Die Joe-Rogan-Debatte wird demnächst den Schachsport erreichen. Was ist von diesem Podcaster mit seiner schrillen Schar von Gästen zu halten? Was vom Umstand, dass in seiner Show, abhängig vom Gast, Unwahrheiten unwidersprochen stehenbleiben? Hat die Begegnung von Joe Rogan und Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl den Ausschlag gegeben? All das wird nun auch im Schach besprochen, bevor sich Magnus Carlsen am 19. Februar im Studio des 57-Jährigen vor einem Millionenpublikum befragen lässt.

Jetzt war erst einmal Meta-Chef Mark Zuckerberg an der Reihe. Ein großes Thema für das fast dreistündige Gespräch lag auf der Hand: Zuckerbergs Entscheidung, die Faktenchecker bei Meta/Facebook abzuschaffen. Zuckerberg erklärte, dass in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft externe Überprüfungen von Fakten nicht immer als neutral wahrgenommen würden und deshalb neue Wege erforderlich seien. Nutzer sollten selbst eine aktivere Rolle übernehmen, indem sie kritischer hinterfragen, was sie online sehen. „Wir können die Menschen nicht immer vor Fehlinformationen schützen. Es ist an der Zeit, dass sie Verantwortung übernehmen und lernen, wie sie Informationen bewerten.“
Zuckerbergs Entscheidung wirft Fragen nach der Rolle der Plattformen in der Informationslandschaft auf. Macht sie Menschen medial kompetenter? Wird sie die Verbreitung von Falschinformationen noch forcieren? Wie steht es um die Verantwortung von Plattformen, möglichst Richtiges zu verbreiten? Zuckerberg betonte, Meta werde weiterhin Technologien entwickeln, um irreführende Inhalte algorithmisch zu markieren, allerdings ohne den bisherigen Einsatz von externen Faktenprüfern.
Zuckerberg argumentierte, dass digitale Mündigkeit eine Fähigkeit sei, die geschult werden müsse. „Wir haben jahrelang versucht, die Inhalte zu kuratieren und zu moderieren, aber letztlich liegt es in der Hand der Menschen, selbst zu entscheiden, was sie für glaubwürdig halten.“ Kritiker weisen darauf hin, dass eine noch stärkere Polarisierung droht, so lange nicht alle Nutzer gleichermaßen in der Lage sind, Wahres von Falschem zu trennen.

Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs war die Rolle von Meta im sich wandelnden digitalen Ökosystem. Zuckerberg sprach über die langfristigen Pläne seines Unternehmens, die Nutzerautonomie zu stärken. „Wir müssen den Menschen Werkzeuge an die Hand geben, um ihre digitale Realität selbst zu gestalten.“ Diese Philosophie spiegelt sich in Metas jüngsten Produktentwicklungen wider, darunter Features, die Nutzern mehr Kontrolle über ihre Feeds und Inhalte geben sollen. Ein Beispiel sei die Möglichkeit, Algorithmen individuell anzupassen, um personalisierte Inhalte noch besser zu filtern.
Rogan fragte piesackend, ob Zuckerberg womöglich die Kontrolle über sein Unternehmen verloren habe. Zuckerberg entgegnete, Meta sei trotz aller Herausforderungen weiterhin innovativ und habe klare langfristigen Ziele im Fokus. „Wir entwickeln Produkte, die nicht nur auf die Gegenwart reagieren, sondern auf die Zukunft ausgelegt sind. Das ist unsere Stärke.“
Künstliche Intelligenz
Von dort war es nicht weit zur Rolle von künstlicher Intelligenz (KI) in Metas Zukunftsplänen. Zuckerberg betonte, KI sei eine Schlüsseltechnologie, um Nutzererfahrung zu verbessern und Fehlinformationen effektiver zu bekämpfen. „Wir setzen auf KI, um Muster in Fehlinformationen zu erkennen und gleichzeitig Inhalte besser an die individuellen Bedürfnisse der Nutzer anzupassen.“ Rogan hakte nach, ob diese Technologien nicht auch missbraucht werden könnten, um Meinungen zu manipulieren. Zuckerberg räumte ein, dass jede Technologie Risiken berge, betonte jedoch, Transparenz und ethische Standards hätten bei Meta oberste Priorität.


Neben den technologischen Aspekten berührte das Gespräch die persönlichen Herausforderungen, mit denen Zuckerberg als CEO eines der größten Unternehmen der Welt konfrontiert ist. Er sprach über den Druck, ständig Entscheidungen treffen zu müssen, die Milliarden von Menschen betreffen. „Es gibt Tage, an denen die Verantwortung erdrückend wirkt. Aber es ist auch eine unglaubliche Gelegenheit, positive Veränderungen zu bewirken.“ Rogan fragte, wie er mit Kritik umgehe. „Man muss lernen, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. Nicht jede Kritik ist konstruktiv, aber jede bietet die Möglichkeit, zu reflektieren“, antwortete Zuckerberg.
Zuckerberg beschrieb, wie Meta von der US-Regierung aufgefordert wurde, Fehlinformationen im Zusammenhang mit Covid-19 und den Impfkampagnen strenger zu regulieren. „Wir befanden uns in einer außergewöhnlich schwierigen Situation. Einerseits wollten wir sicherstellen, dass korrekte Informationen verbreitet werden, andererseits mussten wir die Meinungsfreiheit schützen.“ Dieser Spagat habe oft zu Konflikten geführt, da Regierungsbehörden klare Erwartungen hatten, während Meta versuchte, eine neutrale Plattform zu bleiben. Zuckerberg gab zu, dieser Druck habe die internen Diskussionen über die Rolle der Faktenprüfung maßgeblich beeinflusst.
