Magnus Carlsen heiratet

Magnus Carlsen wird an diesem Wochenende in Norwegen seine Freundin Ella Victoria Malone heiraten. Das berichten norwegische Medien unter Berufung auf einen engen Freund des angehenden Ehemannes.

Details zur anstehenden Zeremonie sind nicht bekannt. Sicher ist, die Frischvermählten werden nicht unmittelbar in die Flitterwochen aufbrechen können. Am nächsten Wochenende, 11./12. Januar, wird Magnus Carlsen in Hamburg erwartet, um für den FC St. Pauli in der Bundesliga zu spielen. Danach wären drei Wochen Zeit bis zum Auftakt der Freestyle-Tour am 7. Februar in Weissenhaus (offene Online-Qualifikation ab Samstag, 4. Januar).

Die Eheschließung fällt in die anhaltende Kontroverse um den Ausgang der Blitz-Weltmeisterschaft Ende 2024 in New York. Nachdem Carlsen seinem Finalgegner Ian Nepomniachtchi vorgeschlagen hatte, sich den Weltmeistertitel zu teilen, veröffentlichte ChessBase India ein Video, in dem Carlsen scherzte, dass sie “einfach kurze Remis spielen könnten, bis sie sich fügen”, sollte die FIDE einem geteilten Weltmeistertitel nicht zustimmen.

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Wollte Carlsen in erster Linie die FIDE vorführen? War es gar ein Fall von geplanter Manipulation, „Matchfixing“? Carlsen reagierte auf diese Anschuldigungen, indem er erklärte, er habe einen “schlechten Scherz” gemacht, keinen Versuch, die Integrität der Meisterschaft zu untergraben. Die Qualität des Matches sei beiderseits so hoch gewesen, beide Spieler hätten den Sieg verdient.

Das Reglement sah vor, dass beide Finalisten spielen, bis einer eine Partie gewinnt. Magnus Carlsen und Ian Nepomniachtchi wollten lieber beide Blitz-Weltmeister sein. FIDE-Präsident Arkady Dvorkovich stimmte dem Anliegen der beiden zu.

Überzeugt hat er damit kaum jemanden. Weder haben sich 2019 im Wimbledon-Finale Novak Djokovic und Roger Federer geeinigt, den Titel zu teilen, noch 2022 in Fußball-WM-Finale Argentinien und Frankreich. Das Wesen eines Finales besteht darin, einen Sieger zu ermitteln. Anders als beim Jeansgate drei Tage zuvor hat Carlsen in diesem Fall die öffentliche Meinung eher gegen sich.

Öffentlich ist jetzt auch sein zerstörtes Verhältnis zu FIDE-CEO Emil Sutovsky. “Ich glaube nicht, dass man mit diesem Mann in irgendeiner Weise vernünftig reden kann.” Sutovsky stehe nicht zu seinem Wort, hatte Carlsen schon vor der Blitz-WM erklärt. Sutovsky revanchierte sich, indem er das Video mit der vermeintlichen Remis-Absprache teilte und durchblicken ließ, Carlsens-Auftreten in New York sei Teil einer gegen die FIDE gerichteten PR-Strategie als Folge des Konflikts um die geplante Freestyle-WM.

Als der unter anderem von Sutovsky geteilte Clip öffentlich wurde, gab Magnus Carlsen obige Erklärung ab.

Wie immer diese Geschichte weiter- und ausgehen mag, Magnus Carlsen, der unlängst seine Mutter verloren hat, steht jetzt die bestmögliche Ablenkung bevor, der Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Erstmals im Februar 2024 zum Freestyle in Weissenhaus hatte ihn Ella Victoria Malone zu einem Wettkampf begleitet. Seitdem war sie regelmäßig dabei, zuletzt auch in New York.

Die Beziehung mit Malone ist Carlsens dritte, die öffentlich wird. 2017 beim Open auf der Isle of Man begleitete ihn seine damalige Freundin Synne Christian Larsen. Carlsen gewann das Turnier. Bei der Abschlusszeremonie bedankte er sich bei seiner Freundin für ihre Unterstützung. In den Monaten danach zerbrach die Beziehung.

Im Frühjahr 2019 kam Carlsen mit der norwegischen Kriminologie-Studentin Elisabet Lorentzen Djønne zusammen, ein Anlass für die bunten Blätter in Norwegen, Fotos von Djønnes Teilnahme an einem in Norwegen populären Model-Wettbewerb zu recyceln. Das Paar lebte gemeinsam im hochwertigen 127-Quadratmeter-Apartment auf der Osloer Halbinsel Tjuvholmen, das Carlsen Anfang 2020 für 21 Millionen Kronen (etwa 2 Millionen Euro) erwarb.

An der Seite seiner neuen Freundin erlebte Carlsen eine sportlich enorm erfolgreiche Phase: 107 Turnierpartien am Stück ohne Niederlage, drei Weltmeistertitel. Deutschland haben die beiden anlässlich des Grenke Classic bereist. Zusammen wurden sie unter anderem im Karlsruher Zoo gesehen. Im April 2021 endete die Beziehung.

Als Magnus Carlsen der Öffentlichkeit die Türen seines Apartments in Tjuvholmen öffnete: Ob die leicht bekleidete Plastikdame dort noch wohnt, ist nicht bekannt.

