Leonardo Costa hat bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Petrovac, Montenegro, den achten Platz belegt. Nach einem Turnierverlauf, in dem der 17-Jährige zwischenzeitlich Medaillenkurs steuerte, musste er sich in der finalen Partie gegen den Norweger Elham Amar geschlagen geben und verpasste damit das Podium. Neuer Junioren-Weltmeister ist der Inder Pranav V., der durchgehend führte und mit 8,5 Punkten aus 11 Partien das Turnier für sich entschied.
Leonardo Costas Aufstieg ist zuletzt eher in Schüben denn gleichmäßig verlaufen. Im Laufe des Jahres 2021 ist Costa um mehr als 300 Punkte bis knapp unter die 2400-Marke emporgeschnellt. Zwar gewann er 2022, an 24 gesetzt, die “Deutsche Meisterschaft”, aber es folgte eine anhaltende Phase der Stagnation. Im November 2023 stand er erstmals über der 2400-Marke – und zündete abermals die Elorakete. Im Mai 2024 in schaffte “Leo” die erste GM-Norm, im November übersprang er erstmals die großmeisterliche 2500-Marke.
Nach Montenegro ist Leonardo Costa als Nummer zehn der Setzliste gereist. Sein Ziel: ein Platz unter den Top Ten – eigentlich realistisch angesichts eines Felds voller unterbewerteter und mehrheitlich älterer Spieler in einem U20-Wettbewerb. Nach einem zurückhaltenden Start mit zwei Punkteteilungen wurde dennoch früh klar, dass mehr drin ist. Nach 7 von 11 Runden stand Costa mit 5,5 Punkten in Sichtweite der Medaillenränge auf dem vierten Platz. Der junge Münchner beeindruckte mit konstant starker Leistung und Mut gegen die hochkarätige Konkurrenz.
Im Turnierverlauf ließ Costa mehrfach seine Kämpferqualität aufblitzen. In seiner Partie in Runde zehn gegen den indischen IM Aswath S. suchte Costa gezielt das Risiko in einer Stellung, die viele andere remis gegeben hätten. Costa fahndete stattdessen nach Chancen und Gelegenheiten, Probleme zu stellen – und wurde belohnt, als Aswath am Ende die Nerven verlor. „Schach ist nicht immer nur ein Spiel der besseren Züge“, analysierte Trainer Jewgeni Romanow im DSB-Gespräch, „es gibt auch Dinge abseits des Brettes, die Spieler stark machen. Und da wurde Leonardo im Turnierverlauf von Runde zu Runde stärker.“

Die Ausgangslage vor der elften und letzten Runde war klar: Ein Sieg gegen GM Elham Amar musste her und würde höchstwahrscheinlich für eine Medaille reichen. Der 20-jährige Norweger erwies sich als unangenehmer Gegner, kontrollierte die Partie und zwang Costa schließlich zur Aufgabe. Damit fiel der Deutsche in der Endabrechnung mit 7,5 Punkten aus 11 Partien auf Rang 8 zurück.
„Die Niederlage war wohl dem eigenen Druckmachen und dem ständigen Überdenken geschuldet“, resümierte Costa gegenüber dem DSB selbstkritisch. „Mein Ziel war es, in die Top Ten zu kommen, das habe ich geschafft. Aber natürlich schmerzt es, weil ich zwischenzeitlich sogar Medaillenchancen hatte.“ Besonders sein Zeitmanagement sei ein Problem gewesen, so Costa: „Das hat mich in kritischen Momenten unter Druck gesetzt. Das ist definitiv ein Punkt, an dem ich arbeiten muss.“
Sein Trainer Jewgeni Romanow zeigte sich dennoch beeindruckt. „Leonardo ist ein außergewöhnliches Talent. Er liebt Schach und macht einen extrem guten Job am Brett. Das ist eine enorme Qualität.“ Romanow, der schon Spieler wie Vincent Keymer und Frederik Svane betreut hat, hob hervor, dass Costa sich im Turnierverlauf immer weiter gesteigert habe. Besonders die Zusammenarbeit zwischen Spieler und Trainer sei hervorragend gewesen: „Wir haben Vertrauen zueinander gefunden. Das war ein entscheidender Faktor.“
Leonardo Costas Turnierfazit: „Es war eine Herausforderung, ich habe viel gelernt. Und ich bin sicher, dass mir die Erfahrungen aus diesem Turnier in Zukunft helfen werden.“ Mit Blick auf die kommenden Jahre ist klar: Leonardo Costa ist auf dem besten Weg, den Großmeister-Titel zu erreichen. Sein nächstes Ziel? „Weiter an meinen Schwächen arbeiten – und beim nächsten großen Turnier wieder angreifen!“ Eines seiner nächsten großen Turniere wird die Deutsche Meisterschaft ab dem 14. Mai in München sein, wo er auf einen Großteil der nationalen Elite inklusive Vincent Keymer trifft.
Die weiteren deutschen Teilnehmer:innen
Neben Leonardo Costa traten vier weitere deutsche Spieler im offenen Turnier an:
- IM Collin Colbow erreichte mit 5,5 Punkten Platz 31.
- CM Daniel Nunez Gregoire landete mit 4,5 Punkten auf Rang 115.
- CM Max Weidenhöfer holte 4 Punkte und wurde 120.
- Paul David Peglau, der jüngste deutsche Teilnehmer, belegte mit 3 Punkten Platz 136.
Im Mädchenturnier schnitt WFM Charis Peglau am besten ab. Mit 7 Punkten erreichte sie Rang 18. Ihre Schwester Dora Peglau hatte mit 4 Punkten (Platz 85) nicht ihr bestes Turnier, ebenso wie WFM Katharina Bräutigam, die mit 4 Punkten Platz 82 belegte.
