Goldjunge Frederik Svane: “Wir hätten uns gerne mit den Besten gemessen. Dafür waren wir hier.”

Die Evolution des Schachgroßmeisters Frederik Svane zu einem kompletteren Schachspieler war während der Schacholympiade zu beobachten. Der für scharfe, von Dynamik geprägte Partien bekannte 20-Jährige spielte im Lauf des Wettbewerbs eine Reihe von Partien, auf die sein als Supertechniker bekannter Bruder Rasmus stolz gewesen wäre. Zur wachsenden Bandbreite auf dem Brett kommt die wachsende Spielstärke. Nach einer 2791-Performance in Budapest ist Frederik Svane jetzt die neue deutsche Nummer zwei.

Frederik Svane im Interview nach der letzten Runde in Budapest.

Ihm selbst bedeuten derartige Statistiken nicht viel, schon gar nicht im Kontext eines Mannschaftswettbewerbs, wie Frederik Svane jetzt nach der letzten Runde im DSB-Gespräch mit Katharina Reinecke sagte. Auch der siebte Platz, der Papierform nach okay, dürfte ihm nicht viel bedeuten, auch wenn Svane das nicht explizit sagt. An ihm nagt, dass das Team diesmal noch nicht dem eigenen Anspruch gerecht geworden ist, oben mitzuspielen und sich mit den Besten zu messen.

Das Interview nach der letzten Runde, redaktionell bearbeitet:

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Frederik, das Turnier ist vorbei, du hast mit 8 aus 9 Punkten und einer Performance von 2791 eine fantastische Leistung gezeigt. Wie geht es dir damit?

Ich habe gemischte Gefühle. Für die Mannschaft lief es insgesamt nicht so gut, wir hatten eigentlich nie die Chance, in die Top 3 zu kommen. Ich persönlich habe natürlich gut gespielt. Aber ich hätte lieber mit der Mannschaft etwas erreicht.

Mit Gold für die Einzelleistung vor Augen, wie groß war der Druck auf dich in der letzten Runde?

Darüber nachgedacht habe ich schon, aber selbst, wenn ich verloren hätte, hätte ich wahrscheinlich noch Gold gewonnen. Deshalb war mir das nicht so wichtig. Wie gesagt, die Mannschaft war wichtiger.

Wie würdest du den Verlauf des Matches und der Partie beschreiben?

Der Partieverlauf war kurios, weil mein Gegner eine dreifache Stellungswiederholung falsch reklamiert hat. Deswegen mussten wir weiterspielen. Zu dem Zeitpunkt hätte ich ein Remis nicht so schlecht gefunden. Ich dachte, Dimitrij hätte Chancen, aber es war kompliziert bei ihm. Im Verlauf des Matches dachte ich dann, dass uns ein 2:2 nicht weiterhilft, also habe ich auf Gewinn gespielt.

Die kuriose Partie Frederik Svanes aus der elften Runde.

Es gab Kritik, dass du gegen Armenien ausgesetzt hast, obwohl du der Topscorer des Teams warst. Was sagst du dazu?

Ich glaube nicht, dass das etwas am Ergebnis geändert hätte. Ich hatte bis dahin viel gespielt, war ein bisschen müde und hatte eine Bilanz von null aus zwei gegen die beiden letzten Bretter der Armenier. Im Nachhinein Entscheidungen zu kritisieren, ist immer einfach.

Du hast durch deine Leistung ordentlich Elo gewonnen, bist jetzt deutsche Nummer 2 und Nummer 74 der Welt. Was bedeutet dir das?

Solche Platzierungen sind mir nicht so wichtig. Ich werde einfach weiter versuchen, mich zu verbessern und schauen, wie weit ich noch komme.

Frederik Svanes Partie aus dem Match in der siebten Runde gegen Schweden.

Elisabeth Pähtz hat neulich gesagt, du habest den perfekten Charakter für Schach. Mit der richtigen Förderung von kleinauf könntest du auf einem Level mit Vincent Keymer sein. Was sagst du dazu?

Förderung hätte keinen großenUnterschied gemacht. Früher habe ich nicht so viel trainiert. Die Motivation, mehr zu machen, kam später. Heute bin ich froh, dass ich als Jugendlicher viele andere Dinge ausprobiert habe.

Wann kamst du an dem Punkt, an dem mehr ins Schach investiert hast?

Bis ich 13 war, habe ich nicht viel trainiert und auch nicht wirklich versucht, besser zu werden. Dann habe ich den Schalter umgelegt.

Feiert ihr dein Gold heute Abend?

Wir lassen den Abend ruhig ausklingen. Wir gehen zur Siegerehrung, vielleicht spielen wir noch ein bisschen Karten.

Dies war deine erste Olympiade. Wie fällt dein Fazit aus?

Schwer zu sagen, auch da: gemischte Gefühle. Es war ein schöner Spielort und eine gute Atmosphäre. In einer Mannschaft zu spielen, ist immer schön. Wir haben den siebten Platz erreicht, ohne gegen die stärksten Teams gespielt zu haben. Damit ist niemand von uns zufrieden. Wir hätten uns gerne mit den Besten gemessen, dafür waren wir hier. Etwas schade, aber so ist es nun einmal.

Vierter Einsatz, vierter Sieg: Frederik Svane im Match gegen die Mongolei.

Dein Blick auf andere Teams?

Was die Inder leisten – unglaublich!

Euer Team ist sehr jung, und viele sehen darin viel Potenzial. Wie siehst du das?

Das sehe ich auch so.Wir sind alle unter 30, eine Generation, sehr jung. Wir können uns noch verbessern. Auch wenn es ergebnistechnisch nicht so schlecht war, gibt es noch Luft nach oben. Aber ein Olympiaresultat hängt viel von anderen Faktoren ab, Glück zum Beispiel. Ich hoffe, dass wir in Zukunft noch mehr erreichen.

Was sind deine nächsten Turniere?

Nicht mehr viele dieses Jahr. Als nächstes spiele ich Europameisterschaft und die spanische Liga. Bei der EM will ich mich für den World Cup qualifizieren.

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Joschi
Joschi
15 Tage zuvor

Welches Team soll sehr jung sein? Das deutsche?
Jung ist man im Schach nicht unter 30 sondern unter 20. Kann mir nicht vorstellen, dass Blübaum und Donchenko sich noch viel entwickeln …

Andreas Lange
Andreas Lange
16 Tage zuvor

Bei den offiziellen Fotos der Sieger an Brett 1 im Open wird Bronzegewinner Magnus Carlsen (aus Versehen?) nicht abgebildet, während in allen anderen Kategorien die Gold-, Silber- und Bronzemedaillengewinner mit abgelichtet werden. Sehr merkwürdig. War er nicht anwesend?

Last edited 16 Tage zuvor by Andreas Lange