wir sprechen mit Leuten, die uns besser verstehen als Außenstehende.“
Das Schachleben beschreibt er als vergleichbar mit dem eines Tennisprofis – „immer unterwegs, ständig auf Turnieren“. Während er vor allem Europa, die USA und Asien bereist, schätzt er Orte mit Natur wie Island oder Stavanger, oder pulsierende Städte wie London und New York. Er gibt jedoch zu: „Ich bevorzuge es, mich auf Schach zu konzentrieren und weniger auf Abenteuer.“