Dank eines 3:1-Siegs über England in der neunten Runde etablieren sich die deutschen Frauen im Spitzenfeld der Schacholympiade. Mit 14:4 Punkte wahren Wagner, Pähtz&Co. zwei Runden vor Schluss die Medaillenchance. Die Männer unterliegen Armenien 1:3. Mit 12:6 Punkten ist das Podium außer Reichweite.
In der zehnten Runde treffen die Frauen auf die an drei gesetzten Polinnen, das erste Duell einer deutschen Mannschaft gegen ein höher gesetztes Team. Die Männer bekommen es mit den an 33 gesetzten Argentiniern zu tun.
Vor der neunten Runde standen beide Teams mit 12:4 Punkten zwei Zähler hinter den Medaillenrängen vor einer ähnlichen Situation. Die Chance nach oben existent, aber in Ermangelung eines Polsters für weitere Punktverluste würde diese Chance nur intakt bleiben, wenn gewonnen wird. Siege mussten her.
Das Match der Frauen begann mit einer Kuriosität. Im sechsten Zug bewegte Elisabeth Pähtz ihren König. Fortan musste sie gegen Jovanka Houska ohne echte Rochade zurechtkommen, bewerkstelligte aber eine künstliche und geriet nie in Gefahr. Als sich ihr im 19. Zug die Gelegenheit bot, die Partie per Dauerschach abzumoderieren, griff sie zu.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Josefine Heinemann am dritten Brett schon eine positionelle Massage angesetzt, während es bei Dinara Wagner und Hanna Marie Klek ausgeglichen aussah. Kurz vor der Zeitkontrolle hatte Wagner die Möglichkeit, die Partie per Dauerschach zu beenden. Aber ihr bot sich eine Alternative, die verlockend ausgesehen haben muss: Ein Endspiel Läufer vs. Springer mit entferntem Freibauern und besserem König. Wagner entschied sich dagegen – remis.
Wenig später gewann Hanna Marie Klek in einer Stellung, die besser aussah, aber längst nicht aufgabereif für ihre Gegnerin. Was war da los? Der DSB mutmaßte auf X, Klek habe durch Zeitüberschreitung gewonnen.
Beim Stand von 2:1 lag es an Heinemann, gegen Harriet Hunt den Deckel draufzumachen. Das tat sie genüsslich und ohne Luft reinzulassen. In drückend überlegener Stellung sammelte sie erst einen Bauern ein, dann einen zweiten. Schließlich stand sie vor der angenehmen Wahl, ihre Freibauern laufen zu lassen oder über den entblößten schwarzen Monarchen herzufallen. Sie entschied sich für eine Kombination aus beidem. Als im 62. Zug ein Matt in 14 auf dem Brett stand, gab sich Hunt geschlagen.
Oben reinkommen”, “gegen eine vernünftige Mannschaft etwas reißen” hatte Bundestrainer Jan Gustafsson vor dem Achtrundenmatch gegen Kroatien als Ziel ausgegeben. Aber der dritte Sieg in Folge und das beste Match des Turniers führten nicht zu einer Dynamik, aus der die fürs “oben reinkommen” notwendigen weiteren Siege entstanden. Gegen Armenien, zweifellos ein vernünftiger Gegner, der erste nominell etwa auf Augenhöhe, kämpften die Deutschen ohne Top-Scorer Frederik Svane von Anfang bis Ende mit dem Rücken zur Wand.
Das Match begann mit einem verlorenen Eröffnungsduell. Als Dmitrij Kollars sich nach 32 Zügen ins Remis fügte, waren dem Armenier gerade einmal drei Minuten Bedenkzeit von der Uhr getickt. Offenbar hatte er bis ins blutleere Endspiel seine Vorbereitung aufs Brett gebracht. Damit war ein Weiß-Aufschlag vergeben.
Als ob es dafür Kompensation gäbe, spielte Matthias Blübaum am dritten Brett mit den schwarzen Steinen gegen Benoni im Anzug. Das funktionierte wunderbar, bis Blübaum ausgangs der eigentlich günstig gelaufenen Eröffnung ins Straucheln geriet. Während er seinen Turm von f8 nach e8 und im nächsten Zug zurück zog, brachte sich das weiße Springerpaar zusammen mit der Dame in Stellung, um sich auf den schwarzen König zu stürzen. Von da an passte der weiße Anzug. Es wurde ein Spiel auf ein Tor, das Gabriel Sargissian effektvoll für sich entschied.
Nach einigem Hin und Her bei Vincent Keymer und Alexander Donchenko stabilisierte sich beim Stande von 0,5:1,5 die Lage dahingehend, dass die Deutschen an beiden verbliebenen Brettern ums Remis kämpften, beide in Endspielen mit einem Bauern weniger. Keymer an eins und Donchenko an vier gelang die Rettung. Was in einer anderen Konstellation ein Husarenstück gewesen wäre, gestaltete in der neunten Runde von Budapest nur die Niederlage milder.
Das war es dann wohl mit einer vorderen Platzierung für die Männer. Schade, angesichts des Potentials der Mannschaft.
Mal schauen, was bei den Frauen noch geht. Gegen Polen sind sie zumindest nicht Favorit.
[…] die in Budapest unser Land vertreten. Das sportliche Ziel hatten sie anfangs im Sinn, seit dem Sieg über England vor Augen: eine Medaille beim mit Abstand größten, wichtigsten Schachmannschaftswettbewerb der […]
Am Ende sollten die Damen mehr bekommen als ein
Abendessen mit den eingeflogenen Expertenteam und eine Stadtrundfahrt oder Donau-Bootsfahrt mit Beleuchtung.