Sexueller Missbrauch: Schachtrainer zu zehn Jahren Haft verurteilt

Das Bezirksgericht Legnica im Südwesten Polens hat einen Schachtrainer wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger und Besitzes kinderpornografischer Inhalte zu zehn Jahren Haft verurteilt. Der Mann darf für 15 Jahre keine Tätigkeiten in der Betreuung, Erziehung oder Ausbildung von Minderjährigen ausüben. Er wurde zudem verpflichtet, sich einer umfassenden sexualtherapeutischen und psychologischen Behandlung zu unterziehen. Das berichten übereinstimmend polnische Medien.

Der jetzt verurteilte Schachtrainer. | Foto via Facebook

Das Gericht sprach ihn schuldig, an zwei minderjährigen Mädchen sexuelle Handlungen vorgenommen zu haben. Zudem habe er sich in Anwesenheit von Kindern selbst befriedigt, intime Aufnahmen angefertigt und über Messenger-Dienste Nacktbilder von sich verschickt. Ermittler fanden auf seinen Datenträgern mehrere tausend Dateien mit kinderpornografischem Material.

Die Straftaten ereigneten sich 2018, 2019 sowie 2023. Das Gericht untersagte dem Verurteilten für zehn Jahre jeglichen Kontakt zu den betroffenen Mädchen. Darüber hinaus muss er Entschädigungszahlungen von 50.000 bzw. 30.000 Złoty leisten (knapp 12.000 bzw. gut 7.000 Euro).

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Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Staatsanwaltschaft hatte eine zwölfjährige Haftstrafe gefordert.

Im Juli 2024 hatte die Stadt Legnica Piotr K. den Titel “Verdienter Bürger von Legnica” aberkannt, den er 2018 für seine sportlichen Erfolge erhalten hatte. Es war das erste Mal in der Geschichte der Stadt, dass diese Auszeichnung rückgängig gemacht wurde.

Neu ist das Problem im Schach beileibe nicht, aber offensiv begegnet ihm der Sport erst seit 2023.

Der Fall steht in einer Reihe von Sexualdelikten, die das Schach erschüttern. Zuletzt machte der Fall des lettischen IMs Andrejs Strebkovs Schlagzeilen. Als 2023 herauskam, wie der US-Verband und das Schachzentrum Saint Louis den übergriffigen Großmeister Alejandro Ramirez gedeckt hatten, erhob sich im Schachsport eine #MeToo-Bewegung. Zahlreiche Frauen, darunter etwa Magnus Carlsens Schwester Ellen oder Streamerin Anna Cramling, berichteten von Belästigungen, die sie im Schach erfahren haben.

Bis dahin hatte das Problem das organisierte deutsche Schach, speziell dessen höchstes Gremium, kaum tangiert. Als dem DSB-Kongress Ende 2022 ein dringender Antrag vorlag, den grassierenden Sexismus im Weltschach zu benennen und zumindest national eine Vorreiterrolle zu spielen, reagierte der Kongress auf die gewohnte Weise, sobald Dinge im Argen liegen: nichts sehen, nichts hören, nichts wissen wollen. Der Antrag wurde als „nicht dringlich“ abgelehnt.

Aber seit 2023 steht das Thema “Safe Sports” beim Deutschen Schachbund höher auf der Agenda denn je. Seit Kurzem gibt es in diesem Zusammenhang eine Kinderschutz-Grundlagenschulung des DSB für Referent:innen, Trainer:innen, Funktionär:innen. Der Bedarf dafür sei bei den Safe-Sports-Schulungen Ende 2024 deutlich geworden, teilt der DSB mit.

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Walter Rädler
Walter Rädler
23 Tage zuvor

https://www.schachbund.de/news/kinderschutz-vier-neue-kurse-in-grundlagenschulung.html Mittlerweile macht der DSB hier immer mehr, das halte ich auch für unendlich wichtig!