“Künstliche Intelligenz ist der bedeutendste technologische Fortschritt der Geschichte.” Mit dieser Aussage machte Bill Gates jetzt in einer Diskussion mit angehenden Journalist:innen in Abu Dhabi deutlich, welche Bedeutung er der rasanten Entwicklung von KI beimisst.
Gates, als Mitbegründer von Microsoft einer der führenden Köpfe der Tech-Welt, hat die Evolution von KI über Jahrzehnte verfolgt. Er schilderte, wie die Idee der KI bereits vor seiner Geburt aufkam, als Alan Turing 1950 die Frage aufwarf, ob es je Computer geben könnte, die sich nicht von einem Menschen unterscheiden ließen. Der Weg dahin war lang und voller Herausforderungen. Was Turing für das Jahr 2000 prognostiziert hatte, wurde erst 2023 Wirklichkeit.

In den Anfängen scheiterten Computer an grundlegenden Aufgaben wie der Bilderkennung oder Spracherkennung. Gates beschreibt, wie KI-Systeme erst nach und nach Fortschritte erzielten, indem sie mit sogenannten neuronalen Netzwerken ausgestattet wurden. Dank dieser Technik verbesserten sich Computer in der Wahrnehmung von Sprache und Bildern. Schließlich erreichten sie ein Niveau, das mit dem menschlichen vergleichbar ist. Doch eine zentrale Hürde blieb: Die Maschinen konnten weder lesen noch schreiben – zumindest nicht in dem Sinne, dass sie komplexes Wissen aus Texten extrahieren und anwenden konnten.
Erst mit der Einführung von Modellen wie GPT-4 durch OpenAI vor rund zwei Jahren gelang ein entscheidender Durchbruch. Diese Technologie zeigte, dass Maschinen in der Lage sind, Prüfungen auf medizinischem Niveau zu bestehen und Informationen aus umfangreichen Textkorpora zu verarbeiten. Gates bezeichnet diesen Schritt als “phänomenal”. Den nächsten Meilenstein sieht er in der Fähigkeit zur sogenannten Metakognition – dem Nachdenken über das eigene Denken. Diese Fähigkeit werde KI noch leistungsfähiger machen.
Gates betont die Dringlichkeit, die Nutzung von KI global gerechter zu gestalten. “Typischerweise werden große Fortschritte zuerst in reichen Ländern verfügbar, und dann dauert es oft eine Generation oder mehr – über 20 Jahre –, bis sie auch in Ländern mit mittlerem oder niedrigem Einkommen weit verbreitet sind.” Ohne gezielte Maßnahmen drohe ärmeren Ländern erneut ein Rückstand. Um dem entgegenzuwirken, schlägt Gates vor, Infrastruktur für Cloud-Computing bereitzustellen und Sprachdaten für afrikanische Sprachen zu sammeln, damit KI auch dort wirkungsvoll eingesetzt werden kann.
Auch der Energiebedarf von KI wirft Fragen auf. Gates betont, dass der Übergang zu nachhaltigen Energiequellen Zeit brauche: “Jeder, der glaubt, dass wir eine abrupte Wende schaffen können, ist einfach nicht realistisch.” In den nächsten Jahren werde es nötig sein, Solarenergie massiv auszubauen und in manchen Fällen auch auf Erdgas zurückzugreifen, um den steigenden Strombedarf zu decken. Gleichzeitig könne KI jedoch dazu beitragen, neue Energiequellen zu erschließen, etwa durch die Weiterentwicklung von Kernfusion oder die Optimierung von Wind- und Solartechnologien.
Ein Bereich, in dem KI schon jetzt enorme Vorteile zeigt, ist die Medizin. Gates schildert, wie KI bei der Entwicklung neuer Medikamente gegen Krankheiten wie Malaria hilft, die jährlich Hunderttausende Kinderleben fordern. “Wir entwickeln neue Medikamente, einen neuen Impfstoff und auch eine genetische Methode, um massiv Moskitos zu töten.” Auch diagnostische Tools werden durch KI revolutioniert. Ein Beispiel ist die tragbare Ultraschalltechnologie, die werdenden Müttern in entlegenen Regionen zugutekommen kann, indem sie das Risiko von Schwangerschaftskomplikationen drastisch senkt.
Gates sieht in der KI eine mächtige Technologie, die das Potenzial hat, globale Herausforderungen zu lösen – sei es in der Gesundheitsversorgung, der Energieversorgung oder der Klimakrise. Doch er warnt auch vor den Risiken: Der Einsatz von KI müsse sorgfältig durchdacht werden, um sicherzustellen, dass niemand zurückgelassen wird. Nur durch kluge Planung und internationale Zusammenarbeit könne KI zu einem Werkzeug werden, das der gesamten Menschheit dient.