Nach einem 2,5:1,5 über Bulgarien in der elften und letzten Runde beenden die deutschen Männer die Schacholympiade mit 16:6 Punkten auf dem 7. Platz. Die Frauen sind nach einem abschließenden 1:3 gegen Armenien mit 14:8 Punkten auf den 22. Rang zurückgefallen.
Teamübergreifend überragender Akteur war Frederik Svane. Der 20-Jährige siegte auch in der letzten Runde, schraubte seine Bilanz auf 8 Punkte aus 9 Partien. Mit einer Performance knapp unter 2800 gewann Svane die Goldmedaille für die beste Leistung am fünften Brett. Dank eines Eloplus von fast 15 Punkten ist Svane die neue Nummer zwei im deutschen Schach.
Die Männer schließen den Wettbewerb mit der höchsten Platzierung ab, die ihnen im Lauf der elf Runden gelungen ist, sogar mit der zweitbesten Brettpunktzahl aller Mannschaften. Hinsichtlich des Endergebnisses kam der Mannschaft entgegen, dass sie als Folge zweier Ausrutscher stets hinter der Spitzengruppe lag, sodass ihr Vergleiche mit den Topteams erspart blieben. In der für die Platzierung wichtigen letzten Runde auf einen besiegbaren Gegner zu treffen und diesen tatsächlich zu besiegen, machte aus dem gefühlt durchwachsenen ein dem Papier ordentliches Mannschaftsresultat.
Anders als die Männer hatten die Frauen kurz vor Schluss sogar eine Medaille in Reichweite. Zwei Niederlagen in den letzten beiden Runden, die einzigen des Turniers, führten zu einem Absturz im Klassement. Beste Spielerin im Team der Frauen war mit 7,5 Punkten aus 10 Partien Elisabeth Pähtz. Mit einer 2477-Performance belegt sie Rang zwei in der Wertung fürs zweite Brett, übertroffen nur von Carissa Yip (USA) mit einer überragenden 2634. Pähtz hat als einzige Deutsche Elo gewonnen.
Nach dem Triumph von Gukesh beim Kandidatenturnier hat Indien die Schacholympiade 2024 dominiert. Indien gewann das offene Turnier überlegen und das der Frauen knapp.
Das Team aus Gukesh D, Praggnanandhaa R, Arjun Erigaisi, Vidit Gujrathi und Harikrishna Pentala mit Srinath Narayanan als Kapitän führte während des gesamten Turniers, gewann zehn Matches und spielte einmal unentschieden. Vor der letzten Runde lagen die Inder zwei Punkte vor China. Sie hätten nur ein Unentschieden gebraucht, um sich die Goldmedaille zu sichern, aber besiegten Slowenien mit 3,5:0,5.
Gukesh spielte ein phänomenales Turnier, erzielte in 10 Partien 9 Punkte und gewann die Einzelgoldmedaille am Spitzenbrett. Arjun Erigaisi war ebenfalls ein Leistungsträger: 10 Punkte aus 11 Partien, Einzelgold am dritten Brett. Beide verbesserten ihre FIDE-Ratings erheblich und stehen kurz davor, die 2800er-Marke zu knacken. Erigaisi ist jetzt Weltranglistendritter mit 2797, Gukesh Fünfter mit 2794.
Gut möglich, dass der nächste Auftritt des indischen Überteams in einer Woche in Kirchweyhe, Deutschland zu sehen ist. Bis auf Harikrishna sind alle Spieler der indischen Mannschaft Teil des Bundesligateams des Düsseldorfer SK. Am kommenden Wochenende spielt Meisterschaftsfavorit Düsseldorf in Kirchweyhe gegen Mülheim-Nord und den Gastgeber. Um eine Kollision mit der Global Chess Tour in London zu vermeiden, haben die Düsseldorfer ihren Saisonauftakt um eine Woche vorgezogen. Alle anderen Teams starten am ersten Oktoberwochenende in die Bundesligasaison 2024/25.
Das indische Frauenteam hatte einen starken Start in die Schacholympiade: sieben Siege in Folge. In Runde acht verloren die Inderinnen gegen Polen und spielten dann gegen das Team USA unentschieden, was das Rennen um die Medaillen bis zum Schluss spannend machte. Vor der letzten Runde lag Indien gemeinsam mit Kasachstan auf dem ersten Platz.
Das Team Harika Dronavalli, Vaishali R, Divya Deshmukh, Vantika Agrawal und Tania Sachdev mit Abhijit Kunte als Kapitän lieferte im Enddspiel gegen Aserbaidschan mit 3,5:0,5 eine starke Leistung ab. Parallel spielte Kasachstan 2:2 gegen die USA – Gold für Indien.
Die 18-jährige Divya Deshmukh, Debütantin in der ersten indischen Mannschaft, war während der gesamten Veranstaltung nicht zu stoppen. Sie bestritt alle Partien, erzielte 9,5 Punkte und gewann für ihre Leistung am dritten Brett Einzelgold.
Der Kampf um die Silber- und Bronzemedaillen war in beiden Sektionen knapp. Fünf Teams belegten im offenen Sektion den zweiten Platz. Turnierfavorit USA besiegte China in einem hart umkämpften Match und kam auf 17 Punkte. Titelverteidiger Usbekistan schlug Frankreich knapp, Serbien triumphierte über die Ukraine mit 3,5:0,5 und Armenien besiegte den Iran knapp, um sich mit 17 Punkten dem Feld punktgleichen Quintett anzuschließen. Die Tiebreaks begünstigten die USA, die Silber holten, und Usbekistan (Bronze).
Bei den Frauen kämpfte Kasachstan bis zum Schluss um Gold und holte sich schließlich Silber. Vier Teams – USA, Spanien, Armenien und Georgien – belegten punktgleich den dritten Platz. Die Wertung begünstige Team USA, das Bronze holte.
Elf mal herzlichen Dank für die olympischen Berichte !
“zweitbesten Brettpunktzahl aller Mannschaften” und “gegen kein Topteam” ist sehr verharmlosend ausgedrückt. Stimmt, die Mannschaft hat gegen keine vor ihr gesetzte gespielt, sie hat aber auch nur gegen eine(!) der auf Platz 1 bis 25 gelandeten Mannschaften gespielt und diesen Kampf chancenlos verloren. Damit den siebten Platz zu belegen zeigt, dass die Tiebreak Regeln immer noch suboptimal sind.
Divya ist keine Olympia-Debütantin, sondern hat zusammen mit Vantika 2022 im Team India-2 in Chennai gespielt.
kleine Korrektur, Divya hat bereits in Chennai mitgespielt und ist daher keine Debütantin. Ansonsten auch von mir vielen Dank für die Berichte.
Was mir von dieser Olympiade in Erinnerung bleiben wird, sind die beispielgebenden und supersympathischen Inderinnen und Inder. Voll fokussiert am Brett, überlegen, aber niemals arrogant. Und feiern können die – wunderbar.
Das hab ich beim Schach so von noch keiner anderen Nation gesehen.
In 2 Jahren drücke ich außer den deutschen Schachspieler*innen auch wieder den Indern die Daumen.
Ich gehe mal davon aus, dass Dinara aufgetragen worden war, am ersten Brett das Remis zu halten, anders kann ich mir den doch recht leblosen Auftritt nicht erklären. Gegen größtenteils deutlich eloschwächere Gegner hätte durchaus ein bisschen mehr drin sein dürfen.
Indische Dominanz wird immer überwältigender. Bin gespannt wo das noch hinführt, macht jedenfalls Spaß zuzugucken.