Nun scheinen der Weltranglistenerste ebenso wie seine Partnerin den Menschen gefunden zu haben, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollen. “Es ist sehr schön, sie bei mir zu haben. Sie ist verständnisvoll und unterstützt mich“, erklärte Carlsen während der Rapid- und Blitz-WM im norwegischen Fernsehen.

Malone wiederum sagt, sie genieße es, in die „verrückte, aber liebenswerte“ Schachszene einzutauchen. „Ich habe viele neue Freunde gewonnen.“ Mit Schach hatte sie bislang nichts am Hut, verfolgt aber die Partien ihres angehenden Gatten anhand des Bewertungsbalkens. „Ich möchte, dass Magnus gewinnt und glücklich ist. Ihn verlieren zu sehen, schmerzt mich, aber zum Glück passiert das selten.“

Ella Victoria Malone im Gespräch.

Allzu viel bekannt ist nicht über die 26-Jährige. Nach norwegischen Medienberichten ist sie als Tochter eines US-Amerikaners und einer Norwegerin in Oslo aufgewachsen. Die FAZ berichtete im Sommer, sie studiere in Nashville. In der Straits Times hieß es unlängst, sie habe mehrere Jahre in Singapur verbracht, wo sie einen Wohnsitz habe. Nun lebe sie gemeinsam mit Carlsen im Apartment Tjuvholmen.

Offenbar wächst sie nach und nach in die Managerrolle Carlsens hinein, die bislang ausschließlich dessen Vater Henrik Carlsen ausgefüllt hat. Als es nach „Jeansgate“ für das Carlsen-Lager darum ging, die Geschäftsbeziehung zum Jeans-Label G-Star wiederzubeleben, soll sie „eine zentrale Rolle“ gespielt haben.

Insbesondere Magnus Carlsen hat schon vor der Hochzeitsnachricht angedeutet, dass er eine Familie gründen und seinen Lebensmittelpunkt verlagern möchte. Er sei in Norwegen privilegiert, aber in seiner Freiheit eingeschränkt. Seine künftige Frau und Kinder wolle er nicht dem Druck aussetzen, unter dem er steht, sagte er im Oktober dem Guardian. Wenig später erklärte Malone gegenüber ChessBase India, der Schachszene könne eine Hochzeit bevorstehen, verriet aber nicht, wessen Hochzeit. Das ist nun geklärt.

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Bernd
Bernd
17 Tage zuvor

Mir gefällt sehr gut, was Carlsen und Nepo gemacht haben. Es ist ja nicht so, dass sie sich nicht darum bemüht hätten eine Entscheidung herbeizuführen. In den sieben Partien haben es beide nach besten Kräften versucht, so war zumindest mein Eindruck beim Anschauen der Übertragung. Aber dann haben sie entschieden, es nicht auch noch auf die spitzeste Spitze treiben zu wollen. Sehr schön, sehr menschlich – nach meinem Empfinden.   Hätten die beiden weitergespielt und in der achten, neunten, zehnten… Partie wäre einer zusammengebrochen: Wie viele derer, die jetzt enttäuscht sind, hätten gesagt: „Was für ein grausames Format. Beide hätten… Weiterlesen »

joschi
joschi
18 Tage zuvor

Um ehrlich zu sein: Magnus’ Heirat tangiert mich wenig. Schön für ihn. Wollen wir ihm wünschen, dass es hält (woran ich eher zweifle), aber: wurscht. Was ich interessanter finde ist, dass a) die FIDE wieder mal ein Reglement für eine WM hat, die Platz für Unvorhergesehenes lässt und b) dass mit dem Argument “ich bin müde” ganz einfach ein Kampf nicht ausgekämpft wird (man stelle sich Ähnliches beim Punktegleichheit beim Boxen vor! -oder vielleicht beim Tischtennis!). Ein Meilenstein im Schach. Kasparov/Karpov hätten das nie gemacht. Ob das sinnvoll ist, einen Kampf beliebig auszudehnen, weiß ich nicht. Aber dass es wenig… Weiterlesen »

Christoph
Christoph
18 Tage zuvor

Bei den Olympischen Spielen in Tokyo gab es etwas aehnliches:

Hier gab es bei einem Gleichstand nach Fehlversuchen und gleicher erzielter Höhe von 2,37 m mit dem ItalienerGianmarco Tamberi und dem KatariMutaz Essa Barshim zwei Olympiasieger. Beide verzichteten auf ein eigentlich für diesen Fall vorgesehenes Stechen.

Detlef Kleinelsen
Detlef Kleinelsen
17 Tage zuvor

Auf der einen Seite verhandeln sie nach Groucho Marx: “Es gibt Prinzipien. Du magst sie nicht? Ich habe auch noch andere. Lass uns einfach den Titel teilen, ich habe gute Beziehungen zu den Entscheidungsträgern…”… und dann erlebt man pure ungeschminkte Emotionen wie bei Ivanchuk vs Narditzky. Chuky spielt nicht nur Schach, er scheint auf Gedeih und Verderb mit Schach geradezu verschmolzen zu sein. Siehe https://m.youtube.com/watch?v=_evi2X-PY0c. Einer der traurigsten Schachvideos, die ich je gesehen habe. Aber Jeans machen heutzutage wahrscheinlich bessere Schlagzeilen. Verpassen wir gerade etwas wesentliches ? Was ist wichtig

Tobi
Tobi
17 Tage zuvor

Kann jemand den Link zum Guardian Artikel teilen? Ich finde ihn nicht.