EU sanktioniert Sergey Karjakin

Die Europäische Union hat am dritten Jahrestag des Überfalls auf die Ukraine den russischen Schachgroßmeister Sergey Karjakin sanktioniert. Der ehemalige WM-Herausforderer wird wegen seiner offenen Unterstützung für den anhaltenden russischen Angriffskrieg mit Reiseverboten und dem Einfrieren von Vermögenswerten innerhalb der EU belegt.

Der angehende Abgeordnete Karjakin auf einem Plakat, verbreitet auf seinem Telegram-Kanal.

Neben Karjakin wurden im Rahmen des 16. EU-Sanktionspakets 47 weitere Personen und 35 Organisationen mit Vermögenssperren und EU-Einreiseverboten belegt. Darunter befinden sich hochrangige russische Regierungsbeamte, Militärangehörige sowie Unternehmen, die den militärisch-industriellen Komplex Russlands unterstützen.

Die Sanktionen gegen nun benannte Persönlichkeiten und Organisationen sind Teil des 16. Sanktionspakets, das die Europäische Union schon am 19. Februar 2025 verabschiedet hat. Es umfasst finanzielle Restriktionen, darunter den Ausschluss von 13 weiteren russischen Banken vom SWIFT-System, sowie Vermögenssperren für Beamte und Organisationen. Zudem wurden Handelsverbote verhängt, darunter ein schrittweiser Importstopp für russisches Aluminium sowie ein Verkaufsverbot für Videospielkonsolen und bestimmte Chemikalien.

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Die EU geht außerdem gegen die sogenannte Schattenflotte vor. Sie sanktioniert 70 Schiffe, die illegale Öl- und Getreideexporte ermöglichen. Darüberhinaus wurden die Rundfunklizenzen von acht russischen Medienunternehmen in der EU ausgesetzt, um die Verbreitung von Propaganda und Desinformation einzudämmen. Der Schritt der EU folgt auf die jüngste Annäherung zwischen den USA unter Donald Trump und Russland.

Die neuen Sanktionen.

Karjakin, einst als Wunderkind gefeiert, agiert seit Jahren als bekennender Unterstützer der Putin-Diktatur. Schon 2022 hatte ihn der Weltschachverband FIDE wegen menschenfeindlicher Äußerungen für sechs Monate von internationalen Turnieren ausgeschlossen. Nun bezieht sich die EU in ihrer Sanktionierung nicht nur auf seine früheren Aussagen, auch auf seine politische Rolle als Senator.

Karjakin wird Abgeordneter.

Seit dem 12. September 2024 ist Karjakin Mitglied des russischen Föderationsrates, wo er als Vertreter der annektierten Krim agiert (dort wurde er 1990 geboren). Laut EU unterstützt Karjakin den Überfall auf die Ukraine auf verschiedene Weise, etwa durch Reisen in von Russland besetzte ukrainische Gebiete, das Sammeln von Militärgütern für die russischen Streitkräfte und einen offenen Brief an Präsident Vladimir Putin. Für diese Handlungen wurde er von der Putin-Regierung mit der Medaille „Für Verdienste um das Vaterland“ ausgezeichnet.

Die EU begründet ihre Maßnahmen damit, dass Karjakin durch sein politisches Amt „Handlungen oder politische Maßnahmen umsetzt, die die territoriale Integrität, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben und bedrohen“.

Auf Sergey Karjakins Telegram-Kanal, hier ein Beitrag vom 23. Februar, klappte es schon vor Beginn seiner politischen Karriere nicht so richtig mit dem Trennen von Politik und Sport. “SVO” sind die russischen Initialen für die auf drei Tage angelegte spezielle Militäroperation, die in Karjakins “free country” nicht Krieg genannt werden darf.

Ein weiterer bekannter Sportlername auf der Sanktionsliste ist Nikita Nagorny, ehemaliger Turn-Olympiasieger und Vorsitzender des Russischen Jugendverbandes. Nagorny ist einer der prominentesten Sportfunktionäre, die den Krieg öffentlich unterstützen und der Putin-Regierung als Propaganda-Sprachrohr dienen. Unter anderem wegen seiner Beteiligung an der massenhaften Deportation ukrainischer Kinder nach Russland sowie der Verbreitung von Desinformation steht Nagorny seit 2023 unter kanadischen Sanktionen, seit 2024 unter US-Sanktionen.

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Olaf
Olaf
22 Tage zuvor

Vielen Dank, Conrad, für diesen Bericht. Karjakin, warum auch immer, dient sich der schlechten/ der bösen Sache an. Gut, dass die EU ihn mitsanktioniert hat.
Slava Ukraini.